Bierbauch
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Ein Bierbauch (auch Schmerbauch, Plauze, Wanst, Wampe, im süddeutschen, mitteldeutschen und schweizerischen Raum Ranzen, in Bayern auch Knödelfriedhof) ist ein dicker Bauch, der angeblich durch den Konsum von Bier entstehen soll. Dieser Zusammenhang ist umstritten, obwohl ein Bier Pilsener Brauart mit ca. 540kJ pro 0,3l einen höheren Brennwert als z. B. die häufig aufgrund ihres hohen Zuckergehaltes kritisierte Cola (515kJ pro 0,3l) hat – allerdings einen deutlich niedrigeren als z. B. Rotwein (ca. 850kJ pro 0,3l) – was maßgeblich auf den Alkoholgehalt zurückzuführen ist. Eine Fetteinlagerung in Form eines Bierbauches tritt fast ausschließlich bei Männern auf, was mit der geschlechtsspezifischen Fettverteilung im Körper zusammenhängt.
- Bierkonsum erhöht den Puls, verstärkt die Magensäureproduktion, und der in ihm enthaltene Alkohol entzieht dem Körper beim Abbau Nährstoffe. Durch Faktoren wie diese wird insbesondere der Hunger angeregt; des Weiteren sinkt mit fortschreitendem Konsum die Fähigkeit zur Selbstkontrolle, wodurch man durchaus oft zu viel isst.
- In größeren Mengen kann Bier auch ausreichend Energie liefern, um direkt Ursache für Übergewicht zu sein. Der Alkohol an sich wird aber auch verbrannt (29 kJ/g); insgesamt enthält ein Liter Bier 1,8 MJ – das entspricht dem Brennwert von etwa 80 g Schokolade. Spezielle Biersorten enthalten mit 200 bis 366 kJ aber durchaus das Doppelte dieses Energiegehaltes.
Der sogenannte Bierbauch wird von einigen Forschern als eine genetische Veranlagung zur Fettansammlung im Bauchraum gedeutet. Dies geht meist mit Übergewicht bzw. Adipositas (engl. obesity, lat. obesitas) einher und belastet den Stoffwechsel bzw. Herz und Blutgefäße besonders ausgeprägt (Arteriosklerose, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörung sind klinisch bei „Bierbauchträgern“ gehäuft zu finden.) Besonders betroffen ist fast immer die durch Lipideinlagerung massiv vergrößerte Fettleber – erst in späteren Stadien der Alkoholkrankheit (auch hier gelten beachtliche genetische Unterschiede für das Fortschreiten der Schäden) kommt es zur Leberzirrhose, die dann mit Fettgewebsverlusten und vermehrter Wasseransammlung im Bauch (Bauchwassersucht oder Aszites) einhergeht. Betroffene zeigen in diesem fortgeschrittenen Stadium – oftmals infolge mangelhafter Betätigung der Muskulatur bzw. vor allem bei chronischem Alkoholmissbrauch – sehr typische, toxische Schäden der peripheren Nervenstränge, disproportional dünne Arme und Beine und wegen der rumpfbetonenden Massezunahme eine kugelförmige Gestalt. Nicht aufgrund des Hopfens, sondern infolge des gestörten Hormonmetabolismus bei ausgeprägtem Leberschaden kann es zu vermehrtem Brustdrüsen-Wachstum bei Männern (Gynäkomastie) kommen. Zu bedenken ist auch die hohe Rate von nächtlichen Atemstörungen mit nachfolgenden Schäden des Herz-Kreislauf-Systems bei höherem Bierkonsum (über 1–2l pro Tag), wodurch mangelhafte Eigenbewegung und unausgeglichene Energiebilanz verstärkt werden.
Das Übergewicht vieler Biertrinker kommt durch ein Übermaß an Nahrungszufuhr zustande und verteilt sich – ebenfalls genetisch bedingt – ungleichmäßig im Körper. Von Seiten der Bierproduzenten wird gern eine englische Studie zitiert, wonach der Bierkonsum nicht mit dem Bauchumfang bei Männern korreliert sei (2003); diese Entwarnung ist zumindest für Mitteleuropa zu bezweifeln. Eine italienische Kampagne lautet deshalb: We are born to run, and not born to sit…
Tatsache ist nämlich, dass in Wohlstandsgebieten ungesund hoher Bierkonsum mit Bewegungsmangel sowie mit übermäßiger Nahrungsaufnahme und darüber hinaus mit stark eingeschränkter Selbstkritik verbunden ist. Deshalb liegt es nahe, für bestimmte Regionen Bier als „Volksdroge Nr. 1“ zu bezeichnen. Abstinenz führt leider keineswegs zu einer schnellen Rückbildung der Bauchform, weil diese eben in erster Linie Folge von Überernährung ist und nicht kurzlebiger alkoholspezifischer Effekt. Die bayerisch-österreichische Variante, wonach der Bierbauch als „Backhendl-Friedhof“ oder „Haxenwampe“ bezeichnet wird, trifft den ursächlichen Sachverhalt wesentlich präziser.
Neuerdings gilt der Bauchumfang als der bessere Indikator für die Adipositas (Fettleibigkeit) verglichen mit dem BMI (Body-Mass-Index), und es sind weltweit immerhin 25 % aller Männer adipös (BMI bis 30), bei den Frauen 27 %. Als übergewichtig (BMI 25-30) sind 40 % der Männer und 30 % der Frauen einzustufen. Außer in Mittel- und Ostasien waren in allen Regionen – ohne Einrechnung der US-Bevölkerung – 60 % der Männer (in Deutschland 2/3) und 50 % der Frauen entweder übergewichtig oder adipös. Ihr medianer Bauchumfang lag für Männer bei 95 cm, für Frauen bei 88 cm. Dies ergab eine internationale Studie in Arztpraxen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- gesundheitstrends.de
- bierundwir.de: Entstehen des „Bierbauchs“ und die Folgen
- DIE ZEIT, Stimmt’s? Haxenwampe
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