Jäger (Militär)

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Unter einem Jäger versteht man im militärischen Sinne einen Infanteristen, der vor allem für den Gebirgs-, Wald- und Häuserkampf ausgebildet wurde. Er stellt eine der ältesten Truppengattungen in modernen Heeren dar. Des Weiteren wird mit Jäger der niedrigste Mannschaftsdienstgrad der Truppengattungen Fallschirmjäger, Gebirgsjäger und der Jägertruppe bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ursprünge der Jägertruppe

Ein bronzener Preußischer Jäger bewacht das Kriegerdenkmal in Mogilno (Provinz Posen).
Ein bronzener Preußischer Jäger bewacht das Kriegerdenkmal in Mogilno (Provinz Posen).

Im deutschen Heereswesen des 19. Jahrhunderts wurde der Begriff Jäger für leichte Infanterie-Einheiten benutzt. Ihre Verwendung setzte sich vor allem im Rahmen der preußischen Heeresreform durch. Im Kampf gegen die Truppen des revolutionären Frankreich und später Napoleons hatte sich herausgestellt, dass diese mit ihrer Kampfesweise im Stil der Tirailleure den herkömmlich vorgehenden Linientruppen deutlich überlegen waren.

Mit einem Erlass des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. zum Kriegsbeginn 1813 wurden zahlreiche „freiwillige Jägerdetachements“ gebildet. Diese Jäger mussten selbst für Ausrüstung und Bewaffnung sorgen, waren im Gegenzug jedoch auch dazu ermächtigt, sich ihre Offiziere selbst zu wählen. Eine weitere Besonderheit bestand darin, dass auch Juden diesen Detachements beitreten durften, was zum damaligen Zeitpunkt keine Selbstverständlichkeit war.

Die Aufstellung der Jägertruppe war ein Versuch, die Stärken der gegnerischen Einheiten zu kopieren. Dazu wurde der Drill, der für die bisherigen Linientruppen galt, weniger streng angewendet. Bei den Jägern stand nicht das möglichst „automatenhafte“ Ausführen von Schieß- und Ladeabläufen in dichter Formation im Mittelpunkt. Die Jäger sollten vielmehr in lockerer Aufstellung und kleineren Einheiten operieren, die weniger stark an geschlossenen Formationen gebunden waren, dafür aber insbesondere bewachsenes und durchschnittenes Gelände sowie Deckung aller Art besser ausnutzten. Jägereinheiten operierten vergleichsweise unabhängig, Befehlshierarchien wurden verflacht, Entscheidungen auf untere Ebenen verlagert. Der einzelne Jäger sollte in der Lage sein, selbstständig Ziele anzuvisieren, im Gegensatz zur Linientruppe, bei deren Kampf es vor allem darum ging, den Gegner aus der dichten Formation mit einem weitgehend ungezielten Kugelhagel einzudecken.

Dieser Ansatz schlug sich auch in der Ausrüstung nieder: Jäger kämpften mit Gewehren, die sich aus Jagdwaffen entwickelt hatten und ein genaueres Zielen ermöglichten als die üblichen Infanteriegewehre der Zeit. Jägereinheiten verfügten außerdem über eine weitaus geringere Menge an Ausrüstung, was einerseits den weitgehenden Verzicht auf Bagagewagen ermöglichte und damit die Bewegungsfähigkeit in unwegsamen Gelände erhöhte, andererseits Probleme bei Unterbringung und Versorgung der Truppe aufwarf.

Eine Vielzahl der frühen Jäger rekrutierte sich tatsächlich aus den Reihen der Forstleute und Jäger. Deshalb trugen sie grüne Uniformen und Jagdhörner als Signalinstrumente, das Seitengewehr wurde als Hirschfänger bezeichnet. Die Jäger trugen auch oft das Gewehr nicht – wie die Infanterie – auf dem Rücken mit dem Gewehrriemen über der rechten Schulter, sondern unter der linken Schulter mit der Laufmündung nach vorne zeigend. Diese Trageweise erlaubt eine schnellere Schussbereitschaft und lässt die empfindliche Laufmündung im Sichtbereich des Jägers.

