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Leonhard Rauwolf – Wikipedia

Leonhard Rauwolf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Leonhard Rauwolf (* 21. Juni 1535 (nach anderen Angaben auch 1540) in Augsburg; † 15. September 1596 in Waitzen, Ungarn) war ein deutscher Naturforscher, Botaniker, Arzt und Entdeckungsreisender. Er wurde auch Rau(ch)wolf(f) oder Dasylycos genannt. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Rauwolff“.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Der Sohn eines Kaufmanns studierte zunächst in Deutschland (Basel?), dann in Italien und Frankreich. 1560 ging er nach Frankreich und erwarb 1562 den Doktorgrad an der Universität Valence. Danach studierte er an der Universität Montpellier, wo Guillaume Rondelet sein Lehrer in Botanik war.

In dieser Zeit sammelte er in der Umgebung von Montpellier, Cette und Frontignan Pflanzen, von denen 600 Arten aus seinem Herbarium bekannt sind. Sein Begleiter in dieser Zeit war Jeremias Martius aus Augsburg, der später ein angesehener Arzt in Augsburg war.

1563 ging Rauwolf nach Italien. Aus seinen überlieferten Pflanzenfunden zu schließen, war er in dieser Zeit unter anderem in der Umgebung der Städte Verona, Bologna, Florenz und Parma. Ebenfalls anhand seiner Pflanzenfunde kann man auf seinen Rückweg schließen: Er reiste über den Gotthard, Luzern, Basel und den Schwarzwald. Auf seinem Weg durch die Schweiz traf er sich auch mit Conrad Gesner, einem der berühmtesten Naturforscher seiner Zeit. 1564 wurde Rauwolf seinerseits von dem ebenfalls berühmten Carolus Clusius besucht.

Nach seiner Rückkehr ließ er sich zunächst in Augsburg, dann in Aichach und schließlich in Kempten jeweils als Arzt nieder.

Im Mai 1573 brach Rauwolf zu einer Orientreise auf, die ihn zunächst über Mailand, Nizza und Marseilles brachte, wo er sich einschiffte. Ziel war Tripolis, wo er im September ankam und sogleich damit begann, Pflanzen zu sammeln. Weiter hat er in dieser Zeit die Umgebungen von Aleppo und Bagdad erforscht, wo er ebenfalls die Natur aber auch die kulturellen Eigenheiten der einheimischen Bevölkerung beobachtete. Weiter war er in Konstantinopel und Jerusalem.

Im November 1575 brach er in Tripolis zur Rückreise auf und kam im Februar 1576 in Augsburg an. Dort praktizierte er wieder als Arzt. Der Protestant Rauwolf geriet dann aber mit der wieder zur Katholischen Kirche zurückgekehrten Augsburger Obrigkeit in Konflikt und zog nach Linz. Im Zusammenhang mit dem Türkenkrieg zog er mit dem österreichischen Heer nach Ungarn, wo er an Dysenterie starb.

Rauwolfs Pflanzensammlung soll nach dessen Tod in den Besitz des Bayerischen Kurfürsten, dann in den Schwedens und von dort wiederum von Isaac Vossius nach Holland gekommen sein. Dort ist sie bis heute im Besitz der Bibliothek der Universität Leiden.[1]

Rauwolf hat vor allem im Nahen Osten eine ganze Reihe dort heimischer Pflanzen neu beschrieben. Zudem berichtete er ausführlich über Nutzpflanzen wie Kaffeebaum, Banane, Zuckerrohr oder Dattelpalme. Er war der erste Europäer, der über den Genuss und die Wirkungen des Kaffees berichtet hat. Daneben hat Rauwolf viele medizinische Beobachtungen gemacht und darüber berichtet: von Heilmitteln, Bädern und verschiedenen Krankheitsbildern.

Um 1576 veröffentlichte er die Berichte über diese Reise in Viertes Kreutterbuech -- darein vil schoene und frembde Kreutter. 1582 folgte sein Reisebuch Aigentliche Beschreibung der Raiß inn die Morgenländerin.

In der Augsburger Altstadt trägt heute die Rauwolffstraße seinen Namen.

[Bearbeiten] Ehrentaxon

Charles Plumier benannte ihm zu Ehren die Gattung Rauvolfia[2] der Pflanzenfamilie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae). Carl von Linné übernahm später diesen Namen.[3][4]

[Bearbeiten] Literatur

  • Karl H. Dannenfeldt: Leonard Rauwolf, sixteenth-century physician, botanist, and traveller., Cambridge (Mass.) 1968.
  • Ray, John: FRS.Collection of Curious Travels & Voyages in two tomes the first containing Dr. Leonhart Rauwolff's Itinerary into the eastern countries …, the second taking in many parts of Greece, Asia Minor, Egypt, Arabia Felix and Patraea, Ethiopia, the Red-Sea.??, 1693
  • Ludovic Legré: La botanique en Provence au XVIe siècle: Léonard Rauwolff, Jacques Renaudet, Marseille 1900, p. 9-11.
  • Franz Babinger: Leonhard Rauwolf, ein Augsburger Botaniker und Ostenreisender des sechzehnten Jahrhunderts, Archiv für die Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik, 4 (1913), 148-61.
  • Leonhard Rauwolf: Ein schwäbischer Arzt, Botaniker und Entdeckungsreisender des 16. Jahrhunderts / Leonhard Rauwolf., Bearb. von Fritz Junginger, Heidenheim an der Brenz: Heidenheimer Verlagsanstalt, 1969. - 141 S. : Ill. (Schwäbische Lebensläufe ; 2 )
  • Friedrich Ratzel: Allgemeine deutsche Biographie, 27, 462-5 und ADB:Rauwolf, Leonhard.

[Bearbeiten] Schriften

  • Leonharti Rauwolfen: Aigentliche beschreibung der Raisz, so er vor diser zeit gegen Auffgang inn die Morgenländer, fürnemlich Syriam, Judaeam, Arabiam, Mesopotamiam, Babyloniam, Assyriam, Armeniam u.s.w. nicht ohne geringe mühe unnd grosse Gefahr selbs vollbracht ..
  • Leonhard Rauwolf: Viertes Kreutterbuech -- darein vil schoene und frembde Kreutter durch Leonhart Rauwolffen […] einegelegt unnd aufgemacht worden. […] Herbarium vivum mit 200 herbarisierten Pflanzen nach Fundorten gegliedert., Augsburg, ~ 1576

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Einzelreferenzen

  1. Nach Angaben Friedrich Ratzel ADB.
  2. Charles Plumier: Nova Plantarum Americanarum Genera. Leiden 1703, S. 19
  3. Carl von Linné: Critica Botanica. Leiden 1737, S. 94
  4. Carl von Linné: Genera Plantarum. Leiden 1742, S. 92
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