Jagdkommando
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Jagdkommando | |
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Übersicht | |
Truppenabzeichen | |
Gründung | 1963 |
Sitz | Wiener Neustadt |
Motto | Numquam Retro |
Adresse | Jagdkommando Maximilian-Kaserne |
Das Jagdkommando (JaKdo) ist eine Spezialeinheit von Österreichs Bundesheer, welche in Wiener Neustadt stationiert ist. Es ist dem Kommando Spezialeinsatzkräfte (KdoSEK; AUSOC) unterstellt. Zu den Aufgaben gehören Befreiung militärischer Geiseln, Kampf gegen den Terrorismus, Personenschutz, Gebäudeschutz der österreichischen Botschaften im Ausland und Einsätze in Kriegs- oder Krisengebieten. Ihre „Ready-to-go“-Einsatzzeit beträgt 4 Stunden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Auftrag
Das Jagdkommando stellt einen präsenten Einsatzverband der Spezialeinsatzkräfte, der rasch verfügbare Elemente für Einsätze im In- und Ausland bereit hält. Jagdkommandokräfte können dabei folgende Aufgaben wahrnehmen:
- Spezialaufklärung zur Gewinnung von Informationen für die Führungsebene;
- Kommandounternehmen, wie die Festnahme von gesuchten Personen, beispielsweise Kriegsverbrechern, Vernichtung von Stellungen schwerer Waffen
- Geiselbefreiung im Ausland oder festgehaltener Personen
- Sabotageaktionen hinter feindlichen Linien auch in Form von Halb- und Volltarnung.
(Erläuterung: Bei der Halbtarnung werden bei Annäherung an ein Zielobjekt über der eigentlichen Uniform gegnerische Uniformteile oder Zivilkleidung getragen. Diese Tarnung wird jedoch vor dem eigentlichen Kampf abgelegt. Von einer Volltarnung spricht man, wenn die vollständige gegnerische Uniform auch während des Kampfes getragen wird.)
Außerdem können Jagdkommandokräfte mitwirken bei:
- der Absicherung von Such- und Rettungsoperationen
- Evakuierungen von Krisengebieten
- Terrorismusbekämpfung
- Personenschutz im Interesse der Republik
- Objektsicherung österreichischer Einrichtungen im Ausland
- Bei internationalen Einsätzen unterstützt das Jagdkommando konventionelle Kräfte, wenn es die besondere Gefährdungssituation eines Krisengebietes verlangt.
[Bearbeiten] Organisation
2008 wurden Jagdkommandosoldaten im Zuge der EUFOR-Mission mit anderen österreichischen Truppenteilen in den Tschad beordert.
Operationen des Jagdkommandos unterliegen der Geheimhaltung.
Zur Unterscheidung von anderen Truppenkörpern tragen Jagdkommandosoldaten ein schlammgrünes Barett mit ihrem Verbandsabzeichen anstelle des üblichen Republiksadlers. Bis 2003 war es weinrot.
[Bearbeiten] Rekrutierung und Ausbildung
[Bearbeiten] Selektion und Qualifizierung
Jeder österreichische Staatsbürger ohne Vorstrafen kann sich zum Jagdkommando bewerben. Voraussetzung dafür ist ein abgeschlossener Grundwehrdienst mit erweiterter Kaderausbildung sowie die Verpflichtung als Zeitsoldat.
Um am Jagdkommando-Grundkurs teilzunehmen ist das erfolgreiche Bestehen des vierwöchigen Auswahlsverfahrens Voraussetzung, welches sich wie folgt zusammenstellt:
- Allgemeine Kondition: 2400m-Lauf, 25 Liegestütze
- 5000m-Lauf unter 24 min.
- 30m Klettern am gespannten Seil (Bärenhang)
- 300m Kleiderschwimmen ohne Zeitlimit
- Wassersprung aus 10m Höhe auf Kommando
- Hindernisbahn unter 4:30 min
weiters
- psychologische Eignungsprüfung und
- 48 Stunden Belastungstest mit Schlafentzug.
Das Bundesheer stellt zur Vorbereitung für zu Hause auch einen speziellen Trainingsplan zur Verfügung.[1]
Auch wenn die Vorgaben für eine halbwegs sportliche oder vorbereitete Person gut zu meistern sind, gilt es zu bedenken, dass der eigentliche Kurs wesentlich anstrengender ist. Die Durchfallrate beträgt im Durchschnitt rund 75 %.
Der Jagdkommando-Grundkurs beginnt in der Regel im März jeden Jahres und dauert 27 Wochen. In diesem Grundkurs werden sämtliche Einsatzgebiete eines zukünftigen Elitesoldaten antrainiert.
