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Wimpertierchen – Wikipedia

Wimpertierchen

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Wimpertierchen

Stylonychia

Systematik
Klassifikation: Lebewesen
Domäne: Eukaryoten (Eucaryota)
ohne Rang: Chromalveolata
ohne Rang: Alveolata
Stamm: Wimpertierchen
Wissenschaftlicher Name
Ciliophora
Doflein 1901

Die Wimpertierchen (Chilophora, Ciliata) sind Protozoa, einzellige Lebewesen, die im Süßwasser, Meer und Boden vorkommen und deren Zelloberfläche ganz oder teilweise von Wimpern bedeckt ist, die zur Fortbewegung und zum Herbeistrudeln von partikulärer Nahrung dienen. Wimpertierchen sind ein Stamm der Alveolata, zu dem etwa 7500 Arten gezählt werden. Sie gelten als die am höchsten entwickelten und am stärksten differenzierten Protisten. Ihre besondere Organisation wird aber auch als Fortentwicklung eines Synzytiums diskutiert.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Aufbau

Ihre Länge beträgt zwischen 50 und 300 Mikrometer. Bei bestimmten Arten beträgt die Länge sogar mehr als 1 Millimeter. Ein Netz aus kontraktilen Fibrillen, wie Actinmyosin- und Mikrotubulifilamenten, ermöglicht es den Wimpertierchen, ihre Oberflächenstruktur zu verändern und so auf chemische wie physische Reize zu reagieren. Besonders auf Änderungen der Sauerstoff- und Kohlendioxidkonzentration reagieren Wimpertierchen mit Bewegungsrichtungsänderungen, bis sie sich in einem Gebiet mit günstigeren Bedingungen befinden.

Ähnlich wie die Wimpern angeordnete Trichocysten sind in der Lage, auf Reize einen langen Proteinfaden nach außen zu schleudern, dessen Funktion allerdings noch nicht ganz klar ist. Zudem können bei räuberischen Arten auch sogenannte Toxicysten vorkommen, welche sich ähnlich wie die Nesselkapseln der Cnidaria entladen, durch die Membran der Opfer durchschlagen und toxische Stoffe injizieren können, um diese zu immobilisieren.

Ein besonderes Kennzeichen aller Ciliaten ist der so genannte Kerndimorphismus, das heißt, es kommen bei ihnen unterschiedlich große Zellkerne vor: ein diploider kleiner Kern, der Mikronukleus, und ein polyploider großer Kern (Makronukleus). Der Makronukleus steuert das Soma, stellt also das vegetative Zentrum der Zelle dar, und kann vom Mikronukleus, welcher die Keimbahn bildet, regeneriert werden. Wird der Mikronukleus aus einem Individuum entfernt, ist es zwar noch lebensfähig, verliert aber die Fähigkeit, sich zu vermehren.

Es gibt Formen von Ciliata mit mehreren Mikronuklei und auch welche, die zwar mehrere Nuclei besitzen, bei denen aber noch keine Trennung von Soma und Keimbahn vollzogen ist. Insbesondere wegen der Arten mit mehreren Makronuklei und wegen der sehr ausdifferenzieren Struktur des Somas wird diskutiert, ob die Ciliaten nicht aus einer synzytialen Vielzelligkeit hervorgegangen sind. Dafür spricht u.a. die Vielzahl der strukturell wie Geißeln aufgebauten Cilien sowie das Kopulationsverhalten. Dagegen spricht die Teilung des ganzen Körpers bei der ungeschlechtlichen Vermehrung.

Eine Form von Kerndimorphismus kommt wohl auch bei den sogenannten heterokaryotischen Foraminiferen vor.

[Bearbeiten] Lebensweise

Ciliata kommen als Einzelindividuen meist in kolonieförmigen Ansiedlungen in allen feuchten Gebieten der Welt vor. Es gibt freischwimmende und festsitzende Formen. Einige können kommensalisch leben, wie die Enodinia im Pansen von Wiederkäuern. Diese können mit Hilfe von Cellulasen die Cellulose aus der aufgenommenen Nahrung zersetzen. Manche leben auch symbiotisch mit in der Innenschicht eingelagerten Grünalgen (Zoochlorellen). Wieder andere leben rein parasitär, wie der Ichthyophthirius multifilis, ein Hauptparasit der Aquarienfische.

