Kloster Lehnin (Gemeinde)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
|
||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Potsdam-Mittelmark | |
Höhe: | 36 m ü. NN | |
Fläche: | 199,30 km² | |
Einwohner: | 11.566 (31. Dez. 2006) | |
Bevölkerungsdichte: | 58 Einwohner je km² | |
Postleitzahlen: | 14542, 14778, 14797 | |
Vorwahlen: | 03382, 033207 | |
Kfz-Kennzeichen: | PM | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 69 306 | |
Gemeindegliederung: | 14 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: | Friedensstraße 3 14797 Kloster Lehnin |
|
Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Bernd Kreykenbohm | |
Lage der Gemeinde Kloster Lehnin im Landkreis Potsdam-Mittelmark | ||
Kloster Lehnin ist eine Gemeinde im Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg (Deutschland).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
Kloster Lehnin liegt im Westen des Landes Brandenburg, 15 Kilometer südöstlich der Stadt Brandenburg an der Havel und rund 25 Kilometer südwestlich von Potsdam sowie rund 50 Kilometer von Berlin entfernt. Sie liegt beidseitig der Bundesautobahn 2 zwischen den Ortsteilen Göhlsdorf (an der Bundesautobahn 10 (Berliner Ring)) und Reckahn.
[Bearbeiten] Landschaften, Flüsse
Das Gemeindegebiet umfasst den größten Teil der Zauche sowie Teile der Havelniederung und des Planetales. Im Gemeindegebiet entspringt der meist kanalisierte Havelnebenfluss Emster.
[Bearbeiten] Gemeindegliederung
Die Gemeinde Kloster Lehnin besteht aus 14 Ortsteilen (mit Ortsbürgermeister), 2 Gemeindeteilen und weiteren Wohnplätzen.
- Damsdorf. Kirche von 1777, Weidenpalast über 450 m² am Rande des idyllischen Fenn-Sees.
- Emstal (bis 1937: Schwina). Frei stehende, funktionstüchtige historische Backöfen (um 1870), Backofenmuseum, jährliches Backofenfest. Torfstichsee Emstaler Schlauch im Naturschutzgebiet.
- Göhlsdorf. Barocke Grabsteine von 1789
- Grebs. Ausstellung Leben unserer Großeltern in einem historischen Dreiseitenhof (Museumshof). Landwirtschaftliche Kultur und Lebensweise zwischen 1870 und 1950.
- Lehnin. Neben dem berühmten Kloster mit romanisch-gotischer Backsteinkirche und vielen weiteren Bauten sind erwähnenswert: Skulpturenpark am Klostersee, Posthalterei (heute Altenhof des Luise-Henrietten-Stifts), Willibald-Alexis-Denkmal von 1914. Klostersee, Mühlenteich und Wanderwege zu weiteren Seen. Vom 28. Mai bis 6. Juni 2005 Feierlichkeiten zum 825-jährigen Ortsjubiläum.
- Krahne (mit Gemeindeteil Rotscherlinde). Rechteckige Backsteinkirche mit Westturm von 1767. Rochow-Grab von 1914. Naturdenkmal Blauer Stein . NSG Krahner Busch mit Elsbrüchen und Feuchtwiesen. Storchenwanderweg.
- Michelsdorf. Spätromanische Feldsteinkirche, im 18. Jahrhundert verändert.
- Nahmitz. Kirche aus dem 18. Jahrhundert, ein rechteckiger Putzbau mit hölzernem Dachstuhl.
- Netzen. Spätgotische Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Pfarrhof (Backstein) von 1893. Beobachtungsturm im Vogelschutzgebiet Rietzer See. Naturlehrpfad (2 km).
- Prützke. Kirche von 1747, rechteckiger Putzbau. Der Ort mit heute 590 Einwohnern wurde 1346 erstmals urkdundlich erwähnt, als prutzken. Die Bedeutung des Namens ist nicht eindeutig. Sie könnte sich vom slawischen Wort Prusek für Preuße oder vom urslawischen prus für Pferd ableiten. [1]
- Rädel. Barockkirche aus dem 18. Jahrhundert. Alte Ziegelei (um 1870).
- Reckahn (mit Ortsteil Meßdunk). Schloss (Gutshaus) mit Rochow-Museum von 1605, Barockkirche von 1741. Steinpyramide von 1790 zum Heerlager Friedrich des Großen. Rochow-Grab. Denkmal für den Schulmeister Heinrich Julius Bruns. Schulmuseum mit komplettem Klassenraum aus der Zeit um 1900. Reckahner Schloss mit Park. Fischteiche.
- Rietz. Kirche aus dem 19. Jahrhundert. Europäisches Vogelschutzgebiet Rietzer See, über 250 Vogelarten, 1134 ha. Der Beobachtungsturm in der Prützker Straße ist von Netzen aus zugänglich.
- Trechwitz (mit Gemeindeteil Trechwitz Siedlung). Kirche von 1750 mit Glocke von 1288 und prächtiger Innenausstattung: u.a. Empore auf toskanischen Säulen und im Kirchenschiff schwebender Engel mit Taufschale.
