Bismarck-Nationaldenkmal
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Das 1901 eingeweihte Bismarck-Nationaldenkmal ist ein monumentales Denkmal des ersten deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck in Berlin. Das letzte große Werk von Reinhold Begas stand ursprünglich auf dem Königsplatz, dem heutigen Platz der Republik, vor dem Reichstagsgebäude und wurde 1938 an den heutigen Standort am Großen Stern versetzt. Noch weitgehend erhalten dokumentiert es die Denkmalkultur des Wilhelminismus stellvertretend für die verschwundene Siegesallee und für das bis auf den Sockel abgetragene Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal auf dem westlichen Schloßplatz.
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[Bearbeiten] Wettbewerb und Auftrag an Reinhold Begas
Nach einem fehlgeschlagenen Wettbewerb mit über 90 Teilnehmern erhielt der von Kaiser Wilhelm II. sehr geschätzte Bildhauer Reinhold Begas den Auftrag zur Errichtung des Bismarck-Nationaldenkmals auf dem östlichen Teil des Königsplatzes. Die 15 Meter hohe, 20 Meter breite und 12 Meter tiefe Denkmalanlage, ursprünglich seitlich eingefasst von zwei halbkreisförmigen Wasserbecken mit Springbrunnen und einer Tritonen- und einer Najadengruppe aus Sandstein von Ludwig Cauer, wurde zwischen 1897 und 1901 vor dem Reichstagsgebäude errichtet. Die feierliche Einweihung fand am 16. Juni 1901 statt.
[Bearbeiten] Beschreibung der Anlage
Der Sockel aus poliertem roten Granit trägt die 6,6 Meter hohe Bronzefigur Otto von Bismarcks in der Uniform der Halberstädter Kürassiere, wie er im alten Reichstag zu erscheinen pflegte. Die linke Hand hält er fest um den Griff des Pallaschs, die rechte Hand ruht auf der Urkunde der Reichsgründung. Unbeugsame Willenskraft spricht aus der kraftvollen Haltung und dem Ausdruck der blitzenden Augen [1], wie Griebens Reiseführer Berlin und Umgebung 1909 schreibt.
Vorn trägt der Sockel die einfache Inschrift Bismarck, hinten die Widmung Dem ersten Reichskanzler das Deutsche Volk 1901. An der rechten Wange des Sockels zeigt ein Bronzerelief einen Jüngling mit Fackel und einen Jüngling mit Fanfare vor der Herme Bismarcks, die darüber schwebende Genien mit Blumen schmücken. Auf dem Relief der linken Wange wird eine Eule mit Federkiel in den Klauen von Raben und Krähen umkreist.
Die vier Figuren um den Hauptsockel stehen für die seinerzeitige Heroisierung Bismarcks zu einem Übermenschen, der nicht mehr durch die Hauptfigur allein abgebildet werden konnte, sondern durch weitere Figuren erläutert wurde. Vor dem Sockel kniet auf dem Unterbau vorn ein Atlas, die Weltkugel auf dem Rücken tragend, Bismarcks Titanenkraft andeutend [2] und ein Symbol der erdumspannenden Größe Bismarcks [1]. Hinten kniet Siegfried, das (Reichs)-Schwert schmiedend, mit dem Bismarck des Reiches Feinde bezwungen [2]. Auf der rechten Seite des Unterbaus reitet eine Sibylle, auch als Allegorie der Staatsweisheit gedeutet, auf dem Rücken einer Sphinx, ins Buch der Geschichte schauend, das sie in ihrer linken Hand hält als Symbol der geistigen Bedeutung Bismarcks [1]. Auf der linken Seite des Unterbaus drückt eine weibliche Herrschergestalt mit Zepter und Krone, vermutlich Germania oder eine Allegorie der Staatsgewalt, den Leoparden der Zwietracht und des Aufruhrs mit dem Fuß nieder, was die unbezwingliche Kraft [1] Bismarcks symbolisiert. Der Leopard ist ein Frühwerk von August Gaul, ein Schüler Reinhold Begas.
