Retz
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Wappen | Karte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Hollabrunn (HL) | |
Fläche: | 45,01 km² | |
Koordinaten: | 48° 45′ N, 15° 57′ OKoordinaten: 48° 45′ 22″ N, 15° 57′ 8″ O | |
Höhe: | 252 m ü. A. | |
Einwohner: | 4112 (31. Dez. 2005) | |
Bevölkerungsdichte: | 91 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 2070 | |
Vorwahl: | 02942 | |
Gemeindekennziffer: | 3 10 37 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptplatz 30 2070 Retz |
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Offizielle Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Karl Heilinger (ÖVP) | |
Gemeinderat: (2005) (25 Mitglieder) |
Retz ist eine Stadtgemeinde mit 4.112 Einwohnern im Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografische Lage
Retz liegt im nordwestlichen Weinviertel in Niederösterreich. Die Fläche der Stadtgemeinde umfasst 45,01 Quadratkilometer. 11,83 Prozent der Fläche sind bewaldet.
Katastralgemeinden sind Hofern, Kleinhöflein, Kleinriedenthal, Obernalb, Retz und Unternalb.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Mittelalter
Im Bereich des heutigen Angers von Retz bildete sich ein Dorf, welches schon 1180 als „Rezze“ (slawisch; bedeutet soviel wie „kleiner Bach“) bezeichnet wurde.
Rudolf von Habsburg verlieh Graf Berthold von Rabenswalde (1278–1312) Grafschaft und Herrschaft Hardegg als Lehen. Der Graf blieb nicht lange in Hardegg, sondern zog nach Retz, wo er das Dominikanerkloster stiftete (die Dominikanerkirche wurde 1295 fertiggestellt) und schließlich um 1300 auch die Stadt Retz gründete.
Um 1343 wurde der Prediger Franz von Retz geboren. Er reformierte den Dominikanerorden, lehrte an der Universität Wien, war fünfmal deren Dekan und vertrat die Universität auch auf dem Konzil von Pisa. Er starb am 8. September 1427 in Wien.
1425 eroberten die Hussiten Retz (25. November) und wenige Tage später Schrattenthal und Pulkau. Die Stadt wurde zerstört und viele Bewohner getötet. Eine Chronik aus Klosterneuburg berichtet von 6000 Gefangenen, darunter Graf Heinrich von Maidburg - Hardegg, die nach Prag geführt wurden. Nahezu 8000 Mann sollen erschlagen und über 30 katholische Kirchen zerstört worden sein. 1431 erneuter Raubzug der Hussiten.
1467 wurde die Bürgerspitalskapelle zwischen dem Verderberhaus und dem Znaimer Tor geweiht und 1783 säkularisiert. Heute dient es unter dem Namen „Museum Retz“ als Stadtsammlung und Heimstätte für die Südmährische Galerie.
Nach dem Wiederaufbau eroberte nach einer Belagerung von vier Tagen Matthias Corvinus am 12. Oktober 1486 die Stadt. Bis 1492 gehörte Retz zu seinem Herrschaftsgebiet. In dieser Zeit erhielt die Stadt jene den Weinhandel betreffenden Privilegien, die den künftigen Reichtum der Stadt begründeten. Diesen Privilegien verdankt Retz auch die ausgedehnten und mehrstöckigen Kelleranlagen. Heute werden sie für Führungen genutzt und während der Adventzeit für einen Adventmarkt.
[Bearbeiten] 16. und 17. Jahrhundert
Von 1568 bis 1569 wurde die ehemalige Kirche auf dem Hauptplatz durch Einbau einer Zwischendecke zum Rathaus umgebaut. Im Erdgeschoss wurde die Marienkapelle errichtet. Der Kunsttischler Jakob Barth aus Retz arbeitete über 30 Jahre an den Schnitzarbeiten.
1576 wurde das Sgraffitohaus errichtet. 1928 wurden die übermalten Bilder wieder entdeckt und freigelegt.
Das auffällige Verderberhaus stammt aus dem Jahr 1583. Seinen Namen verdankt es der Familie Verderber, die das Haus im Jahr 1848 erwarb.
Der Dreißigjährige Krieg brachte Zerstörungen und die Schweden unter Lennart Torstensson, der sein Hauptquartier in Schrattenthal aufschlug.
