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Dead Man – Wikipedia

Dead Man

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Filmdaten
Deutscher Titel: Dead Man
Originaltitel: Dead Man
Produktionsland: USA, Japan, Deutschland
Erscheinungsjahr: 1995
Länge (PAL-DVD): 116 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 16
Stab
Regie: Jim Jarmusch
Drehbuch: Jim Jarmusch
Produktion: Demetra J. MacBride
Musik: Neil Young
Kamera: Robby Müller
Schnitt: Jay Rabinowitz
Besetzung

Dead Man ist ein von Jim Jarmusch 1995 als Schwarzweißfilm gedrehter Western mit Johnny Depp, Robert Mitchum und Gary Farmer.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Handlung

Der Film beschreibt die letzten Tage des jungen William Blake, der 1876 mit dem Zug von Cleveland in den Westen reist, um eine Stelle als Buchhalter anzutreten. Der Zielort heißt „Machine“, er ist die Endstation der langen Bahnstrecke. Am Ende der Straße des völlig heruntergekommenen Ortes liegt die riesige Fabrik, bei der Blake seine Stelle antreten will. Man jagt ihn jedoch davon, da der Posten inzwischen vergeben ist. Er trifft auf die ehemalige Prostituierte Thel und übernachtet bei ihr. Deren Ex-Verlobter erscheint und erschießt sie, weil sie gesteht, ihn nie geliebt zu haben. Der Schuss trifft auch Blake und verwundet ihn. Blake erschießt daraufhin – nach mehreren unbeholfenen Versuchen – den Mann und flieht. Der Mann, den Blake erschossen hat, ist der Sohn des Fabrikbesitzers, der Kopfgeldjäger auf den Mörder ansetzt.

Ein indianischer Einzelgänger namens „Nobody“ findet den bewusstlos zusammengebrochenen Blake und behandelt ihn. Er kann die Kugel, die in Blakes Brust steckt, jedoch nicht entfernen. Nobody erzählt Blake seine Lebensgeschichte: Weiße hätten Nobody im Kindesalter als Jahrmarktsattraktion nach Europa verschleppt. Nobody hat einen weiteren Namen, was in der Übersetzung aus dem Indianischen „der, der viel redet und nichts sagt“ bedeutet. Nobody hält Blake für eine Reinkarnation des englischen Malers und Dichters William Blake, den er verehrt. Die Verfolger werden immer zahlreicher, weil die ausgesetzte Belohnung stetig steigt. Nobody und er behaupten sich auf ihrer Flucht erfolgreich gegen Verfolger und Wegelagerer – Blake mit mehr Glück als Verstand, die Personen, die er auf seiner Flucht ermordet, erschießt er häufig unabsichtlich. Zudem hat Nobody ihm die Brille gestohlen. Dabei wird aus dem biederen, naiven Buchhalter ein mehrfacher und im Laufe der Zeit auch kaltblütiger Mörder. Kurz bevor die beiden sich von den Verfolgern absetzen und eine große Indianerfestung erreichen, verletzt abermals eine Gewehrkugel Blake. Die Indianer versorgen den Verwundeten nicht, denn Nobody sieht seine Aufgabe nun darin, den vermeintlichen Dichter ins Jenseits zurückzubringen. Zudem wird Blake durch die Verletzungen immer schwächer, er beginnt zu halluzinieren. Nobody bettet Blake in ein Kanu und schiebt ihn aufs offene Meer. Blake, kaum mehr bei Bewusstsein, ist zum Widerstand zu schwach und fügt sich in sein Schicksal. Der letzte überlebende Verfolger erreicht den Strand. Seine Schüsse verfehlen den davontreibenden Blake. Der Verfolger und Nobody erschießen einander gegenseitig.

