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Kamille – Wikipedia

Kamille

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Echte Kamille

Echte Kamille (Matricaria recutita)

Systematik
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Anthemideae
Gattung: Kamillen (Matricaria)
Art: Echte Kamille
Wissenschaftlicher Name
Matricaria recutita
L.
Längsschnitt durch den Blütenstand.
Längsschnitt durch den Blütenstand.

Die Echte Kamille (Matricaria recutita, früher Chamomilla recutita, auch Matricaria chamomilla) ist eine Pflanzenart in der Familie der Korbblütler (Asteraceae).

Diese Pflanzenart ist ein Alteinwanderer (Archäophyt). Seit der jüngeren Steinzeit ist die Kamille ein Kulturfolger.

Im Jahre 1987 war die Echte Kamille Arzneipflanze des Jahres. Der pharmazeutische Name der Kamillenblüte ist Flos chamomillae oder Chamomillae flores (mit lat. Flos, „Blume“).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Beschreibung

Die einjährige aromatisch duftende, krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von etwa 15 bis 50 Zentimetern. Die wechselständigen Blätter sind fiederteilig.

Die Blüten werden 10 bis 25 mm breit und sitzen in Blütenköpfen an den Enden der Sprossachsen und bilden einen Blütenstand. Sie bestehen aus Zungen- (weiß, außen) und Röhrenblüten (gelb, innen), was typisch für Korbblütengewächse ist. Die weißen Zungenblüten sind zurückgeschlagen. Im Gegensatz zur Hundskamille ist der Blütenstand der echten Kamille hohl. Der Stängel ist weich und saftig.

Blütezeit ist von Mai bis September. Die Frucht der Kamille ist eine einsamige Nussfrucht, die Achäne genannt wird. Diese scheinen im Boden mindestens 100 Jahre überdauern zu können.

[Bearbeiten] Vorkommen

Die Kamille wächst in fast ganz Europa und in vielen Teilen von Asien. In Europa ist sie nur im Süden und Osten heimisch, sonst eingebürgert. Als Standort werden Brachen, meist kalkarme (leicht bodensaure) lehmreiche Äcker und Salzfluren (salzige Weiderasen) bevorzugt.

[Bearbeiten] Inhaltsstoffe

Hauptbestandteil[1] der Kamille ist das ätherische Öl in den Drüsenschuppen der Blütenblätter, das vor allem Bisabolol sowie zahlreiche Flavone und Flavonole enthält. Erst bei der Wasserdampfdestillation entsteht das charakteristisch blau gefärbte Chamazulen, das somit nicht genuin (ursprünglich) in der Pflanze vorhanden ist.

Das Öl der Kamille hat antiphlogistische, spasmolytische, karminative, bakterizide und fungizide Eigenschaften. Den oft etwas bitteren Beigeschmack verursachen die Sesquiterpenlactone.

[Bearbeiten] Pflanzliche Droge: Kamillenblüte

Kamillenblüten (Tee)
Kamillenblüten (Tee)

Der getrocknete Blütenkopf der echten Kamille, die sogenannte „Kamillenblüte“ (Flores Chamomillae) wird als Heilpflanze eingesetzt. [2][3] Bei Beimischung der nah verwandten, ebenfalls pharmazeutischen strahlenlose Kamille (Matricaria matricarioides) wird die Teemischung Matricariae flos oder Flos Chamomillae vulgaris genannt.

Man verwendet Kamille äußerlich bei Haut- und Schleimhautentzündungen. Der Kamillentee oder der alkoholische Auszug (Extrakt) in 3 %-iger Lösung wird für Spülungen bei Entzündungen des Zahnfleisches oder der Mundhöhle als Gurgelwasser verwendet. Außerdem wirkt Kamillentee lindernd bei entzündlichen oder krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Bei Erkrankungen der oberen Atemwege kann auch der Dampf des frisch aufgebrühten Tees inhaliert werden. In der alten Volksmedizin ist sie das klassische Therapeutikum gegen Frauenleiden, dem sie den Namen Frauenblume oder Mägdeblume verdankt, und gilt auch als sanftes Beruhigungsmittel ähnlich der Melisse.

Allergien gegen Kamille und andere Korbblütler sind nicht selten, beruhen meistens aber auf Verfälschung der Droge mit Hundskamillen, insbesondere Anthemis cotula (Stinkende Hundskamille).[4]

Als mittlere Tagesdosis gilt 9 g Droge bzw. 36 mg ätherisches Öl (Berechnungsgrundlage).[1] Insgesamt gilt die Kamille – reine Droge vorausgesetzt – als Heilmittel, das auch vom Laien in Maßen bedenkenlos eingesetzt werden kann. Vom Selberpflücken wird aber aufgrund der Verwechslungsgefahr mit etlichen minderwertigen Kamillen abgeraten, die Droge sollte als geprüfte Ware vom Fachmann (Apotheken) bezogen werden und entstammt heute ausschließlich dem kontrollierten Anbau.

