Lucia Popp

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Lucia Popp (slowakisch: Lucia Poppová; * 12. November 1939 in Ungeraiden, heute Záhorská Ves, Slowakei; † 16. November 1993 in München) war eine Sopranistin slowakischer, mährischer, ungarischer und rumänischer Abstammung.

Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Diskografie 2.1 Gesamtaufnahmen (Auswahl) 2.2 Liedaufnahmen (Auswahl) 3 Quellen 4 Literatur 5 Weblinks

[Bearbeiten] Leben

Zunächst studierte die Tochter eines Ingenieurs und einer Sopranistin Medizin und anschließend Schauspiel. Zuvor konnte sie ihr schauspielerisches Talent schon in zwei Filmrollen zeigen: 1957 in Štyridsatštyri (dt.: Vierundvierzig) und 1962/63 mit der weiblichen Hauptrolle in Jánošik (so etwas wie der slowakische Robin Hood).^[1] 1959 bis 1963 absolvierte sie ihr Gesangsstudium bei Anna Hrušovská in Bratislava und an der Musikakademie in Prag.

In Bratislava am dortigen Opernhaus debütierte sie 1963 in ihrer Glanzrolle, der Königin der Nacht, die sie noch im selben Jahr, nachdem sie umgehend von der Wiener Staatsoper engagiert wurde, unter der Leitung Otto Klemperers in dessen Studiofassung von Die Zauberflöte aufnahm. „Sie sind ein Wundertier!“, soll Elisabeth Schwarzkopf ob der stimmlichen Leistungen der jungen Sopranistin ausgerufen haben.

Diese Rolle, zu Beginn ihrer Karriere ihre einzige, brachte sie an die großen Häuser der Welt. Auftritte führten sie unter anderem an das Theater an der Wien und an die Hamburgische Staatsoper. Als sie nicht mehr die „sternflammende Königin“ sein wollte, hat sie ihr Repertoire allmählich erweitert. Es reichte von den Soubrettenrollen (Blonde in Die Entführung aus dem Serail) und Koloratursopranrollen (Königin der Nacht, Adele in Die Fledermaus 1964/5 ^[2]) bis zu den lyrischen (z. B. Pamina in Die Zauberflöte) und jugendlich-dramatischen Rollen (Eva in Die Meistersinger von Nürnberg oder Daphne von Richard Strauss), die sie in ihrer späteren Laufbahn dank der Nachdunkelung ihrer Stimme gesungen hat.

Von 1966 bis 1977 war sie festes Ensemble-Mitglied der Kölner Oper. In dieser Zeit hat sie unter anderem bei dem Zyklus von den sieben wichtigsten Opern von Wolfgang Amadeus Mozart in der Konzeption von Jean-Pierre Ponnelle an entscheidender Stelle mitgewirkt. István Kertész war bis zu seinem Tod 1973 der Hauptdirigent dieser Inszenierungen. Seit 1966 trat sie am Royal Opera House in London, seit 1967 an der Metropolitan Opera in New York auf. Gastauftritte führten sie an zahlreiche weitere Opernhäuser.

Im Liedbereich stach sie vor allem als Interpretin der Mahler-Lieder heraus. Sie war diesbezüglich eine von Leonard Bernsteins Lieblingssängerinnen. Aber auch ihre Aufnahmen von Schubert- und Schumann-Liedern zeugen von ihrer musikalischen Meisterschaft. Die dafür notwendigen sprachlichen Grundlagen erarbeitete sie sich in weniger als zwei Jahren.^[3] Ob das auf ihre deutschen Vorfahren zurückzuführen ist, ist Spekulation. Ihr Deutsch war nie akzentfrei, aber immer idiomatisch und in der Interpretation war sie eine Versöhnerin von Ernst und Komik. Am Besten konnte sie dies an den Liedern im Volkston von Brahms, Dvořák, Prokofjew, Kodály, Janáček und (wieder) Mahler demonstrieren. Aber auch ihre Einspielung von deutschen Kinder- und Wiegenliedern zeigt das Genre von einer unvoreingenommenen Seite.

Ihr früher Tod (sie erlag einem inoperablen Gehirntumor) hinterließ eine große Lücke in der Klassikszene, denn ihre Qualitäten als Konzert- und Opernsängerin waren hoch angesehen.

Popp war in erster Ehe mit dem Dirigenten Georg Fischer, in zweiter Ehe seit 1986 mit dem 15 Jahre jüngeren Tenor Peter Seiffert verheiratet.^[4]

Zu ihrer stimmlichen Virtuosität und gesanglichen Schönheit gesellten sich auch eine physische Schönheit und eine forsche, energische, auch witzige Persönlichkeit.

