Kathrin Martelli
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Kathrin Martelli (* 21. Oktober 1952 in Zürich, Bürgerin von Zürich und Kaltbrunn) ist eine Schweizer Politikerin (FDP). Seit 1994 ist sie Stadträtin von Zürich; bis 2002 war sie Vorsteherin Tiefbau- und Entsorgungsdepartement, seit 2002 ist sie Vorsteherin Hochbaudepartement.
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[Bearbeiten] Lebenslauf und Familie
Kathrin Martelli kam 1952 als Tochter eines Privatgärtners und einer Sekretärin im Zürcher Quartier Seefeld zur Welt. Dort besuchte sie zwischen 1959 und 1968 auch die Primar- und Sekundarschule. Von 1968 bis 1971 absolvierte sie eine kaufmännische Ausbildung.
Nach der Ausbildung arbeitete Kathrin Martelli als Sekretärin, erst bei einem Arbeitgeberverband, dann bei einem Patentanwalt; sie heiratete und wurde 1975 als Mutter einer Tochter und eines Sohnes Hausfrau. Auch heute noch lebt sie mit ihrem Mann im Zürcher Seefeld.
[Bearbeiten] Politische Karriere
Zur Politik kam Kathrin Martelli, weil ihr als junge Mutter Missstände im Quartier zu schaffen machten – etwa gefährliche Schulwege oder ein Mangel an Spielplätzen. Sie begann sich für Familienanliegen zu engagieren.
Als liberale Politikerin lässt sich Kathrin Martelli schlecht ins Links-Rechts-Schema einordnen. Sie hat eine starke soziale Ader und macht sich für die Frauenförderung stark, setzt gleichzeitig aber auch auf den wirtschaftlichen Wachstumskurs von Zürich. Den Bürgerlichen ist sie oft zu sozialdemokratisch, der links-grünen Seite oft zu bürgerlich.
Kathrin Martelli gilt über die Parteigrenzen hinweg als hartnäckige, sachliche Schafferin mit ruhigem Auftreten, die gut zuhören und verfahrene Situationen entkrampfen kann.
[Bearbeiten] Laufbahn in der FDP
1978 wurde Kathrin Martelli in den Vorstand der Kreispartei FDP Zürich 8 gewählt, von 1982 bis 1988 war sie deren Präsidentin. Seit 1982 ist Kathrin Martelli Mitglied des Vorstands der FDP Stadt Zürich.
Von 1984 bis 1994 gehörte Kathrin Martelli auch dem Vorstand des Vereins Freisinnig-Demokratischer Frauen der Stadt Zürich an, von 1990 bis 1994 als Präsidentin.
[Bearbeiten] Gemeinderätin der Stadt Zürich
1987 wurde Kathrin Martelli Mitglied des Gemeinderates der Stadt Zürich, der 125-köpfige Legislative der grössten Stadt der Schweiz.
1988/89 war Kathrin Martelli Mitglied der Bürgerrechtskommission, von 1989 bis 1992 Mitglied des Büros des Gemeinderates, 1991/92 Präsidentin des Gemeinderates, 1993/94 Mitglied der Geschäftsprüfungskommission, von 1992 bis 1994 Mitglied der Städtischen Kommission für Ausländerfragen und von 1992 bis 1994 Mitglied der beratenden Kommission des Büros für die Gleichstellung von Mann und Frau.
[Bearbeiten] Stadträtin von Zürich
1994 wurde Kathrin Martelli in den Stadtrat von Zürich gewählt. Der Stadtrat ist die Exekutive von Zürich und arbeitet als Kollegialbehörde. Seine 9 Mitglieder sind vollamtlich tätig; jedem Mitglied untersteht eines von insgesamt 9 Departementen.
[Bearbeiten] Vorsteherin Tiefbau- und Entsorgungsdepartement
Von 1994 bis 2002 war Kathrin Martelli Vorsteherin des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements (TED), zu dem damals das Tiefbauamt, Entsorgung + Recycling Zürich, das Vermessungsamt, das Gartenbau- und Landwirtschaftsamt sowie das Waldamt gehörten.
