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Gaius Sempronius Gracchus – Wikipedia

Gaius Sempronius Gracchus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Gaius Sempronius Gracchus (* 153 v. Chr.; † 121 v. Chr.) war ein römischer Politiker des 2. Jahrhunderts vor Christus. Er war der jüngere Bruder des Tiberius Sempronius Gracchus und verfolgte wie dieser ein populares politisches Programm, was dazu führte, dass ihn der Druck durch konservative Kräfte des römischen Senats in den Tod trieb.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

[Bearbeiten] Kindheit und Jugend

Gaius wurde im Jahr 153 v. Chr. als jüngerer Sohn des älteren Tiberius Sempronius Gracchus, Konsul des Jahres 177 v. Chr., und der Cornelia Africana geboren. Die Gracchen, obwohl nicht patrizischer Herkunft, waren als Zweig der Familie der Sempronier, die der römischen Nobilität angehörten, von großem politischen Einfluss. Gaius’ Mutter war eine Tochter des Scipio Africanus, sein älterer Bruder Tiberius Sempronius Gracchus wurde zu einem einflussreichem Politiker und seine Schwester Sempronia war die Frau des Scipio Aemilianus, des Eroberers von Karthago. Gaius wurde von seiner Mutter erzogen, einer römischen Matrona von hohem moralischem Anspruch.

[Bearbeiten] Beginn der politischen Karriere

Gaius’ militärische Karriere begann in Numantia als Militärtribun beim Stab seines Schwagers Scipio Aemilianus. Als junger Mann beobachtete er den politischen Aufruhr, den sein älterer Bruder Tiberius verursachte, als er versuchte, Gesetze für eine Agrarreformen durchzubringen. Tiberius wurde im Jahr 133 v. Chr. in den Nähe des Kapitols bei einer bewaffneten Auseinandersetzung mit politischen Gegnern, die von ihrem Vetter Publius Cornelius Scipio Nasica Serapio angeführt wurden, getötet. Nach Tiberius’ Tod erbte Gaius das Vermögen der Familie der Gracchen. Gaius begann seine politische Karriere sechs Jahre später, im Jahr 126 v. Chr., als Quästor des Konsuls Lucius Aurelius Orestes in Sardinien.

[Bearbeiten] Erstes Tribunat

Nach wenigen Jahren des politischen Friedens in Rom, wurde Gaius für das Jahr 123 v. Chr. wie schon sein Vater und sein Bruder zum Volkstribun gewählt – sehr zum Missfallen der Optimaten. Gaius hatte ähnliche Ideale wie Tiberius, ging jedoch aufgrund des Scheiterns seines Bruders vorsichtiger vor. Zur Umsetzung seiner Reformpläne bediente sich Gaius Gracchus, ebenso wie schon sein Bruder Tiberius, des ius agendi cum plebe, also des Rechts mit dem Volk zu verhandeln und bindende Beschlüsse zu fassen. Gaius Gracchus erwarb so durch das Einbringen plebejerfreundlicher Gesetzesvorschläge eine große Popularität und setzte unter anderem die lex agraria, welche die Ackerkommission zur Verteilung von Staatsland an die Plebejer wieder einsetzte, die „lex frumentaria“, welche eine Getreideversorgung der Plebs zu festgelegten Preisen garantierte, und die „lex militaris“, welche die Versorgung der Soldaten durch den Staat gewährleistete und unter 17-Jährige vom Militärdienst ausnahm durch. Darüber hinaus versuchte er die Anzahl der Jahre und Feldzüge zu begrenzen, die ein Mann verpflichtet war, in der Armee abzuleisten. Andere Maßnahmen beinhalteten die Schaffung eines Gerichtshof gegen Erpressungen, um illegale Einkommen von Senatsmitgliedern daraus zu bestrafen. Auch den Rittern kam er entgegen, indem er ihnen durch ein Gesetz künftig allein die Besetzung von Richterstellen zusicherte. Das war für sie nicht nur ein willkommener Erfolg, sondern hatte unmittelbare ökonomische Bedeutung. Da sich nämlich aus den Provinzen die Klagen über die Steuerpächter häuften, waren sie zufrieden die Prozessführung in ihren Händen zu halten. Sie konnten von ihren Standesgenossen so das Schlimmste fernhalten, die Ausplünderung der Provinzen fortsetzen. Diese Reformen erweckten das Missfallen des Senats, der streng darauf achtete, dass die eigenen Privilegien nicht angetastet wurden.