Zwischen 1660 und 1670 wurde das Schloss der Familie Suttner-Gatterburg errichtet. Heute beheimatet es das Fahrradmuseum von Retz. Während der Dreharbeiten für die Fernsehserie „Julia - eine ungewöhnliche Frau“ in den Jahren 1998 bis 2002 mit Christiane Hörbiger war hier der „Gendarmerieposten“ untergebracht.
1680 kam die Pest in die Stadt. An sie erinnert die Dreifaltigkeitssäule am unteren Ende des Platzes.
Seit dem Jahr 1696 dürfen die Häuser höher sein als die Stadtmauer. Dies nahmen die Dominikaner zum Anlass, ihr Kloster um ein drittes Stockwerk zu erhöhen.
[Bearbeiten] 18. und 19. Jahrhundert
In den Jahren 1701 bis 1713 wurde der Kirchturm barockisiert, 1721 bis 1728 wurde die Kirche selbst vergrößert, umgebaut und barockisiert. Das Altarbild des Heiligen Stephan, gemalt von Leopold Kupelwieser, stammt aus dem Jahr 1852.
Die erste Windmühle in Retz stammte aus dem Jahr 1772 und war aus Holz. Später bekam sie eine Nachbarin. Diese war bereits aus Stein errichtet. Diese Mühle wird aber nur noch als Wohnhaus genutzt.
1831 wurde die hölzerne Windmühle abgetragen und an deren Stelle die heute noch funktionstüchtige Mühle errichtet. An diesen Arbeiten war auch ein Maurer aus Liliendorf (Lesná u Znojma) im nahen Südmähren beteiligt. Er nutzte das erworbene Wissen, um in seinem Heimatort ebenfalls eine Windmühle zu erbauen, die später der Sohn des Retzer Windmüllers übernahm. 1927 wurde der Betrieb eingestellt. Für die TV-Serie „Kurier der Kaiserin“ mit Klausjürgen Wussow wurde hier die Duellszene gedreht.
Unweit von der Mühle befindet sich der Kalvarienberg. Er wurde in den Jahren 1727 bis 1737 errichtet und entstammt der Werkstatt von Jakob Seer.
Am 1. November 1871 wurde Retz durch die Österreichische Nordwestbahn an das internationale Bahnnetz angeschlossen.
1896 wurde ein jüdisches Bethaus errichtet, das heute aber nicht mehr besteht. Das Postamt stammt aus dem Jahr 1897.
[Bearbeiten] Politik
Bürgermeister der Stadtgemeinde ist Karl Heilinger, Amtsleiter Andreas Sedlmayer. Im Stadtgemeinderat gibt es bei insgesamt 25 Sitzen nach der Gemeinderatswahl vom 6. März 2005 folgende Mandatsverteilung: ÖVP 16, SPÖ 8, Grüne 1, andere keine Sitze.
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
Retz unterhält Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:
Rötz (Deutschland), seit 2006 | |
Hainburg (Deutschland) | |
Znojmo (Tschechien) |
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Museen
- Fahrradmuseum unter dem Schüttkasten von Schloss Gatterburg
- Retzer Erlebniskeller, einer der größten Weinkeller Mitteleuropas
- Museum Retz (Heimatmuseum und Südmährische Galerie)
[Bearbeiten] Unterhaltung
Retz verfügt über einen Filmclub und ein Kino auf dem Hauptplatz.
[Bearbeiten] Bauwerke
- Hauptplatz mit Pranger, Rathaus, Verderberhaus und Sgraffitohaus. Unter dem Hauptplatz liegen ausgedehnte Weinkeller
- Schloss Gatterburg
- Dominikanerkirche und Kloster
- Stadtpfarrkirche St. Stephan
- Retzer Windmühle
- Kalvarienberg
- Soldatenfriedhof - liegt ein wenig versteckt unweit von Windmühle und Kalvarienberg; 1979 angelegt; hier fanden alle zuvor im Weinviertel verstreut beerdigten deutschen Gefallenen eine gemeinsame Ruhestätte.
[Bearbeiten] Sport
Gleich neben dem Schloss Gatterburg befindet sich das Erlebnisbad Retz, ein Freibad mit einem normalem Becken und Wasserrutsche, und einem großen Sportbecken.
