Ehrstädt
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Ehrstädt
Stadt Sinsheim
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Koordinaten: | 49° 15′ N, 8° 59′ OKoordinaten: 49° 14′ 40″ N, 8° 58′ 55″ O |
Einwohner: | 640 (31. Dez. 2006) |
Eingemeindung: | 1. Dez. 1971 |
Postleitzahl: | 74889 |
Vorwahl: | 07266 |
Ehrstädt ist ein Dorf im Süden des Rhein-Neckar-Kreises in Baden-Württemberg, das seit 1. Dezember 1971 nach Sinsheim eingemeindet ist.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Hügelgräber aus der früheren Eisenzeit (im Eichwald), die durch Karl Wilhelmi entdeckt wurden, lassen auf eine frühe Besiedlung der Gegend um Ehrstädt schließen. Der Ort wird im Lorscher Codex in einer Schenkungsurkunde vom 28. Dezember 774 als „herstater marca“ erstmals erwähnt. Auf der Marienhöhe oberhalb des Ortes befand sich einst die Alte Burg. Mit einem Kaufbrief vom 7. Juli 1329 bekamen die Ritter von Massenbach die Burg zum Lehen, errichteten einen Neubau und nannten sich danach „von Neuenhaus“. Im 15. Jahrhundert traten weitere Besitzer auf. Der Ort wurde 1521/23 durch die Herren von Gemmingen reformiert. Ab 1580 konnte Christoph von Degenfeld den Besitz an der alten Burg und Zugehör in sich vereinen. 1594 wurde die Burg abgerissen und 1596/97 an der gleichen Stelle durch Johann Christoph von Degenfeld das Schloss Neuhaus erbaut. Als zweiter Schlossbau der Ortsherrschaft befindet sich das 1769 nach Brand erneuerte Schloss Ehrstädt im Ort. Im Dreißigjährigen Krieg war Ehrstädt wie auch weitere Orte des Umkreises nahezu entvölkert und wurde später teilweise mit Schweizern und Hugenotten wiederaufgesiedelt. Ehrstädt gehörte bis 1806 den Grafen von Degenfeld im Ritterkanton Kraichgau und kam anschließend mit der Mediatisierung der Reichsritterschaft als selbstständige Gemeinde zum Land Baden.
Im Jahr 1845 war ein Bevölkerungshöchststand von 678 Personen erreicht. Da es keine über die Deckung des täglichen Bedarfs hinausgehenden Erwerbsmöglichkeiten gab, ging die Einwohnerzahl durch Ab- und Auswanderung bis 1939 auf 355 Personen zurück. Ende 1945 wurden 461 Einwohner gezählt. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der Ort durch die Aufnahme von Evakuierten und Flüchtlingen kurzzeitig 630 Einwohner, jedoch wiederholte sich die Abwanderung aufgrund der weiterhin fehlenden Erwerbsmöglichkeiten und der schlechten Verkehrsverhältnisse. Ehrstädt wurde 1971 nach Sinsheim eingemeindet. Wurden 1990 noch 471 Einwohner gezählt, erhöhte sich dieser Stand durch die Ausweisung von Baugebieten und die Ansiedlung von Pendlern bis 2004 auf 638 Personen.
[Bearbeiten] Religionen
Ehrstädt wurde 1521–23 durch die Herren von Gemmingen reformiert und war danach bis ins 19. Jahrhundert fast ausschließlich lutherisch geprägt. In Ehrstädt bestand einst auch eine jüdische Gemeinde, die ab dem 16. Jahrhundert nachgewiesen ist und 1836 dort eine Synagoge errichtet hat. Die jüdische Gemeinde wurde nach Mitgliederschwund 1912 aufgelöst.
[Bearbeiten] Wappen
Die Blasonierung lautet: in rot eine gestürzte goldene Pflugschar, oben beseitet von zwei silbernen Sternen. Dieses Wappenbild ist in Gemeindesiegeln seit 1809 nachweisbar und wurde 1895 vom badischen Innenministerium farbig ausgestaltet und bestätigt.
[Bearbeiten] Bauwerke
- Schloss Neuhaus, eine renaissancezeitliche zweiflügelige Schlossanlage mit zugehörigem Gutshof, erbaut 1596/97, liegt etwa anderhalb Kilometer südwestlich außerhalb des Ortes. Im Park befindet sich eine Schlosskapelle aus dem Jahre 1602. In ihr befindet sich das Epitaph des Johann Christoph von Degenfeld († 1603) und dessen Ehefrau Barbara. Das Schloss ist heute im Besitz der Freiherren von Gemmingen-Neuhaus und kann für Veranstaltungen gemietet werden.
- Die zum Schloss gehörende Alte Mühle im Mühlbachtal westlich von Ehrstädt wurde bereits 1329 erwähnt und war die herrschaftliche Bannmühle der Einwohner von Ehrstädt und Adersbach. Das Mühlengebäude stammt aus dem Jahre 1762. Der Mühlbetrieb wurde in den 1950er Jahren stillgelegt und das Anwesen später als Gaststätte genutzt. Von der originalen Mühlenausstattung sind das laufende Wasserrad und alte Holzzahnräder erhalten. Das Jägerhaus auf der gegenüberliegenden Uferseite des Mühlbachs war der Wohnsitz des herrschaftlichen Försters. Der nahe Eulenhof wurde bereits im späten Mittelalter als Hofgut von Schloss Neuhaus angelegt. Hier befanden sich zwei Gebäude aus den Jahren 1484 und 1516. Nach Albrecht von Degenfeld, der das Anwesen 1705 bis 1723 bewohnte, wurde der Hof auch Albrechtsburg genannt. 1793 errichtete Ferdinand Friedrich von Degenfeld den heutigen zweistöckigen Gutshof auf den Fundamenten der alten Gebäude. Der Hof wird heute noch landwirtschaftlich genutzt. Auch das nahe historische Hofgut Rauhof wird meist im Zusammenhang mit Schloss Neuhaus genannt.
- Schloss Ehrstädt im Südwesten des Ortes wurde 1769 durch Christoph Ferdinand II. von Degenfeld an der Stelle eines abgebrannten älteren Schlosses erbaut. Der schlichte zweiflügelige Bau ist von einem Schlosspark umgeben.
- Die Evangelische Kirche in der Ortsmitte weist am Kirchturm noch romanische Doppelfenster aus dem 12. Jahrhundert und im Langhaus mit dem gotischen Maßwerkfenster im Osten Bestandteile aus dem 14. Jahrhundert auf. Das Kirchenschiff wurde 1793 erneuert und 1894 saniert.
- Die Synagoge wurde 1836 durch die jüdische Gemeinde des Ortes fertig gestellt. Nach Auflösung der Gemeinde 1912 wurde sie verkauft und als Viehstall mit Scheune genutzt. Nach Renovierung 2004/05 dient das Gebäude als örtliche Begegnungsstätte. In die Außenfassade sind historische hebräische Schriftzeichen und ein Hochzeitsstein eingelassen.
- Das Schulhaus wurde 1884/85 erbaut, 1907/08 folgte die Kinderschule (heute: Kindergarten) und 1925 wurde die auf eine private Stiftung zurückgehende Krankenstation in einem Wohnhaus von 1896 eingerichtet.
[Bearbeiten] Literatur
- Käthe Zimmermann-Ebert: Große Kreisstadt Sinsheim – Rund um den Steinsberg. Sinsheim 1990
[Bearbeiten] Weblinks
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