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Streik von Deir el-Medineh – Wikipedia

Streik von Deir el-Medineh

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Streik von Deir el-Medina im ägyptischen Arbeiterdorf Deir el-Medina, der im 29. Regierungsjahr von Ramses III., 10.Mechir (27.Oktober 1155 v. Chr.)[1][2] begann, stellt den ersten dokumentierten Streik der Weltgeschichte dar. Die Ereignisse sind auf einem Papyrus überliefert und wird gegenwärtig im Museo Egizio di Torino unter der Inventarisierungsnummer p1880 aufbewahrt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Im Neuen Reich

Zu Zeiten des Neuen Reiches hatten die Handwerker und Arbeiter, die die Königsgräber im Tal der Könige erbauten, einen besonderen Status. Sämtliche Arbeiter, die in den Steinbrüchen arbeiteten, Gräber instand hielten, Steinschneidearbeiten verrichteten oder Grabwände bemalten, waren Staatsangestellte. Zu den Grabarbeitern gehörten weiterhin Stukkateure, Gipser, Maurer, Holzsäger und Zimmerleute. Sie genossen ebenso wie die zur Versorgung der Totenstadt beschäftigten Wäscher, Gemüsebauer, Fischer und Wasserträger eine staatliche Vollversorgung.

Sie erhielten monatliche Deputatzahlung, die in Getreidelieferungen erfolgten, welche für den einfachen Arbeiter 150 kg Spelz und 56 kg Gerste betrug. Demnach war ein Arbeiter mit fünf kg Spelz und 1,9 kg Gerste täglich in der Lage, seine Familie ausreichend mit Brot und Bier zu versorgen. Darüber hinaus wurde er von zusätzlichen Hilfskräften regelmäßig mit Wasser, Fisch, Gemüse, Obst, Töpferwaren und Brennmaterial versorgt. Schließlich erhielt er von den Totentempeln auf der Westseite Thebens und vom Schatzhaus gelegentlich noch seltenere Lebensmittel wie Kuchen, Fleisch, Wein, Honig, Öl etc. Zusätzlich stockten Arbeiter, denen das nicht reichte, ihre Vorräte durch kleinere Handwerksarbeiten für private Kunden auf. Dieser recht angenehme Lebensstandard war weitgehend abhängig von der wirtschaftlichen Situation des Staates, welche die Voraussetzung für die monatlichen Deputatlieferungen war.

Während des Höhepunktes der ramessischen Zeit, am Anfang der 19. Dynastie, konnten sich besonders wohlhabende Vorarbeiter sogar Häuser außerhalb der Stadt mit Äckern und Vieh leisten. Darüber hinaus verfügten sie noch über Diener. Zuweilen erhielten sie für besonders gute Leistungen Auszeichnungen vom Pharao und hatten die Gelegenheit, diesen nicht nur zu sehen, sondern auch persönlich mit ihm ein paar Worte zu wechseln. Somit hatte selbst diese Gruppe von Männern eine außergewöhnliche Position inne.

[Bearbeiten] Der Arbeiterstreik

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Die Arbeitermannschaft setzte sich aus der linken und der rechten Seite zusammen. Bei diesem Streik bestand jede Seite aus einem Vorarbeiter und zwanzig Arbeitern. Die Arbeiten am Grab von Ramses III. waren fast abgeschlossen, neue Arbeiten am Prinzengrab wurden begonnen. Auch gab es schon im 28. Regierungsjahr und später wieder im 31. Regierungsjahr ausbleibende Getreidelieferungen. Erste Eskalationen werden im 29. Regierungsjahr für den 21.Phaophi (10.Juli 1155 v. Chr.)[1][3] überliefert. Dem Schreiber Amun-Nechet wird berichtet, dass bereits seit zwanzig Tagen keine Lieferungen erfolgt seien. Nach sofort erfolgter Ausgabe der fehlenden Rationen verliefen die nächsten zwei Monate zunächst wieder ruhig.