[Bearbeiten] Interpretationen

  • Der Name „Nobody“ könnte auf William Blakes Gedicht To Nobodaddy anspielen, welches im Film ausschnittsweise rezitiert wird.
  • Die filmischen Bilder zeigen eine große Nähe zur Gedankenwelt Franz Kafkas. Der Protagonist ist hier wie dort ein Getriebener. Ihm widerfährt ein Geschick, d. h. er lauscht auf sein Innenleben und versäumt dabei, sich wirksam gegen seine Verfolger und Widersacher durchzusetzen und einen erfolgsträchtigen Lebensweg zu finden. Er bleibt immer im Suchen und Träumen stecken, wie sehr viele Figuren Kafkas (Josef K., Der Kübelreiter, Der Schlag ans Hoftor ...). Besonders die Erzählung Der Jäger Gracchus, in der der Jäger, ohne Vampir oder dergleichen zu sein, auf unabsehbare Zeit in einem Kahn auf den Wassern dahintreibt wie Der fliegende Holländer, findet starke Entsprechung in den Endsequenzen dieses eigenartig schönen, mythologischen Filmkunstwerks.
  • Von der Erzählhaltung und Stimmungslage her sind auch starke Anklänge an filmische Arbeiten des Finnen Aki Kaurismäki vorhanden. Namentlich der Film Der Mann ohne Vergangenheit (2002) hat Äquivalenzen, ebenso wie Schatten im Paradies (Varjoja paratiisissa, 1986) und Wolken ziehen vorüber (Kauas pilvet karkaavat, 1996). Gemeinsam ist dabei z.B., dass nur scheinbar Einzelschicksale erzählt werden, tatsächlich aber ein ganzes Tableau oder Sittenbild, wie man das früher nannte, der Epoche aufleuchtet, was gewollt ist. Dabei wird das Ganze kunstvoll in ein mythologisierendes Licht getaucht, wo zwischen wirklich und unwirklich nur noch vage zu unterscheiden ist. Manche Filme der neuen Berliner Schule, etwa Christian Petzolds Gespenster (2004) oder Christoph Hochhäuslers Milchwald (2003) haben eine ähnliche Themenwahl, die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt einzufangen und sichtbar werden zu lassen, sind dabei aber ungleich deutlicher an soziale und sozialpsychologische Sachverhalte einer bestimmten, gegenwärtigen europäischen Region (Berlin, Ostdeutschland, Polen-Grenze) gebunden.
  • Inwiefern man Dead Man hinsichtlich seiner Bedeutung für das Western-Genre untersuchen und interpretieren sollte, ist umstritten. Die bisweilen geäußerte Vermutung, dass es sich bei dem Film um einen gezielten Antiwestern handelt, ist jedenfalls unzutreffend. Jim Jarmusch reizte das Western-Format nach eigener Aussage eher als geeignetes Grundgerüst für seinen Erzählstil: "The 'western' as a genre is very open to metaphor and has deep roots in classical narrative forms. [...] I have to admit [...] that Dead Man is not a traditional 'western' - the genre was really only used as a point of departure." (Der Western als Genre ist ein dankbarer Boden für Metaphern und hat tiefe Wurzeln in klassischen Erzählformen. [...] Ich muss zugeben, dass Dead Man kein herkömmlicher Western ist - das Genre wurde wirklich nur als ein Ausgangspunkt verwendet.)[1]


[Bearbeiten] Auszeichnungen

Der Film erhielt unter anderen 1996 den Europäischen Filmpreis als bester nichteuropäischer Film des Jahres. Er nahm außerdem am Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Cannes 1995 teil.

[Bearbeiten] Filmkritiken

  • Lexikon des internationalen Films: Ein stilistisch und dramaturgisch mehrfach gebrochener Film, der Elemente des Westerns zu einer Art metaphysischer Reise benutzt. In schönen Schwarzweiß-Bildern und mit einem ungewöhnlichen Soundtrack schafft der Film eine dichte Atmosphäre, setzt sie aber durch eine distanzierende Inszenierung mit "naiver" Komik wiederholt außer Kraft.[2]
  • Jarmusch bleibt also trotz des ungewohnten Genres seinem wunderbar lakonischen Stil und der Idee der interkulturellen Konfrontation treu. Wie in allen seinen Filmen treffen auch in Dead Man Leute mit unterschiedlichen kulturellen Lebenserfahrungen aufeinander, woraus sich immer wieder eine äußerst menschliche Komik entwickelt. (Max Herrman im Filmmagazin artechock)[3]
  • Stefan Strucken schreibt in Filmrezensionen.de, er beurteile Dead Man als stimmigen, perfekten und ungewöhnlichen Western. Unnötige Brutalität, überflüssige Slapstickeinlagen und zum Teil überflüssige Dialoge trübten allerdings das Gesamtbild. [4]
  • Roger Ebert war enttäuscht von dem Film, er konnte keinen Sinn in ihm entdecken, schreibt er in seiner Rezension in der Chicago Sun-Times. Dead Man sei langsam, fremdartig und keinesfalls lohnend. [5]

[Bearbeiten] Soundtrack

Der Soundtrack trägt wesentlich zu der magischen, oft tranceartigen und stark soghaften Wirkung des Films bei und entstand, als Neil Young im Studio den geschnittenen Film sah und dazu improvisierte. Er verwendete hauptsächlich elektrische und akustische Gitarre, Piano und Orgel. Der Soundtrack besteht aus 13 Tracks, von denen einige Dialoge aus dem Film enthalten, inklusive Johnny Depp, welcher Gedichte von William Blake zitiert.

[Bearbeiten] Sonstiges

Im Vorspann taucht ein Fehler auf: anstatt Billy Bob Thornton steht dort Billy Bob Thorton.

[Bearbeiten] Quellen

  1. http://www.nytrash.com/deadman/deadjj.html#2
  2. Dead Man im Lexikon des Internationalen Films
  3. Kritik im Filmmagazin artechock
  4. Kritik von Dead Man auf filmrezension.de
  5. Roger Ebert in der Chicago Sun-Times über Dead Man

[Bearbeiten] Weblinks


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