Venzone
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Venzone | |
---|---|
Staat: | Italien |
Region: | Friaul-Julisch Venetien |
Provinz: | Udine (UD) |
Geographische Koordinaten: | 46° 20′ N, 13° 8′ OKoordinaten: 46° 20′ 0″ N, 13° 8′ 0″ O |
Fläche: | 54 km² |
Einwohner: | 2.254UNIQ44a74c2.053.548b96-ref-0.000.187F-QINU (2007) |
Bevölkerungsdichte: | 43 Einw./km² |
Postleitzahl: | 33010 |
Vorwahl: | 0432 |
ISTAT-Nummer: | 030131 |
Venzone (furlanisch Vençon, slowenisch Pušja ves, deutsch veraltet Peuscheldorf beziehungsweise Peuschelsdorf) ist ein Ort in der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien am Eingang in das Canale del Ferro, dem Beginn des Kanaltals.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Die günstige geographische Lage am Eingang zu den Alpentälern machte Venzone schon seit den Kelten (500 v. Chr.) zu einem wichtigen Grenzort. Den Kelten folgten die Römer, die aus Venzone ihr „statio“ entlang der Via Iulia Augusta, die von Aquileia in den nördlichen Märkten führte, machten. Verschiedene archäologische Funde, die während der Restaurationsarbeiten am Dom gefunden wurden, bestätigen die Präsenz eines römischen Gebäudes an diese Stelle.
In den darauf folgenden Jahrhunderten zogen Markomannen, Westgoten, Hunnen, Ostgoten, Byzantiner, Langobarden und Karolinger durch das Gebiet. Während der Herrschaft der Karolinger (776-952) wurde die erste städtebauliche Einheit in Venzone geschaffen. 923 wurde Venzone erstmals offiziell im Clause de Abintione erwähnt. Im Jahre 1077 wurde Venzone unter das Patriarchat von Aquileia gestellt. Von nun an war die Kontrolle des Handelsverkehrs wichtigste Aufgabe des Ortes. Im Jahre 1200 übergab das Patriarchat von Aquileia der Familie Mels Venzone als Lehen. Der Familie Mels ist es zu verdanken, dass im Jahre 1247 Venzone Gemeinde wurde und 1252 das Recht erhielt, einen Wochenmarkt abzuhalten.
1258 ließ Glizolio di Mels eine doppelte Stadtmauer samt tiefem Festungsgraben errichten. Im Jahre 1336 kam Venzone, nachdem das Gemeindelehen im Jahr zuvor dem Grafen von Gorizia abgetreten worden war, unter Patriarch Bertram von St. Genesius wieder unter die Herrschaft des Patriarchats von Aquileia. 1420 schließlich wurde Venzone in die Republik Venedig eingegliedert. Damit begann für den Ort der wirtschaftliche Niedergang – vor allem deshalb, weil der Handelsverkehr, der über Jahrhunderte die einzige Einnahmenquelle darstellte, nun andere Wege bevorzugte.
Im Jahre 1797 wurde Venzone von französischen Truppen Napoléons erobert; nach dem Frieden von Campo Formio kam es bis 1866 unter österreichische Herrschaft.
1965 wurde es, inzwischen zur italienischen Provinz Udine gehörend, zum Nationalmonument erklärt.
[Bearbeiten] Erdbeben 1976
Am 6. Mai 1976 wurde der Ort nahezu komplett zerstört, als um 20.59 Uhr ein Erdbeben 56 Sekunden lang Friaul erschüttert. Die Erdstöße erreichen eine Intensität von VIII bis IX auf der zwölfstufigen Mercalli-Skala und werden als zerstörend bis verwüstend klassifiziert. In Venzone gab es 47 Todesopfer. Bereits in den ersten Tagen nach der Katastrophe organisierte ein Bergungsausschuss die Bergung der beweglichen Kulturgüter. Venzone war schwer betroffen, jedoch nicht ausgelöscht. Die vollständige Zerstörung der Altstadt, der Festungsmauern und des Doms verursachte ein Nachbeben vom 15. September 1976.
Die Bevölkerung schloss sich 1977 zu einem Bürgerkomitee zusammen und forderte den lückenlose Wiederherstellung des Dorfes. Das zuständige Ministerium war aber auch mit einer zweiten Eingabe befasst: Das Baubüro der Gemeinde wollte alle Gebäudereste beseitigen und Venzone mit Fertigbau-Elementen wiederaufbauen lassen.
