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Neidhart – Wikipedia

Neidhart

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel befasst sich mit dem Minnesänger Neidhart; zu weiteren Namensträgern siehe Neidhart (Begriffsklärung).

Neidhart, genannt von Reuental (1. Hälfte 13. Jahrhundert) war einer der bedeutendsten und fruchtbarsten deutschen lyrischen Dichter des Mittelalters. 56 bis 132 Lieder und 55 Melodien sind insbesondere aus den Jahren 1210-1240 überliefert. Die vielfältigen Abdrucke seiner Werke und nachgeahmte Werke im sogenannten Neidhart-Stil („Pseudo-Neidharte“) lassen auf seine Beliebtheit und die weite Verbreitung der Werke zur damaligen Zeit schließen.

Herr Nithart (Codex Manesse, um 1300)
Herr Nithart (Codex Manesse, um 1300)

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Neidhart war wahrscheinlich der Sprössling eines adligen Geschlechts aus Bayern. Später lebte er - sehr gefördert vom Salzburger Erzbischof Eberhard von Regensberg – im damals noch zu Bayern gehörenden Salzburger Raum und dichtete wahrscheinlich zwischen 1210 und 1240. Der Name oder die Herkunft sind nicht eindeutig eruierbar. Soweit in den mittelalterlichen Handschriften ein Autorenname genannt wird, lautet er durchweg nur „Nithart“ (Kleine Heidelberger Liederhandschrift), „Her Nithart“ (Manessische Handschrift), „(Her) Neithart“ (Hss. R, c), „Nythardus“ (Hs. fr). Von mittelhochdeutschen Autoren wird der Dichter bis ins 15. Jahrhundert ebenfalls immer nur mit dem einen Namen Nithart, Neidhart, belegt (Schweikle, S. 50). Auf Grund der in den Liedern erwähnten Ortsnamen kann man den bairisch-salzburgischen Raum als Schaffensgebiet ausmachen.

Der Name ist wahrscheinlich allegorisch gemeint gewesen – so ist „nithart“ ein Name für den Teufel und Reuental (mittelhochdeutsch: riuwental) kein existierender Ortsname, sondern die ironische Herkunftsangabe des lyrischen Ichs: das Jammertal.

In den Dichtungen von Wolfram von Eschenbach finden wir Anspielungen auf Neidhart, die vermuten lassen, dass er um 1230 gelebt haben muss.

[Bearbeiten] Wirken

Neidhart begründete die dörperliche Dichtung, eine Spielart des Minnesangs, die Karl Lachmann als "höfische Dorfpoesie" bezeichnet, indem er in seinen Liedern vornehmlich das hoffärtige Treiben und die derbere Liebesweise der Bauern mit geistreich humoristischer Laune schilderte.

Neidharts Lieder sind in Sommerlieder, Winter- und Schwanklieder gegliedert. Es sind fast 200 Werke von ihm überliefert, einige davon noch mit Melodie, wobei man annimmt, dass rund ein Drittel davon nicht von ihm stammt.

Die Hauptfigur in seinen Werken ist meist der „ritter von Riuwental“. Neidhart lässt die Welt der hohen Minne mit der oft tristen Realität der Dorfbevölkerung aufeinanderprallen. Seine Lieder enthalten Sozialkritik, die als Humor verpackt den Status Quo kritisieren. Manche Interpretationen sagen ihm auch "Bauernfeindlichkeit" in seinen Liedern nach - so wird zum Beispiel davon berichtet, dass aufgebrachte Bauern das Neidhart-Grab in Wien mit Heugabeln attackiert haben sollen.

Die Sommerlieder sind einfache, unstollige Reigenlieder zum Thema Minne, in denen der als Ritter auftretende Liebhaber beim Dorftanz um ein Bauernmädchen wirbt und sich dabei mit rivalisierenden Bauernburschen (mhd. „dörper“= Bauer, im Sinne von Tölpel) auseinandersetzen muss. Die Gesprächslieder der Bäuerinnen (Tochter und Mutter, liebeslustige Alte, befreundete Mädchen) drehen sich um die Frage, wie man die Gunst des „ritters von Riuwental“ erringen könne. Die satirische Darstellung des Geschehens ist zumeist parodisierend und stellt einen starken Kontrast zum Hohen Minnesang dar.