Neue Schwierigkeiten traten am 2.Tybi (20.September 1155 v. Chr.)[1][4] auf, da eine Eidleistung vom Versorgungsleiter Ha-em-Waset abgegeben wurde, in der er die Versorgung der Arbeitermannschaften als zukünftig gesichert vermerkte. Gründe für die neuerlichen Lieferengpässe werden in zusätzlich aufgekommenen Probleme bei der Wasserversorgung gesehen, die kurz vorher erwähnt wurden.

Hinzu kamen Schwierigkeiten bei der Lieferung von Arbeitsmaterial, die einen Monat später auftraten. Der bisherige Vorarbeiter Bak-en-chensu wurde durch User-Maat-Re-Nechet abgelöst, der im Bereich der Gipsherstellung tätig war.

[Bearbeiten] Erster Streik

Am 27.Oktober 1155 v. Chr. beendeten die Arbeiter ihre Tätigkeiten und gingen in Richtung Fruchtlandrand zu den großen Totentempeln. Dort angekommen, verkündeten sie, dass bereits seit achtzehn Tagen der Lohn überfällig sei und riefen Wir sind hungrig . Der Streik-Marsch wurde zum Medinet Habu fortgesetzt; die Arbeiter verweilten dort und begaben sich bei Einbruch der Dunkelheit wieder in ihr Dorf. Am nächsten Tag, dem 28.Oktober 1155 v. Chr., wurden Brote geliefert. Dennoch erfolgte ein weiterer Marsch zum Medinet-Habu. Diesmal kehrten die Arbeiter am Abend nicht in ihr Dorf zurück, sondern übernachteten am Tempel. Die Priester teilten am 29.Oktober 1155 v. Chr. nun die fälligen Rationen für den Vormonat September zu. Jedoch war die Stimmung unter den Arbeitern weiter aufgeheizt.

Am 30.Oktober 1155 v. Chr. rief der Schutztruppenvorsteher Mentu-Mes die Arbeiter zu einer weiteren Demonstration auf, die gemeinsam mit Frauen und Kindern zum Sethos I.-Tempel erfolgte. Zwei Tage darauf, am 1.November 1155 v. Chr., wurden zehn Sack Getreide geliefert; am 3.November 1155 v. Chr. bekamen die Arbeiter den Rest für den Monat Oktober.

[Bearbeiten] Zweiter Streik

Nachdem fällige Rationslieferungen ausblieben, erfolgten kurz nach dem 4.Dezember 1155 v. Chr. erneute Arbeitsniederlegungen sowie Aufrufe zu Kundgebungen am Ramesseum; weitere Handlungen sind für die nächsten Tage nicht überliefert.

Am 19.Dezember 1155 v. Chr.[5] wurde abermals eine Arbeitsniederlegung vorgenommen, da die Lieferungen für den Monat November ausblieben. Lokale Verwaltungsbeamte bestellten die Arbeiter in das Arbeiterdorf, um die Engpässe zu besprechen. Drohungen, weitere Arbeitsniederlegungen zu unterlassen, konnten die Arbeiter nicht einschüchtern. Versuche der Verwaltungsbeamten, die Arbeiter am Auszug aus dem Dorf zu hindern, schlugen fehl. An einem nicht bekannten Ort setzten die Arbeiter ihren Streik fort. Zur Beruhigung der Lage lieferten nun die Verwaltungsbeamten einige rückständige Lieferungen aus.

[Bearbeiten] Dritter Streik

Am 13.Pachon (4.Februar 1154 v. Chr.)[1][6] kam es zu einem neuen Streik. Diesmal ging es zum Tempel des Merenptah; dort trafen sie auf den Bürgermeister von Theben, der versprach, 50 Sack Getreide ausliefern zu lassen. Ob dies geschah, wird nicht weiter erwähnt. Bald darauf, am 16.Februar 1154 v. Chr., dem letzten Tag im 29. Regierungsjahr von Ramses III., wird der Streik fortgesetzt. Die Arbeiter baten die Verwalter des Ramses II.-Tempels einerseits, beim Ersten Amunspriester des Karnaktempels vorzusprechen, anderererseits, um Brot aus Opferbeständen des Tempels zu erhalten. Die erste Bitte wurde erfüllt, während die zweite Bitte, zum Unmut der Arbeiter, abgelehnt wurde. Es folgten weitere Protestmärsche zum Ramses II.-Tempel. Letztendlich scheinen die stärkeren Proteste ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben, da die nächsten Streiks erst wieder für das 31. Regierungsjahr von Ramses III. vermeldet werden.

