Rosmarin
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Rosmarin | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||
|
||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Rosmarinus officinalis | ||||||||||||
L. |
Der Rosmarin (Rosmarinus officinalis), die einzige Art der Gattung Rosmarinus, ist ein immergrüner Halbstrauch aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
Der Name Rosmarin kommt vom lateinischen ros marinus und bedeutet „Tau (ros) des Meeres (marinus)“, also „Meertau“. Als Begründung wird dazu oft angeführt, dass Rosamarinsträucher an den Küsten des Mittelmeeres wachsen und sich nachts der Tau in ihren Blüten sammle. Eine weitere Deutung der Herkunft des Namens geht auf die griechischen Worte rhops myrinos (balsamischer Strauch) zurück. Dazu gehört auch ein möglicher namenskundlicher Zusammenhang der griechischen Worte libanotis (Rosmarin) und libanos (Weihrauch).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Merkmale
Der immergrüne, buschig verzweigte Strauch duftet intensiv aromatisch und erreicht eine Größe von 50 cm bis 2 Meter. Die 10 bis 40 mm langen Blätter sind gegenständig sitzend und schmal-linearisch. Die Ränder sind nach unten umgerollt, oberseits tiefgrün und runzlig, an der Blattunterseite weißfilzig behaart und mit einer dicken Epidermis überzogen. Hierdurch schützt sich das Blatt vor Austrocknung.
Die blassblauen Blüten können das ganze Jahr über entstehen. Sie stehen in kurzen achselständigen Trauben an dicht beblätterten Kurztrieben und sind durch Sternhaar etwas filzig. Der Kelch ist glockig, zweilippig und zur Fruchtzeit deutlich größer. Die Oberlippe ist zweiteilig, die Unterlippe dreilappig mit großen Mittellappen. Die zwei Staubblätter ragen weit aus der Blüte hervor.
Verwechslungsgefahr: Rosmarinheide
[Bearbeiten] Verbreitung
Die Pflanze wächst im Mittelmeerraum wild, insbesondere in Küstenregionen (Portugal bis Kleinasien, auch am Schwarzen Meer). Rosmarin bevorzugt daher auch einen sonnigen, trockenen Standort. Sie ist typisch für den Buschbewuchs von Macchien und Garigues.
Der Rosmarin wird häufig als Zier- und Gewürzpflanze kultiviert.
[Bearbeiten] Verwendung als Duftpflanze
Rosmarin hat einen sehr intensiven, aromatischen Geruch und einen harzigen, leicht bitteren Geschmack, der etwas an Kampfer und Eukalyptus erinnert. Er wurde aufgrund seines ähnlichen Geruches auch als Ersatz für Weihrauch verwandt.
Rosmarin war Bestandteil eines der ersten destillierten Parfüme, bei dem ätherisches Öl mit Alkohol kombiniert wird. Die Mischung wurde 1370 registriert und hieß nach der Königin Elisabeth von Ungarn (*1305) „Ungarisches Wasser“. Nach einer Legende versicherte der Einsiedler, der das Duftwasser der Königin überreichte, es werde ihre Schönheit bis zu ihrem Tode bewahren.
Kölnisch Wasser enthält nach wie vor Rosmarinöl.
[Bearbeiten] Verwendung in der Küche
Rosmarin fand seine Verwendung zuerst in religiösen Kulten und in Mitteln der Apotheker, bevor es in der Küche Einzug hielt. Es passt hervorragend zu Fleisch oder Kartoffeln. Der belgische Spitzenkoch Roger Souvereyns schätzt vor allem die Mischung von Apfel und Rosmarin. Apfelgelee lässt sich beispielsweise mit Rosmarin aromatisieren.
Rosmarin ist in der mediterranen Küche (vor allem in Italien und der Provence) ein wichtiges Gewürz.
Rosmarin wird oder wurde zeitweilig auch als Bitterstoff im Bier verwendet.
[Bearbeiten] Inhaltsstoffe
Rosmarin enthält ätherische Öle (Terpene: Cineol, Borneol, Campher, Bornylacetat, Terpineol), 8 % Gerbstoff (hauptsächlich Rosmarinsäure), Flavonoide, Glycolsäure, Bitterstoffe, Saponine, Harz.
Der Vitamin-C-Gehalt der frischen Pflanze pro 100 g Frischegewicht beträgt 217,3 mg.
[Bearbeiten] Verwendung in der Heilkunde
Da es sich bei Rosmarin um eine mediterrane Pflanze handelt, kann man annehmen, dass bereits die Griechen und Römer ihn als Heilkraut benutzt hätten. Das scheint nicht zuzutreffen, denn nur Dioskurides bringt einen Hinweis, dass „Rosmarin eine erwärmende Kraft habe“.
In der antiken Kultur dagegen hat der Rosmarin als eine den Göttern, insbesondere der Aphrodite, geweihte Pflanze eine große Rolle gespielt.
In der Naturheilkunde wird Rosmarin innerlich als Tee zur Kreislaufanregung und gegen Blähungen verwendet. Rosmarin wirkt anregend auf Kreislauf und Nerven und soll besonders beim so genannten „Altersherz“ durch milde Unterstützung und Stärkung wirken. Rosmarin fördert auch die Tätigkeit der Verdauungsdrüsen und hilft so bei Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen.
