Louis Armstrong
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Louis Daniel „Satchmo“ Armstrong (* 4. August 1901 in New Orleans, Louisiana; † 6. Juli 1971 in New York City, New York) war ein amerikanischer Jazztrompeter und Sänger.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Jugend in New Orleans
Louis Armstrong selbst gab stets den 4. Juli, also den Unabhängigkeitstag der USA, des Jahres 1900 als sein Geburtsdatum an. Dies war insbesondere unter der schwarzen Bevölkerung der USA oftmals üblich, wenn das eigene Geburtsdatum und die Geburtsumstände nicht bekannt waren oder nicht den gesellschaftlichen Vorstellungen entsprachen. Dazu passt ebenfalls, dass er sich ein Jahr älter machte und seine Geburt in das Jahr der Jahrhundertwende vorverlegte, was ihm als Jugendlicher den Zutritt zu den Etablissements von Storyville, dem Vergnügungsviertel von New Orleans, erleichterte. Erst aus seinem 1983 entdeckten Taufschein geht das wirkliche Geburtsdatum, der 4. August 1901, hervor.
Armstrong wurde in ärmlichsten Verhältnissen geboren und wuchs nur zeitweilig bei seiner Mutter auf. Als Siebenjähriger musste er Zeitungen verkaufen. Anfang 1913 wurde er wegen Unruhestiftung in das Colored Waif’s Home for Boys, eine Anstalt für obdachlose schwarze Jugendliche, eingewiesen, nachdem er in der Silvesternacht mit dem Revolver seines Onkels in die Luft geschossen hatte.
In der streng organisierten Anstalt erlernte Armstrong die Grundlagen des Kornettspiels. Bis 1918 schlug er sich mit kleinen Jobs und ersten Auftritten als Musiker im Rotlichtmilieu der Stadt durch.
[Bearbeiten] Anfänge als Musiker
1918 bis 1919 spielte Armstrong regelmäßig in der Band von Fate Marable auf einem Mississippi-Dampfer, welche die Passagiere auf den langen Fahrten flussaufwärts unterhielt. 1918 soll ihn dabei der 15-jährige Bix Beiderbecke in Davenport gehört haben. 1918 ersetzte Armstrong den Trompeter King Oliver in der Band, die dieser zusammen mit dem Posaunisten Kid Ory leitete. Als Oliver nach Chicago zog, folgte Armstrong ihm 1922 nach und stieß als 2. Trompeter zu King Oliver’s Creole Jazz Band, die damals im Lincoln Gardens Café in der South Side von Chicago spielte. Aus dieser Zeit gibt es bereits erste bemerkenswerte Tondokumente. Insbesondere bei seinen Live-Auftritten soll das Duo Oliver-Armstrong mit seinen zweistimmigen Break-Improvisationen nach zahlreichen Berichten von Zeitzeugen Musikgeschichte geschrieben haben. 1924 heiratete Armstrong Lilian "Lil" Hardin, die aus Memphis stammende Pianistin der Band. Kurz darauf wechselte er auf ihr Anraten hin in die Band von Fletcher Henderson, wo er rasch zum Starsolisten avancierte und nicht mehr im Schatten seines Lehrmeisters Oliver stehen musste.
[Bearbeiten] Die Hot Five und Hot Seven
Armstrong verließ die Henderson-Band 1925. Ab diesem Jahr entstanden zahlreiche Aufnahmen, die Lil und er hauptsächlich mit kleinen Formationen machten, die sich Hot Five und Hot Seven nannten. Viele dieser Aufnahmen haben bis heute den Charakter von absoluten Meilensteinen der Jazzgeschichte. In diesen Jahren entstanden legendäre und richtungsweisende Aufnahmen, wie West End Blues (von Jazzkritikern zur Jazzplatte des Jahrhunderts gewählt), Potato Head Blues, Wild Man Blues, Fireworks und Heebie Jeebies. Auf diesen Aufnahmen stellt Armstrong auch sein einzigartiges Talent als Sänger, insbesondere beim Scat-Gesang, unter Beweis. Bemerkenswert ist auch Armstrongs Zusammenarbeit mit dem Pianisten Earl Hines in den späten 1920er Jahren. Im Jahre 1927 wechselte er sein Instrument vom Kornett zur Trompete.
