Straße von Gibraltar
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Die Straße von Gibraltar ist eine Meerenge, die das Mittelmeer mit dem Atlantik verbindet. Eingefasst wird sie im Norden von Spanien, mit der südlichsten Stadt des europäischen Festlandes Tarifa, und der britischen Kronkolonie Gibraltar, im Süden von Marokko und der spanischen Exklave Ceuta. Sowohl Gibraltar und Ceuta, in der Antike als „Säulen des Herakles“ bezeichnet, wie auch Tarifa sind wichtige Hafenstädte. Die Straße von Gibraltar ist 14 bis 44 km breit und etwa 60 km lang. Sie erreicht eine Tiefe von 300 m bis 900 m unter dem Meeresspiegel.
Die Straße von Gibraltar ist eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt, die täglich von ca. 300 Handelsschiffen durchfahren wird. Durch den ständig ostsetzenden Strom an der Oberfläche, hervorgerufen durch das etwa 1,4 m niedrigere Niveau des Mittelmeers gegenüber dem Atlantik, in Verbindung mit oft vorherrschenden Westwinden, die sich in der Straße durch Düsenwirkung verstärken, war sie lange ein für Schiffe schwer zu überwindendes Hindernis. In der Tiefe gibt es eine Gegenströmung, mit der das salzhaltigere Mittelmeerwasser in den Atlantik fließt. In der Antike konnten nur durch diese Gegenströmung, die mit einem Treibanker als Antrieb nutzbar gemacht wurde, Schiffe vom Mittelmeer in den Atlantik segeln.
Zum Schutz der Meeressäuger in der Meerenge wurde von der spanischen Regierung für Schiffe ein Tempolimit von 13 Knoten (24 km/h) festgelegt.
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[Bearbeiten] Geschichte
Vor etwa sechs Millionen Jahren schloss sich die Meerenge, wodurch sich das Mittelmeer in einen gewaltigen Salzsee verwandelte, der schließlich austrocknete. Dieser Zeitraum und die damit verbundenen Vorgänge werden als Messinische Salinitätskrise bezeichnet.
Vor ungefähr 5,33 Millionen Jahren, an der Wende vom Miozän zum Pliozän, öffnete sich die Straße von Gibraltar wieder, wodurch abermals Wasser vom Atlantik einströmte und das Mittelmeer wieder auffüllte.
Die Region ist ein Gebiet starker tektonischer Aktivität, was unter anderem zur Folge hat, dass die Breite der Meerenge sich selbst in historischer Zeit erheblich änderte. Die Angaben antiker griechischer und römischer Geographen zur Breite der Straße zeigen dies (wobei die Messpunkte nicht definiert sind und Ungenauigkeiten bei den Messungen in Betracht zu ziehen sind):
- Damastes, um 400 v.Chr. - ca. 1,3 km
- Pseudo-Skylax, vermutl. 4. Jh. v.Chr. - ca. 1,3 km
- Titus Livius, um die Zeitenwende - 10,5 km
- Strabon, um die Zeitenwende - 9,5 bis 13,0 km
- Pomponius Mela, 50 n.Chr. - ca. 15,0 km
- Plinius der Ältere, 50 n.Chr. - ca. 15,0 km
- Victor Vicensa, 400 n.Chr. - ca. 18 km
Seit dem Beitritt Spaniens zur Europäischen Union wurde die Region um Tarifa wegen der Nähe zur marokkanischen Küste verstärkt zum Ziel von Afrikanern, vor allem aus dem Maghreb, die versuchen illegal nach Europa zu gelangen. Die starke Strömung, die Winde und der oft heftige Wellengang machen die Überfahrt auf den meist überladenen und untauglichen Booten allerdings zu einem gefährlichen und nicht selten auch tödlichen Unterfangen. Jedes Jahr werden mehrere hundert Ertrunkene an den spanischen Stränden gefunden. In den Jahren von 1997 bis 2001 wurden gemäß einer Zählung der marokkanischen Vereinigung der Freunde und Familien von Opfern der illegalen Einwanderung (l'Association des amis et familles des victimes de l'immigration clandestine, AFVIC) an den marokkanischen und spanischen Küstenstreifen der Straße von Gibraltar insgesamt 3.286 Tote gefunden. Wieviele aufs Meer abgetrieben und nie gefunden werden ist unbekannt. Schätzungen gehen davon aus, dass die Zahl etwa dreimal so hoch wie jene der an die Strände Geschwemmten ist - also fast 2000 Tote pro Jahr.
[Bearbeiten] Projekte
Seit etlichen Jahren werden Pläne zum Bau einer Brücke erstellt, um Afrika und Europa zu verbinden. Dies wäre eine der längsten Brücken der Welt. Besondere Anforderungen würden neben der Länge unter anderem die tektonischen Gegebenheiten und der Schutz der Pfeiler vor Schiffskollisionen an die Konstrukteure stellen.
Ende 2003 einigten sich Spanien und Marokko auf ein Budget von 27 Millionen Euro für die Erstellung von Machbarkeitsstudien für einen zweiröhrigen Eisenbahntunnel, inklusive Wartungstunnel. Am 31. Januar 2007 verabschiedete die Europäische Kommission eine „Leitlinien für den Verkehr in Europa und den Nachbarregionen“. Unter den fünf transnationalen Achsen als „Hochgeschwindigkeitsseewege“ befand sich die „Südwestachse“: „Verbindung der Südwestregion der EU mit der Schweiz und Marokko, mit Anbindung an den transmaghrebinischen Korridor durch Marokko, Algerien und Tunesien sowie dessen Verlängerung nach Ägypten“. Nach einem Bericht von orf.at hat Marokko dazu seine Pläne für einen Gibraltar-Tunnel eingebracht.
Ein unrealistischeres Projekt ist der Bau eines Staudammes quer durch die Straße von Gibraltar. Der Plan geht auf den deutschen Architekten Herman Sörgel zurück, der dieses unter dem Namen Atlantropa bekannt gewordene Projekt Zeit seines Lebens geplant und verfolgt hat. Es sah vor, in der Straße von Gibraltar einen gigantischen Staudamm zu errichten, was ein Absinken des Meeresspiegels im Mittelmeer um zirka 100 bis 200 Meter zur Folge gehabt hätte. Vorrangiges Ziel dieses generationenübergreifenden Projektes sollte es sein, Neuland und Energie für Europa und die afrikanischen Mittelmeeranrainerstaaten im Überfluss zu gewinnen. Ein ähnliches Projekt für einen teilweisen Staudamm wurde 1997 gefordert um den Klimawandel durch Strömungsumleitung im Atlantik abzumildern. [1]
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Einzelnachweise
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 35° 58′ 18" n. Br., 5° 29′ 9" w. L.