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Das Treibhaus – Wikipedia

Das Treibhaus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Treibhaus ist ein Roman von Wolfgang Koeppen aus dem Jahr 1953.

Der Roman spielt in der Zeit der Wiederbewaffnung weitgehend in der Bundeshauptstadt Bonn – das Treibhaus des Titels, zum einen aufgrund der klimatischen Besonderheiten der Kessellage der Stadt, zum anderen aber aufgrund der politischen Landschaft, deren Ghettoisierung sich hier bereits vier Jahre nach Gründung der Bundesrepublik unter Verlust der Bezüge zur Realität und zum Volk bemerkbar macht.

Obwohl Koeppen in seinem Vorwort schreibt: „Die Dimension aller Aussagen liegt jenseits der Bezüge vom Menschen, Organisation und Geschehnissen unserer Gegenwart, der Roman hat seine eigene poetische Wahrheit“, wurde er immer als politischer Schlüsselroman verstanden, zumal die Handelnden zum Teil deutlich kenntlich gemacht sind. Der Autor hingegen sah vielmehr das Buch als einen Roman „des Scheiterns“ eines Einzelnen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Handlung

Die Hauptfigur ist der Mittvierziger Felix Keetenheuve, Journalist in der Weimarer Republik, im Dritten Reich vorwiegend in England im Exil und dort für Rundfunksendungen Richtung Deutschland eingesetzt, und nach seiner Rückkehr Bundestagsabgeordneter der SPD. Keetenheuve hat gerade seine junge Frau verloren, die den Krieg nicht verarbeiten konnte, von ihrem Ehemann zugunsten der Politik vernachlässigt wurde und deswegen dem Alkohol verfiel, und ist zu Beginn des Romans auf der Zugreise von der Beerdigung nach Bonn, wo im Parlament die entscheidenden Abstimmungen zur Westintegration der jungen Republik stattfinden sollen.

Keetenheuve ist – nicht nur aufgrund des erlittenen Verlustes – verstört und unsicher. Er ist ein kompromissloser Intellektueller, ein Schöngeist, der der Lyrik von E.E. Cummings und Charles Baudelaire mehr abgewinnen kann als einem bürgerlichen Lebensstil. Aufgrund seines Exils ist er das Aushängeschild seiner Partei, gleichzeitig dort aber genauso isoliert wie im gesamten Parlament: die pragmatische Arbeit der Abgeordneten ist ihm zuwider, den Fraktionszwang lehnt er ab, besteht darauf, sich in eigener Verantwortung zu entscheiden. Er sieht die alten Eliten aus Weimarer Jahren und den Jahren der Diktatur wieder nach der Macht greifen und die Mitläufer von damals bereits wieder an den entscheidenden Positionen sitzen.

Keetenheuve wird benutzt. Zum einen von seinem Fraktionsvorsitzenden Knurrewahn (Kurt Schumacher), der ihn als Redner in die Debatte schickt, um die pazifistische Fassade der Partei zu wahren, ihm aber gleichzeitig Verhaltensmaßregeln mitgibt sowie die Bemerkung, dass man ja nicht grundsätzlich gegen die Wiederbewaffnung sei. Zum zweiten aber auch von der Parlamentsmehrheit und ihrem fast autoritär regierenden Kanzler (Konrad Adenauer), die Frost-Forestier, ein wichtiges Mitglied der Regierung, wenn auch ohne Amtsbezeichnung (Reinhard Gehlen?), auf ihn ansetzt, um ihm das Amt eines Botschafters in Guatemala anzubieten und den Störfaktor Keetenheuve damit endgültig ins Abseits zu schieben. Und schließlich zum dritten von einem den Westmächten nahestehenden Journalistenkollegen, der ihm vertrauliches Material zur Verwendung in seiner Rede zukommen lässt, dies aber gleichzeitig auch der Gegenseite aushändigt, so dass in dem Moment, in dem Keetenheuve seinen Auftritt hat, bereits die Stellungnahme der westdeutschen Regierung ebenso wie die ihr den Rücken stärkenden Stellungnahmen der Westmächte vorliegen – und Keetenheuves Rede damit nichts mehr wert ist.

Am Ende der Debatte weiß Keetenheuve, dass er verloren hat. Wie schon am Abend zuvor irrt er noch einmal durch die nächtliche Stadt und erreicht schließlich die Brücke über den Rhein. Mit dem Satz »Der Abgeordnete war gänzlich unnütz, er war sich selbst eine Last, und ein Sprung von der Brücke machte ihn frei« endet der Roman.