[Bearbeiten] Der Weltstar
In den 1930er Jahren, als sich der neue Jazz-Stil des Swing entwickelte, trat Louis Armstrong dem neuen Stil entsprechend, vorwiegend in Big Bands auf (u. a. dem Orchester von Luis Russell) und wurde rasch innerhalb und außerhalb der USA bekannt. Ab 1932 führten ihn zahlreiche Tourneen nach Europa, später in die ganze Welt. 1947 löste Armstrong seine Big Band auf und kehrte wieder zu seinen Ursprüngen, dem New Orleans Jazz und den kleinen Formationen zurück (Louis Armstrong and his All Stars feat. Velma Middleton). In den 1950er und 1960er Jahren war es insbesondere Armstrongs Talent als Sänger und Entertainer, das ihn zum Weltstar machte. Eine weitere Steigerung seiner Popularität erzielte er durch die Hollywoodfilme, bei denen er mitwirkte, wie z. B. Die Glenn Miller Story, Die oberen Zehntausend und die Verfilmung von Hello, Dolly!.
Seine unermüdliche Energie und seine vielen Auftritte forderten schon früh gesundheitlichen Tribut. Auf Grund mehrerer ernsthafter Krisen rieten die Ärzte Armstrong vom Trompetespielen ab, um seine Gesundheit zu schonen. Dem Publikum und seinem Ehrgeiz verpflichtet, verlegte sich Armstrong seit dieser Zeit mehr auf den Gesang. Im Jahre 1969 interpretierte er den John Barry/Hal David-Song We have all the Time in the World zum James-Bond-Film Im Geheimdienst Ihrer Majestät mit George Lazenby als 007. In dieser Zeit konnte er jedoch, von Ausnahmen abgesehen (u. a. die Gesangsduette mit Ella Fitzgerald), wegen seiner körperlichen Schwäche nicht mehr an die bahnbrechenden Leistungen der 1920er und 1930er Jahre als Jazztrompeter und Jazz-Sänger anknüpfen.
[Bearbeiten] Bedeutung und Nachwirkung
Armstrong hatte seine stilistischen Wurzeln im New Orleans Jazz. Er hat maßgeblichen Anteil an der Entwicklung dieser Stilrichtung weg von der Kollektivimprovisation hin zu dem herausgestellten Solo und begründete das „Starsolistentum“ im Jazz. Auch technisch hat Armstrong insbesondere in den 1920er Jahren praktisch sämtliche Maßstäbe für Jazztrompeter gesetzt. Er kann als einer der bedeutendsten Instrumentalsolisten des Jazz überhaupt angesehen werden.
Es ist unüberhörbar, dass Armstrongs Stil alle nachkommenden Trompeter der traditionellen Jazzstile entschieden beeinflusst hat (eine Emanzipation vom Einfluss Armstrongs gelang in Ansätzen Roy Eldridge und später umfänglich erst Dizzy Gillespie). Viele schwarze Musiker des modernen Jazz nahmen und nehmen ihm allerdings sein Tomming (Anpassung an die Kultur der Weißen) übel und warfen ihm vor, der weiteren Entwicklung des Jazz ab Mitte der 1940er Jahre nicht gefolgt zu sein. Armstrongs Einfluss ist auch heute noch (oder vielleicht wieder) bei jüngeren Musikern, wie etwa Wynton Marsalis, spürbar.
Darüber hinaus ist Armstrong neben Billie Holiday und Ella Fitzgerald einer der bedeutendsten, wenn nicht der bedeutendste Sänger des Jazz, dessen unverwechselbare Stimme seine weltweite Popularität begründete.