Letztendlich wurden jedoch die Pläne des Bürgerkomitees übernommen.
Man entschied die zerstörten Häuser nicht einfach zu ersetzen, sondern sämtliche Trümmer wieder genau so zusammenzusetzen, wie sie vor der Katastrophe angebracht waren. Um dieses Vorhaben umsetzen zu können, wurden Fotos des Ortes zusammengetragen, um einzelne herumliegende Mauerstücke identifizieren zu können. Weiters beschloss man an den erfolgreich rekonstruierten Stellen keine neue Fassade anzubringen, lediglich die Stellen, die nicht mehr aus den Trümmern wiederhergestellt werden konnten, wurden mit einer Fassade versehen. Dank dieser Entscheidung kann man sich heute als Besucher des Ortes ein Bild der menschlichen Höchstleistung machen, die die Einwohner Venzones im Zuge des Wiederaufbaues ihres Ortes erbrachten. Auch große Teile des Doms konnte auf diese Art und Weise rekonstruiert werden, die kahlen Mauerstücke innen und außen zeigen diese. Im offenen Rathaus-Palast erinnert eine Bilddokumentation an die Katastrophe und den Wiederaufbau.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
Das wichtigste Bauwerk Venzones ist der Dom: Er wurde 1300 begonnen und 1338 geweiht. Zu sehen sind Kunstwerke wie das riesige Fresko von der Weihe des Doms, Hl. Martin und der Arme, der Hl. Georg und der Drache und ein Vesperbild aus Stein aus dem 15. Jahrhundert, das zu den vortrefflichsten deutschen Werken in Italien gerechnet wird. Im Dom kann man allerdings auch andere Einflüsse aus Mitteleuropa sehen: die Pietà (400) von der Salzburger Schule; das Holzkruzifix (15. Jahrhundert), hingegen stammt von einer friulanischen Schule, ebenso wie die Fresken der Cappella di S. Michele, wo auch Mumien erhalten sind: mumifizierte Leichen, die aufgrund eines antibiotischen parasitischen Schimmels, den man im Dom findet, gut erhalten sind. Einer Legende nach soll sich Napoléon bei seinem Durchmarsch durch Venzone gewünscht haben, hier begraben zu werden (und so der Nachwelt erhalten zu bleiben).
Am Hauptplatz befinden sich die Casa Calderari und das Rathaus (1390-1410): das Erdgeschoss mit einer geöffneten Loggia und mit Fresken von Pomponio Amalteo (15. Jahrhundert) und das Obergeschoss, das durch eine Außentreppe erreichbar ist, mit einer Reihe von zweibogigen Fenstern. Auf einem Türmchen an der Ecke ist eine Uhr und eine Skulptur mit dem Löwen von San Marco angebracht, dem Wahrzeichen Venedigs. In der Mitte des Platzes befindet sich vor dem Palazzo Radiussi mit seinen unechten gotischen dreibogigen Fenstern und dem Renaissanceportal) ein Brunnen aus dem Jahr 1878.
Von der Kirche des Hl. Giovanni Battista aus dem 14. Jahrhundert ist heute nur noch die Fassade zu sehen. Folgt man der Hauptstraße weiter zur anderen Seite des Ortes, erreicht man die Porta San Genesio (1309). Dies ist das einzige Stadttor, das all die Jahre und Erdbeben unversehrt überstanden hat. Durch diese Hauptstraße kommt man noch zum Palazzo Orgnani Martina (16. Jahrhundert).
[Bearbeiten] Literatur
- Furio Bianco, Aldino Bondesan, Paolo Paronuzzi, Michele Zanetti, Adriano Zanferrari: „Il Tagliamento“ (in italienischer Sprache); Copyright 2006, Universität Udine; Cierre Verlag; ISBN 88-8314-372-8
- Roberta Costantini, Fulvio Dell`Agnese, Micol Duca, Antonella Favaro, Monica Nicoli, Alessio Pasian: Friuli-Venezia Giulia. I luoghi dell`arte, S. 297-299; Bruno Fachin Editore, Triest; ISBN 88-85289-57-6
- G. Pilgram, W. Berger, W. Koroschitz, A. Pilgram-Ribitsch: Die letzten Täler. Wandern und Einkehren in Friaul. Drava Verlag, Klagenurt/Celovec 2008, ISBN 978-3-85435-532-8
[Bearbeiten] Einzelnachweise
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