Friedhof der Namenlosen
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Der Friedhof der Namenlosen ist ein Friedhof im 11. Wiener Gemeindebezirk Simmering. Er befindet sich im Bezirksteil Albern in der Nähe des Alberner Hafens. Genau genommen handelt es sich um zwei Friedhöfe, von denen aber heute nur mehr einer als solcher zu erkennen ist.
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[Bearbeiten] Erster Friedhof der Namenlosen 1840 bis 1900
Im Jahre 1840 fand hier die erste Beisetzung einer unbekannten Wasserleiche aus der Donau statt. Ein Wasserwirbel trieb früher an dieser Stelle (Stromkilometer 1918,3) immer wieder neben Treibgut auch die Körper von Ertrunkenen, oft bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet, an Land. Eine Identifikation war meistens nicht möglich. Ein reguläres Begräbnis blieb ihnen verwehrt, sie wurden in Meterabständen sang- und klanglos der Erde übergeben. So entstand der erste Friedhof, der immer wieder überschwemmt wurde und heute von Bäumen überwachsen ist. 478 Opfer der Donau ruhen dort.
[Bearbeiten] Zweiter Friedhof der Namenlosen 1900 bis 1940 (bis heute)
Dem Simmeringer Bezirksvorsteher Albin Hirsch ist es zu verdanken, dass im Jahre 1900 unter freiwilliger Mitwirkung der Simmeringer Handwerker ein zweiter Friedhof angelegt wurde, der sich bis heute hinter dem Schutzdamm befindet. Im Jahre 1935 erhielt der Friedhof bei Verstärkungsarbeiten am Schutzdamm eine steinerne Umfassungsmauer und eine Einsegnungskapelle. Als im Jahre 1939 die beiden Getreidesilos des Alberner Hafens gebaut wurden, änderten sich die Strömungsverhältnisse im Bereich des Alberner Hafens und es wurden keine Leichen mehr angeschwemmt. Insgesamt wurden 104 Wasserleichen hier beerdigt, lediglich 43 konnten identifiziert werden; auf den restlichen Kreuzen steht "unbekannt". Die letzte Beisetzung fand daher nach allen offiziellen Angaben im Jahre 1940 statt (wobei aber ein Grabkreuz mit der Jahreszahl 1953 zu finden ist). Da dieser Bereich 1940 an die Stadt Wien angegliedert wurde (gehörte davor zu Schwechat), werden unbekannte Tote aus der Donau seit 1940 am Wiener Zentralfriedhof begraben. Dies ist auch der Grund, warum ein Teil des Friedhofes der Namenlosen noch leer ist, die hinterste Reihe aber doppelt belegt.
Am Friedhof der Namenlosen wurde jeder der Toten in einem Holzsarg begraben, der von einer Tischlerei gespendet wurde. Niemand wurde "einfach so" verscharrt. Bereits mehrfach wurde seitens der Hafengesellschaft versucht, den ehemaligen Friedhof für den expandierenden Hafen zu befrieden, was bisher aber immer vermieden werden konnte.
Der frühere ehrenamtliche Totengräber Josef Fuchs (* 4. März 1906, † 2. April 1996) hat den Friedhof bis zu seinem Tod mit großer Sorgfalt betreut und trug maßgeblich zu dessen Erhaltung und heutigem Erscheinungsbild bei. Auf den Gräbern wurden von ihm schlichte eiserne Kreuze mit weißen Christusfiguren angebracht. Er wurde für seine Arbeit vom Land Wien mit dem Goldenen Verdienstzeichen geehrt. Seine Nachkommen betreuen den Friedhof auch ehrenamtlich und ohne öffentliche Unterstützung weiter.
Einmal jährlich am ersten Sonntag nach Allerheiligen hält der örtliche Fischereiverband eine Gedenkfeier ab und baut ein Floß mit Kränzen und Blumen um es der Donau zu übergeben. Dies soll an die treibenden Wasserleichen erinnern.
Heutzutage werden durch die Donauregulierung sowie des Baus des Freudenauer Kraftwerks nur sehr selten Leichen in dieser Gegend angeschwemmt. Zudem werden die Leichen sofort nach Fund vom nahegelegenen Zentralfriedhof übernommen. Der letzte dokumentierte Fall einer Anspülung war die Leiche einer Frau im November 2004.
[Bearbeiten] Kulturelles und Mediales
Der Friedhof gilt unter Touristen als Geheimtipp, wozu auch eine Sequenz im US-amerikanischen Spielfilm Before Sunrise, die am Friedhof der Namenlosen spielt, beigetragen haben könnte.
Im Roman Wiener Passion der österreichischen Schriftstellerin Lilian Faschinger ist der Friedhof einer der Schauplätze.
Die deutsch-österreichische Band L’âme Immortelle thematisiert in ihrem Song Namenlos den Friedhof. Das gleichnamige Album sowie das Nachfolgealbum Durch fremde Hand beziehen sich auf die Inschriften von zwei Grabkreuzen auf dem Friedhof der Namenlosen. Der Text/Bildband Was bleibt des Autors Thomas Sabottka (den mit L’âme Immortelle eine Zusammenarbeit verbindet) hat den Friedhof als zentrales Thema.
[Bearbeiten] Weitere Ansichten des Friedhofs der Namenlosen
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Falter Verlag, Wien 2004, ISBN 3-85439-335-0.
[Bearbeiten] Weblinks
- friedhof-der-namenlosen.at - Website über den Friedhof
- Der Friedhof der Namenlosen auf den Seiten von suf.at
- Informationen über den Friedhof auf unbekannteswien.at
Koordinaten: 48° 9′ 35″ N, 16° 30′ 10″ O