Chagos-Archipel
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Der Chagos-Archipel (deutsch auch Tschagos-Archipel) ist eine Inselgruppe im Indischen Ozean. Er ist unter dem politischen Namen Chagos Archipelago ein Britisches Überseegebiet, der letzte noch verbliebene Teil des Britischen Territoriums im Indischen Ozean und dient als Flotten- sowie Luftwaffenstützpunkt.
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[Bearbeiten] Geographie
Der Archipel liegt inmitten des Indischen Ozeans, etwa 1.600 km südwestlich von Indien, 500 km südlich der Malediven sowie etwa 1.900 km östlich der Seychellen. Die Inselgruppe besteht aus zahlreichen Atollen, von denen einige mittlerweile komplett vom Meer überspült sind. Größtes Objekt ist die Great Chagos Bank, ein gewaltiger Komplex aus Korallenriffen mit atoll-artiger Struktur, die eine Fläche von über 12.000 km² einnimmt. Dahingegen ist die Landfläche aller Inseln des Archipels mit 63,17 km² vergleichsweise gering. Größte Insel ist die Hauptinsel des Atolls Diego Garcia mit etwa 27 km² Fläche.
Folgende Atolle und Inseln gehören zum Chagos-Archipel (von Norden nach Süden):
- Speakers Bank
- Blenheim Reef
- Peros Banhos
- Salomon-Atoll
- Great Chagos Bank mit
- Nelson Island
- Three Brothers
- Eagle Islands
- Danger Island
- Egmont Islands
- Diego Garcia
[Bearbeiten] Geschichte
Der Archipel wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts von Vasco da Gama für Europa entdeckt, er war zuvor jedoch schon den Malediven bekannt. Ende des 17.Jahrhunderts beanspruchte Frankreich die Inselgruppe für sich und besiedelte - von Réunion und Mauritius aus - die Inseln. Am 27. April 1786 erhob Großbritannien seinen Anspruch auf die Chagos-Inseln, erhielt jedoch erst 1814 die Hoheit und ordnete sie administrativ zuerst den Seychellen, später (1903) Mauritius zu. Nach der mauritischen Unabhängigkeit 1968 wurde der Archipel zum „Britischen Territorium im Indischen Ozean“, wird jedoch auch von Mauritius und den Seychellen beansprucht.
Vom 18. Jahrhundert bis zum Jahr 1971 waren die folgenden drei Atolle des Chagos-Archipels besiedelt: Diego Garcia, Peros Banhos und Salomon. Die Einwohner – die Chagossianer oder auch Îlois – wurden zwangsumgesiedelt, um die Inselgruppe menschenleer dem US-amerikanischen Militär übergeben zu können. Die heute etwa 5500 Nachfahren der Îlois leben in Mauritius, auf den Seychellen und in Großbritannien.
1998 erhoben die Îlois vor einem britischen Gericht eine Klage auf Entschädigung und das Recht auf Rückkehr. Im Jahr 2000 erklärte der High Court of Justice die Deportationen für illegal und gestand den Deportierten das Recht auf Rückkehr zu, was aber folgenlos blieb. Im Jahr 2004 erließ die Königin Elisabeth II. eine Order-in-Council, die die Îlois aus ihrer Heimat verbannt. Im Mai 2006 erklärte das High Court of Justice diese Order-in-Council aus dem Jahr 2004 aber für rechtswidrig. Dies wiederum wurde von der Regierung angefochten und an den Court of Appeal weitergezogen. Im Mai 2007 entschied der Court of Appeal zugunsten der Îlois. Die britische Regierung legte gegen das Urteil wiederum Berufung ein.[1]
[Bearbeiten] Militärische Nutzung
Siehe Diego Garcia
[Bearbeiten] Protest
Zwei kleine Boote, die "People's Navy" starteten im Dezember 2007 in Richtung Chagos-Archipel, um auf die Situation der Exil-Bevölkerung aufmerksam zu machen. Nach einer 2000 Meilen langen Reise wurden Pete Bouquet und Jon Castle, die Besatzung des Bootes Musichana, am 11. März 2008 vor Diego Garcia verhaftet und am 23. März 2008 nach Singapur deportiert.[2]
[Bearbeiten] Weblinks
- Ein Dokumentarfilm über Chagos (englisch)
- The UK Chagos Support Association (englisch)
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Times Online article on history and struggle for justice (englisch)
- ↑ People's Navy (Protestfahrt ins Chagos-Archipel) (englisch)
Koordinaten: 6° 17′ S, 72° 5′ 16" O