Die Winterlieder sind in Kanzonenform gedichtet und schildern Tanz und Spiel in der Bauernstube. Das lyrische Ich ist hier der zumeist erfolglose Werbende. Sein Interesse richtet sich auf Bauernmädchen und stößt dabei auf anmaßend auftretende „dörper“-Mitwerber, oftmals kommt es zu rohen Drohungen und Handgreiflichkeiten. Die späteren Versionen der Winterlieder zeichnen sich zunehmend durch Absagen des Sängers an den Minnedienst aus, eine Anlehnung an die Alterslieder von Walther von der Vogelweide.

Eine noch dem 13. Jahrhundert angehörige Sammlung seiner Lieder befindet sich auf Schloss Riedegg und wurde von Georg Friedrich Benecke 1832 herausgegeben. Eine erste kritische Ausgabe veranstaltete Moriz Haupt (1858).

Neidhart wurde durch seine große Bekanntheit später selbst zum Protagonisten. Unter dem Namen „Neidhart Fuchs“ soll der wohl historisch nachweisbare Otto Fuchs als eine Art Hofnarr ("„maître de plaisir“") des österreichischen Herzogs Otto des Fröhlichen (1301-39) in Neidharts Manier gedichtet haben. Die aktuelle germanistische Forschung widerlegte diese Annahme mehrmals. Kein Otto Fuchs hat in Neidhart-Manier gedichtet, sondern unter Neidhart Fuchs versteht man eine Auswahl und Zusammenfassung von Teilen seiner Originallieder durch einen Herausgeber beziehungsweise Kompilator.

Im Neidhartspiels wurde der Dichter schließlich zur stofflichen Vorlage des ersten weltlichen Dramas im deutschen Sprachraum.

[Bearbeiten] Werke

[Bearbeiten] Wiederkehrende Themen

Neidharts Werke befassen sich mit unterschiedlichsten Themen. Einige wurden hier herausgegriffen:

Kreuzzugskritik In Ez gruonet wol diu heide ist der Mühsal der Kreuzzüge gewidmet. So wird über das Heimweh gesprochen, die Angst, die Heimat nicht wiederzusehen („den lieben tac lâze uns got geleben, daz wir hin heim ze lande strîchen!“) und ob es nicht klüger wäre, zu Hause zu bleiben, als in der Ferne zu kämpfen („Er dünket mich ein narre, swer disen ougest hie bestât.“). Eine Kreuzzugsbeteiligung Neidharts ist dadurch nicht erwiesen, gut denkbar ist auch, dass das Lied geschrieben wurde um mögliche Kreuzfahrer abzuhalten.

Werben In verschiedenen Liedern wird das Werben des Ritters um eine Frau beschrieben (z. B. Meienzît. In „Ez verlos ein ritter sîne scheide“ ist es in Umkehrung der klassischen Minnesituation einmal anders: Ein Ritter versucht verzweifelt, diverse Avancen einer Frau abzuwehren und sieht schließlich keinen anderen Ausweg als die Flucht („wer solte des getrûwen?" zieht wieder: 'diu würze ist noch niht gebrûwen.“).

[Bearbeiten] Historisches

[Bearbeiten] Neidhartsgrab

Das Neidhartsgrab in Wien: Ein Grabmal (Tumbagrab) findet sich an der Südseite des Stephansdomes in Wien. Man nimmt an, dass das Grab von Rudolf IV. später in Auftrag gegeben wurde, der historische Neidhart aber auf dem später aufgelassenen Friedhof bei der Kirche begraben war. Rudolf IV. hatte wohl durch die Stiftung des Grabes politische Absichten: Seine Politik war auf eine stärkere Unabhängigkeit Österreichs hin ausgerichtet (Versuch, Wien als Bischofssitz zu etablieren, Privilegium Major etc). Darin sah er sich in der Tradition eben jener Babenberger, an deren Hof Neidhart und später Neidhart Fuchs wirkten. Weiter zeigt sich in Neidharts Werken eine Nähe zum Bürgertum, welche auch Rudolf IV. zum Beispiel durch die Schaffung einer Universität oder die Bemühungen um Aufhebung des Zunftzwanges zeigt.

[Bearbeiten] Neidhart-Fresken

Die Neidhart-Fresken aus dem 14. Jahrhundert befinden sich in einem Haus auf der Tuchlauben in Wien und sind als Außenstelle des Wien Museums öffentlich zugänglich. Sie zeigen Szenen aus Werken Neidharts.