An den beiden Ausbuchtungen des Unterbaus zeigen drei Reliefs auf der Vorderseite die Vorbereitung zur Reichsgründung 1871. Im linken Relief Wie Deutschland laufen lernt unterweist die Mutter einen pausbäckigen Jungen - vermutlich den Deutschen Michel - am Gängelband in der Kunst des Laufens. Im mittleren Relief Wie Deutschland erwacht weckt eine Frauengestalt den mit Zipfelmütze und Pantoffeln auf einem Bärenfell schlafenden Deutschen Michel und weist ihn auf das im Hintergrund lauernde Heer der anderen Völker. Das rechte Relief Deutschland als junger Herkules zeigt den Deutschen Michel im siegreichen Kampf. Auf der Rückseite stellen drei weitere Reliefs die Vollendung des Bismarckschen Werkes [1] dar. Im linken Relief eilt Germania triumphierend auf dem Siegeswagen heim, ein Jüngling stürmt mit der frohen Botschaft voran. Das mittlere Relief zeigt die thronende Germania, die sich flankiert von Allegorien der Arbeit und der Kunst die Kaiserkrone auf das Haupt setzt. Im letzten Relief schließlich steigt Germania von der Quadriga herab und bringt dem Volk die Segnungen des Friedens.
[Bearbeiten] Bewertungen
Nach der Aufstellung des Denkmals bemängelten Kritiker vor allem die begleitenden Figuren und die Bronzereliefs und deren künstlerische Qualität aber auch das Missverhältnis der Figuren untereinander. Der wohl eher zurückhaltende Reiseführer Baedeker Berlin und Umgebung bezeichnet sie in der Ausgabe von 1921 als weniger verständlich, inhaltlich z. T. unbedeutend und skizzenhaft ausgeführt.
[Bearbeiten] Verschiebung an den Großen Stern
Wegen der von Albert Speer geplanten Nord-Süd-Achse für die Welthauptstadt Germania wurde das Bismarck-Nationaldenkmal 1938 zusammen mit der Siegessäule, den Figuren der Siegesallee und den Denkmälern von Albrecht von Roon und Helmuth Karl Bernhard von Moltke an die nördliche Seite des Großen Sterns versetzt. Nach den Planungen sollte hier ein Forum des Zweiten Reiches, also des Kaiserreiches von 1871 entstehen.
Bei der Wiederaufstellung wurde der Abstand der Nebenfiguren vom Hauptpostament um ungefähr einen Meter verringert und die Zahl der Stufen des Unterbaus von sieben auf drei reduziert. Dies verstärkte das Missverhältnis der einzelnen Figuren untereinander und die Gesamtwirkung des Denkmals nochmals.
[Bearbeiten] Nachkriegszeit
Bei der Restaurierung des Denkmals in den Jahren 1958 bis 1960 wurden die sechs Bronzereliefs des Unterbaus abgenommen und nicht wieder angebracht, der Verbleib ist dem Berliner Landesdenkmalamt nicht bekannt [3]. Sie sind durch neutrale Platten aus rotem Granit ersetzt. Das Bismarck-Nationaldenkmal steht unter Denkmalschutz.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur und Quellen
- Peter Bloch (Herausgeber): Ethos und Pathos: die Berliner Bildhauerschule 1786 - 1914, Teil: Beiträge mit Kurzbiographien Berliner Bildhauer, Gebrüder Mann Verlag, Berlin 1990. ISBN 3-7861-1598-2, Seite 200f
- ↑ a b c d e Griebens Reiseführer: Berlin und Umgebung, Berlin 1909. ohne ISBN, Seite 100
- ↑ a b Hermann Müller-Bohn: Die Denkmäler Berlins in Wort und Bild, Berlin 1905. ohne ISBN, Seite 65f
- ↑ schriftliche Auskunft des Berliner Landesdenkmalamtes
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 52° 30' 57" N, 13° 20' 59" O