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Ruhrkessel – Wikipedia

Ruhrkessel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ruhrkessel
Teil von: Zweiter Weltkrieg

Verlauf der Operationen
Datum 1.21. April 1945
Ort Ruhrgebiet, Rheinland und Westfalen
Ausgang Alliierte Besetzung
Konfliktparteien
Befehlshaber
Generalfeldmarschall Walter Model (Befehlshaber der Heeresgruppe B und der ihr angeschlossenen Verbände)

Gauleiter Albert Hoffmann (ab 24. März 1945 Reichsverteidigungskommissar-West, Befehlshaber des Volkssturms und des Freikorps Sauerland)

LtGen Courtney H. Hodges (1. US-Armee)

LtGen William H. Simpson (9. US-Armee)

Truppenstärke
über 300.000 Soldaten ca. 250.000 Soldaten
Verluste
ca. 10.000 Tote (einschließlich Zivilpersonen); ca. 325.000 Gefangene ca. 1.500 (1. und 9. US-Armee)

Als Ruhrkessel wird eine Kesselschlacht bezeichnet, die im April 1945 im Ruhrgebiet und in Westfalen stattfand. Es war neben dem Kessel von Halbe und der Schlacht um Berlin die letzte große Schlacht des Zweiten Weltkriegs auf dem europäischen Kriegsschauplatz. In Erinnerung an den bei Paderborn gefallenen Kommandeur der 3. US-Panzerdivision "Spearhead", General Maurice Rose, trägt die Schlacht vor allem in den USA auch den Beinamen "Rose Pocket" (sonst: "Ruhr Pocket").

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Entstehung

Nach dem Übergang der alliierten Truppen über den Rhein am 23.  und 24. März 1945 drangen die Alliierten im Süden und Norden des Ruhrgebiets schnell vor. Am 1. April 1945 vollendeten US-Truppen bei Lippstadt die Einschließung. Im Norden dieser Region stießen britische und kanadische Truppen, im Süden US-Einheiten weiter in das deutsche Hinterland vor. Innerhalb des am 1. April 1945 bei Lippstadt gebildeten Ruhrkessels waren über 300.000 Soldaten der Heeresgruppe B, Reste von insgesamt 21 Divisionen, und Millionen von Zivilisten in einem durch vorausgegangene Bombenangriffe teils völlig zerstörten Gebiet eingeschlossen. Die südliche Front des Kessels bildete die Sieg, im Westen war der Rhein die natürliche Grenze.

[Bearbeiten] Befehlslage

Die Verbände der Wehrmacht standen unter dem Oberbefehl von Generalfeldmarschall Walter Model. Die Zivilbehörden, paramilitärischen Einheiten der NSDAP und der Volkssturm (einschließlich Freikorps Sauerland) waren nach dem 24. März 1945 (alliierter Rheinübergang) dem Gauleiter Albert Hoffmann als leitenden Reichsverteidigungskommissar-West unterstellt. Die US-Truppen wurden im Süden und Norden des Ruhrgebiets von zwei Befehlshabern kommandiert: Lieutnant General Courtney H. Hodges (1. US-Armee) und Lieutnant General William H. Simpson (9. US-Armee).

[Bearbeiten] Verlauf

Während Stoßkeile der Alliierten bereits nach Nord- und Mitteldeutschland vorrückten, drängten US-Truppen den Ruhrkessel bis auf wenige Kilometer zusammen. Am 12. April 1945 begann eine Operation zur Teilung des Kampfgebiets. Von Süden kommend spaltete die 86. US-Infanterie-Division in einer schnellen Operation durch das Sauerland den Kessel am 15. April in Hagen in zwei Teile.

Der kleinere östliche Teil kapitulierte am Tag darauf im Raum Iserlohn. Am 15. April 1945 kapitulierte der Kommandeur des LIII Armeekorps, Generalleutnant Fritz Bayerlein, bei Menden. In Iserlohn zum Beispiel legte eine noch kampffähige und mit schweren Jagdtigern ausgerüstete Kompanie mit militärischen Ehren die Waffen nieder. In den benachbarten Städten Hohenlimburg und Hagen wurde stellenweise noch bis zum 17. April 1945 gekämpft.

Der westliche Teilkessel im Bergischen Land und bei Düsseldorf und Duisburg leistete noch bis zum 18. und 21. April 1945 schwachen Widerstand. Dessen Oberbefehlshaber Generalfeldmarschall Walter Model folgte bis zuletzt den Befehlen Adolf Hitlers. Model beging am 21. April 1945 in einem Ratinger Waldgebiet südlich von Duisburg Selbstmord. Der im südöstlichen Raum Schmallenbergs befehlsführende General Joachim von Kortzfleisch wurde am 20. April 1945 in Wulwesort bei Schmallenberg erschossen.

Zuvor konnte eine Gruppe um Aloys Odenthal in Düsseldorf den Polizeipräsidenten am 16. April 1945 festnehmen und mit US-Truppen Verbindung aufnehmen. SS-Einheiten und Gauleiter Friedrich-Karl Florian schlugen diese Aktion jedoch blutig nieder; noch in der Nacht vor dem Einmarsch der US-Truppen wurde eine Anzahl Beteiligter ermordet.

