Deutsche Volkszeitung
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Deutsche Volkszeitung (DVZ) wurde am 12. Mai 1953 als eine dem Bund der Deutschen nahestehende Tageszeitung gegründet. Sie ist nach 1989 in der politischen Wochenzeitung Freitag aufgegangen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Entstehungsgeschichte
Offiziell übernahm der Reichskanzler a.D. Joseph Wirth die Herausgabe der Zeitung und die Chefredaktion der ehemalige Redakteur der Zeitschrift der Zentrumspartei Germania Georg Herrmann. Aufgrund finanzieller Probleme, die nur mittels der illegalen Finanzierung durch die DDR eingeschränkt werden konnten (1972 alleine 1,5 Millionen DM jährlich), wurde die DVZ mit Jahresbeginn 1954 auf eine wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt und seitdem vom Monitor-Verlag in Düsseldorf herausgegeben.
[Bearbeiten] Inhaltliche Ausrichtung
Inhaltlich plädierte die DVZ ähnlich wie der Bund der Deutschen in den 1950er und die Deutsche Friedensunion in den 1960er Jahren für eine Neutralisierung und schnelle Wiedervereinigung Deutschlands. Strategie der letztlich von der KPD und der SED gelenkten Zeitung war die Gewinnung von bürgerlichen Bündnispartnern für die Politik der DDR. Hierzu versuchte sich die DVZ mit wechselhaften Erfolg zum Sprachrohr der Proteste gegen die Wiederbewaffnung, bzw. die zeitgenössisch diskutierte atomare Bewaffnung der Bundeswehr, der Kampagne gegen die Notstandsgesetze (Ostermarschbewegung) und der Studentenbewegung zu machen.
Größerer Einfluss der Zeitung in der außerparlamentarischen Protestbewegung der BRD wurde hierbei zumeist aufgrund der positiven Kommentierung repressiver Maßnahmen im Ostblock (Siebzehnter Juni 1953, Aufstand in Ungarn 1956, Bau der Berliner Mauer 1961, Niederschlagung des Prager Frühlings 1968) wieder verloren.
[Bearbeiten] Neustrukturierung nach 1973 und 1989
Spätestens ab einer Neustrukturierung der DVZ 1973 wurde die Zeitung immer stärker am Kurs der Deutschen Kommunistischen Partei, DKP, ausgerichtet. 1983 erfolgte aufgrund der Unterstützung des Reformflügels der kommunistischen Partei die von der SED angeordnete Fusion mit der Zeitung die Tat der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) zur Volkszeitung / die Tat. Seitdem erfolgte die Herausgabe vom Röderberg-Verlag.
Der Verfassungsschutzbericht 1989 analysierte, dass die DVZ „in Berichten und Kommentaren zunehmend auf Distanz zur SED und DKP-Führung ging, um neue Leserkreise zu erschließen und auch von Anhängern der Erneuerer [in der DKP] akzeptiert zu werden“. Nach der Wende von 1989 und dem Wegfall der Finanzhilfen aus der DDR, geriet die DVZ in große finanzielle Schwierigkeiten und ging Ende 1989 in Liquidation. Anfang 1990 wurde sie in Berlin im Verbund mit der Verlagsgruppe Elefantenpress neu gegründet. Im Herbst 1990 verschmolz sie mit der ehemaligen Zeitung des Kulturbundes der DDR Sonntag zum Freitag.
[Bearbeiten] Weitere Zeitungen mit diesem Titel
Den Titel Deutsche Volkszeitung trug auch die zentrale Tageszeitung der KPD nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie war die erste in der Sowjetischen Besatzungszone zugelassene Parteizeitung und erschien in Berlin vom 13. Juni 1945 bis zum 22. April 1946. Danach – als Folge der Gründung der SED – ging sie zusammen mit der SPD-Tageszeitung "Das Volk" in den Nachfolger Neues Deutschland auf. Chefredakteur der Deutschen Volkszeitung war zunächst bis Juli 1946 Paul Wandel, danach Hans Teubner. In der Zeit des Nationalsozialismus war Deutsche Volkszeitung der Titel einer Wochenzeitung der KPD.
[Bearbeiten] Prominente Autoren der DVZ
Joseph Wirth, Wilhelm Elfes, Renate Riemeck, Günter Wallraff, Prof. Wolfgang Abendroth, Klara Maria Faßbinder, Martin Niemöller, Bernt Engelmann, Beate Klarsfeld, Uta Ranke-Heinemann, Mira von Kühlmann, Christa Thomas, Lorenz Knorr, Herbert Mochalski, Karl Graf von Westphalen, Gerhard Gleißberg, Prof. Walter Hagemann, Arno Behrisch, Franz Sommerfeld, Thomas Neumann.
[Bearbeiten] Auflagenhöhe
(rekonstruiert nach Angaben von Helmut Bausch, Akten der SED, Angaben des Verfassungsschutzes, Angaben des IDW)
- 1950er Jahre: ca. 24.000-32.000
- 1960er Jahre: ca. 25.000
- 1970er Jahre: ca. 20.000-35.000
- 1980er Jahre (Fusion mit der Tat): 23.000-40.000
[Bearbeiten] Literatur, Quellen, Links...
- Nachlass des langjährigen DVZ-Redakteurs, KPD- und BdD-Funktionärs Helmut Bausch im Archiv des Hamburger Instituts für Sozialforschung.
- Reste des Redaktionsarchiv der DVZ, Volkszeitung/ Tat im Antifaschistischen Pressearchiv Berlin (APABIZ).
- Kapitza, Arne: Transformationen der ostdeutschen Presse. Berliner Zeitung, Junge Welt, und Sonntag/ Freitag im Prozess der deutschen Vereinigung, Opladen 1997. ISBN 3-531-13010-2
- Lattmann, Dieter: Artikel: Eine Stimme wird gebraucht. Vor zehn Jahren, im Freitag Nr. 51 vom 17. Dezember 1999.
- Mellies, Dirk: Trojanische Pferde der DDR? Das neutralistisch-pazifistische Netzwerk der frühen Bundesrepublik und die Deutsche Volkszeitung, 1953-1973, Frankfurt am Main (u.a.) 2006. ISBN 3-631-55825-2