Hans von Seeckt
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Johannes Friedrich Leopold von Seeckt (* 22. April 1866 in Schleswig; † 27. Dezember 1936 in Berlin) war ein deutscher Generaloberst. Von Seeckt war General im Ersten Weltkrieg und anschließend von 1919 bis 1926 Chef der Reichswehr.
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[Bearbeiten] Leben und Werk
Nach dem Abitur trat Seeckt 1885 in das preußische Heer ein und durchlief eine steile militärische Karriere. Im Ersten Weltkrieg leitete er als Generalstabsoffizier der 11. Armee Einsätze an der Ostfront und auf dem Balkan und wurde schließlich zum Generalmajor befördert. Dort diente er als Chef des Generalstabes im Heereskommando Mackensen. Er galt – gemeinsam mit seinem Oberbefehlshaber August von Mackensen – als Architekt des strategisch wichtigen Sieges von Gorlice-Tarnów.
Nach dem Krieg (ab 1. Oktober 1919) war von Seeckt Chef des Truppenamtes (eine Tarnbezeichnung für den im Vertrag von Versailles verbotenen Generalstab). Während des Kapp-Putsches 1920 weigerte sich Seeckt, die Reichswehr zur Niederschlagung des gegen die demokratische Weimarer Republik gerichteten Putsches einzusetzen („Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr“ / „Truppe schießt nicht auf Truppe“).
Dennoch wurde er nach dem Scheitern des Putschversuchs im Juni 1920 zum Chef der Heeresleitung der Reichswehr ernannt. Angesichts der chaotischen politischen Verhältnisse der Weimarer Republik entwickelte Seeckt das Konzept einer Überparteilichkeit der Reichswehr. Damit war er entscheidend verantwortlich für die Ausbildung der Funktion der Reichswehr als Staat im Staate. Die damalige Stellung der Reichswehr kann gut durch ein Gespräch zwischen Reichspräsident Friedrich Ebert und Seeckt dargestellt werden. Auf die Frage Eberts, wo die Reichswehr stehe, antwortete Seeckt: Die Reichswehr steht hinter mir und auf die Frage, ob die Reichswehr zuverlässig sei: Ob sie zuverlässig ist, weiß ich nicht, aber mir gehorcht sie. Außenpolitisch befürwortete Seeckt eine Zusammenarbeit mit der Sowjetunion, da er mit einem baldigen neuen Krieg gegen Frankreich und Polen rechnete.
Am 11. März 1923 begegnete er erstmals Adolf Hitler in München. Später sagte er: „Im Ziel waren wir uns einig; nur in den Wegen dorthin unterschieden wir uns“.
Vom 8. November 1923 bis 28. Februar 1924 war Seeckt Inhaber der Exekutivgewalt zur Sicherung des Reiches gegen innere Unruhen und für die Niederschlagung des Hitler-Putsches verantwortlich. Er wurde von Friedrich Ebert hierzu ernannt und er nutzte seine Amtsgewalt, um nach der Niederschlagung des Putschversuches, am 23. November die NSDAP, die KPD und die Deutschvölkische Freiheitspartei [1] zu verbieten. Auch wenn er sich deutlich gegen den Nationalsozialismus positionierte, nahm er der Republik gegenüber eine ambivalente Stellung ein. Er äußerte dabei deutliche Sympathie für konservative Republikgegner von rechts. 1926 wurde er vom Reichskanzler Wilhelm Marx entlassen; Anlass war die von ihm genehmigte Teilnahme des Prinzen Wilhelm von Preußen, dem ältesten Sohn des Hohenzollern-Kronprinzen, an Reichswehrübungen.
Um Seeckt, Walter Simons und Wilhelm Solf gründete sich der Kulturzirkel SeSiSo-Club, der in regelmäßigen Abständen kulturelle Veranstaltungen für das liberale Bildungsbürgertum im Berliner Hotel Kaiserhof veranstaltete. Die ehemaligen Angehörigen des SeSiSo-Clubs bildeten zu weiten Teilen den Solf-Kreis, eine Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus. [2]
Darüber hinaus war Hans von Seeckt Mitglied der Deutschen Gesellschaft 1914, die sich unter dem Vorsitz Solfs das Zusammenbringen von Angehörigen unterschiedlicher politischer Richtungen und den kulturellen und politischen Austausch im Geiste der Aufklärung und des Humanismus zur Aufgabe gemacht hatte. [3]
Von 1930 bis 1932 zog er als Mitglied der DVP in den Reichstag ein. In den Jahren 1930 bis 1932 und 1934/1935 diente er in der Republik China als Berater von General Chiang Kai-shek. Er starb 1936 und wurde auf dem Invalidenfriedhof in Berlin beigesetzt.
[Bearbeiten] Literatur
- Corum, James S.: The Roots of Blitzkrieg. Hans von Seeckt and the German Military Reform, 3. Aufl., Lawrence (Kansas) 1992.
- Guske, Claus: Das Politische Denken des Generals von Seeckt. Ein Beitrag zur Diskussion des Verhältnisses Seeckt – Reichswehr – Republik, Lübeck/Hamburg 1971.
- Meier-Welcker, Hans: Seeckt, Frankfurt am Main (u. a.) 1967.
- Rabenau, Friedrich von: Seeckt. Aus meinem Leben 1866–1918, unter Beteiligung von Hans von Seeckt, Leipzig 1941.
- Ders.: Seeckt. Aus seinem Leben 1918–1936, unter Verwendung des schriftlichen Nachlasses im Auftrage von Frau Dorothee von Seeckt, Leipzig 1940.
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ http://www.marxistische-bibliothek.de/klausen.html
- ↑ Frauen gegen Hitler – Schicksale im Nationalsozialismus von Martha Schad, S.170
- ↑ Wilhelm Solf – Botschafter zwischen den Zeiten von Eberhard von Vietsch
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Hans von Seeckt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographie bei „LeMo“ („Lebendiges Museum online“) auf www.DHM.de, der Webseite des DHM
- Hans v. Seeckt in www.Preussen-Chronik.de (Webseite zur gleichnamigen Sendereihe der ARD, 2001)
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Personendaten | |
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NAME | Seeckt, Hans von |
KURZBESCHREIBUNG | Generaloberst der Reichswehr in Deutschland |
GEBURTSDATUM | 22. April 1866 |
GEBURTSORT | Schleswig |
STERBEDATUM | 27. Dezember 1936 |
STERBEORT | Berlin |