Keetenheuves Scheitern ist jedoch auch in seiner privaten Situation begründet. Nach dem Tod seiner Frau ist er haltlos geworden. So wird er zum Opfer seiner Triebe, die ihn immer wieder (hart an der Grenze zur Pädophilie) zu sehr jungen Frauen hinführen. Kurz vor seinem Tod hat Keetenheuve die sechzehnjährige Lena kennengelernt, die aus Thüringen geflüchtet und ebenso entwurzelt wie Keetenheuve ist. In Thüringen hat sie eine Lehre als "Mechaniker" begonnen und wundert sich über die Reaktionen auf ihren "unweiblichen" Wunsch, diesen Beruf auch in der Bundesrepublik ausüben zu können (Männer mit "fetten Händen" lachen sie aus und belästigen sie sexuell).

In ihrer Not wendet sie sich gemeinsam mit Gerda, einer (lesbischen?) "Heilsarmee"-Soldatin, die sie im Westen kennengelernt hat, an Keetenheuve. Dieser will Lena durchaus helfen ("Keetenheuve ein guter Mensch"), hält es aber für ihr "Schicksal", dass er sie (quasi als "Gegenleistung") verführen werde ("Keetenheuve ein schlechter Mensch").

Als es schließlich wenig später auf einem Ruinengrundstück zum Versuch eines Geschlechtsverkehrs zwischen Keetenheuve und Lena kommt, wird dem Abgeordneten die Fragwürdigkeit seiner Existenz bewusst. Unmittelbar im Anschluss an die Szene ertränkt er sich.

[Bearbeiten] Baudelaire als roter Faden

Eine nicht unwesentliche Rolle in dem Roman als einer der roten Fäden spielt das Gedicht Le beau navire von Charles Baudelaire, das 1853 in der Gedichtsammlung Les Fleurs du Mal veröffentlicht wurde. Keetenheuve versucht das Gedicht im Gedenken an seine Frau zu übersetzen, kommt aber in der Folge der Ereignisse nicht über die ersten Zeilen hinaus:

Je veux te raconter, ô molle enchanteresse !
Les diverses beautés qui parent ta jeunesse;
Je veux te peindre ta beauté,
Où l'enfance s'allie à la maturité.

Quand tu vas balayant l'air de ta jupe large,
Tu fais l'effet d'un beau vaisseau qui prend le large,
:Chargé de toile, et va roulant
Suivant un rythme doux, et paresseux, et lent.

Sur ton cou large et rond, sur tes épaules grasses,
Ta tête se pavane avec d'étranges grâces;
D'un air placide et triomphant.
Tu passes ton chemin, majestueuse enfant.

Je veux te raconter, ô molle enchanteresse !
Les diverses beautés qui parent ta jeunesse;
Je veux te peindre ta beauté,
Où l'enfance s'allie à la maturité.

Ta gorge qui s'avance et qui pousse la moire,
Ta gorge triomphante est une belle armoire
Dont les panneaux bombés et clairs.
Comme les boucliers accrochent des éclairs,
Boucliers provoquants, armés de pointes roses !
Armoire à doux secrets, pleine de bonnes choses,
De vins, de parfums, de liqueurs
Qui feraient délirer les cerveaux et les cœurs !

Quand tu vas balayant l'air de ta jupe large,
Tu fais l'effet d'un beau vaisseau qui prend le large,
Chargé de toiles, et va roulant
Suivant un rythme doux, et paresseux, et lent.

Tes nobles jambes, sous les volants qu'elles chassent,
Tourmentent les désirs obscurs et les agacent,
Comme deux sorcières qui font
Tourner un philtre noir dans un vase profond.

Tes bras, qui se joueraient des précoces hercules,
Sont des boas luisants les solides émules,
Faits pour serrer obstinément,
Comme pour l'imprimer dans ton cœur, ton amant.

Sur ton cou large et rond, sur tes épaules grasses,
Ta tête se pavane avec d'étranges grâces;
D'un air placide et triomphant
Tu passes ton chemin, majestueuse enfant.

[Bearbeiten] Historischer Kontext

Kurt Sontheimer stellt in seinem Buch Die Adenauer-Ära Keetenheuve als literarische Figur gleichrangig neben die Politiker Konrad Adenauer, Theodor Heuss und Kurt Schumacher. „[...] Keetenheuves Begegnung mit der Bonner Politik enthüllt – treffend, wenngleich oft zugespitzt – so viele Facetten der Wirklichkeit des politischen Lebens im deutschen »Treibhaus«, daß der Roman zum Verständnis deutscher Politik in der Adenauer-Zeit fast unersetzlich ist. Bis heute ist dieses literarische Bild der Adenauer-Zeit unter dem beherrschenden Gesichtspunkt ihrer restaurativen Tendenzen nicht mehr erreicht worden.“[1]

[Bearbeiten] Entstehungsgeschichte

Erste Notizen und Skizzen für den späteren Roman reichen bis in das Jahr 1947 zurück.[2] Konkrete Pläne zur Ausformulierung entwickelte Koeppen aber erst 1951, nachdem sein Vorgängerroman Tauben im Gras erschienen war. Anfang 1952 teilte er seinem Verlag Scherz & Goverts die Arbeit an dem neuen Roman mit, der sich interessiert zeigte und bis Juni des Jahres ein Manuskript erwartete.

