Senne
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Die Senne ist eine etwa 250 km² große Landschaft in Ostwestfalen-Lippe, im Osten von Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Etwa 115 km² der Fläche, also fast die Hälfte, werden militärisch vom Truppenübungsplatz Senne genutzt.
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[Bearbeiten] Wortbedeutung
Der Begriff Senne lässt sich wohl nicht, obwohl vielfach angenommen, von „Sand“ ableiten, sondern vielmehr vom 981 erstmals beurkundeten Begriff („Sinedi“) = „altes Heideland“. Denkbar ist weiterhin aber auch, dass „Senne“ eine Landschaft kennzeichnet, die sich auf einem mächtigen Sandkörper, einem sogenannten Sander ausbreitet.[1]
[Bearbeiten] Geographie
Die Landschaft der Senne erstreckt sich südwestlich des Übergangs vom Teutoburger Wald zum Eggegebirge bis zur Paderborner Hochfläche, etwa zwischen Gütersloh im Nordwesten und Paderborn im Süden. Die Senne umfasst Teile der Kreise Gütersloh, Paderborn und Lippe sowie der kreisfreien Stadt Bielefeld. Im Westen reicht die Senne bis in das Münsterland, im Südwesten grenzt die Hellwegbörde an die Senne. Das Gebiet ist Teil der sich bis Rheine hinziehenden Emssandebene.
Die Senne ist geprägt vom Sandboden, der dort saaleeiszeitlich in riesigen Mengen abgelagert wurde. Beim Abschmelzen des Eises bildete sich Schmelzwasser, das von dem nördlich des Teutoburger Wald gelegenen Inlandeis durch Täler im Gebirge nach Südwesten in das Gebiet der heutigen Senne abfloss. Das Schmelzwasser führte große Mengen an Sand mit, der im Bereich der Senne bis zu 60 m mächtig abgelagert wurde. Der Sand stammt vom durch das Eis zerriebenen Osning-Sandstein aus dem Teutoburger Wald. Typisch für diese Landschaft sind Heide-, Moorflächen und Wälder. Die Heide nahm einst fast die gesamte Senne ein. Heute nimmt sie nur noch eine Fläche von rund 5000 ha ein, die sich im wesentlichen auf den Truppenübungsplatz Senne, sowie einigen angrenzenden Naturschutzgebieten, wie der „Moosheide“ und dem „Augustdorfer Dünenfeld“ beschränkt. Die Heide entstand durch eine beständige Übernutzung der Flächen. War der Wald nicht ohnehin schon gerodet worden, so lichtete er sich nach und nach durch die Beweidung auf, die keine Naturverjüngung hochkommen ließ. Laubstreu und Humus wurden zur Düngung auf die kargen Felder gebracht. Der offene Boden wurde durch Auswaschungen immer nährstoffärmer. Schließlich blieben nur noch Gebüsch und Heide übrig. Durch die in der Senne übliche Plaggenentnahme wurden dem Boden beständig Nährstoffe entzogen.
Eine weitere landschaftliche Besonderheit der Oberen Senne sind die Binnendünen, die zu den ältesten Binnendünen Nordwestdeutschlands zählen. Die Dünen wurden dort vom Wind aufgeweht, wo keine schützende Vegetationsdecke den Erdboden bedeckt und den Sand festhält. Die Bildung der Dünen geht bis auf die Weichsel-Kaltzeit zurück, jüngere Dünen entstanden aber auch durch die Rodung von Wald, das Anlegen von Äckern und das Plaggen von Heideflächen. Im militärisch genutzten Bereich hält die Auswehung an, ansonsten wurde sie durch die Aufforstung durch Kiefern Mitte des 19. Jahrhunderts beendet. Die Ausblasungswannen sind das Gegenstück zu den Dünen. Diese Mulden sind demnach genauso alt wie die Dünen in ihrer Nähe. In den Ausblasungswannen konnten Tümpel, Heideweiher und Heidemoore entstehen. Diese Heidemoore gehören zu den Regenwassermooren.
In der Senne und am Westrand des Teutoburger Waldes entspringen mehrere Flüsse, unter anderen die Ems, und die Glenne. Teilweise haben sich die Sennebäche bis zu 10 Meter tief in den Sand eingeschnitten. Dadurch sind Kastentäler entstanden, die vom Menschen ähnlich wie Sieke durch Sandabstich verbereitert wurden, um mehr Grünland zu schaffen. Die durch starke Regenfälle und Erosion entstandenen, nur temporär wassserführenden Kerbtäler in der Oberen Senne werden als „Sandläufe“ bezeichnet. Die Bäche führen teilweise eine Menge sandige Sedimente mit, die in der Unteren Senne, wo das Bachgefälle abnimmt, zu bis zu 2 m hohen Bachbetten abgelagert wurden, so dass einige Bäche - beispielsweise der Furlbach- höher als die Umgebung verlaufen.
