Madelungen
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Madelungen ist seit 1994 ein Ortsteil von Eisenach in Thüringen (Deutschland).
- Postleitzahl: 99817
- zugehörig zum Pfarramt Neukirchen
[Bearbeiten] Geografie
Der Ort Madelungen liegt etwa vier Kilometer nordwestlich von Eisenach, 240 - 250 Meter über Meeresspiegelhöhe. Die mittelalterliche Siedlung erstreckt sich, noch heute gut erkennbar, als Straßendorf entlang der Hauptstraße - heute „Max-Kürschner-Straße“ - nördlich der Madel. Dieser Bach entspringt ca. 3500 Meter östlich in der Gemarkung des Nachbarortes Neukirchen am Gramberg und mündet, nach dem er den Nachbarort Krauthausen und Gut Lengröden passiert hat, bei Creuzburg in der Werra. In der Ortslage speist die Madel den Schloßteich.
Höchste Erhebungen sind der bewaldete Moseberg im Süden (364 m), der Lerchenberg im Nordosten auf der Gemarkungsgrenze mit Ütteroda (342 m), und der bewaldete Eichelberg (349 m) unmittelbar nördlich der Ortslage.
[Bearbeiten] Verkehr
Durch den Ort führt die Ortsverbindungsstraße Krauthausen – Madelungen – Stregda. Eine weitere Ortsverbindungsstraße führt nach Ütteroda. Die seit April 2008 im Bau befindliche Autobahntrasse der Bundesautobahn 4 – die sogenannte „Hörselbergumfahrung“ wird etwa 500 m südlich der Ortslage vorbeiführen. Die nächstgelegene Auffahrt befindet sich in Eisenach (Mitte).
[Bearbeiten] Geschichte
Die urkundliche Ersterwähnung des Ortes Madelungen erfolgte im Jahre 1076.
„Unter der Regierung Heinrichs IV. und zu der Zeit, als Ruthard dem Kloster zu Fulda als Abt vorgestanden hat, übergiebt der (dasige) Voigt Gerhardt und dessen Gemahlin Hacecha, diesem Kloster einige (nicht hierher gehörige )Güter, bedingt sich aber dass, wenn er Söhne zeugen und gestorben seyn würde, seine Witwe auf deren Lebenszeit mehrere dem Kloster überlassene Güter von welchen blos folgende hier zu bemerken, (Walahesleba [312]), Tucheldi [313] , Vanera [314], Madelungen [315] benutzen dürfe, das Kloster aber dafür ihrer gedenken solle. Acta est traditio in monasterio Fuldensi [*] Schannat Tradit. Fuld. Pag. 257. no. 615. “
– L.A. Schultes : DIRECTORIUM DIPLOMATICUM. S. 199. [312] Das Dorf Walschleben bei Erfurt [313] Vielleicht das Dorf Töttelstädt in dem Herzogth. Gotha. [314] Das Dorf Faner daselbst [315] Das Städtchen Madelungen in dem Eisenach. [*] Diese Urkunde setzt Schananat vermuthlich um deswillen gegen das Jahr 1076, weil der Klostervoigt Gerhardt i.J. 1079 nicht mehr gelebt hat und nur vor seinem Hinscheiden für seine Gemahlin hat sorgen wollen; es kann aber das Document auch 1075 abgestellt seyn, indem Ruthard von diesem Jahre an der Abtey vorgestanden hat. [1]
Neben dem Kloster Fulda war auch Kloster Hersfeld im südlichen Ortsteil begütert . Seit 1307 sind im Ort die Herren von Madelungen nachweisbar, Rothe berichtet zum gleichen Jahr, dass sie als Sympathisanten der Thüringer Landgrafen bekannt waren und deshalb aus Eisenach gewaltsam vertrieben wurden. Die Madelunger Ritter erbauten sich ein Festes Haus in einem am südöstlichen Ortsrand angelegten Teich in nächster Nähe zum fuldischen Klosterhof. Sie dienten zunächst als angesehene Burgmannen der Landgrafen, verkamen aber rasch zu Raubrittern und Fehdereitern. Ein Ritter Caspar von Madelungen erwarb sich dabei traurige Berühmtheit. Der Schutz dieser Wasserburg verhinderte nicht, dass die als „Altmadelungen“ bezeichnete Nachbarsiedlung, kaum 1000 m östlich entlang der Madel gelegen, in einer der zahllosen Fehden zerstört werden konnte und sich die Bewohner nun am Westrand des heutigen Ortes Madelungen neu ansiedeln mussten. Im benachbarten Creuzburg befand sich der Verwaltungs- und Gerichtssitz des Ortes. Nach einem 1565 erfolgten Raubmord im Mosewald wird der strittige Grenzverlauf zwischen den Ämtern Wartburg (Stadt Eisenach) und Amt Creuzburg (Madelungen) neu bestimmt und mit einem Gedenkstein, dem sogenannten „Poststein“ kenntlich gemacht.