[Bearbeiten] Zweites Tribunat

Im Jahr 123 v. Chr. bewarb sich Gaius um eine weitere Amtszeit (für das Amtsjahr 122 v. Chr. – das Amtsjahr eines Volktribunen beginnt am 10. Dezember) als Volkstribun. Damit verstieß er zwar gegen das im mos maiorum, dem tradierten Wertekanon der römischen Aristokratie, festgelegten Iterationsverbot, wurde aber mit der überwältigenden Unterstützung der römischen Plebejer gewählt. Es war abzusehen, dass der Senat versuchen würde, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um einem weiteren Machtverlust vorzubeugen. Die Möglichkeiten hierzu erhielten sie, da Marcus Livius Drusus zu seinem Mittribunen bestimmt wurde. Dieser war ein junger, den Optimaten nahestehender Politiker und er sollte die entscheidende Rolle bei der Demontage des Gaius Gracchus spielen. Livius Drusus umwarb das Volk von nun an mit Versprechungen, die weit über diejenigen des Gaius Gracchus hinausgingen. Ein besonderes Anliegen des Gaius und seiner Anhänger war stets die Kolonisierungspolitik gewesen. So hatten sie sich für die Gründung zweier neuer Kolonien auf der italienischen Halbinsel, nämlich in der Nähe von Capua und Tarent, sowie einer weiteren auf dem Gelände des zerstörten Karthago in Nordafrika eingesetzt. Als Gaius Gracchus dazu ausersehen wurde, den Aufbau dieser Kolonie, Iunonia genannt, zu beaufsichtigen, nutzte Livius Drusus seine Abwesenheit geschickt. Da eine Kolonisierung in Italien immer populärer war als derartige Projekte außerhalb, beantragte er die Gründung von zwölf Kolonien auf italienischem Boden. Auch forderte er, dass daran nur römische Bürger beteiligt werden sollten, nicht wie Gracchus vorgeschlagen hatte alle Italiker. Dieses Projekt wurde allerdings nie umgesetzt und muss von vorneherein als reine Demagogie verstanden werden, da in Italien nicht ausreichend Boden für die Gründung so vieler Kolonien zur Verfügung stand. Dadurch war Gaius Gracchus bei seiner Rückkehr unter Zugzwang geraten, erneut die Initiative zu ergreifen. Über die Art und Weise, wie dies geschehen sollte, gibt es unterschiedliche Angaben. Es ist vor allem unklar, ob er nun das Bürgerrecht nur für die Latiner oder für alle Italiker forderte. Aber auch in diesem Punkt konnte Livius Drusus gegenüber ihm punkten, da dieser Vorschlag natürlich im Gegensatz zum Egoismus der Römer stand. Drusus forderte hingegen nur die Gleichstellung der Latiner im römischen Heer und deren Befreiung von der Prügelstrafe. Dieser Vorschlag wurde wiederum weithin gutgeheißen.

[Bearbeiten] Niedergang

Gaius versuchte eine dritte Amtszeit mit Marcus Fulvius Flaccus als Partner durchzusetzen. Aber dieses Mal verloren sie die Abstimmung und mussten in der Folge zusehen, wie alle ihre Gesetze durch die neuen konservativen Konsuln Quintus Fabius Maximus Allobrigicus und Lucius Opimius zurückgezogen wurden. Als sich am Abstimmungstag die Anhänger beider Seiten auf dem Kapitol versammelten, kam es zu einem tragischen Zwischenfall. Denn übereifrige Anhänger des Gaius Gracchus töteten einen Liktor namens Antullius, vermutlich aufgrund eines Missverständnisses. Dies gab nun jedoch Opimius die Möglichkeit mit aller Härte gegen Gracchus und dessen Anhänger vorzugehen. So rief zum ersten Mal in der Geschichte Roms der Senat den Staatsnotstand (senatus consultum ultimum) aus. Fulvius Flaccus wurde mit seinen Söhnen ermordet, Gaius hingegen gelang es mit Philokrates, seinem Sklaven, zu fliehen. Verfolgt von den Männern der konservativen Fraktion, ließ sich Gaius in einem Keller, in dem er sich versteckte, von seinem Sklaven ermorden. Durch die folgenden Auseinandersetzungen und Hinrichtungen fanden viele weitere Anhänger den Tod. Plutarch berichtet von 3000 Todesopfern.

[Bearbeiten] Familie

Gaius Gracchus hinterließ nur eine Tochter aus seiner Ehe mit Licinia Crassa. Das Mädchen Sempronia, Erbin des Vermögens der Gracchen, heiratete Fulvius Flaccus Bambalus. Die beiden hatten ebenfalls nur eine Tochter (Fulvia), die später zuerst die Frau von Publius Clodius Pulcher wurde und anschließend die von Marcus Antonius.

[Bearbeiten] Nachruhm

Trotz seines Scheiterns wurde Gaius Gracchus, ebenso wie sein Bruder, zur Ikone der Popularen und sein Wirken zum Leitbild für viele nachfolgende Politiker bis in die Neuzeit. In Erinnerung an den gerechten Volkstribun und unbestechlichen Republikaner nahm der französische Revolutionär und Frühsozialist François Noël Babeuf den Beinamen Gracchus an; und wurde selbst von den Peripetien der geliebten Revolution, wie einst Gaius von der Republik, verschlungen.

[Bearbeiten] Quelle

[Bearbeiten] Literatur



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