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Bernhard Rust – Wikipedia

Bernhard Rust

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Bernhard Rust (* 30. September 1883 in Hannover; † 8. Mai 1945 in Berne, bei Oldenburg) war von 1934 bis 1945 Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Rust studierte Germanistik, Latein und Griechisch und wurde schließlich Gymnasiallehrer am Ratsgymnasium in Hannover.

Während des Ersten Weltkrieges erlitt er als Infanterieleutnant eine schwere Kopfverletzung, die seine Leistungs- und vermutlich auch Zurechnungsfähigkeit einschränkte.

[Bearbeiten] In der NSDAP

Bereits 1922 trat er der NSDAP bei. Vom 22. März 1925 bis 30. September 1928 war er Gauleiter von Lüneburg-Stade (später Ost-Hannover/Hannover-Ost). Nach der Neugliederung der Gaugrenzen wurde er am 1. Oktober 1928 zum Gauleiter des neu gegründeten Gaues Süd-Hannover-Braunschweig ernannt. Im November 1930 verlor er seine Stellung als Gymnasiallehrer wegen Trunkenheit, nach anderen Quellen soll er eine Schülerin belästigt haben. Offiziell trat er wegen Arbeitsüberlastung zurück.

Von 1930 bis 1932 vertrat der Pädagoge den Wahlbezirk Hannover-Stadt im hannoverschen Provinziallandtag, wo er dem Haushaltsausschuss angehörte. Bereits 1930 erhielt Rust einen Sitz im Reichstag. Am 2. Februar 1933 wurde er kommissarischer preußischer Kultusminister und 1934 mit Bildung des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung in Personalunion Reichsminister. Auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums verloren unter Rusts Ägide etwa tausend Hochschullehrer, vor allem Juden, Sozialdemokraten und Liberale, Stellung und Beruf. Dieses hatte für Deutschlands bislang sehr starke Stellung im Bereich Naturwissenschaften gravierende Folgen. Ungezählte hochrangige Wissenschaftler emigrierten aus Deutschland meist nach Amerika, unter ihnen ca. ein Dutzend Nobelpreisträger. Rust selber äußerte sich zu diesem Prozess:

„Wir brauchen eine neue arische Rasse an den Universitäten, oder wir werden die Zukunft verlieren … die Hauptaufgabe der Erziehung ist es, Nationalsozialisten zu bilden.“

Die neue Verfassung für die deutschen Universitäten und Hochschulen vom April 1935 zielte auf die Zentralisierung und v. a. Beschränkung der akademischen Selbstverwaltung. Die Rektoren waren fortan „Führer der Hochschule“ und waren direkt Rust unterstellt. Rust ernannte ebenfalls den Leiter des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) sowie des Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbundes (NSDDB). Beide Verbände dienten der Ideologisierung des Lehrbetriebes und waren der NSDAP angeschlossen.

Bezüglich der Frage, warum die Ausbildung der Lehrer nunmehr an eigens geschaffenen Hochschulen für die Lehrerausbildung (s. Bernhard-Rust-Hochschule) stattfinden solle und nicht mehr wie bisher an Universitäten, antwortete Rust, er könne nicht dulden:

„daß die künftigen Erzieher des Volkes ihre Ausbildung an diesen liberalistischen Irrgärten erhielten.“
(zitiert nach: Uwe Sandfuchs: Universitäre Lehrerausbildung in der Weimarer Republik und im Dritten Reich, Bad Heilbrunn 1978, S. 360)

Rust bereitete eine Reform der deutschen Rechtschreibung vor. Eine recht weitgehende Version, die in manchem den Vorstellungen der Rechtschreibreformer der 1970er entsprach (gemäßigte Kleinschreibung, Weglassung der Dehnungszeichen) scheiterte bereits intern am Widerstand des Reichsinnenministeriums. Ein weiterer Versuch 1944 scheiterte ebenfalls. Die Regeln der Reform der deutschen Rechtschreibung lagen bereits in einer Million Exemplaren für den Schulgebrauch gedruckt vor, in verschiedenen Zeitungen erschienen Einführungsartikel. Die Reform wurde jedoch nicht offiziell eingeführt, weil sie nicht kriegswichtig sei. Einige der von Rust geplanten Schreibungen fanden allerdings Eingang in den Duden. Die Schreibung Kautsch für Couch beispielsweise stand dort bis in die 1980er Jahre verzeichnet. Ein guter Teil der geplanten Änderungen wurde in der Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996 wieder aufgegriffen.

[Bearbeiten] Bewertung als historische Figur

Rust hatte im Ämterchaos des Dritten Reiches geringen Einfluss und musste immer mehr Zuständigkeiten an konkurrierende Organisationen abtreten, etwa an die SS, die Hitlerjugend oder die Deutsche Arbeitsfront. Sein Vorhaben, das deutsche Schulsystem im nationalsozialistischen Geiste grundlegend umzugestalten, scheiterte nicht zuletzt an den kriegsbedingten Unterrichtsbeeinträchtigungen wie Kinderlandverschickung, Lehrkräfte- und Raummangel.

Rusts geringer Einfluss war auch eine Folge des schlechten Ansehens, in dem er bei konkurrierenden nationalsozialistischen Amtsträgern stand. Er wurde von manchen gar verachtet. Alfred Rosenberg bezeichnete ihn als „haltlos, alt und krank“, Joseph Goebbels nannte seinen Ministerkollegen einen „absoluten Hohlkopf“, der „nicht ganz zurechnungsfähig“ sei.

Am 8. Mai 1945, dem Tag der bedingungslosen Kapitulation, beging Rust in Berne bei Oldenburg Selbstmord.

[Bearbeiten] Literatur

  • Wolfgang Benz, Hermann Graml und Hermann Weiß ((Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus, Stuttgart 1997
  • Wolfgang Keim: Erziehung unter der Nazi-Diktatur. 2 Bände, Darmstadt 1997

[Bearbeiten] Weblinks


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