[Bearbeiten] Geschichte
Bis in die Frühe Neuzeit war die Senne nur gering besiedelt, da der nicht sehr fruchtbare Boden sich kaum für Landwirtschaft eignete. Ab dem 17. Jahrhundert wurden dort jedoch Menschen angesiedelt, die Ackerbau betrieben. Als damals größere Siedlungen entstanden 1659 das Dorf Haustenbeck (heute verlassen) und 1775 Augustdorf. Im 19. Jahrhundert wurde die Landschaft auch forstwirtschaftlich genutzt.
1890 bestimmte die königlich preußische Armee die Senne als Standort eines Truppenübungsplatzes, der 1892 in Betrieb genommen wurde und zunächst etwa 50 km² der Senneregion umfasste. Dabei wurden hauptsächlich unbesiedelte Flächen zum Sperrgebiet. In den 1930er und 1960er Jahren wurde der Platz erweitert und zahlreiche Einwohner umgesiedelt. Geräumt wurden zwischen 1937 und 1939 die Siedlung Haustenbeck, bis 1959 der Heimathof, eine Einrichtung der v. Bodelschwinghschen Anstalten, bis 1971 die Randsiedlung-Haustenbeck, bis 1974 Hövelsenne (siehe dazu Hövelhof), sowie zahlreiche Einzelgebäude.
Durch Brandstiftung wurden am 11. Juni 1945 das Jagdschloss Lopshorn und das Forsthaus Hartröhren im Teutoburger Wald zerstört, damals noch außerhalb, heute innerhalb des Truppenübungsplatzes gelegen. Den Wiederaufbau von Schloß Lopshorn in der Senne bei Augustdorf plant die 2003 gegründete „Initiative Wiederaufbau Schloss Lopshorn“. Seit 1960 umfasst der militärisch genutzte Bereich etwa 115 km².
Seit Ende des Zweiten Weltkriegs steht der Truppenübungsplatz unter britischer Verwaltung. Heute wird er sowohl durch die Britische Rheinarmee (Standort Paderborn-Sennelager) als auch von der Bundeswehr (Augustdorf) und anderen Truppen der NATO genutzt.
Parallel zur Anlage des Sperrgebiets nahm die Bevölkerung insbesondere nach 1945 im Nordwesten der Senneregion - auf dem Gebiet der heutigen Stadt Bielefeld - in den dort liegenden Gemeinden „Senne I“ und „Senne II“ (heute „Sennestadt“) stark zu und so erhielt die dortige Senne den heutigen zum Teil städtischen Charakter. Senne und Sennestadt sind seit 1973 Stadtbezirke von Bielefeld.
[Bearbeiten] Zukunft
Durch die Sperrung oder geringe Nutzung weiter Teile des Militärgebiets in der Senne hat sich dort im Laufe der Jahrzehnte eine vielfältige Flora und Fauna erhalten, die in dieser Form einzigartig ist. Zur Erhaltung dieses Biotops soll deshalb das Gebiet des Truppenübungsplatzes nach der, in unbestimmter Zukunft liegenden Einstellung der militärischen Nutzung in den künftigen Nationalpark Senne-Egge integriert werden.
Bereits seit 1999 läuft im Bereich des Naturschutzgebiets Moosheide das Projekt Wildbahn Senner Pferde. Dabei soll das Landschaftsbild durch die Beweidung mit Senner Pferden erhalten werden. Die historische Pferderasse hat die Landschaft der Senne bereits in vergangenen Jahrhunderten entscheidend mitgeprägt. Bereits seit 1160 sind wilde Pferde in der Senne überliefert, bis in das frühe 20. Jahrhundert bestand ein Wildbahngestüt. Ergänzend zur Landschaftspflege durch Schafbeweidung erfolgt heute die Beweidung mit Senner Pferden auf rund 15 Hektar trockenen Grasflächen.
[Bearbeiten] Literatur
- Stadt Sennestadt auf Anregung von Franz Stratmann und Gedanken von Karl Gerlach, Max Kluge und Otto Wiehage (Hrsg.): „Sennestadt - Geschichte einer Landschaft“; 448 S.; Erstdruck (Leineneinband) durch E.Gundlach KG, Bielefeld 1968
- Heinrich Koch und Gunter Stratmann: „Das Dreieck in der Senne : vom Ödland zur Sennenstadt“; 191 S.; ISBN 3-9803990-3-6; Bielefeld 1999.
- Roland Siekmann: „Eigenartige Senne. Zur Kulturgeschichte der Wahrnehmung einer peripheren Landschaft“; 504 S.; ISBN 3-936225-13-3; Lemgo 2004.
- Thomas Steinfeld: Die Senne (ein Essay in Deutsche Landschaften), S. Fischer Verlag, ISBN 3-10-070404-5
[Bearbeiten] Weblinks
- Förderverein Nationalpark Senne
- Senne für alle Sinne
- Biologische Station Senne
- Wichtiges über die Senne
- Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge
[Bearbeiten] Siehe auch
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