[Bearbeiten] Die Jägertruppe in der Bundeswehr

In der heutigen Bundeswehr werden die Aufgaben der „klassischen“ Infanterieverbände (also auch der Jäger) teilweise auch von Panzergrenadieren übernommen, die durch ihre Ausrüstung und Ausbildung allerdings besser auf den Kampf mit und gegen gepanzerte Fahrzeuge ausgelegt sind. Der Grund dafür liegt im Wandel des Schlachtfelds. Die Jäger waren als reine Infanterie nur begrenzt zum Kampf gegen gepanzerte Fahrzeuge und zum Kampf im Verbund mit eigenen gepanzerten Fahrzeugen in der Lage, obwohl auch die Infanterietruppe mit Panzerabwehrwaffen wie die MILAN beachtliche Panzerabwehrfähigkeiten besitzen. Auf dem angenommenen atomaren Schlachtfeld des Kalten Krieges war die Jägertruppe wegen des Fehlens mechanisierter, gepanzerter Fahrzeuge aber nur bedingt ABC-geschützt, kaum gegen feindliches Feuer geschützt und auf dem Schlachtfeld kaum in der Lage mit der Mobilität gepanzerter Kräfte Schritt zu halten.

Die letzten beiden Großverbände der Jägertruppe waren die 2. und 4. Jägerdivision mit entsprechend unterstellten Jägerbrigaden in der Heeressstruktur III in den 1970-er Jahren, sowie die Jägerbrigade 37. Jägereinheiten wurden danach im Feldheer nur noch als einzelne Bataillone oder Regimenter ausgeplant. Jäger stellen heute noch folgende Verbände im Feldheer:

Das Jägerregiment 1 ist inzwischen ein hochmobiles, luftbewegliches Regiment, das kaum mit einer klassischen "Fußtruppe" verglichen werden kann. Das Jägerbataillon 292 ist Teil der Deutsch-Französischen Brigade und trägt daher ein spezielles Barett. Die Jäger im Wachbataillon der Streitkräftebasis werden originär für repräsentative Gardeaufgaben verwendet und sind neben vereinzelten Sicherungsaufgaben nur im Verteidigungsfall als kämpfende Jägereinheiten ausgeplant. Im Zuge der Bundeswehr-Reform wurde zuletzt das Jägerbataillon 371 zum Panzergrenadierbataillon 371, sowie die Jägerbrigade 37 Freistaat Sachsen in Frankenberg/Sa. zur Panzergrenadierbrigade 37 umgegliedert. Verbleibend sind noch einige teilaktive Ersatzbataillone, die auch zur Jägertruppe gehören, aber ebenfalls bis Ende 2008 aufgelöst werden. Im Territorialheer waren die bis zum 1. April 2007 aufgelösten, nichtaktiven Heimatschutzbataillone ebenfalls Jägerbataillone. Die Ausbildung und Weiterentwicklung der Jägertruppe erfolgt an der Infanterieschule in Hammelburg.

Neben der Jägertruppe besteht die heutige deutsche Infanterie aus

  • Fallschirmjägern (luftbewegliche, fallschirmsprung-fähige Infanterie vorwiegend für den Kampf hinter den feindlichen Linien) und
  • Gebirgsjägern (für den Kampf im Gebirge).

Außerdem haben folgende Truppengattungen bzw. Verwendungen, die nicht der Infanterie angehören, den Begriff „Jäger“ mit in ihre Bezeichnung aufgenommen

  • Feldjäger ist die Bezeichnung der Militärpolizei der Bundeswehr. Sie gehören nicht zu den Kampftruppen.
  • Panzerjäger: ausgestattet mit Jagdpanzern war ihre Hauptaufgabe die Bekämpfung feindlicher Panzer auf weite Entfernung. Die Verbände wurde mit Umsetzung der Struktur Heer 2010 aufgelöst.

