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Speierling – Wikipedia

Speierling

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Speierling

Speierling (Sorbus domestica)

Systematik
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Kernobstgewächse (Maloideae)
Gattung: Mehlbeeren (Sorbus)
Art: Speierling
Wissenschaftlicher Name
Sorbus domestica
L.

Der Speierling (Sorbus domestica L.) ist ein Wildobstbaum aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Der Speierling ist in Deutschland sehr selten geworden, es gibt nur noch wenige Exemplare in der Natur. Aus diesem Grund wurde der Speierling 1993 zum Baum des Jahres gewählt.

In Hessen gibt es etwa 400–500 Speierlingsbäume, die 80 Jahre oder älter sind. Beispielsweise gibt es in Kronberg im Taunus 47 alte und über 100 junge Speierlinge.

In Österreich gibt es etwa 500 ausgewachsene Speierlinge, vor allem in Niederösterreich, in Wien und im Burgenland. Aufgrund seiner Seltenheit wurde er in Österreich zum Baum des Jahres 2008 gewählt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Morphologie und Verbreitung

Der Speierling ist ein 10–20 m hoher Baum. Er kann im Wald maximale Höhen von über 30 m und als Einzelbaum Durchmesser über 100 cm erreichen. Er erreicht ein Alter bis zu 600 Jahren, in Mitteleuropa aber meist deutlich weniger. Der Speierling hat eine kleinschuppige, graubraune Borke und besitzt bis zu 25 cm lange Fiederblätter. Er ist vom Ungeübten hauptsächlich durch seine Früchte von der Vogelbeere zu unterscheiden.

Aus den Blüten im Mai entwickeln sich im September/Oktober 2–4 cm große birnen- bis apfelförmige Früchte. Sie werden von Vögeln und Säugetieren verbreitet. Der Speierling ist eine submediterrane Art und kommt in Deutschland im sommerwarmen und trockenen Eichen-Hainbuchen-Wald und Flaumeichen-Wald vor. Vor allem im Südwesten, im Rhein-, Mosel- und Nahetal, im Taunus und in Unterfranken. Hauptverbreitungsgebiet ist von Ostspanien über Frankreich, Italien, Balkan bis zur Krim und Kleinasien und Nordwestafrika. Speierlinge vermehren sich in der Natur nur selten generativ durch Samen. Die vegetative Vermehrung durch Wurzelbrut überwiegt.

[Bearbeiten] Nutzung

Speierling-Darstellung von Jacob Sturm in Deutschlands Flora in Abbildungen (1796) von Johann Georg Sturm.
Speierling-Darstellung von Jacob Sturm in Deutschlands Flora in Abbildungen (1796) von Johann Georg Sturm.

Im Mittelalter war der Speierling ein wichtiges Kulturgehölz. Die Früchte sind aber erst im überreifen Zustand essbar. Der gerbstoffreiche Saft der unreifen Früchte wird manchmal in geringen Mengen (1 bis 3%) dem Apfelwein zugefügt. Dieser haltbare, herbe Apfelwein wird Speierling genannt und ist eine Spezialität im Frankfurter Raum.

In der Volksmedizin spielten die vollreifen Früchte wegen ihres Gerbstoffgehaltes eine Rolle als Hausmedizin gegen Durchfall, Ruhr und Erbrechen (davon hat der Baum seinen Namen). Heute werden sie zu Mus, Marmeladen und zu Speierlingsbrand verarbeitet. Die Fruchterträge sind beachtlich: So bringt der größte existierende Speierling in Österreich, der einen Stammdurchmesser von 1 ½ Meter aufweist, im Jahr rund 500 Kilogramm Früchte.

Der Speierling besitzt ein dunkelbraunes, schweres und hartes Holz. Es wird im Werkzeug- und Musikinstrumentenbau sowie als wertvolles Möbel- und Furnierholz, zum Schnitzen und Drechseln verwendet.

Seit mehr als 100 Jahren ist ein starker Rückgang der Speierlingbestände in Europa bemerkbar. Der Speierling ist eine charakteristische Baumart jener Laubwaldgesellschaften, die vielfach nur noch bis vor 100 Jahren im so genannten Mittelwaldbetrieb bewirtschaftet wurden. Der Speierling wurde in den letzten 100 Jahren Opfer der Forcierung der Hochwälder, er unterlag dem Konkurrenzdruck der durchwachsenden Nachbarbäume. Von den Schädlingen stellt der Schorfpilz die größte Gefahr für den Speierling dar. Der Schorf befällt vor allem die Früchte, Jungpflanzen und Triebe. Zusätzlich setzen der Rindenkrebs und der Feuerbrand dem Speierling zu.

[Bearbeiten] Literatur

  • Wedig Kausch-Blecken von Schmeling: Der Speierling. Verlag Kausch, Bovenden 2000, 184 S., siehe auch: http://www.corminaria.de
  • Albrecht Franke, Ulrike Ludwig: Vorkommen des Speierlings (Sorbus domestica L.) in Baden-Württemberg. Erfassung, Bewertung, Erhaltung. Mitteilungen der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, Heft 180. Abteilung Botanik und Standortskunde, Nr. 3. Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden Württemberg, Freiburg im Breisgau 1994, 212 S.

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Sorbus domestica – Bilder, Videos und Audiodateien
Wiktionary
 Wiktionary: Speierling – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik


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