Škoda (Maschinenbau)
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Škoda [ˈʃkɔda] ist ein Maschinenbaukonzern mit Sitz in Plzeň (Pilsen), Tschechien mit den Geschäftsfeldern Energie (Turbinen, Anlagenbau etc.) und Transport (Eisenbahn, Straßenbahn, Omnibus, etc.).
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[Bearbeiten] Geschichte
Ernst von Waldstein gründete das Werk 1859 und produzierte mit über 100 Arbeitnehmern Einrichtungen für Zuckerfabriken, Brauereien und Bergwerke, sowie Kessel, Dampfmaschinen, Brücken und diverse Eisenbahneinrichtungen.
Ab 1866 leitete das Werk der Ingenieur Emil Škoda. Dieser kaufte Waldstein im Juni 1869 schließlich den Betrieb ab, seitdem trägt der Betrieb Škodas Namen. Emil Škoda modernisierte das Werk umfangreich, 1871 kam eine neue Gießerei dazu, 1872 eine neue Maschinenbauhalle, 1882 eine Schmiede und 1886 ein neues Stahlwerk. Im Jahre 1876 entstand die erste Auslandsvertretung in Kiew, wohin Škoda hauptsächlich Zuckerfabriken lieferte (ein späteres Hauptgebiet des Konzerns). Neben Zuckerfabriken, Brauereien oder Dampfmaschinen orientierte sich Škoda immer mehr in Sachen Rüstungstechnik. Ab 1886 wurden in Pilsen Kanonentürme für Schlachtschiffe hergestellt, drei Jahre später dann auch die Kanonen. Ab den 80er Jahren spezialisierte sich Škoda auch auf Brückenbau. Ab 1890 arbeitete eine neue Rüstungsabteilung, für die 1896 ein neues Werk erbaut wurde. 1899 wurde der Betrieb in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, Emil Škoda behielt sich aber die Aktienmehrheit. Am 8. August 1900 stirbt Emil Škoda bei einer Zugreise zum Kurort Bad Gastein. Zur dieser Zeit arbeiteten im Betrieb 3211 Arbeiter und ca. 250 Verwaltungsangestellte. Zu den Vorzeigestücken aus der Jahrhundertwende gehören zum Beispiel Teile für Schleusen des Suezkanals, Teile des Niagara-Kraftwerks oder Teile für japanische, russische und südamerikanische Schlachtschiffe oder für französische und deutsche Handelsschiffe. Škoda spezialisierte sich immer mehr auf die Rüstung. Andere Geschäftsfelder wurden als die Aktiengesellschaft Spojené strojírny, früher Škoda, Ruston, Bromovský, Ringhoffer ausgegliedert. Škoda wurde so zum reinen Stahl- und Rüstungskonzern. Das Werk stieg zur größten Waffenschmiede der Habsburgischen Monarchie Österreich-Ungarn auf. Es produzierte unter anderem Kanonen aller Größen, bis hin zu Bordkanonen der K.u.K. Marine und Mörsern im Kaliber 380 mm. Škoda erprobte selbst in der k.u.k. Artillerie-Schießschule in Hajmáskér neue Geschütze. In den Jahren 1914 bis 1918 lieferte das Werk 12693 Kanonen an die K.u.K. Armee. Im Jahre 1914 arbeiteten bei Škoda ca. 10.000 Angestellte, 1917 waren es schon 32.000. Im Mai 1917 kam es zu einem schweren Unfall in der Munitionsfabrik im Pilsner Stadtteil Bolevec, bei dem über 200 Menschen ums Leben kamen.