Über die kirchlichen Verhältnisse der Gründungszeit ist bekannt, dass der Ort zur Creuzburger Pfarrei gehörte, hier bestand jedoch zunächst nur eine Andachtskapelle, welche Sankt Ulrich geweiht war. Die Ulrichskirche im Zentrum der Ortslage wurde 1516 erbaut, welche 1767 durch einen weiteren Neubau an gleicher Stelle ersetzt wurde. Die Kirche enthält in einem Gewölbe vor dem Altar die Gebeine des letzten Freiherrn Diede zum Fürstenstein, Wilhelm Christoph. Die aus Eschwege, Stadtteil Albungen abstammendene Adelsfamilie der Diede zum Fürstenstein erwarb 1598 die verfallene Wasserburg und errichteten auf deren Grundmauern ein Schloss. Für ihre wirtschaftlichen Belange erwarben sie zugleich das ehemalige Klostergut und modernisierten es. Die Familie bleib in Madelungen bis 1858 ansässig. Schwer hatte der Ort im Dreißigjährigen Krieg zu leiten, auch von der Pest und der Hexenverfolgung berichten die Chronisten. Die wirtschaftlichen Verhältnisse im Ort waren für die Bauern noch um 1850 bedrückend. Aufgabe der Separation (Flurbereinigung) war es, die in fast eintausend Parzellen zerteilte Gemarkung neu zu ordnen. Für seine Eisenacher Kammgarn-Spinnerei benötigte der Eisenacher Textilfabrikant Eichel-Streiber das Madelunger Gut mit dem Ziel, hier in großem Stil billige Wolle zu erzeugen, er forcierte deshalb die Schafhaltung in der Region nördlich von Eisenach. Die Familie besaß das Gut bis zu ihrer Enteignung 1945 als Großgrundbesitzer.
Ende März 1945 verschanzten sich deutsche Truppen im nahen Mosewald. Am 1. April 1945 durchbrachen amerikanische gepanzerte Einheiten nach kurzen, aber heftigen Gefechten den als „Werralinie“ bezeichneten Verteidigungsabschnitt. Schon am folgenden Tag erfolgte über Madelungen und Neukirchen der unerwartete, massive Vorstoß in Richtung Gotha und Erfurt.
[Bearbeiten] Sehenswertes
- der ehemalige Schlosspark mit Teich, Teil eines nicht mehr vorhandenen Wasserschlosses
- die restaurierte Kirche im Barockstil
[Bearbeiten] Impressionen
[Bearbeiten] Literatur
- Max Kürschner: Vom Wasserschloß zur MTS. Heimatkundl. Schriftenreihe, Heft 4, 1957
[Bearbeiten] Nachbarorte
- Krauthausen
- Ütteroda
- Mihla
- Bischofroda
- Neukirchen
- Stregda
- Eisenach
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Ludwig August Schultes: DIRECTORIUM DIPLOMATICUM oder chronologisch geordnete Auszüge von sämmtlichen über die Geschichte Obersachsens vorhandenen Urkunden. Erster Band. Altenburg, 1822. S. 199.
Koordinaten: 51° 1' N, 10° 17' O
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