Zubereitung von Tee: Einen gehäuften Esslöffel (etwa 2–3 g) Kamilleblüten mit kochendem Wasser aufgießen und 10 Minuten bedeckt ziehen lassen. Anschließend durch ein Teesieb gießen. Genossen werden 1 bis 2 Teelöffel in einer Tasse Wasser.[3]

Verbreitet ist die Behandlung von Bindehautentzündungen bei Katzen (Feline Konjuktivitis) mit einem Sud aus Kamillentee. Das ist allerdings umstritten, da Kamillentee die Bindehaut reizen kann und eventuell die Entzündung verschlimmert.

Chamomilla ist auch ein Mittel in der Homöopathie (Chamomilla D2 bis D4 als niederpotente Dilution).[3]

[Bearbeiten] Ätherisches Öl: Kamille blau

Das ätherische Kamillenöl der echten Kamille enthält 50 % Sesquiterpene (darunter bis zu 10 % Chamazulen), Monoterpene, Sesquiterpenole und Ketone. Es wird auch als Kamille blau bezeichnet, da das ätherische Öl durch die Wasserdampfdestillation den Inhaltsstoff Azulen bildet, der die blaue Farbe des ätherischen Öles bewirkt.

Neben dem Kamille blau der echten Kamille sind im Handel noch unterschiedliche Kamillenöle erhältlich, so die eigenartig-würzig duftende römische Kamille (Chamaemelum nobile) und die gemischten Wildkräuter als Kamille wild (Ormensis mixta). Sie haben sehr unterschiedliche Inhaltsstoffe und Wirkweisen.

In der Aromatherapie wird die Kamille blau verwendet für ein besseres Hautbild (v.a. gegen Falten, Alterserscheinungen aber auch Pickel) und für die seelische Seite die römische Kamille. Ätherische Kamillenöl ist extrem intensiv und sollte nicht unverdünnt verwendet werden.[5] Die Kamille wild ist kein sanftes ätherisches Öl, sondern sehr belebend und findet in der Aromatherapie keinerlei Anwendung.

[Bearbeiten] Verwechslung

Blüte der echten Kamille
Blüte der echten Kamille

Die Echte Kamille[6] kann vom Aussehen leicht mit der duftlosen Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis) verwechselt werden. Ein sicheres Merkmal ist die Beschaffenheit des Blütenstandbodens. Bei der Acker-Hundskamille ist er markig-voll, bei der Echten Kamille dagegen hohl. Mit der stinkenden Hundskamille besteht aufgrund ihres widerlichen Geruchs nur bei grober Achtlosigkeit Verwechslungsgefahr.

Auch das Mutterkraut sieht ähnlich aus. Der strahlenlosen Kamille dagegen fehlen die weißen Blütenblätter, der Geruch ist jedoch fast identisch. Mit der wärmeliebenderen südlichen römischen Kamille mit ihren dichtbeblätterten großen Blüten und dem charakteristischen Duft kann die blühende echte Kamille kaum verwechselt werden.

[Bearbeiten] Weitere Trivial- und Vernakularnamen

  • Feldkamille – in Unterscheidung zur Ackerkamille (Hundskamille)
  • Apfelkraut – vermutlich von Äpfelchrut; Apfelkraut bezeichnet auch Herba Marrubii (Weißer Andorn)
  • Mutterkraut, Frauenblume, Mägdekraut – in Bezug auf des Heilmittel der Frauenleiden
  • Johannisköpfchen – wie das Johanniskraut in Bezug auf die gelben Köpfchen, die im Altertum einem Sonnengott verbunden wurden (der Hl. Johannes besetzt diese Rolle)[7]
  • Kummerblume – in Bezug darauf, dass die Kamillen typische Zeigerpflanzen für nährstoffarmen Boden sind. Gedeiht die Kamille, hungert der Mensch.
  • Kuhmelle
  • Muskatblume
  • Ramerian

[Bearbeiten] Literatur

  • Max Wichtl (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka. Stuttgart 2002.

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Kamille – Bilder, Videos und Audiodateien
Wiktionary
 Wiktionary: Kamille – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik

Allgemeinbeschreibung:

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. a b Datenblatt Phytokodex Kamillenblüte, Krause & Pachernegg
  2. Chamomilla recutita (L.) Rauschert., Eintrag in Liber herbarum II – Datenbank der Rezepturen, dänisch mit deutschen Übersetzungen
  3. a b c Das große Readers Digest Gesundheitsbuch. Das Beste, Stuttgart/Zürich/Wien, div Aufl.
  4. Achim Meyer: Isolierung und Analytik von Anthecotulid aus Anthemis cotula L.. Diplomarbeit, Fachbereich Pharmazeutische Chemie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Marburg/Lahn, 2003 (Webdokument, pdf)
  5. Michaela und Wolfgang Steflitsch: Aromatherapie, Wissenschaft - Klinik - Praxis. Springer Verlag, 2007
  6. Rudolf Bauer: Datenblatt Chamomillae vulgaris flos - Kamillenblüte, In: MAÜB Blüten, Übung Mikroskopische Analyse, Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, Bereich Pharmakognosie, Karl-Franzens-Universität Graz (Webdokument, pdf)
  7. Weblinks: Arnold
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