Nach Kriegsende war Škoda ein überdimensionierter und voll auf die Rüstungsindustrie orientierter Mammutkonzern. Die zum Richtungswechsel zu friedlich anwendbaren Industrien benötigten Mittel kamen vom französischen Rüstungskonzern Schneider et Cie. Das erste Nachkriegsprodukt waren Lokomotiven. Es entstanden die Geschäftsfelder Lebensmittel-, Tabak-, Automobil- und Flugzeugindustrie. Škoda baute in aller Welt Zuckerfabriken, Mühlen, Brauereien, Kraftwerke, Bergwerke oder Schlachtwerke auf. 1921 fusioniert Škoda wieder mit Spojené Strojírny. In den Konzern wurden Betriebe in Hradec Králové und Prag eingegliedert, dazu kamen zwei Kohlebergwerke. Im Jahre 1925 fusionierte Škoda mit dem Automobilhersteller Laurin & Klement in Mladá Boleslav (heute Automobilhersteller Škoda Auto), 1926 wurde der Flugzeughersteller Avia eingegliedert und 1927 besaß Škoda eine eigene Fluggesellschaft. Im Jahre 1930 beschäftigte der Konzern 36.000 Angestellte.
Während des zweiten Weltkrieges gehörte die Aktienmehrheit von Škoda (und der Waffenschmiede Brünn) zuerst den Vereinigten Stahlwerken und der Dresdner Bank, später den Reichswerken Hermann Göring AG. 1942 entsteht die Holdinggesellschaft Waffen-Union Škoda-Brünn mit Sitz in Berlin. Nur im Werk Pilsen arbeiteten 1944 45.000 Arbeiter, im ganzen Konzern waren es um 101.000. Am 25. April 1945 wurde das Werk in Pilsen durch einen Luftangriff der Alliierten fast vollständig zerstört.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Škoda wie auch weitere wirtschaftlich bedeutende Betriebe verstaatlicht und einige leichtere Zweige (Autos, Flugzeuge und Ähnliches) abgetrennt. Nicht mehr zum Konzern gehört seit 1945 die PKW-Sparte Škoda Auto. 1950 wurde der Konzern in 7 Betriebe geteilt. Das Pilsener Hauptwerk betrieb danach vorwiegend Schwerindustrie, zuerst Dampf- und später elektrische Lokomotiven, Turbinen und andere Einrichtungen für Kraftwerke. Nach wie vor baut die Firma schlüsselfertige Industrieanlagen im Ausland. In den fünfziger Jahren leitete Pilsen ein Nuklearprogramm ein.
Nach der Wende 1989 wurde der Konzern privatisiert (in eine Aktiengesellschaft umgewandelt), umstrukturiert und auf privatwirtschaftliches Agieren ausgerichtet. Er befindet sich seit dem im ständigen Wandel und auf der Suche nach potenten Partnern. Nach der neusten Umstrukturierung in die ŠKODA HOLDING beschäftigt das ehemalige Großunternehmen nur noch 5500 Arbeitnehmer. Im Geschäftsjahr 2003 erzielte der Betrieb wieder einen Gewinn von etwa 11 Millionen Euro bei einem Umsatz von etwa 350 Millionen Euro. Als eine Kuriosität können die von Škoda gelieferten Teile (die Drehachse und die Stützen) des neuen Londoner Riesenrads gelten.
Heute tragen einige unabhängige Betriebe den Namen Škoda.
[Bearbeiten] ŠKODA Holding a.s.
ŠKODA Holding a.s. ist das eigentliche Folgeunternehmen von ŠKODA Plzeň. Heute teilt sich der Konzern auf zwei Geschäftsfelder.
Power (Energie-Sparte)
- ŠKODA POWER a.s.
- ŠKODA POWER Pvt. Ltd.
- ŠKODA JINMA TURBINE Ltd.
Transportation (Lokomotiven und Bahnfahrzeuge, Straßenbahnen, O-Busse)
- ŠKODA TRANSPORTATION s.r.o.
- ŠKODA ELECTRIC s.r.o.
- ŠKODA VAGONKA, a.s.
- Sibelektroprivod Novosibirsk
- ŠKODA OSTROV s.r.o.
- VÚKV, a.s.
[Bearbeiten] ŠKODA JS a.s.