Nach positiver Absolvierung des Grundkurses erhält der Soldat das Jagskommandoabzeichen mit Schwert und Fallschirm ("Schwingen") und hat danach zwei Möglichkeiten:
- Entweder er kehrt zur seiner Stammeinheit zurück oder
- versieht zukünftig Dienst beim Jagdkommando und beginnt eine mehrjährige Spezialausbildung in einer der fünf Lehrgruppen.
[Bearbeiten] Ausbildung
Hauptaufgabe des Jagdkommandos ist es, Jagdkommandosoldaten auszubilden. Zusätzlich trainiert das Jagdkommando auch Spezialisten für andere Teile der Armee. Dafür ist die Abteilung Sondereinsätze zuständig. Diese Abteilung gliedert sich in verschiedene Lehrgruppen.
- Lehrgruppe 1: Das Herzstück des Jagdkommandos, hier werden Kommandooperationen gelernt. Weiters erfolgt eine Ausbildung im Sanitäts-, Fernspäh- und Fernmeldewesen.
- Lehrgruppe 2: Fallschirmspringerausbildung. Diese Gruppe leitet auch Kurse für die Luftlandetruppen des Jägerbataillons 25, die Militärakademiker und für Unteroffiziere.
- Lehrgruppe 3: Kampfschwimmer- und Kampftaucherausbildung. Diese Lehrgruppe bildet auch die Pioniertaucher der Pioniertruppe des Bundesheeres aus.
- Lehrgruppe 4: Personenschutz.
- Lehrgruppe 5: Sprengausbildung, Nahkampf, spezielle Waffenkunde, Scharfschützenausbildung, Häuserkampf und Überlebenstraining. Diese Lehrgruppe bildet auch Nahkampflehrer aus. Außerdem führt sie die Überlebensausbildung für Militärpiloten durch und bietet auch einen Überlebenskurs für interessierte Berufs- und Milizsoldaten des Heeres an.
[Bearbeiten] Ausrüstung
Gerade im Bereich Ausrüstung gibt sich das Jagdkommando sehr bedeckt. Neben der beim Bundesheer eingeführten Ausrüstung stehen eine ganze Reihe von Ausrüstungsgegenständen zur Verfügung, die den anderen Waffengattungen nicht zur Verfügung stehen, beispielsweise das STEYR AUG A2 Commando.
Das Jagdkommando ist beispielsweise mit modernen digitalen und abhörsicheren Kommunikationsmitteln aller Kategorien ausgestattet - ein Muss für Einheiten, die oft weit entfernt vom „eigenen Lager“ operieren und Aufklärungsdaten übermitteln. Natürlich werden auch Satellitennavigationsgeräte wie GPS Moving Maps von Garmin, Nachtsichtbrillen und Nachtzielgeräte der letzten Generation eingesetzt. Für Fallschirmspringer, Kampftaucher, Personenschützer und für Einsätze im Gebirge oder im bebauten Gebiet gibt es Sonderausrüstung. Auch wurde für das Jagdkommando eine eigene, in Tagesportionen verpackte, Jagdkampfverpflegung eingeführt.
[Bearbeiten] Bekannte Einsätze
- in Albanien im Jahr 1997 beim Lotterieaufstand
- in Afghanistan als Teil der ISAF
- in Kosovo als Teil der KFOR
- im Tschad als Teil der EUFOR
[Bearbeiten] Sonstiges
Der Leitspruch des Jagdkommandos lautet numquam retro (niemals zurück), welches auf die Payer-Weyprecht-Expedition von 1872 bis 1874 zurückgeht [2] sowie auch numquam perimus (niemals aufgeben).
Im Jahr 2004 absolvierte die erste Frau erfolgreich den Jagdkommando-Grundkurs.
Ehemalige Jagdkommando-Soldaten sind:
- Bert Nussbaumer
- Clemens Hellsberg[3]
- Heinz Werner Schimanko[3]
- Herbert Tumpel[3]
[Bearbeiten] Verweise
[Bearbeiten] Interne Verweise
[Bearbeiten] Literatur
- Wolfdieter Hufnagl: Jagdkommando – Sondereinheiten des österreichischen Bundesheeres. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-61302-079-3
- Sören Sünkler: Elite- und Spezialeinheiten Europas. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-02853-1
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Jagdkommando Webseite des Bundesheeres
- Detaillierte Beschreibung und Bilder auf doppeladler.com
- Kameradschaftseite von ehemaligen JaKdo-Soldaten, reich an Geschichte
- Jagdkommando Webseite des Bundesheeres
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Trainingsprogramm für das Auswahlverfahren
- ↑ Der Wahlspruch des Jagdkommandos - Historie
- ↑ a b c Die Presse: Auch Clemens Hellsberg war ein wilder Hund, 25. Mai 2007
Kampftruppen: Jäger | Jagdkommando | Garde | Panzertruppe | Panzergrenadier | Fliegertruppe | Fliegerabwehr
Kampf- und Führungsunterstützungstruppen: Pioniere | Artillerie | Aufklärer | Fernmelder | ABC-Abwehr
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