Evangelium (Glaube)
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Der Begriff Evangelium stammt aus der griechischen Sprache (εὐανγέλιον evangelion), was soviel heißt wie „Lohn für das Überbringen einer guten Nachricht“, kurz „gute Nachricht“ oder konkreter „Siegesbotschaft“. Die Wortgruppe, Evangelium und seine Stammverwandten, ist bis heute im kirchlichen Sprachgebrauch aktiv (evangelisch, evangelikal) und gehört seit dem Urchristentum zum christlichen Grundwortschatz, außerhalb des Griechischen als Lehnwörter.
[Bearbeiten] Geschichte
Die griechischsprachige jüdische Tradition verwendet, wie das Alte Testament in erster Linie das Verb ευαγγελιζoμαι bezogen auf die besonders vom Propheten Jesaja (Kap. 40, 9 etc.) angekündigte messianische Heilsbotschaft. Später vereinahmten dieses Wort die römischen Kaiser. Sie verstanden sich als die Herren der Welt, ihre Retter und Erlöser. Botschaften, die vom römischen Kaiser ausgingen, hießen Evangelium, unabhängig davon ob ihr Inhalt besonders fröhlich und angenehm war. Nach den neutestamentlichen Erzählungen benutzt Jesus dieses mächtige Wort der römischen Kaiser ganz bewusst am Anfang seiner Verkündigung. Der Evangelist Markus schreibt:
Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium.(Mar 1,14f)
Im Neuen Testament kommt das Substantiv ευαγγελιoν (Evangelion) allein in den Paulusbriefen 60 mal vor, dazu 21 mal das Verb ευανγελιζoμαι (evangelisieren). Der Evangelist Lukas verwendet das Verb 25 mal, das Substantiv nur zweimal in der Apostelgeschichte. Bei Markus erscheint das Substantiv sieben mal, bei Matthäus vier mal.
Beim Apostel Paulus ist ευαγγελιoν (Evangelion) ein zentraler Begriff seiner Theologie, dass Gott in Menschwerdung, Tod und Auferstehung von Jesus Christus zum Heil der Welt gehandelt habe.
Auch bei den Synoptikern ist ευαγγελιoν der Name für die Frohbotschaft vom Heilsgeschehen in Jesus Christus, mit jeweils leicht unterschiedlichem Akzent.
In jedem Fall wird im Neuen Testament jedoch mit ευαγγελιoν eine mündliche, verkündigte Frohbotschaft gemeint, nicht etwas schriftlich Fixiertes.
Einige Kirchenväter bezeichneten das gesamte Neue Testament als Evangelium. Die Bezeichnung Evangelium im Zusammenhang mit den kanonischen Evangelienschriften findet sich bei Irenäus: das Evangelium als die eine Botschaft von Jesus Christus in vier Formen - nach Matthäus, Markus, Lukas, Johannes. Justin verwendet den Ausdruck in beiden Bedeutungen.
[Bearbeiten] Literatur
Burchard, Chr.: Evangelium. In: Religion und Theologie. A-G. S. 274f. Göttingen 1978 (3. Aufl.)