Besetzung des Irak seit 2003
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Seit dem Ende des Dritten Golfkrieges wird der Irak von einer Koalition unter Führung der Vereinigten Staaten besetzt.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Militärische Besatzung
Infolge des Sturzes der Diktatur Saddam Husseins am 7. April durch den Fall Bagdads an die 3. US-Infanteriedivision wurde eine Übergangsverwaltung eingerichtet. Das Besatzungsregime schuf eine Übergangsregierung, die über beschränkte Souveränität verfügte. Während vor allem die Streitkräfte der Vereinigten Staaten und des Vereinigten Königreichs die Invasion angeführt hatten, entsandten 29 andere Mitglieder der Koalition der Willigen Truppen, die beim Wiederaufbau des Irak Unterstützung bieten sollten.
[Bearbeiten] Folgen von Krieg und Besatzung
Seit Anfang des Krieges bis Ende 2007 starben mindestens 80.000 irakische Zivilisten durch Gewalteinwirkung. [1] Zugleich sind etwa 2,5 Millionen Menschen im Irak Binnenflüchtlinge, davon 1 Million bereits vor dem Krieg, die anderen seit 2003 mit einem dramatischen Anstieg seit Februar 2006 mit etwa 1,3 Millionen Binnenflüchtlingen. Dazu kommen seit 2003 über 2 Millionen Flüchtlinge außerhalb des Irak.[2]
Am 8. September 2004 überschritt die Zahl der amerikanischen Gefallenen die psychologisch kritische Marke von 1.000, was die Wahlkampagne der opponierenden Demokraten in den USA begünstigte[3]. Bis zum heutigen Datum (1. November 2007) sind im Irak nach eigenen Angaben insgesamt 4145 Soldaten der Koalition gefallen, davon 3842 Amerikaner, außerdem sind über 8000 Amerikaner verwundet worden (gezählt nur die schweren Verletzungen im Kampf die Abtransport per Luft erforderten). Die Zahl der leicht im Kampf Verletzten, beläuft sich auf 19.696 [4].
[Bearbeiten] Status des Wiederaufbaus
[Bearbeiten] 2007
Angaben der US-Streitkräfte zufolge schreitet der Wiederaufbau des Irak voran. Im Juli 2007 habe die Wirtschaft wieder Fahrt aufgenommen, und 3.000 von knapp 3.400 Projekten des Iraqi Relief and Reconstruction Fund seien fertiggestellt gewesen. 60 % der Vertragsnehmer für Aufträge seien Iraker. Am wichtigsten sei die Wiederherstellung einer flächendeckenden medizinischen Betreuung sowie die möglichst durchgehende Versorgung Bagdads mit Elektrizität (derzeit acht Stunden pro Tag).[5]
[Bearbeiten] Juristischer Status der Koalitionsbesatzung
Durch ihre militärische Präsenz verfügen die Mitglieder der Koalition über gewichtigen Einfluss im Land und bekämpfen mit den neu aufgestellten irakischen Streitkräften den paramilitärischen Widerstand.
Resolution 1546 des UN-Sicherheitsrates erkannte das Ende der offiziellen Besetzung des Irak durch die Koalition sowie die gleichzeitige Übernahme der vollen Souveränität durch die irakische Übergangsregierung an. Daraufhin nahmen sowohl die Vereinten Nationen wie auch mehrere ihrer Mitgliedsländer diplomatische Beziehungen zum Irak auf und unterstützen die Übergangsregierung bei der Vorbereitung von Wahlen und der Ausarbeitung einer Verfassung.
John Negroponte, Botschafter der USA im Irak, deutete an, dass die USA aus dem Irak abzögen, würde die Übergangsregierung dies wünschen:
- "If that's the wish of the government of Iraq, we will comply with those wishes. But no, we haven't been approached on this issue — although obviously we stand prepared to engage the future government on any issue concerning our presence here."
zu dt.:
- „Wenn das [Anm.: der Abzug] der Wunsch der Regierung des Irak ist, werden wir dies befolgen. Aber bisher ist man noch nicht in dieser Absicht an uns herangetreten - auch wenn wir offensichtlich bereit sind, uns mit jedem Thema zu befassen, welches die Regierung in Bezug auf unsere Anwesenheit hier anzusprechen gedenkt.“[6]
[Bearbeiten] Kriegsverbrechen
Während der Besetzung des Irak verübten Akteure aller Seiten Kriegsverbrechen. Besondere Aufmerksamkeit erfuhr dabei der Abu-Ghuraib-Skandal, bei dem amerikanische Geheimdienstmitarbeiter, Soldaten und Mitarbeiter privater Sicherheitsfirmen irakische Gefangene in einem Gefängnis nahe Bagdad gefoltert haben. Zugleich machten sie erniedrigende Fotos teils sexueller Natur, die bei ihrem Durchsickern heftige Reaktionen in der arabischen Welt provozierten. Siehe auch US-Kriegsverbrechen während der Besetzung des Irak.
[Bearbeiten] Konsequenzen
[Bearbeiten] Innenpolitische Konsequenzen in den Vereinigten Staaten
Die anhaltende Besetzung des Irak, für die in der öffentlichen Meinung in den Vereinigten Staaten die Unterstützung schwindet, ist das beherrschende Thema auf der politischen Agenda der Bush-Regierung. Greifbare Konsequenzen sind beispielsweise das stetig wachsende Haushaltsdefizit sowie die anhaltende Schwierigkeit der Streitkräfte, geeignete Rekruten zu finden, sodass sie die Besoldung verstärkt und die Eintrittshürden gesenkt haben. Dennoch bleibt die Moral der Truppen schlecht und den Streitkräften, allen voran dem Heer, drohen ernsthafte Entprofessionalisierungstendenzen.[7]
[Bearbeiten] Verweise
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Quelle: Iraq Body Count
- ↑ Iraq Assessments & Statistics Report der International Organization for Migration in Iraq, zweiwöchentlich, Stand 1. März 2008
- ↑ U.S. death toll in Iraq passes 1,000 CNN-Bericht vom 8. September 2004. Funddatum: 14. April 2007.
- ↑ Quelle: Iraq Operation Casualty Count vom 1. November 2007.
- ↑ Quelle: Iraq Rebuilding Shifts from Western Contracts to Iraqis. Bericht der United States Army vom 6. Juli 2007. Zugriff am 8. Juli 2007.
- ↑ US and UK look for early way out of Iraq - „Die USA und Großbritannien suchen möglichst schnellen Abzug aus dem Irak“, Artikel des Guardian vom 22. Januar 2005. Funddatum: 17. März 2007
- ↑ „US-Armee vor dem Kollaps“. FOCUS-Bericht vom 13. April 2007. Funddatum: 1. November 2007.