[Bearbeiten] Geschichte
Das Dorf Lehnin als Kern der heutigen Großgemeinde sieht als sein Gründungsdatum das Jahr 1180 an, als der Askanier Otto. I, der zweiten Markgrafen der Mark Brandenburg, das den Namen gebende Zisterzienser-Kloster Lehnin gründete; daher wurde 2005 das 825-jährige Jubiläum gefeiert. Allerdings bestand 1180 und lange Zeit danach nur das Kloster. Die eigentliche Gründung des Dorfes oder Fleckens Lehnin vollzog sich 1415 aus einem Markt, den die Mönche vor den Klostermauern einrichteten. Eine größere Ausdehnung erfuhr der Ort 1667 durch die Ansiedlung von 13 Handwerkern mit ihren Familien. Der Grund dafür war vermutlich der häufige Aufenthalt des Kurfürsten. 1750 sind 104, 1800 152 Feuerstellen belegt. Allerdings verlor der Flecken Lehnin 1733 das Marktrecht an Werder (Havel) und konnte es erst 1855 wiedererlangen.
Wie jüngere Forschungen im Rahmen der Arbeit zu einer Ortschronik für das Jubiläum im Jahr 2005 andeuten, organisierte die nationalsozialistische Gruppe Eichmann 1942 vom Klostergelände aus den Holocaust; siehe genauer unter Luise-Henrietten-Stift. Das Stift ist eine diakonische Einrichtung der Evangelischen Kirche, die 1911 das Klostergelände bezog und in den alten Klostergemäuern sowie verschiedenen Neubauten eine weit verzweigte, heute vorbildliche helfende und heilende Einrichtung aufgebaut hat.
Am 23. April 1945 besetzten sowjetische Truppen der Roten Armee im Zusammenhang mit der Schlacht um Berlin auch Lehnin.
Die Gemeinde Kloster Lehnin entstand am 1. April 2002 aus dem freiwilligen Zusammenschluss von 13 bis dahin selbständigen Gemeinden des damaligen Amtes Lehnin. Am 26. Oktober 2003 wurde mittels Landesgesetz die bisherige Gemeinde Trechwitz (damaliges Amt Emster-Havel) ebenfalls eingegliedert. Zentrum der Gesamtgemeinde ist die Ortschaft Lehnin.
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Gemeinderat
Der Gemeindevertretung besteht aus 28 Gemeindevertretern und dem hauptamtlichen Bürgermeister. Nach der Kommunalwahl am 26. Oktober 2003 ergab sich folgende Sitzverteilung:
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) | 8 Sitze |
Bürgerverein Brandenburg-Berlin (BV-BB) | 7 Sitze |
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) | 6 Sitze |
Die Linke | 3 Sitze |
Bürgernähe | 2 Sitze |
Freizeit- und Jugenverein (FJV) Trechwitz e.V | 1 Sitz |
Pro Lehnin | 1 Sitz |
[Bearbeiten] Bürgermeister
Zum hauptamtlichen Bürgermeister wurde der bisherige Amtsdirektor Bernd Kreykenbohm für die restliche Dauer seiner Amtszeit durch die Gemeindevertretung in ihrer Sitzung am 23. April 2002 gewählt. Die Amtszeit endet am 2. Juli 2008.
[Bearbeiten] Wappen
Das heutige Wappen der Gemeinde – goldene Eiche auf blauem Grund, davor springender Hirsch in Silber – ist die Stilisierung einer Zeichnung in der Klosterkirche, die auf die Gründungslegende des Klosters zurückgeht, einen Traum von Otto I., in dem Hirsch und Eiche eine Rolle spielen. Näheres dazu hier.
[Bearbeiten] Städtepartnerschaft
Seit 2003 besteht eine Partnerschaft zwischen Kloster Lehnin und der belgischen Stadt Tervuren in Flandern.
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Bauwerke
- Hauptsehenswürdigkeit ist die Klosterkirche St. Marien und das Kloster in Lehnin, siehe Kloster Lehnin
- Willibald Alexis (1798-1871), dem großen Romancier der Mark Brandenburg vor Theodor Fontane, setzte der Ortsteil Lehnin 1914 ein Denkmal vor dem Friedhof Puschkinstraße. Der große Gedenkstein mit Tafel ist Ausgangspunkt für den Willibald-Alexis-Weg. Er wurde errichtet, weil Lehnin örtlicher Hintergrund für Die Hosen des Herrn von Bredow ist, einem der bekanntesten Romane von Alexis.
