Claude Dornier
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Claude Honoré Desiré Dornier, (* 14. Mai 1884 in Kempten; † 5. Dezember 1969 in Zug, Schweiz), war ein deutscher Flugzeugkonstrukteur. Da sein Vater Franzose war, hatte er auch die französische Staatsbürgerschaft.
Er war Mitarbeiter von Ferdinand Graf von Zeppelin, bekam eine eigene Abteilung im Zeppelin Konzern, wurde Teilhaber und Geschäftsführer eines Zweigwerkes für Flugzeugbau, das er 1932 voll übernahm und aus dem sich die Dornier-Werke entwickelten. Dort baute er vor allem Ganzmetallflugzeuge, insbesondere Landflugzeuge und Flugboote: Wal, Superwal, Do 18, Do X. Im Dritten Reich wurden hauptsächlich Kampfbomber für die deutsche Luftwaffe hergestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in Spanien das STOL-Flugzeug Do 25.
Ab 1956 wurde die Flugzeugproduktion in München-Neuaubing und Oberpfaffenhofen wieder aufgenommen. In den Dornier-Werken wurde ab 1970 in deutsch-französischer Zusammenarbeit der Alpha-Jet entwickelt und gebaut.
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[Bearbeiten] Leben
Dornier wurde in Kempten im Allgäu als Sohn eines Französischen Vaters und einer Deutschen Mutter geboren. Er war das älteste von sieben Kindern. Während seiner Jugend und Schulzeit begeisterte ihn bereits die Technik und er bat seine Eltern ihn auf die Technische Hochschule zu schicken. Er studierte dann Maschinenbau an der Technischen Hochschule München, wo er sich dem Corps Guestphalia (heute Suevo-Guestphalia) anschloss, aber auch zum Naturfreund und leidenschaftlichen Bergsteiger wurde, der auch zur Zither griff und Schnaderhüpferl sang.
Mit 23 Jahren, Mitte 1907, war Dornier Diplom-Ingenieur und fand in der Maschinenfabrik Nagel in Karlsruhe seine erste Anstellung. 1909 wechselte er zur Firma Luig nach Illingen in Württemberg. Dort erreichte ihn ein Hilferuf von der Mutter. Die Weinhandlung des Vaters war in Schwierigkeiten geraten, weil der Vater schon länger ernsthaft erkrankt war. Dornier musste sich zusätzlich um das Geschäft und den Unterhalt der Familie mit den unmündigen Geschwistern kümmern. Als in Illigen die Aufgabe, Brücken der Württembergischen Eisenbahn zu vermessen und zu verstärken erledigt war, wechselte er noch zum Eisenwerk Kaiserslautern, bevor ihn 1910 der Luftschiffbau Friedrichshafen einstellte. Dort hatte sich Dornier schon lange beworben, dieses Arbeitsgebiet entsprach seinen Neigungen, es war nahe genug zu Kempten, um die elterliche Familie leichter unterstützen zu können.
Nachdem seine erste Frau Olga, geb. Kramer, mit der er zwei Söhne (Claudius († 1986), Peter († 2002)) hatte, an Spanischer Grippe gestorben war, hat er wieder geheiratet. Aus dieser Ehe mit Anna, geb. Selinka, entstammen fünf weitere Söhne (Silvius, Prosper († als Kind), Justus, Donatus († 1971), Christoph) und eine Tochter (Dorothea). Die Nachkommen aus beiden Ehen bildeten bis auf Dorothea, die ausgezahlt worden war, nach dem Tode von Dornier zusammen mit der Witwe Anna eine Erbengemeinschaft mit von Dornier testamentarisch zugeteilten Stimmrechtsanteilen, unter denen der Dornier-Konzern bis zur Übernahme durch Daimler-Benz weiter geführt wurde. Als Anna Dornier starb, entbrannte ein Streit, wer das Erbe, bzw. die Stimmrechte bekam. Dornier hatte hier im Testament festgelegt, dass die 27,5 % der Witwe nach ihrem Tode durch den jeweilig amtierenden Landgerichtspräsidenten verwaltet werden sollten. Die Witwe wiederum hatte in ihrem Testament zwei weitere Testamentvollstrecker benannt, deren Aufträge sich mit dem ersten widersprachen und überschnitten. Dieser Streit führte u.a. dazu, dass schließendlich Daimler Benz, vermittelt durch den Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth, die Führung des Dornier Konzerns übernahm.
Bei Dornier waren bei aller Fähigkeit zu Visionen naturwissenschaftliche Genialität und untermehmerische Begabung gleichsam vereinigt, wie die zahlreichen technischen Innovationen und die wirtschaftlichen Erfolge beweisen. Dornier hat auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass diese Erfolge mit auf seine Mitarbeiter beruhen, die er zu begeistern und zu führen wusste und auch in schlechten Zeiten zusammenhielt. So hat Dornier von seinem Wohnort in Zug von der Schweiz aus, seine Kernmannschaft während der Zeit der Arbeitslosigkeit nach dem zweiten Weltkrieg materiell unterstützt, um mit ihnen dann in Spanien die Do 25 zu entwickeln.
