Gospel
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Gospel (von englisch: gospel = Evangelium, Gute Nachricht; hergeleitet vom altenglischen gōdspel, gōd = gut und spel = Erzählung, Nachricht) oder Gospelmusik bezeichnet christliche afro-amerikanische Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Im engeren Sinne wird unter Gospel die Kirchenmusik afroamerikanischer Gemeinden verstanden, die sich durch Jazz- und Blueseinflüsse auszeichnet (siehe Black Gospel). In weiterem Sinn wird der Begriff auch für christliche Musik im angelsächsischen Raum bis hin zu christlicher Popmusik im allgemeinen verwendet.
In einem gedruckten Werk wurde der Ausdruck „Gospelsong“ erstmals vermutlich 1874 von Philipp P. Bliss verwendet und zwar für eine Sammlung seiner Kompositionen für das gemeinschaftliche Singen bei religiösen Versammlungen: „Gospel Songs, A Choice Collection Of Hymns And Tunes“
Der Begriff „Gospelsong“ wurde und wird in mehreren Zusammenhängen verwendet. Zuerst stand er neben Begriffen wie „Hymns“, „Psalms“, „Chant“, „Chorals“ für Lieder, die in den Kirchen der weißen Bevölkerung Amerikas gesungen wurde.
Stark beeinflusst wurde der Begriff in seiner heutigen Ausprägung jedoch Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts als Bezeichnung der religiösen Lieder der afroamerikanischen Kirchen in Nordamerika. Diese Lieder waren eine Weiterführung der „Negro Spirituals“ unter starker Einbeziehung von Jazz- und Blueselementen. Diese Art von Gospelmusik, auch mit „black gospel“ oder „negro gospel“ bezeichnet, war meistens der Gemeindegesang oder wurde solistisch vorgetragen, in kleinen Gesangsgruppen oder von Chören gesungen und oftmals von einer Jazzband mit Schlagzeug, Bass, Klavier und Orgel begleitet.
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[Bearbeiten] Heutige Situation
Je nach Region entwickelten sich andere Formen von Gospelmusik (Blackmusic) in der Synthese mit anderen Musikstilen, beispielsweise der Country- und Dixieland-Musik oder in neuester Zeit mit Rap und Hip-Hop-Elementen. Auch in der Reggae-Musik gibt es vereinzelt Gospelelemente (z.B. Rastaman Chant von Bob Marley)
Es gibt Gospels auf Schallplatten und Radiostationen, die ausschließlich Gospel senden. Der amerikanische Markt für Gospels ist in etwa vergleichbar mit dem Markt für Pop oder Country Music und viel größer als der für Blues oder Jazz. Auch in der Kirchenmusik Europas ist die Gospelmusik durch Gospelchöre in einzelnen Gemeinden wichtiger Teil des Gemeindelebens geworden.
Viele Rock-, Pop- oder Hip-Hop-Hits aus Radio und Fernsehen borgen sich Elemente aus der Gospelmusik aus oder sind gar moderne Interpretationen lange bekannter Gospelsongs (z. B. Caravan of Love von den Housemartins). Kinofilme wie Sister Act oder Rendezvous mit einem Engel tragen sehr zur Popularität der Gospelmusik bei.
Der Gospel Award wurde in den Jahren 2004 (im Ruhrkongress Bochum), 2005 (auf der Popkomm, ICC, Berlin) und 2006 (im ICM München) verliehen. Der inzwischen europäische Contest und das abschließende Showfinale werden getragen von beiden Kirchen, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz.
Seit dem Jahr 2002 findet der Internationale Gospelkirchentag alle zwei Jahre in einer anderen Stadt in Deutschland statt.
[Bearbeiten] Bekannte Gospelsongs
- Amazing Grace (Text: John Newton, Melodie: Traditional) (Der Liedtext des ehemaligen Kapitäns eines Sklavenschiffes aus dem 18. Jahrhundert hat sich über die Melodie hinaus zu einem Symbol der Gospelmusik entwickelt.)
- Precious Lord, take my hand (1932 von Thomas A. Dorsey komponiert, der erstmalig den Begriff "gospel song" verwendete)
- Oh Happy Day (Edwin Hawkins) (Contemporary Black Gospel)
- Rock of Ages (Augustus Toplady)
- Soon And Very Soon (Andraé Crouch) (Contemporary Black Gospel)
Für als Gospel assoziierte Songs wie z.B. Go Down Moses oder When the Saints Go Marching In siehe unter Spiritual.