Äußerlich wirkt Rosmarin durchblutungssteigernd und wird daher zu Bädern sowohl bei Kreislaufschwäche, Durchblutungsstörungen als auch bei Gicht und Rheuma (beispielsweise als Rosmarinspiritus) gebraucht.
Rosmarinöl hat eine stark antiseptische Wirkung, die das 5,4-fache von Karbolsäure (Phenol) beträgt.
Auch im Pflanzenbereich hat Rosmarin als Tee aufgebrüht eine antimykotische Wirkung auf verschiedene Schadpilze und lässt sich somit als hauseigenes Pflanzenschutz-/-stärkungsmittel einsetzen
[Bearbeiten] Ätherisches Rosmarinöl
Das ätherische Rosmarinöl bildet je nach Standort, Höhenlage, Klima und Boden unterschiedliche Chemotypen aus, die sich in komplett verschiedenen Inhaltsstoffen und Wirkweisen unterscheiden. Man gewinnt es mittels Wasserdampfdestillation des Krautes. Rosmarinöl gehört zu den hautreizenden ätherischen Ölen. Hauptanbauregionen: Spanien, Frankreich, Nordafrika, Balkan.
Die Inhaltsstoffe des Rosmarinöls sind: 1,8-Cineol (etwa 15–55 %), Campher (10–25 %), 1-Pinen (15–25 %), Camphen (5–10%), Borneol (2 %), Sesquiterpene, Monoterpenole, Phenole, Ketone und Ester. Die Dichte beträgt 0,894 bis 0,920.
Rosmarinus officinalis Chemotyp 1,8 Cineol enthält 45 % Oxide, 30 % Monoterpene, Sesquiterpene, Monoterpenole, Phenole, Ketone und Ester.
Rosmarinus officinalis Chemotyp Verbenon enthält 50 % Monoterpene, 15 % Ketone, Monoterpenole, Ester und Oxide
[Bearbeiten] Anwendungen
Nach dem Europäischen Arzneibuch zeigt Rosmarinöl antimikrobielle Aktivität gegen zahlreich Bakterien, Hefen und Schimmelpilze und wirkt auf der Haut durchblutungsfördernd. Bei Kreislaufbeschwerden, rheumatischen Erkrankungen, Zerrungen wird eine 6–10%igen Zubereitung in Form von Badezusätzen oder in 6–10%igen Salben angegeben. Innerlich nimmt man 3–4 Tropfen auf Zucker oder in warmem Tee zu sich.
Weitere Anwendungsgebiete: in der Parfümindustrie oder in der Aromatherapie.
[Bearbeiten] Symbolik des Rosmarins
Als Symbol repräsentierte Rosmarin die Liebe (Troubadoure überreichten der Dame ihrer Wahl Rosmarin, Ophelia band Hamlet einen Rosmarinkranz als Zeichen ihrer Treue; in Deutschland trugen Bräute lange Zeit einen Rosmarinkranz, bevor die Myrte in Mode kam), aber auch das Gedenken an die Toten.
Die Ägypter gaben ihren Toten Rosmarinzweige in die Hände, um die Reise in das Land der unsterblichen Seelen mit ihrem Duft zu versüßen; in Griechenland wand man Totenkränze aus Rosmarin. In der Literatur taucht Rosmarin als Totenpflanze bei Shakespeare und Hebel auf. Rosmarin und Thymian trug man als Sträußchen gerne bei Begräbnissen und Prozessionen. Man hoffte, auf diese Weise gegen ansteckende Krankheiten gefeit zu sein. In London war es Anfang des 18. Jahrhunderts üblich, dass jeder Trauergast, der einen Sarg zum Friedhof begleitete, vom Diener des Hauses einen Zweig Rosmarin überreicht bekam. Einerseits trug man diesen Rosmarinzweig als Symbol der Erinnerung, sein Duft half jedoch auch, den Gestank des Todes zu übertünchen. Sobald der Sarg ins Grab gelegt war, warfen alle Trauergäste ihre Rosmarinzweige ins Grab hinab.
Als Symbol des Todes taucht Rosmarin auch in dem Lied Ich hab die Nacht geträumet auf, dessen Verfasser Joachim August Zarnack ist. Teile des Textes dürften von Hoffmann von Fallersleben und Paul Sturm stammen:
- Ich hab‘ die Nacht geträumet
- Wohl einen schweren Traum;
- Es wuchs in meinem Garten
- Ein Rosmarienbaum.
- Ein Kirchhof war der Garten,
- Das Blumenbeet ein Grab,
- Und von dem grünen Baume
- Fiel Kron und Blüten ab.
- Die Blüten tät ich sammeln
- In einen goldnen Krug;
- Der fiel mir aus den Händen,
- Daß er in Stücke schlug.
- Draus sah ich Perlen rinnen
- Und Tröpflein rosenrot.
- Was mag der Traum bedeuten?
- Herzliebster, bist du tot?
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Hans Jörg Küster: Kleine Kulturgeschichte der Gewürze, C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1997
[Bearbeiten] Weblinks
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen! |