Koeppen verschob die Abgabe des Manuskripts, dessen Arbeitstitel zu dieser Zeit Ein Ölzweig auf ein Grab und später Oelzweige auf ein Grab lautete. Koeppen bat aber Henry Goverts um eine Reise nach Bonn, um einen Blick hinter die Kulissen der Bonner Republik werfen zu können. Noch im November 1952 gingen Goverts und Koeppen von einer möglichen Veröffentlichung des Romans im Frühjahr 1953 aus.

Aufgrund einer Krankheit musste Koeppen jedoch die Arbeit am Roman unterbrechen, auch die Reise nach Bonn verschob sich bis Anfang Februar 1953. Goverts schlug Koeppen vor, ihm für den Bonn-Besuch seinen Freund Kuno Ockhardt zur Seite zu stellen, der Leiter des Presseamtes im Bundeswirtschaftsministerium unter Ludwig Erhard war. Koeppen hingegen äußerte sich in seinen Briefen an Goverts skeptisch über diesen Vorschlag und befürchtete politische Einflussnahme.

Nachdem Koeppen um den 6. Februar 1953 herum einige Tage lang Bonn und die Vororte Bad Godesberg und Mehlem erkundet und Material gesammelt hatte, begann er die Niederschrift des Romans. Dazu bezog er im April und Mai ein Zimmer im Stuttgarter Bunkerhotel, einem unter dem Marktplatz gelegenen und zum Hotel umgebauten Weltkriegsbunker. In seinem fensterlosen Raum fand er die Ruhe, um den Roman innerhalb weniger Wochen fertigzustellen. Seine Ideen für den Titel des Manuskripts reichten von Die goldene Rose, Die politische Rose, Die künstliche Rose über Im Treibhaus bis zu Das Treibhaus, für den sich Koeppen schließlich entschied.

Anfang Juni 1953 übergab Koeppen das fertige Manuskript dem Scherz & Goverts Verlag. Doch seine Befürchtung, dass der Roman das Missfallen der politischen Szene auf sich ziehen und dies die Veröffentlichung erschweren könnte, erfüllte sich: Tatsächlich zögerte der Verlag mit der Publikation des damals schockierenden Werkes. Henry Goverts schlug Koeppen stattdessen vor, den Roman in der rororo-Taschenbuch-Reihe des Rowohlt Verlages zu veröffentlichen. Doch da der Rowohlt Verlag das Buch nur im auflagenschwächeren Hauptprogramm und zudem erst im Frühjahr 1954 veröffentlichen wollte, entschied sich Koeppen für die Publikation einer überarbeiteten Version bei Scherz & Goverts.

Koeppen wies seinen Lektor Heinz Seewald an, einige Entschärfungen am Text vorzunehmen, doch folgte Seewald nicht in allen Fällen Koeppens Vorschlägen. Schließlich ging das überarbeitete Manuskript Das Treibhaus im September und Oktober 1953 in Satz und erschien am 4. November 1953 in einer Auflage von etwa 12000[3] Exemplaren. Eine zweite und dritte Auflage folgten noch im selben Jahr. 1955 erschien eine Taschenbuch-Ausgabe, die einige Kürzungen vornahm. Auch die meisten späteren Ausgaben des Romans folgten der gekürzten Taschenbuch-Ausgabe. Ob Koeppen diesen Eingriffen in den Text zustimmte, ist bisher nicht geklärt.

[Bearbeiten] Verfilmung

1987 wurde die Geschichte unter dem gleichen Titel von Peter Goedel für das Kino verfilmt. Der Film wurde mit einem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.

[Bearbeiten] Sekundärliteratur

  • Karl Heinz Götze, Wolfgang Koeppen: »Das Treibhaus«, Uni-Taschenbücher 1347, München: Fink 1985, ISBN 3-7705-2261-3

[Bearbeiten] Quellen

  1. Kurt Sontheimer: Die Adenauer-Ära. Grundlegung der Bundesrepublik. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2003. S.30–31
  2. Die Darstellung der Entstehungsgeschichte des Treibhauses folgt im Wesentlichen dem Kommentar von Arne Grafe zu seiner Studienausgabe des Romans. Arne Grafe: ‚Etwas ist faul im Staate Deutschlands‛. Wolfgang Koeppens Roman Das Treibhaus. In: Wolfgang Koeppen: Das Treibhaus. Mit einem Kommentar von Arne Grafe. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2006. S. 206–210.
  3. Vgl. Karl-Heinz Götze: „Eine kalte, stinkende Hölle“. Warum Wolfgang Koeppen in den fünfziger Jahren keinen Erfolg hatte. In: Günter Häntzschel / Ulrike Leuschner / Roland Ulrich: Treibhaus. Jahrbuch für die Literatur der fünfziger Jahre. Bd. 2: Wolfgang Koeppen 1906-1996. Iudicium, München 2006. S. 94.


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