Unter Kathrin Martelli wurden verschiedene spektakuläre Parks in Zürich Nord gebaut sowie das zuvor hoch defizitäre Abfuhrwesen und der verschuldete Bereich Fernwärme saniert. Während ihrer Amtszeit erhöhte sich der Frauenanteil im TED von 9 auf 13 Prozent. Für seine Gleichstellungsarbeit wurde das Departement im Jahr 2000 mit dem Prix Egalité ausgezeichnet.
Kathrin Martelli trug wesentlich zur Schaffung von Tempo-30-Zonen bei und gehörte zu den Triebkräften hinter dem so genannt «historischen Kompromiss» in Zürich. Er besagt, dass die Zahl der öffentlichen Kunden- und Besucherparkplätze in der Innenstadt auf dem Stand von 1990 bleibt. Was oberirdisch abgebaut wird, muss unterirdisch in Parkhäusern wieder aufgebaut werden. Der historische Kompromiss führte in Zürich zum Bau des Parkhauses Gessnerallee.
[Bearbeiten] Vorsteherin Hochbaudepartement
Nach ihrer Wiederwahl 2002 wechselte Kathrin Martelli ins Hochbaudepartement. Seither unterstehen ihr das Amt für Städtebau mit Stadtplanung, Denkmalpflege & Archäologie, das Amt für Baubewilligungen, das Amt für Hochbauten sowie die Immobilienbewirtschaftung der Stadt Zürich.
Zu den wichtigsten Erfolgen von Kathrin Martelli als Vorsteherin Hochbaudepartement gehört, dass sie den Neubau des Letzigrund-Fussballstadions gegen grosse Widerstände durchsetzte – und damit mithalf, Zürich zu einem Austragungsort der EURO 2008 zu machen. Zudem trug Kathrin Martelli wesentlich zu einem kooperativen Bauklima und zum architektonischen Qualitätsbewusstein in Zürich bei – etwa durch die Stärkung des Baukollegiums, eines Expertengremiums, das in Zürich wichtige Bauvorhaben beurteilt und dessen Entscheide auch von anerkannten Architekten und Architektinnen akzeptiert werden.
Nicht erreicht hat Kathrin Martelli bislang ihr Ziel, in Zürich ein neues Kongresszentrum zu bauen. Auch das zweite Stadionprojekt in Zürich, den Neubau des «Hardturms» mit einer Mantelnutzung, konnte Kathrin Martelli bislang nicht durchsetzen.
[Bearbeiten] Weitere politische Tätigkeiten
Von 2000 bis 2003 gehörte Kathrin Martelli dem Vorstand der Konferenz Schweiz. Bau-, Planungs- und Umweltschutzdirektoren an; seit 2001 ist sie Mitglied der eidg. Kommission für Frauenfragen, seit Juni 2002 Präsidentin der RZU (Regionalplanung Zürich und Umgebung), seit Juni 2003 Mitglied des Verwaltungsrates der Aktiengesellschaft für Kernenergiebeteiligungen (AKEB) und seit März 2005 Verwaltungsrat-Präsidentin der ZürichForum AG, die das Projekt für ein neues Kongresshaus entwickelt.
[Bearbeiten] Zitate
«Bei ihren Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat gilt Martelli als verlässliche, engagierte Politikerin, die ihre Dossiers kennt und auch unpopuläre Entscheide fällen kann.» (Neue Zürcher Zeitung, 7. Januar 2002, Artikel «Kathrin Martelli – pragmatische Vermittlerin»)
«Sie tut, was sie tun muss; und das tut sie gut.» (Tages-Anzeiger, 31. Januar 2002, Artikel «Die unspektakuläre Pragmatikerin»)
«Wenn Kathrin Martelli von etwas überzeugt ist, zieht sie es durch. Sie ist eine Optimistin und eine Kämpferin.» (Tages-Anzeiger, 22. Dezember 2005, Artikel «Von wegen 'stille Schafferin'»)
«Mit ihr lässt sich meistens gut streiten, weil sie für andere Argumente zugänglich ist.» (Pierino Cerliani, grüner Gemeinderat der Stadt Zürich)
«Es ist einfacher, als es aussieht. Und schwieriger, als man denkt.» (Kathrin Martelli über Frauen in der Politik)
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Martelli, Kathrin |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Politikerin (FDP) |
GEBURTSDATUM | 21. Oktober 1952 |
GEBURTSORT | Zürich |