- Sowjetisches Ehrenmal von 1971 im Ortsteil Kaltenhausen Nr.75/77, daneben ein Gedenkstein der VVN, der zur Verteidigung des Friedens aufruft
[Bearbeiten] Naturdenkmäler
Die wald- und wasserreiche Gemeinde ist Mittelpunkt des Landschaftsgebietes Zauche und bietet auf vielen gut ausgeschilderten Wander- und Radwegen eine Vielzahl an teilweise ruhigen, nicht überlaufenen Naturschönheiten. Das Baden ist in vielen Naturseen der Gemeinde erlaubt. Besonderes sauberes Wasser nebst FKK-Strand bietet der Colpinsee in der Klosterheide. Klares Wasser hat auch der Klostersee, an dessen Ostufer ein Strandbad am Hang angelegt ist. Weitere Badestellen sind: Gohlitzsee, Schampsee, Netzener See, Görnsee, Emstaler Schlauch, Autobahnsee Reckahn.
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
Jährlich im September wird im Ortsteil Lehnin über zwei Tage ein internationales Kürbisfest mit bunten und teils kuriosen Kürbisdekorationen gefeiert. Dazu gibt es: Umzug, Markt, Stände, Lesung, Konzert, Wettbewerbe, Ausstellung – die Ausstellung 2003 zeigte 120 Kürbissorten! Gastdelegationen aus Kürbismetropolen wie Walhain-Saint-Paul in Belgien oder Preding in der Weststeiermark in Österreich waren 2003 zu Besuch.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
Neben der Landwirtschaft spielte die Schifffahrt auf Emster, Emsterkanal und Havel wirtschaftlich eine Rolle. Durch den Aufschluss von Lehm- und Tonvorkommen konnten im 19. Jahrhundert Ziegeleien errichtet werden, die Tagelöhner beschäftigten. Verschifft wurde der Backstein, wie auch in Glindow und Deetz, über die Havelgewässer nach Berlin, Potsdam, Brandenburg (Havel) bis nach Hamburg. Ab 1878 wurde durch die örtliche Wirtschaft, vorerst ergebnislos, angestrebt, die geplante Eisenbahnstrecke von Brandenburg nach Jüterbog über Lehnin zu führen. 1899 erfolgte dann der Kleinbahnanschluss über Nahmitz und Damsdorf nach Groß Kreutz.
In den 1960er Jahren wurden die Ziegeleien geschlossen und 1967 der Betrieb der Kleinbahn eingestellt. Im Rahmen des Jugendobjektes „Havelobst“ der FDJ wurde ab 1982 der Obstbau im Lehniner Gebiet ausgedehnt. Seit der deutschen Wiedervereinigung wird der Tourismus zunehmend bestimmender Wirtschaftsfaktor; Anziehungspunkt ist neben dem Kloster die landschaftlich reizvolle Umgebung.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Gemeinde
- Friedrich Wilhelm Kritzinger (1816–1890), Theologe und Pädagoge. Er schrieb den Text des Weihnachtsliedes „Süßer die Glocken nie klingen“.
- Friedrich Wilhelm von Loebell (1855-1931), Politiker, preußischer Innenminister 1914–1917
[Bearbeiten] weitere Persönlichkeiten, die mit der Gemeinde in Verbindung stehen
- Arnold von Monnickendam, Abt von Lehnin von 1456 bis 1467
- Friedrich Eberhard von Rochow (1734–1805), aufgeklärter Gutsherr in Reckahn, Bildungs- und Agrarreformer, Autor des Volksschullesebuches Der Kinderfreund
- Robert von Loebell (1815-1905), Vater von Friedrich Wilhelm von Loebell, von 1846 bis 1870 Rittergutsbesitzer von Lehnin, sorgte für die Beendigung der Verwüstung des Klosters und setzte in Verbindung mit dem preußischen Königshaus seine Rekonstruktion in Gang.
[Bearbeiten] Literatur
- Werner Schmidt (Hrsg.): Havelland um Werder, Lehnin und Ketzin. Selbstverlag des Instituts für Länderkunde, Leipzig 1992, (Reihe "Werte der deutschen Heimat", Band 53) ISBN 3-86082-014-1
- Stephan Warnatsch: Geschichte des Klosters Lehnin 1180-1542. Lukas Verlag, Januar 2000, ISBN 3-93183-645-2
- Ernst Ullmann, St. Marien Lehnin : Ehemalige Zisterzienserkirche, jetzt Evangelische Kirche, Schnell & Steiner GmbH, ISBN 3-79545-625-8
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 5. August 2005, S. 9
[Bearbeiten] Weblinks
- Gemeinde Lehnin
- Luise-Henrietten-Stift Lehnin
- Museum Rochow
- Museum Reckahn
- Friedrich Wilhelm Kritzinger
Beelitz | Beetzsee | Beetzseeheide | Belzig | Bensdorf | Borkheide | Borkwalde | Brück | Buckautal | Golzow | Görzke | Gräben | Groß Kreutz (Havel) | Havelsee | Kleinmachnow | Kloster Lehnin | Linthe | Michendorf | Mühlenfließ | Niemegk | Nuthetal | Päwesin | Planebruch | Planetal | Rabenstein/Fläming | Rosenau | Roskow | Schwielowsee | Seddiner See | Stahnsdorf | Teltow | Treuenbrietzen | Wenzlow | Werder (Havel) | Wiesenburg/Mark | Wollin | Wusterwitz | Ziesar