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Der Mensch erscheint im Holozän – Wikipedia

Der Mensch erscheint im Holozän

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die parabolische Erzählung Der Mensch erscheint im Holozän (1979) ist eines der späteren Bücher Max Frischs. Eine originelle Besonderheit in der Aufmachung des Buches: Es sind diverse Bilder und Textausschnitte abgedruckt, die vom Protagonisten (auf der Meta-Ebene) aus seinen Lexika herausgerissen wurden. Dieser Kunstgriff kann einem einen tiefen Einblick in die Welt des einsamen alten Herrn Geiser ermöglichen und lässt einem die Erzählung glaubwürdiger erscheinen („beweist“ die Fiktion). Atmosphärisch auch der Satzbau: viele Trennungen mit Absätzen strukturieren das ganze Geschehen, dass man gar nicht anders kann, als Wort und Inhalt in dieser langsam verstreichenden Zeit Geisers zu lesen, und die Ruhe des abgelegenen Tessiner Bergdorfs, in dem die ganze Handlung spielt, förmlich zu spüren glaubt.

„Der Mensch erscheint im Holozän“ wurde 2005/ 2006 in die 20-bändige „Schweizer Bibliothek“ der Wochenzeitschrift "Das Magazin" aufgenommen. Es wird, neben dem - ebenfalls späten - „Montauk“ (1975), von vielen Lesern zu den besten und reifsten zwei Büchern Frischs gezählt. „Montauk“ konkurriert also hart mit „Der Mensch erscheint im Holozän“ um den Ruf, Frischs Meisterwerk zu sein. Marcel Reich-Ranicki hätte an dessen Stelle in der „Schweizer Bibliothek“ lieber „Montauk“ gesehen.

[Bearbeiten] Handlung

Die Maggia bei Lodano
Die Maggia bei Lodano

Der betagte Herr Geiser langweilt sich in seinem Tessiner Berghaus während eines langen Unwetters derart, dass er versucht „eine Pagode zu türmen aus Knäckebrot“ und sogar den Donner kategorisiert („Roll-Donner“, „Knall-Donner“ etc.).

Die Postangestellte sagt, ein oder mehrere Hänge seien gerutscht; das Tal ist durch starke Regengüsse von der Umwelt abgeschnitten. In der fast schon paranoiden Befürchtung, dass einmal der ganze Berg rutschen und das Dorf verschütten könne, liest Herr Geiser im Lexikon, in der Bibel, in Geschichtsbüchern und schreibt für die Nachwelt ab oder schneidet/reißt aus den Büchern heraus, was nicht vergessen werden soll. Die Zettel und Abschriften klebt er an die Wände des Wohnzimmers. Dabei wird er sich bewusst, dass die verdeckten Rückseiten ebenso wichtig sein können, wie die sichtbar an der Wand befestigten Vorderseiten, doch die Blätter sind schon zerstört und eine Seite unleserlich gemacht worden.

Da er aber nicht die ganze Zeit damit verbringen kann, geht er ein paar Mal vor die Tür um sich die Beine zu vertreten. Auf diesen kleinen Ausflügen merkt er, dass er an seine Grenzen stößt. Geiser denkt über das Wissen nach, dem er eine hohe Bedeutung zumisst, gelangt aber auch zu ernüchternden Einsichten darüber („Ob es Gott gibt, wenn es einmal kein menschliches Hirn mehr gibt, das sich eine Schöpfung ohne Schöpfer nicht denken kann?“). So merkt er unter anderem, wie klein und unbedeutend der Mensch ist („Der Mensch erscheint im Holozän“) und kommt unter anderem zum Schluss, dass es keine Rolle für harte Wahrheit, die Existenz der Dinge, spielt, ob man davon weiß oder nicht. Der alte Mann wird sich langsam darüber klar, dass er so oder so dem Kreislauf des Lebens ausgeliefert ist, nicht zuletzt des eigenen körperlichen und geistigen Verfalls.

Dieser geistige Verfall zeigt sich dadurch, dass Herr Geiser am Anfang der Erzählung allenfalls leicht zerstreut ist, aber nach und nach erst Kleinigkeiten, später wichtige Dinge vergisst. So geht er am Anfang der Erzählung in ein Wirtshaus, um Streichhölzer zu kaufen, vergisst das aber nach zwei Schnäpsen. Später vergisst er zum Beispiel, die Suppe, die ihm eine Nachbarin gebracht hat, zu essen. Am Ende der Erzählung kann Herr Geiser zum Beispiel sich nicht mehr an den Namen seiner Tochter erinnern. Nach und nach zeigt sich Irrsinn bei Herrn Geiser: Er montiert den Handlauf der Treppe ab, damit er an die Spinnenweben über der Treppe herankommt; er wandert über den Pass in das nächste Tal, kehrt aber kurz vor dem Ziel um und er grillt seine Katze im Kamin, bereut es aber später. Am Ende der Erzählung schließt er sich tagelang im Haus ein, reagiert nicht auf das Türklingeln und wirft mit Tassen nach seinen besorgten Nachbarn. Der Verlauf des geistigen Verfalls entspricht der Schilderung auf einem der Ausschnitte, die er an die Wand heftet.

Ein weiterer Höhepunkt der äußerlich recht ereignislosen Erzählung ist ein Salamander, der sich ins Haus verirrt. Sonst bewegen Geiser nur noch der Kontakt zur Tochter und die Nahrungsmittel, die ablaufen und die er den Nachbarn schenken will.

Das ganze Wissens-horten erscheint unter manchen Gesichtspunkten lächerlich (Herr Geiser schämt sich selbst dafür) und nur noch als ein chaotisches Gewirr aus Ausrissen und Handnotizen - „der Mensch bleibt ein Laie“. Geiser erleidet gegen Ende einen Gehirnschlag, der seinem Gedächtnis noch weiter zusetzt. Hier wird deutlich, dass die Furcht vor dem Bergsturz, der das Gedächtnis der Menschheit bedroht, nicht zuletzt die Furcht vor dem Verlust des eigenen Gedächtnisses ist. Darin liegt die Parabel.

[Bearbeiten] Trivia

  • In dem Buch verstecken sich diverse Bezüge auf Island. Der Nachname „Geiser“ weist z. B. vermutlich auf „Geysir“ hin.
  • Es existiert eine - eher unbekannte - Verfilmung.
  • Es gibt ein Theaterstück „Der Mensch erscheint im Holozän“, als Koproduktion von Stephan Roppel und dem Theater im Kornhaus Baden.
  • Tatsächlich erschien der moderne Mensch nicht erst im Holozän (begann vor etwa 11700 Jahre), sondern bereits im Pleistozän. Die frühsten Vertreter der Gattung Mensch werden sogar auf das Pliozän zurück datiert. Der Titel verweist somit deutlich auf den Verlust des Gedächtnisses des Protagonisten.

[Bearbeiten] Bewertungen

  • Die New York Times Book Review hat diese Erzählung zur interessantesten und wichtigsten des Jahres 1980 gewählt.
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