[Bearbeiten] Erkennungszeichen

Taktisches Zeichen der Jäger
Taktisches Zeichen der Jäger

Die Waffenfarbe ist die Waffenfarbe aller Infanterietruppen sowie der Panzergrenadiere: "Jägergrün". Wie das Barett der Panzergrenadiere ist ihre Barettfarbe ebenfalls jägergrün. Als einzige Truppengattung im Heer hat die Jägertruppe ein goldenes Barettabzeichen, das mit dem Eichenlaub ein traditionelles deutsches Symbol zeigt. Auf den meist in deutschen Barettabzeichen dargestellten Eichenkranz wird verzichtet, stattdessen ist der Rand von einer stilisierten Kordel umschlossen. Zur Zeit tragen allerdings im Wesentlichen nur die Soldaten des Jägerregiments 1 ein entsprechendes Abzeichen, da sowohl die Soldaten des Wachbataillons sowie der Deutsch-französischen Brigade ein besonderes und nicht truppengattungsspezifische Zeichen tragen. Das taktische Zeichen der Jäger ist das Andreaskreuz, das zwei stilisierte gekreuzte Gewehre darstellt und dem Grundzeichen aller Infanterieeinheiten entspricht.

[Bearbeiten] Dienstgrad

Heutzutage bezeichnet man in der deutschen Bundeswehr einen Soldaten im niedrigsten Dienstgrad der Truppengattungen Fallschirmjäger, Gebirgsjäger und der Jägertruppe als Jäger (Jg). Davon abweichend werden die Soldaten im Wachbataillon und im niedrigsten Dienstgrad als Grenadiere bezeichnet. Bis in die 60er Jahre war in diesen Truppengattungen die Bezeichnung für den niedrigsten Unteroffizierdienstgrad Oberjäger.

[Bearbeiten] Die Jägertruppe im Österreichischen Bundesheer

Im Österreichischen Bundesheer trägt jene Waffengattung die infanteristisch kämpft, die Bezeichnung Jäger. Welche mit der Farbe Grün, ihrer Waffenfarbe, am Revers und mit einem grünen Barett gekennzeichnet ist. Auch nach Umsetzung der Bundesheerreform bis 2010 werden Jäger mit ca. 10.000 Soldaten (8 Jägerbataillone und das Gardebataillon) den größten Teil des Bundesheeres ausmachen. Neben diesen aktiven Einheiten werden ferner 10 Mob-Jägerbataillone (1 pro Bundesland, 2 in Wien) existieren.

Besonders hervorzuheben sind die im Gebirgsdienst ausgebildeten Gebirgsjäger und Ihrer Jägerschule in Saalfelden. Weiters die Garde (Waffenfarbe Scharlachrot), welche ausschließlich in der Maria Theresien-Kaserne in Wien stationiert ist und vorwiegend Repräsentationsaufgaben wahrnimmt. Und Österreichs einziges Fallschirmspringerverband dem des Jägerbataillon 25 (Waffenfarbe Bordeauxrot).

[Bearbeiten] Bekannte Angehörige der Truppengattung Jäger

[Bearbeiten] Exkurs: Bundesgrenzschutz

Auch aus der Geschichte des Bundesgrenzschutzes (heute: Bundespolizei) ist eine „Variante“ des Jägers bekannt:
Die Grenzjägerlaufbahn mit den Dienstgradbezeichnungen Grenzjäger, Grenztruppjäger, Grenzoberjäger und Grenzhauptjäger bezeichnete die Laufbahn des einfachen Dienstes. Mit dessen Abschaffung beim Bundesgrenzschutz im Rahmen der Grenzschutzdienstrechtsreform 1976 wurden die Angehörigen dieser Dienstgradgruppe in den mittleren Dienst überführt und unabhängig von ihrem vorherigen Dienstgrad zu Polizeioberwachtmeistern ernannt.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

Sören Sünkler: Die Spezialverbände der Bundeswehr. Motorbuch Verlag, 2007, ISBN 3613025922

[Bearbeiten] Weblinks