ŠKODA JS ist die Nuklear-Sparte von Škoda. Das Nuklearprogramm entwickelte sich bei Škoda schon in den fünfziger Jahren. Der erste hergestellte Reaktor war der gasgekühlte Reaktor für das erste tschechoslowakische Kernkraftwerk Bohunice (heute Slowakei). Danach übernahm Škoda die Herstellung und auch Entwicklungsarbeiten an der sowjetischen Reaktorbauart WWER. Es wurden insgesamt 21 WWER 440/213 und drei WWER 1000/320 Reaktorsätze für verschiedene Kernkraftwerke in Mittel- und Osteuropa hergestellt (darunter auch alle Reaktoren aller tschechischen und slowakischen Kernkraftwerke). Seit 1970 stellte Skoda JS insgesamt sieben Forschungsreaktoren her, davon zwei für Forschungszwecke bei Škoda in Vochov, drei für das Kernforschungsinstitut Řež und 2 für die Tschechische Technische Universität Prag. Nach 1993 wurde das Werk aus dem Škoda-Konzern ausgegliedert, und es entstand das Tochterunternehmen ŠKODA JADERNÉ STROJÍRENSTVÍ s.r.o., aus dem 1999 die heutige Aktiengesellschaft hervorging. Ab 2004 gehört das Unternehmen zur russischen OMZ Group.
[Bearbeiten] ŠKODA PRAHA a.s.
ŠKODA PRAHA a.s. ist ein Unternehmen der Gruppe ČEZ, welches weltweit in der Energietechnik tätig ist. Zu den Leistungen gehören hauptsächlich Anlagenbau und Modernisierungen von Kraftwerken. Das Unternehmen war unter anderem Hauptauftragnehmer für die Technologie des Kernkraftwerk Temelín.
[Bearbeiten] ŠKODA STEEL
In folge der Privatisierung entstanden 1993 zuerst die Betriebe ŠKODA, HUTĚ, Plzeň, s. r. o. (Hüttenwerke) und ŠKODA, KOVÁRNY, Plzeň, s.r.o (Schmieden). Beide waren bis 2004 im Konzern Škoda Holding eingegliedert. Danach wurden sie von der russischen Gruppe OMZ gekauft und im ŠKODA STEEL Konsortium vereint.
[Bearbeiten] ŠKODA VÝZKUM s.r.o.
Im Jahre 1907 richtet Škoda ein eigenes Forschungsinstitut ein. In Folge der Privatisierung wurde das Institut aus dem Škoda-Konzern ausgegliedert. Heutiger Eigentümer ist das Kernforschungsinstitut Řež.
[Bearbeiten] Lokomotivbau
Die erste gebaute Lokomotive (Fabriknummer 1/1920) entstammt der österreichischen Reihe 270 und zählt heute zum Sammlungsbestand des Technischen Nationalmuseums in Prag (NTM). Die Lok 434.1100 wird in der Tschechischen Republik mehrmals jährlich für besondere Veranstaltungen eingesetzt.
ČSD Baureihe 475.1 |
Baureihe ЧС8 für die Russischen Bahnen |
ČD Baureihe 363 |
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- D. Bechný u.a.: Historie a současnost podnikání na Plzeňsku. Městské knihy, Žehušice 2002, ISBN 80-86699-01-3
- Herbert Gantschacher "Zeuge und Opfer der Apokalypse" Ausstellungskatalog ARBOS, Arnoldstein-Wien-Salzburg 2007
[Bearbeiten] Weblinks
- Geschichte von Škoda in Bildern: 1870-1900, 1900-1938, 1939-1969 (tschechisch)
- Škoda Holding a.s. (tschechisch, englisch)
- ŠKODA JS a.s. (tschechisch, englisch)
- ŠKODA STEEL (tschechisch, englisch)
- ŠKODA VÝZKUM s.r.o. (tschechisch, englisch)
- Škoda Praha a.s. (tschechisch, englisch)