[Bearbeiten] Stilrichtungen
Einige Stilrichtungen des Gospel sind:
- Black Gospel
- Traditional Black Gospel
- Contemporary Black Gospel
- Urban Gospel (die Großstadt-Variante von Contemporary Black Gospel)
- Quartet
- Instrumental Gospel
- White Gospel
- Southern Gospel
- Country Gospel auch Bluegrass Gospel
- Praise and Worship
- Contemporary Christian Music (CCM, auch "Contemporary White Gospel" genannt)
- Inspirational Gospel
- African Gospel
"Modern Gospel" ist ein Begriff, der allgemein für heutige religiöse Musik benutzt wird und ist nicht auf einen bestimmten Stil festgelegt.
Vorläufer der Gospelmusik:
- Spiritual
- Konzert-Spiritual
[Bearbeiten] Bekannte und prägende Gospelchöre/-musiker
Der Umfang der weltweit aktiven und bekannten Musiker ist groß. Da es in Deutschland keine absolute Erfassung oder Gospel-Charts gibt, ist eine umfassende Aufzählung nur bedingt möglich.
Beispiele finden sich in der Kategorie Gospelchor und "Gospel-Sänger".
[Bearbeiten] Filme
In folgenden Filmen spielt Gospelmusik eine wichtige Rolle:
- Sister Act – Eine himmlische Karriere, 1992
- Sister Act 2 – In göttlicher Mission, 1993
- Something to Sing About, 2000
- Fighting Temptations, 2003
- Oh Happy Day, Dänemark 2004
- The Gospel, 2005 (nur in englisch)
In folgenden Filmen spielt Gospelmusik eine nebensächliche Rolle:
- The Blues Brothers, 1980 (enthält eine Gottesdienst-Szene mit James Brown als Pfarrer, der seine Predigt in einen Gospel münden lässt)
- Der Schein-Heilige (Leap of Faith), 1992
- Corrina, Corrina, 1994
- Rendezvous mit einem Engel (Preacher's Wife), 1996
- Blues Brothers 2000
- O Brother, Where Art Thou?, 2000 (enthält den Bluegrass Gospelsong Down To The River To Pray)
[Bearbeiten] Literatur
- Teddy Doering: Gospel. Musik der guten Nachricht und Musik der Hoffnung. Aussaat, Neukirchen-Vluyn 1999, ISBN 3-7615-5121-5
- Theo Lehmann: Nobody Knows..., Negro Spirituals, Koehler & Amelang Leipzig 1991
- Theo Lehmann: Mahalia Jackson. Gospelmusik ist mein Leben, DDR, Berlin 1974, ISBN 3-7615-3571-6
- Theo Lehmann: Mahalia Jackson. Gospels sind mein Leben, Wuppertal 1974, ISBN 3-7615-4810-9
- Mahalia Jackson & Evan McLeodWylie: Mein Leben, Ev. Verlagsanstalt Berlin 1975, DDR
- Bernhard Hefele: Jazz-Bibliographie. Verzeichnis des internationalen Schrifttums über Jazz, Blues, Spirituals, Gospel und Ragtime. Saur, München u.a. 1981, ISBN 3-598-10205-4
- C. H. Dood: Historiy and the Gospel, Oxford 1963, Hooder.
- Andrae Crouch, Nina Ball: Die Andrae Crouch Story, Asslar 1977, ISBN 3-921872-00-6 (Hauptquelle dieses Artikels)
- Micha Keding: Geschichte und Entwicklung der Gospelmusik (Volltext, Hauptquelle dieses Artikels)
- Micha Keding: Musikalische Stilbeschreibung (Volltext, Hauptquelle dieses Artikels)
- Gospelszene.de-Lexikon: Stilrichtungen
- Axel Christian Schullz: Handbuch der Gospelchorleitung. Ein praktischer Leitfaden. Good-News-Gospel-Projekt, Essen 2004, ISBN 3-9809790-0-8
- Martin Carbow, Christoph Schönherr: Chorleitung, Pop Jazz Gospel, Der sichere Weg zum richtigen Groove. Schott Music GmbH, Mainz 2006, ISBN 3-7957-0566-5
- Lothar Zenetti: Peitsche und Psalm, Negrospirituals + Gospelsongs, München 1963, Verlag J.Pfeiffer
- Wilhelm Otto Deutsch: Spirituals und Gospels sind nicht dasselbe, in: Ev. Kirche im Rheinland, "Thema: Gottesdienst", Nr. 27 / 2007, S. 45-51
[Bearbeiten] Weblinks
- Gospelszene.de - Gospelportal für Deutschland