[Bearbeiten] Berufliche Laufbahn
Nach den Tätigkeiten ab 1907 in Karlsruhe, Illingen und Kaiserslautern, begann der damals 26-jährige Dornier am 2. November 1910 in der Versuchsabteilung der Luftschiffbau Zeppelin GmbH zu arbeiten. Nachdem er die drehbare Zeppelinhalle erfunden hatte und 1912 ein Patent darauf erhielt, versuchte er die bisher empirische Bauweise der Zeppelintragwerke rechnerisch zu erfassen, was ihm einige Widerstände der etablierten Praktiker einbrachte. Er machte sogar einige Zeppelinfahrten mit, um Erfahrungen zu sammeln und Messungen zu machen.
Dornier beobachtete aber auch mit wachsenden Interesse den technischen Vorsprung in Frankreich bei Flugzeugen schwerer als Luft. Graf Zeppelin selbst sah hier ebenfalls eine Zukunft und unterstützte z.B. seinen früheren Mitarbeiter Theodor Kober, der sich mit der Flugzeugbau Friedrichshafen GmbH selbstständig gemacht hatte und Flugzeuge baute, mit Geld und Hallenraum. 1913 durfte Dornier in Paris die V. Internationale Ausstellung für Luftfahrt besuchen. Diesen Besuch hat Dornier selbst als den Punkt bezeichnet, wo sich sein Interesse den Flugzeugen schwerer als Luft zuwendete. Graf Zeppelin selbst erkannte bei Beginn des Ersten Weltkrieges, dass Luftschiffe nun bald nicht mehr ins Kriegsbild passen würden und forcierte seine Vorstellungen von Riesenflugzeugen. Der Graf verfuhr zweigleisig: Einerseits ließ er große Landflugzeuge entwickeln, andererseits gab er den Anstoß zu Claude Dorniers Flugboot-Konstruktionen.
Im Dezember 1914 verließ Claude Dornier mit seiner Abteilung „Do“ die Büroräume des Grafen Zeppelin in Friedrichshafen und zog mit seinem kleinen Stab von Konstrukteuren und Zeichnern ein paar Kilometer weiter nach Seemoos. Am Seemooser Horn entstand eine geräumige Halle aus Holz, hoch genug für einen Dreidecker und 50 m breit, und das Konstruktionsbüro, das heute noch nahezu unverändert vom Württembergischen Yacht-Club als „Jugendheim Claude Dornier“ genutzt wird. Hier entstand unter seiner Leitung das Wasserflugzeug RsI, aber auch die Landflugzeuge C1 und ZepII. Dornier erfand die Schalenbauweise und damit den Glattrumpf im Gegensatz zum Wellblechrumpf von Junkers.
Im Januar 1917 wurde Dorniers Abteilung als Zeppelin-Werke Lindau GmbH eine eigenständige Gesellschaft im Zeppelin-Konzern, dessen Geschäftsführer Dornier wurde. Die Firma baute in Lindau-Reutin ihr Hauptwerk, blieb aber auch in Friedrichshafen. Nach dem verlorenen Krieg musste das Werk in Lindau 1919 allerdings aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen und der Sitz der Firma wieder nach Friedrichshafen verlegt werden.
Dornier wurde 1923 Hauptgesellschafter der Firma, die in Dornier Metallbauten GmbH umbenannt wurde und zog mit der Firma von Seemoos in Friedrichshafen einen Kilometer weiter nach Manzell. Dort wurden die Komet II und die Komet III entwickelt. Dies gab dem Werk einen spürbaren Aufschwung, da die Produktion fast ausschließlich ins Ausland ging. Wegen des Bauverbotes wurden Dependancen in Rorschach in der Schweiz und in Marina di Pisa in Italien gegründet. Es entstanden die legendären Dornier Wale und die Do X.
Zur Behebung der Wohnungsnot in Friedrichshafen, die auch durch das stark wachsende Werk in Manzell angeheizt wurde, entstand durch Initiative von Claude Dornier ab 1924 in Manzell die Dornier-Siedlung.