[Bearbeiten] Erneuter Streik im 31. und 32. Regierungsjahr

Am 15.Mechir (1.November 1153 v. Chr.)[1][7], im 31. Regierungsjahr, wird das erneute Passieren von Streikenden erwähnt. Selbiger Vorfall wird nochmals am 30.Payni (16.März 1152 v. Chr.)[1][8], im 32. Regierungsjahr, geschildert. Zu diesem Zeitpunkt war Ramses III. bereits verstorben, da Ramses IV. einige Tage später zum neuen Herrscher gekrönt wurde.

Bedingt durch die Beisetzungsfeierlichkeiten von Ramses III. wurde der Streik kurzfristig unterbrochen, aber schon im 1. Regierungsjahr von Ramses IV., am 28.Epihpi (13.April 1152 v. Chr.)[1][9] wurde er mit Fackelmärschen fortgesetzt. Weitere Arbeitsniederlegungen tauchen erst wieder unter Ramses IX. auf.

[Bearbeiten] Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Datierung nach Jürgen von Beckerath
  2. 10.Tag des 2.Monats Peret (10.Mechir); 4.Februar im ägyptischen Kalender; umgerechnet auf JD 1299859; der ägyptische Kalender hatte im Jahr 1155 v. Chr. eine Abweichung von 100 Tagen gegenüber dem JD. Quelle TUAT 1/NF S. 166
  3. 21.Tag des 2.Monats Achet; 18.Oktober im ägyptischen Kalender; umgerechnet auf JD 1299750; der ägyptische Kalender hatte im Jahr 1155 v. Chr. eine Abweichung von 100 Tagen gegenüber dem JD. Quelle TUAT 1/NF S. 171
  4. 2.Tag des 1.Monats Peret; 28.Dezember im ägyptischen Kalender; umgerechnet auf JD 1299822; der ägyptische Kalender hatte im Jahr 1155 v. Chr. eine Abweichung von 100 Tagen gegenüber dem JD. Quelle TUAT 1/NF S. 171
  5. Turiner Papyrus pTurin 1961 und 2006, TUAT 1/NF, S.173
  6. 13.Tag des 1.Monats Schemu; 8.Mai im ägyptischen Kalender; umgerechnet auf JD 1299959; der ägyptische Kalender hatte im Jahr 1154 v. Chr. eine Abweichung von 100 Tagen gegenüber dem JD. Quelle TUAT 1/NF S. 174
  7. 15.Tag des 2.Monats Peret; 9.Februar im ägyptischen Kalender; umgerechnet auf JD 1300595; der ägyptische Kalender hatte im Jahr 1153 v. Chr. eine Abweichung von 100 Tagen gegenüber dem JD. Quelle TUAT 1/NF S. 175
  8. 30.Tag des 2.Monats Schemu; 24.Juni im ägyptischen Kalender; umgerechnet auf JD 1300730; der ägyptische Kalender hatte im Jahr 1152 v. Chr. eine Abweichung von 100 Tagen gegenüber dem JD. Quelle TUAT 1/NF S. 175
  9. 28.Tag des 3.Monats Schemu; 22.Juli im ägyptischen Kalender; umgerechnet auf JD 1300758; der ägyptische Kalender hatte im Jahr 1152 v. Chr. eine Abweichung von 100 Tagen gegenüber dem JD. Quelle TUAT 1/NF S. 175

[Bearbeiten] Literatur

  • William F. Edgerton: The Strikes in Ramses III's Twenty-Ninth Year, in: Journal of Near Eastern Studies, 10, No. 3 (July 1951), S. 137-145
  • Paul J. Frandsen: Editing Reality. The Turin Strike Papyrus, in: Sarah Israelit-Groll (Hg.), Studies in Egyptology. Presented to Miriam Lichtheim, Jerusalem 1990: Magnes Press, Hebrew University, S. 166 - 199

[Bearbeiten] Weblinks


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