In der Nähe der Ortsausfahrt richtung Kleinhöflein besteht ein neu erbauter Skatepark mit anliegendem Basketballplatz.
Das Stadion des SC Retz befindet sich unweit des Bahnhofes. Es fasst ca. 2500 Zuschauer, davon sind ca. 1200 Plätze überdacht. Erbaut wurde es im Sommer 1955, das Eröffnungsspiel wurde gegen den damaligen italienischen Erstligisten FC Bologna ausgetragen.
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
- Weintage (jährlich, von Fronleichnam an für 10 Tage)
- Weinlesefest (jährlich, Fr-So am letzten September Wochenende)
- Kürbisfest im Retzer Land
- Festival Retz (jährlich, an den ersten beiden Wochenenden im Juli)
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
Retz ist eine traditionelle Wein- und Handelsstadt.
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 206, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 315. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 1709. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 42,08 Prozent.
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
Nach dem Ergebnis der Volkszählung 2001 gab es 4168 Einwohner. 1991 hatte die Stadtgemeinde 4284 Einwohner, 1981 4333 und im Jahr 1971 4927 Einwohner.
[Bearbeiten] Verkehrsanbindung
Mit dem Auto ist Retz in etwa einer Stunde Fahrtzeit von Wien zu erreichen. Retz liegt an den beiden Landesstraßen Retzer Straße (B 35) und Thayatal Straße (B 30). Über die B 35 gelangt man in nördlicher Richtung über den mittlerweile aufgelassenen Grenzübergang Mitterretzbach nach Tschechien, die B 30 führt über die Katastralgemeinde Hofern weiter richtung Drosendorf.
Der Bahnhof Retz ist der nördlichste in Betrieb befindliche Bahnhof der Nordwestbahn in Österreich. Von ihm aus führt eine der steilsten Normalspurstrecken Österreichs nach Drosendorf-Zissersdorf (errichtet 1910, Lokalbahn Retz - Drosendorf), auf der jedoch der Passagierverkehr am 9. Juni 2001 eingestellt wurde. Nur der Güterverkehr bis Weitersfeld ist nach wie vor aufrecht und während der Sommermonate bringt an den Wochenenden ein Nostalgiezug, der „Reblaus-Express“, Radfahrer und Wanderer nach Drosendorf. Nach der Grenzöffnung wurde in den 1990er Jahren auch der Bahnverkehr über die Staatsgrenze hinweg nach Znojmo (Znaim) auf einer seit 2007 bis Šatov elektrifizierten Strecke wieder aufgenommen.
[Bearbeiten] Schulen
Neben einer Volks- und Haupschule mit angeschlossener Sonderschule bzw. Polytechnikum, sowie einer Musikschule beherbergt Retz auch eine Bundeshandelsakademie und Bundeshandelsschule (die 1925 als städtische Handelsschule gegründet wurde) und eine Höhere Bundeslehranstalt für Tourismus. In den beiden letzteren gibt es nach der Grenzöffnung im Jahr 1989 gemischte Klassen mit österreichischen und tschechischen Schülern. 1996 fand die erste Maturaprüfung einer „Bikulturellen Klasse“ der Bundeshandelsakademie Retz statt.
[Bearbeiten] Ehrenbürger
[Bearbeiten] Sonstiges
In Retz und im Umland um die Weinstadt wurde die TV-Serie Julia - eine ungewöhnliche Frau mit Christiane Hörbiger und Peter Bongartz in den Hauptrollen gedreht. Die Filme wurden im ORF und im Ersten Deutschen Fernsehprogramm ausgestrahlt.
Retz ist in den Jahren 2004 bis 2007 jeweils der trockenste Ort Österreichs gewesen.
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ Weblink: http://verderber.org/biographien/deutsch/thomas_verderber_und_verderberhaus.htm
- ↑ Weblink: http://www.oe-journal.at/Aktuelles/0901/chrarchiv04091009.htm
- ↑ Weblink: http://alo.uibk.ac.at:8180/filestore/servlet/GetFile?id=RWAIQLSOEXVUUICAOAFT
[Bearbeiten] Weblinks
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