Am 6. Juli 1971 starb Louis Armstrong in New York im Schlaf.
Er hat einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.
Der zweitgrößte Tenniscourt in Flushing Meadows (US Open) ist nach ihm benannt.
[Bearbeiten] Bekannte Stücke
Die meisten Nicht-Jazzfans werden Armstrong vor allem in seiner Rolle als Sänger von wohlgelaunten, oft gefälligen Liedern kennen, denen er mit seinem unnachahmlichen Timbre seinen Stempel aufdrückte, und die erst durch ihn weltweite Beachtung fanden. Dazu zählt sicherlich der Saint Louis Blues von W. C. Handy sowie das romantische What a Wonderful World von George David Weiss und Bob Thiele, das kaum mehr Jazzanklänge besitzt. Armstrong bediente sich auch Musicalmelodien; Mack the Knife (dt. Mackie Messer) aus Bertolt Brechts Dreigroschenoper und Hello Dolly werden vermutlich häufiger in Armstrongs Interpretation gespielt als in der Originalfassung für die Theaterbühne. Fast zu Tode gespielt lassen leider auch Blues- oder Gospelstücke in Armstrongs Fassungen wie When the Saints Go Marching In und Down By The Riverside oft vergessen, dass ihr Interpret weit mehr war als ein freundlicher Onkel Tom, der in seinen späteren Stücken den eingefahrenen weißen Hörgeschmack genauso genial zu bedienen wusste, wie er in den Anfängen des Jazz innovativ wirkte.
[Bearbeiten] Literatur
- Studs Terkel: Giganten des Jazz, Zweitausendeins, Frankfurt 2005, ISBN 3-86150-723-4.
- Louis Armstrong: Mein Leben in New Orleans, ISBN 3-257-20359-4.
- Abbi Hübner: Louis Armstrong. Sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten, Waakirchen 1994, OREOS-Verlag. ISBN 3-923657-35-8
- Ilse Storb: Louis Armstrong. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek bei Hamburg 1989.
- James Lincoln Collier, Louis Armstrong. Von New Orleans bis zur Carnegie Hall, München 2000, Econ.
- Hans-Jochen Mundt, "Louis-Armstrong-Diskographie", in: James Lincoln Collier, Louis Armstrong. Von New Orleans bis zur Carnegie Hall, München 2000, S. 418-455 (Für den Sammler und Liebhaber sehr zu empfehlen, umfassendes, alphabetisches Titelverzeichnis anbei).
[Bearbeiten] Erwähnenswertes
- In Filmen wie z. B. Bowling for Columbine, 12 Monkeys, Good Morning Vietnam und Per Anhalter durch die Galaxis wird Armstrongs bekanntes Lied What a Wonderful World als sarkastischer musikalischer Kommentar zum Vietnam-Krieg oder der fiktiven Zerstörung der Erde verwendet.
- Ebenfall wird der Song in mehreren anderen Filmen z. T. adaptiert als Hintergrundmusik verwendet, z. B. in Meet Joe Black.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Louis Armstrong im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Louis Armstrong bei JazzEcho (alle Veröffentlichungen anhörbar als RealAudio)
- Biografie und musikalische Entwicklung
- engl. Biografie und Aufnahmen aus „The Red Hot Jazz Archive“
- http://www.br-online.de/wissen-bildung/kalenderblatt/2007/07/kb20070704.html kalenderblatt des BR auch als Podcast
- Louis Armstrong - Notizen bei musicanddance.de
Personendaten | |
---|---|
NAME | Armstrong, Louis Daniel |
ALTERNATIVNAMEN | Satchmo |
KURZBESCHREIBUNG | amerikanischer Jazztrompeter und Sänger |
GEBURTSDATUM | 4. August 1901 |
GEBURTSORT | New Orleans, Louisiana |
STERBEDATUM | 6. Juli 1971 |
STERBEORT | New York City, New York |