[Bearbeiten] Fortpflanzung

Neben der Querteilung sind die Wimpertierchen in der Lage, mittels einer Konjugation mit Hilfe einer sogenannten Plasmabrücke das Genmaterial zwischen verschiedenen Individuen auszutauschen. Dieser Austausch findet nur zwischen Individuen statt, die verschiedenen Paarungstypen angehören. So wird verhindert, dass Angehörige desselben Paarungstyps Genmaterial austauschen. Die Paarungstypen werden durch Glycoproteine auf der Oberfläche definiert.

Bei diesem Prozess, der Konjugation, löst sich der Makronukleus allmählich auf und aus den Mikronuklei beider Partner entstehen durch beide Teilungsvorgänge der Meiose jeweils vier haploide Kerne. Bis auf jeweils einen dieser haploiden Kerne lösen sich alle so entstandenen Kerne ebenfalls wieder auf. Die beiden verbliebenen Kerne teilen sich nun in einer weiteren Mitose in zwei haploide Kerne, einen stationären Kern und einen Wanderkern. Der stationäre Kern, auch als weiblicher Kern bezeichnet, bleibt im jeweiligen Individuum; der Wanderkern oder männliche Kern dringt über die Plasmabrücke in den Konjugationspartner ein und verschmilzt dort mit dessen stationären Kern. Damit hat nun jedes Individuum einen diploiden Kern.

Nach der Trennung beider Geschlechtspartner wird durch eine weitere Mitose der diploide Kern verdoppelt, aus einem der beiden Tochterkerne wird durch Polyploidisierung der Makronukleus aufgebaut, der andere Tochterkern bleibt unverändert als Mikronukleus.

Bei der Konjugation findet demnach nur ein Sexualvorgang ohne Vermehrung statt. Die eigentliche Vermehrung findet ohne Partner durch eine normale Zellteilung statt. Die Konjugation dient hier demnach nicht der Vermehrung sondern nur der Rekombination der Gene.

[Bearbeiten] Ernährung

Die Ernährung verläuft über ein Cytostom, eine mundähnliche Öffnung, durch die das Nahrungspartikel, in einer sogenannten Nahrungsvakuole verpackt, in das Zellinnere gelangt. Dort kreist die Vakuole auf einem festgelegtem Weg einmal durch den gesamten Zellkörper, während sie durch Acidosome angesäuert und durch Lysosomen mit Hydrolasen versorgt wird. In ihrem Inneren wird die Nahrung zersetzt. Die lebensnotwendigen Stoffe werden in das Cytoplasma aufgenommen und die Reststoffe an einer Art Zellafter, der Cytopyge, ausgeschieden. Der zyklische Vorgang wird auch Cyclose genannt.

[Bearbeiten] Osmoregulation

Die in Süßwasser lebenden Ciliata besitzen zudem eine, zwei oder mehrere kontraktile Vakuolen, welche die Funktion eines osmoregulatorischen Drainagesystems erfüllen. Dazu liegen Mikrotubulifilamente in Verbänden um eine Art Sammelkanäle, welche sich durch das gesamte Zellinnere ziehen. Über einen Exkretionsporus gelangt das aufgesammelte Wasser nach außen. Wie genau dieser Apparat funktioniert, ist bisher umstritten. Klar allerdings ist seine osmotische Funktion, da dieser Apparat nur bei Süßwasserarten vorkommt und dort auf Veränderung des osmotischen Druckes mit pulsierenden Kontraktionsveränderungen reagiert. Dies ist deshalb so wichtig, weil durch eine geringere Ionenkonzentration im Außenmedium das Wasser leicht durch die Membran in das Zellinnere übergeht und so die Zelle zum Platzen bringen könnte, wenn es nicht ständig durch eine kontraktile Vakuole wieder nach außen transportiert würde.

[Bearbeiten] Beispiele

Stentor coeruleus (Foto: Dr. Ralf Wagner)
Stentor coeruleus
(Foto: Dr. Ralf Wagner)

Die berühmtesten Beispiele für Ciliata sind das Pantoffeltierchen (Paramecium), das Trompetentierchen (Stentor), das Waffentierchen (Stylonychia) und das Glockentierchen (Vorticella).