1932 erwarb Claude Dornier alle Anteile der Dornier Metallbauten GmbH. In der Zeit des Nationalsozialismus wuchs die Produktion so stark, dass neue Standorte gegründet wurden. Neben zivilen Flugzeugen für die Deutsche Lufthansa wurden Bomber für die Luftwaffe produziert, darunter die Modelle Do 17 und Do 217. 1934 wurde Dornier die Ehrenbürgerschaft der Stadt Friedrichshafen verliehen. 1940 trat er in die NSDAP ein, wurde zum „Wehrwirtschaftsführer“ ernannt und Leiter der Fachabteilung Flugzeugbau der Wirtschaftsgruppe Luftfahrtindustrie. In Wismar wurden die Norddeutsche Dornier-Werke GmbH gegründet. In Manzell wurde noch vor dem Zweiten Weltkrieg mit dem Bau eines großen Stollenwerks begonnen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Dornier als „entlastet“ entnazifiziert, stand aber vor dem wirtschaftlichen Aus. Das Werk Manzell war vollständig zerstört. Da der Flugzeugbau im Nachkriegsdeutschland zunächst verboten war, verlegte Dornier seinen Wohnsitz ganz nach Zug (Schweiz), wo er bereits vor dem Krieg wohnte und entwickelte in Spanien die Dornier Do 25.
In Deutschland begann der Neuanfang des Unternehmens in Lindau, Oberpfaffenhofen, Neuaubing und Immenstaad am Bodensee. In Lindau hatte Dornier 1950 die Lindauer Dornier Gesellschaft gegründet und erfolgreich mit der Konstruktion und Fertigung von Webstühlen begonnen. Später im Flugzeugbau konnte Dornier mit Kurzstartflugzeugen und Senkrechtstartern wieder an frühere wirtschaftliche Erfolge anknüpfen und wurde Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie. Aus den Erfahrungen des Krieges war er stets bemüht das Werk auf breitere Basis zu stellen. Er gründete, bevor er sich 1962 78-jährig aus dem Unternehmen zurück zog und die Führung seinen Söhnen überließ, die Dornier System, aus der später die Sparten Raumfahrt, Elektronik und Medizintechnik entstanden. Mit dem Zündapp Janus versuchte er auch eine Diversifikation in den Autobau.
Neben seines Wohnsitzes in der Schweiz hatte er eine Wohnung im Werk in Immenstaad. Meistens nach Feierabend ging er an die Zeichenbretter der Konstrukteure und hinterließ an den Zeichenbrettern Anmerkungen und den Chefs Anweisungen zu seinen Vorstellungen.
[Bearbeiten] Quellen
- http://www.zeit.de/1985/08/Machtkampf-der-Erben?page=1
- Joachim Wachtel, Claude Dornier ein Leben für die Luftfahrt, Aviatic Verlag, ISBN 3-925505-10-5
Siehe auch: Liste der Flugzeuge Claude Dorniers und Dornier-Werke.
[Bearbeiten] Zitate
Aus "Eine Dokumentation zur Geschichte des Hauses Dornier", Hg Dornier GmbH, 1983, 214 Seiten, gebunden:
- „Ich habe mir bei allen Entwürfen immer das Ziel möglichst hoch gesetzt, in der Erkenntnis der Tatsache, dass das endgültig Erreichbare erheblich unter dem Erhofften liegen würde.“
- „Ich war immer darauf bedacht, meine Konstruktionsgrundsätze unwandelbar weiter zu verfolgen, auch auf die Gefahr hin, einmal als unmodern zu gelten. Den Hauptteil unserer Erfolge verdanke ich dem Umstand, dass ich im Laufe des nunmehr 50-jährigen Aufbaus unseres Werkes eine große Anzahl hervorragender Mitarbeiter, die in unerschütterlicher Treue auch in schwerer Zeit unserem Werke ihr bestes gaben, zur Seite hatte. Das Vertrauen auf diese Mitarbeit lässt mich auch frohen Mutes in die Zukunft blicken.“
- „Nicht das Kapital bestimmt den Wert eines Unternehmens, sondern der Geist der in Ihm herrscht.“
[Bearbeiten] Literatur
- Lutz Tittel: 100 Jahre Claude Dornier, Metallflugzeugbau. 1914-1969. Städtisches Bodensee-Museum, Friedrichshafen 1984, ISBN 3-926162-70-8
- Joachim Wachtel: Claude Dornier. Ein Leben für die Luftfahrt. Aviatic-Verlag, Planegg 1989, ISBN 3-925505-10-5
- Hartmut Löffel et al.: Claude Dornier; in: Hartmut Löffel (Hg.): Oberschwaben als Landschaft des Fliegens. Eine Anthologie. Konstanz & Eggingen: Edition Isele, 2007; S. 313-353. ISBN 978-3-86142-429-1.
Personendaten | |
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NAME | Dornier, Claude |
ALTERNATIVNAMEN | Dornier, Claude Honoré Desiré; Dornier, Claudius |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Flugzeugkonstrukteur |
GEBURTSDATUM | 14. Mai 1884 |
GEBURTSORT | Kempten im Allgäu |
STERBEDATUM | 5. Dezember 1969 |
STERBEORT | Zug |