Hurra
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Hurra ist eine im Deutschen seit dem 18. Jahrhundert schriftlich belegte, aber wahrscheinlich ältere Interjektion, die als Freudenruf, Jagdruf, Schlachtruf, und - wohl nach englischem Vorbild - als Ausruf in der Seemannssprache gebraucht wurde.
Zeitweise war der Ruf Bestandteil des Reglements bei Bajonettangriffen der Infanterie und Attacken der Kavallerie (siehe §109 des Exerzier Reglements für die Kavallerie: Der Eskadronsführer kommandiert "Zur Attacke! Lanzen gefällt! -- Marsch! Marsch!" ... Die Reiter rufen kräftig "Hurra!").
Gebräuchlich - vor allem in Sportvereinen - ist auch die Zusammensetzung in der Gestalt Hipp Hipp, Hurra! (vgl. hierzu auch den niederländischen Ruf: Hup Holland!).
Heute ist das Wort im Deutschen hauptsächlich noch als Freudenruf gebräuchlich, die militärische Konnotation ist in der Zusammensetzung Hurra-Patriotismus erhalten geblieben.
Ein vergleichbarer Ausruf ist das japanische Banzai.
[Bearbeiten] Etymologie
Die Herkunft des Wortes ist nicht ganz sicher. Es handelt sich möglicherweise um eine Entlehnung aus dem türkischen Vur, ha!, "Schlag drauf". Erwogen wird auch, dass das Wort aus dem Imperativ von Mittelhochdeutsch hurren, "sich schnell bewegen", entstanden sein könnte.
Wahrscheinlicher jedoch ist ein Zusammenhang mit der Interjektion hüa, die (ebenso wie heissa) verwendet wird, um Pferde anzutreiben.
Einer weiteren, im 19. Jahrhundert aufgekommenen These zufolge leitet das Wort sich her von einem angeblichen Ruf Thur aïe ("Thor hilf!"), den heidnische Normannen als Schlachtruf gebraucht und dem christlichen Schlachtruf Deus aïe ("Gott hilf!") entgegengesetzt haben sollen. Einziger Beleg hierfür ist eine Stelle im Roman de Rou des anglonormannischen Dichters Wace († nach 1174), wonach Raoul Tesson einen ähnlichen Ruf in der Schlacht von Val-ès-Dunes (1047) zur Anfeuerung seiner Leute gebraucht haben soll. Bei diesem Schlachtruf, in der Handschrift wiedergegeben in der Form turie und gereimt auf emmie, vom ersten Herausgeber Frédéric Pluquet (1824) dann gedeutet als Tur aïe, handelte es sich aber nicht um eine Anrufung der germanischen Gottheit Thor, sondern um den Namen von Tessons Baronie Thury (heute Thury-Harcourt), weshalb diese These in der Sprachwissenschaft heute nicht mehr vertreten wird.