[Bearbeiten] Zur Überlieferung

Die Grundpfeiler der Neidhartüberlieferung bilden die beiden Sammlungen R (Riedegger Liederhandschrift, 13. Jahrhundert) und c (Berliner Handschrift, Papier, 15. Jahrhundert), die beide um größte Vollständigkeit bemüht sind. (zitiert nach ATB)

[Bearbeiten] Text- und Melodieausgaben

  • Siegfried Beyschlag (Hg.): Die Lieder Neidharts: der Textbestand der Pergament-Handschriften und der Melodien, Text und Übertragung, Einführung und Worterklärungen, Edition der Melodien von Horst Brunner, Darmstadt 1975 ISBN 3-534-03592-5
  • Reinhard Bleck: Neidhart: Leben und Lieder, (=Göppinger Arbeiten zur Germanistik; Band 700), Göppingen 2002 ISBN 3-87452-950-9
  • Die Lieder Neidharts, herausgegeben von Edmund Wießner, fortgeführt von Hanns Fischer, 5., verbesserte Auflage hg. von Paul Sappler, mit einem Melodienanhang von Helmut Lomnitzer, (=Altdeutsche Textbibliothek; Band 44), Tübingen 1999 ISBN 3-484-20144-4 oder ISBN 3-484-21144-X
  • Lieder: Auswahl mit den Melodien zu neun Liedern; mittelhochdeutsch/neuhochdeutsch / Neidhart von Reuental, (=Reclams Universal-Bibliothek; Nr. 6927), Übersetzt und hrsg. von Helmut Lomnitzer, Stuttgart 1993 ISBN 3-15-006927-0
  • Herr Neidhart diesen Reihen sang: die Texte und Melodien der Neidhartlieder mit Übersetzungen und Kommentaren, herausgegeben von Siegfried Beyschlag und Horst Brunner, (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik; Band 468), Göppingen (Kümmerle Verlag) 1989.
  • Neidhart-Lieder. Texte und Melodien sämtlicher Handschriften und Drucke, herausgegeben von Ulrich Müller, Ingrid Bennewitz, Franz Viktor Spechtler, Band 1: Neidhart-Lieder der Pergament-Handschriften mit ihrer Parallelüberlieferung, Band 2: Neidhart-Lieder der Papier-Handschriften mit ihrer Parallelüberlieferung, Band 3: Kommentare zur Überlieferung und Edition der Texte und Melodien in Band 1 und 2, Erläuterungen zur Überlieferung und Edition, Bibliographien, Diskographie, Verzeichnisse und Konkordanzen, Berlin (de Gruyter) 2007.

[Bearbeiten] Literatur

  • Neidhart von Reuenthal. Artikel in: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Aufl. 1888–1890, Bd. 12, S. 42 f.
  • Siegfried Beyschlag: Neithart und Neidhartianer, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters, Verfasserlexikon, Band 6, Berlin, New York 1987, Spalte 871-893 ISBN 3-11-010754-6
  • Edmund Wießner: Kommentar zu Neidharts Liedern, Nachdruck der Ausgabe Leipzig, Hirzel, 1954, 2. Aufl., mit einem Nachwort von Ingrid Bennewitz-Behr und Ulrich Müller, Leipzig 1989 ISBN 3-7401-0142-3
  • Edmund Wießner (Hg.): Vollständiges Wörterbuch zu Neidharts Liedern, Nachdruck der Ausgabe Leipzig, Hirzel, 1954, 2., um ein Nachwort erweiterte Auflage, Leipzig 1989 ISBN 3-7401-0141-5
  • Das Neidhart-Grabmal im Wiener Stephansdom. Untersuchungen zur Bau- und Restauriergeschichte, Friedrich Dahm, in: Gertrud Blaschitz (Hg.), Neidhartrezeption in Wort und Bild, Krems 2000, 123-155
  • Erhard Jöst: Bauernfeindlichkeit. Die Historien des Ritters Neithart Fuchs, (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik; Band 192) Göppingen 1976
  • Dieter Kühn: Neidhart und das Reuental: Eine Lebensreise (Überarbeitete Neuausgabe), Frankfurt am Main 1996 ISBN 3-596-13335-1
  • Marc Lewon: Untersuchungen zu den Melodien Neidharts. Eine musikalische Analyse zur Handschrift O (Schriftliche Arbeit zur Erlangung des Magistergrades an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg), Heidelberg 2002.
  • Günther Schweikle: Neidhart, (= Sammlung Metzler; Band 253), Stuttgart (Metzler) 1990.

[Bearbeiten] Weblinks

Wikisource
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