Ab Februar 1945 und vor allem während der Kämpfe im Ruhrkessel ermordete die Gestapo in Dortmund (Mahnmal Bittermark), Hagen, Bochum, Warstein, Solingen und anderen Orten Hunderte ausländischer Zwangsarbeiter, deutsche Regimegegner, Deserteure und Justizgefangene. Über diese Mordaktionen der Gestapo waren Walter Model und der Reichsverteidigungskommissar Albert Hoffmann informiert. Am 7. April hatte Model einen Befehl herausgegeben, der Häftlinge in Strafanstalten und in Untersuchungsgefängnissen zur „Überprüfung“ der Gestapo überantwortete.

[Bearbeiten] Verluste

Die US-amerikanischen Verluste bei der Eroberung des Ruhrkessels betrugen rund 1.500 Soldaten. Etwa 10.000 deutsche Soldaten, Angehörige des Volkssturms und der Waffen-SS sowie Zivilisten, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter kamen bei den Kämpfen ab Ende März 1945 ums Leben. Die kriegsgefangenen Soldaten des Ruhrkessels und auch viele Uniformträger ziviler Behörden wurden besonders in die Rheinwiesenlager verbracht. Es handelte sich um die Angehörigen der 15. Armee und der 5. Panzerarmee, die Reste von 19 Divisionen mit rund 300.000 Soldaten. In den Rheinwiesenlagern starb in der Folgezeit eine große Zahl von Kriegsgefangenen aufgrund unzureichender Versorgung vor allem an der Ruhr (Krankheit).

[Bearbeiten] Filme

  • Die Ruhrkesselschlacht 1945 (100 Min.) Film der Delta Produktion (Gunther Dudda) in Schmallenberg.
  • Kriegsende an Rhein, Ruhr und Weser Dreiteilige TV-Produktion des WDR (2005, zuletzt gesendet im WDR am 18.-20. Dezember 2006).
  • Der Feuersturm am Rhein DVD der Chronos Film GmbH
  • Orginalsequenzen der Filme sind in den National Archives in Washington, D. C. frei erhältlich.

[Bearbeiten] Literatur

  • Blank, Ralf: Die Kriegsendphase an Rhein und Ruhr 1944/1945, in: Bernd-A. Rusinek (Hg.); Kriegsende 1945. Verbrechen, Katastrophen, Befreiungen in nationaler und internationaler Perspektive. Göttingen 2004 [= Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte 4].
  • Blank, Ralf: Kriegsendphase und „Heimatfront“ in Westfalen, in: Westfälische Forschungen 55 (2005), S. 361-421.
  • Euler, Helmut: Entscheidungsschlacht an Rhein und Ruhr 1945. Stuttgart 1980.
  • Henke, Klaus-Dietmar: Die amerikanische Besetzung Deutschlands. München 1995.
  • Hudel, Helmut: Einsatze und Kämpfe der Panzer-Lehr-Division an der Sieg und in den Räumen Winterberg, Schmallenberg bis Werdohl-Altena 1945. Miltärgeschichtliches Forschungsamt Freiburg, Forein Military Studies (MS), MS-B-850, 1948
  • Huyskens, Albert: Der Kreis Meschede unter der Feuerwalze des 2. Weltkrieges. Bielefeld, 1949
  • Mues, Willi: Der große Kessel. Eine Dokumentation über das Ende des Zweiten Weltkrieges zwischen Lippe und Ruhr/Sieg und Lenne. Erwitte 1984.
  • Schäfer, Ralf Anton: Das Kriegsende in der Heimat. Selbstverlag 1997, Betzdorf. ; Eine Darstellung zu den Kämpfen während des Ausbruches der amerikanischen 1. Armee aus dem Remagener Brückenkopf und den daraus entstandenen Kämpfen entlang der Südfront des damaligen Ruhrkessels.
  • Scherer, Wingolf: Vergeblicher Widerstand, Das Ende der Heeresgruppe B zwischen Rhein, Ruhr und Sieg - Tod des Feldmarschalls Walter Model März/April 1945, Helios Verlag, 2007, ISBN 978-3-938208-50-2
  • Schneider, Peter: Spione am Himmel, Alliierte Luftbildaufklärung im Raum Wittgenstein während und nach dem Zweiten Weltkrieg.ISBN 3-87816-092-5, Erndtebrück 1996.
  • Spayd, P.A. / Wilkins, Gary: Bayerlein: After Action Reports of the Panzer Lehr Division Commander from D-Day to the Ruhr. Atglen 2005.
  • Timm, Willy: Freikorps „Sauerland“. Südwestfalens letztes Aufgebot 1944/45. Unna 1993.
  • Wagner, Carl: Das Ende der Heeresgruppe B im Ruhrkessel, 22. März bis 17. April 1945, in: Wehrwissenschaftliche Rundschau 7 (1957), S. 534-564.
  • Whiting, Charles: Die Schlacht um den Ruhrkessel. Moewing-Verlag, 1981
  • Whiting, Charles: `45: Das Ende an Rhein und Ruhr. Letzte Kämpfe zwischen Köln, Duisburg, Dortmund, Paderborn und Siegen, Aachen 2005 (Helios-Verlag), ISBN 3-938208-13-9

[Bearbeiten] Weblinks

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