[Bearbeiten] Systematik

Hier eine Übersicht über die systematische Einteilung der Ciliaten nach Adl et al. (2005):[1]

  • Postciliodesmatophora Gerassimova & Seravin, 1976
    Bei dieser recht kleinen Gruppe besitzen die Dikinetiden (Paare von Kinetosomen mit 1 oder 2 Cilien) des Zellleibs so genannte Postciliodesmen, eine Anordnung einander seitlich überlappender Mikrotubulibänder.
    • Karyorelictea Corliss, 1974: Kentrophoros, Loxodes, Trachelocerca.
    • Heterotrichea Stein, 1859: Blepharisma, Climacostomum, Folliculina, Stentor.
  • Intramacronucleata Lynn, 1996
    Bei dieser, den größten Teil der Wimpertierchen umfassenden, Gruppe wird der polyploide Makronukleus durch Mikrotubuli unterteilt.
    • Spirotrichea Bütschli, 1889 („ribogroup“, Verwandtschaft nur durch rRNA-Analyse gesichert)
      • Protocruzia Faria da Cunha & Pinto, 1922 (Protocruziidia de Puytorac et al., 1987).
      • Phacodinium Prowazek, 1900 (Phacodiniidia Small & Lynn, 1985).
      • Licnophora Claparède, 1867 (Licnophoria Corliss, 1957).
      • Hypotrichia Stein, 1859: Aspidisca, Discocephalus, Euplotes.
      • Oligotrichia Bütschli, 1887: Cyrtostrombidium, Laboea, Strombidium.
      • Choreotrichia Small & Lynn, 1985: Codonella, Favella, Strombidinopsis, Strobilidium, Tintinnopsis.
      • Stichotrichia Small & Lynn, 1985: Halteria, Oxytricha, Stylonychia (z. B. S. pustulata).
    • Armophorea Jankowski, 1964 (R)
      • Armophorida Jankowksi, 1964: Caenomorpha, Metopus.
      • Clevelandellida de Puytorac & Grain, 1976: Clevelandella, Nyctotherus, Paracichlidotherus.
      • Odontostomatida Sawaya, 1940: Discomorphella, Epalxella.
    • Litostomatea Small & Lynn, 1981
      • Haptoria Corliss, 1974: Didinium, Dileptus, Lacrymaria, Lagynophrya.
      • Trichostomatia Bütschli, 1889: Balantidium (z. B. B. coli), Entodinium, Isotricha, Macropodinium, Ophryoscolex.
    • Phyllopharyngea de Puytorac et al., 1974
      • Cyrtophoria Fauré-Fremiet in Corliss, 1956: Brooklynella, Chilodonella.
      • Chonotrichia Wallengren, 1895: Chilodochona, Spirochona, Vasichona.
      • Rhynchodia Chatton & Lwoff, 1939: Ignotocoma, Sphenophrya.
      • Suctoria Claparède & Lachmann, 1858: Acineta, Discophrya, Ephelota, Tokophrya.
    • Nassophorea Small & Lynn, 1981: Microthorax, Nassula, Pseudomicrothorax.
    • Colpodea Small & Lynn, 1981: Bursaria, Colpoda (z. B. C. cucullus), Pseudoplatyophrya, Woodruffia.
    • Prostomatea Schewiakoff, 1896
    • Plagiopylea Small & Lynn, 1985 (R): Lechriopyla, Plagiopyla, Sonderia, Trimyema.
    • Oligohymenophorea de Puytorac et al., 1974
      • Peniculia Fauré-Fremiet in Corliss, 1956: Frontonia, Paramecium, Stokesia.
      • Scuticociliatia Small, 1967: Anophryoides, Cyclidium, Philasterides, Pleuronema.
      • Hymenostomatia Delage & Hérouard, 1896: Colpidium (z. B. C. campylum), Glaucoma, Ichthyophthirius (z. B. I. multifiliis), Tetrahymena.
      • Apostomatia Chatton & Lwoff, 1928: Foettingeria, Gymnodinioides, Hyalophysa.
      • Peritrichia Stein, 1859: Carchesium, Epistylis, Vorticella (siehe Glockentierchen), Zoothamnium.
      • Astomatia Schewiakoff, 1896: Anoplophrya, Haptophrya.

[Bearbeiten] Fußnoten

  1. Sina M. Adl, Alastair G. B. Simpson, Mark A. Farmer, Robert A. Andersen, O. Roger Anderson, John A. Barta, Samual S. Bowser, Guy Bragerolle, Robert A. Fensome, Suzanne Fredericq, Timothy Y. James, Sergei Karpov, Paul Kugrens, John Krug, Christopher E. Lane, Louise A. Lewis, Jean Lodge, Denis H. Lynn, David G. Mann, Richard M. McCourt, Leonel Mendoza, Øjvind Moestrup, Sharon E. Mozley-Standridge, Thoams A. Nerad, Carol A. Shearer, Alexey V. Smirnov, Frederick W. Spiegel, Max F. J. R. Taylor: The New Higher Level Classification of Eukaryotes with Emphasis on the Taxonomy of Protists. The Journal of Eukaryotic Microbiology 52 (5), 2005; Seiten 399-451 (Abstract und Volltext)

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
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