[Bearbeiten] Diskografie

[Bearbeiten] Gesamtaufnahmen (Auswahl)

1. Beethoven: Fidelio (als Marzelline), mit Janowitz, Kollo, Sotin, Fischer-Dieskau, Jungwirth und Bernstein (DG)
2. Donizetti: L'elisir D'amore (als Adina), (RCA)
3. Flotow: Martha (Martha), (EMI)
4. Gluck: Orfeo e Euridice (als Euridice), mit Lipovsek, Kaufmann und Hager (RCA)
5. Humperdinck: Hänsel und Gretel (als Gretel), mit Schlemm, Fassbaender, Gruberová, Hamari, Burrowes, Berry und Solti (Decca)
6. Humperdinck: Hänsel und Gretel (als Taumännchen), mit Moffo, Donath, Ludwig, Fischer-Dieskau, Berthold, Augér und Eichhorn (RCA)
7. J. Strauss II: Die Fledermaus (als Adele), mit Varady, Weikl, Kollo, Prey und C. Kleiber (DG)
8. J. Strauss II: Die Fledermaus (als Rosalinde), mit Lind, Baltsa, Seiffert, Brendel, Rydl und Domingo (EMI)
9. Janacek: Jenufa
10. Janacek: The Cunning Little Vixen (als Vixen), mit Randova, Jedlicka, Blachut und Sir Mackerass (Decca)
11. Lehar: Der Graf von Luxemburg (EMI)
12. Leoncavallo: La Boheme (als Mimi), (Orfeo)
13. Mozart: Die Entführung aus dem Serail (als Blonde), (EMI)
14. Mozart: Die Zauberflöte (als Königin der Nacht), mit Janowitz, Berry, Gedda, Frick, und Klemperer (EMI)
15. Mozart: Die Zauberflöte (als Pamina), mit Jerusalem, Brendel, Zednik, Gruberova und Haitink (EMI)
16. Mozart: Don Giovanni (als Zerlina), mit Weikl, Sass, M. Price, T. Krause, Solti (Decca)
17. Mozart: Idomeneo (als Ilia), mit Pavarotti, Baltsa, Nucci, Gruberova, und Pritchard (Decca)
18. Mozart: Le Clemenza di Tito (als Servilia), Kertész (Decca)
19. Mozart: Le Clemenza di Tito (als Vitellia), Harnoncourt (Teldec)
20. Mozart: Le Nozze di Figaro (als Countess Almaviva), mit Jose Van Dam, Hendricks, Raimondi, Baltsa, und Marriner (Philips)
21. Mozart: Le Nozze di Figaro (als Susanna), mit Te Kanawa, von Stade, Allen, Ramey, und Solti (Decca)
22. Orff: Carmina Burana mit Unger, Wolansky, Noble, und Rafael Frühbeck de Burgos (EMI)
23. Puccini: Il Tabarro (als Giogetta), (RCA)
24. Puccini: Suor Angelica (als Angelica), (RCA)
25. R. Strauss: Daphne (als Daphne), mit Goldberg, Schreier, Wenkel, Moll und Haitink (EMI)
26. R. Strauss: Der Rosenkavalier (als Sophie), mit Domingo, Ludwig, G. Jones, Berry und Bernstein (Sony)
27. R. Strauss: Intermezzo (als Christine), mit Dallapozza, Fischer-Dieskau, Finke und Sawallisch (EMI)
28. R. Strauss: Die Frau ohne Schatten, mit Seiffert, De Vol, Titus, Martin, Lipovsek und Sawallisch, DVD (TDK)
29. Verdi: Rigoletto (als Gilda, RCA)

[Bearbeiten] Liedaufnahmen (Auswahl)

1. Mahler: Des Knaben Wunderhorn mit Andreas Schmidt unter Leonard Bernstein (DGG) und mit Bernd Weikl unter Klaus Tennstedt (EMI)
2. Prokofjew/Kodály/Mahler/Brahms: Liederabend im Mozarteum 1981 mit Geoffrey Parsons (Orfeo)
3. Schubert: The Hyperion Schubert Edition Vol. 17 mit Graham Johnson (Hyperion)
4. Schumann, R.: Frauenliebe und -leben mit Geoffrey Parsons (RCA)
5. Strauss: Vier letzte Lieder unter Klauss Tennstedt (EMI) und unter Michael Tilson Thomas (Sony)
6. Strauss: Lieder mit Wolfgang Sawallisch (EMI)
7. Die schönsten deutschen Kinder- und Wiegenlieder (Orfeo)

[Bearbeiten] Quellen

1. ↑ Tschechische Filmdatenbank
2. ↑ Programmheft der Wiener Staatsoper vom 17. Januar 1965
3. ↑ Karriere mit Mozart: Lucia Popp. Ein fono forum-Porträt von Clemens Höslinger, in: Fono Forum, Ausgabe 05/1966, S.226f..
4. ↑ Tamussino, Ursula: Lucia. Erinnerungen an Lucia Popp, Wien: Verlag Barylli 1999, ISBN 390123909X

[Bearbeiten] Literatur

• Jens Malte Fischer: Große Stimmen. Von Enrico Caruso bis Jessye Norman. (Kurzer Artikel) ISBN 351838984X
• Jürgen Kesting: Die grossen Sänger des 20. Jahrhunderts. (Artikel mit ausführlicher Diskographie) ISBN 3517079871

[Bearbeiten] Weblinks

• Lucia Popp in der Internet Movie Database (englisch)
• Einträge zu Lucia Popp im Katalog des Deutschen Musikarchivs
• Gesamte Lucia-Popp-Diskographie (englisch)
• Rezensionen zu einigen Recitals und Gesamtaufnahmen (englisch)

Personendaten
NAME	Popp, Lucia
ALTERNATIVNAMEN	Poppová, Lucia
KURZBESCHREIBUNG	slowakische Sopranistin
GEBURTSDATUM	12. November 1939
GEBURTSORT	Ungeraiden/Uhorská Ves, Slowakei
STERBEDATUM	16. November 1993
STERBEORT	München