B-Gendarmerie
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Als B-Gendarmerie wurde im besetzten Nachkriegsösterreich die Vorgängerorganisation des Bundesheeres bezeichnet. Erstaunlicherweise nicht erklärbar ist die Herkunft des Begriffs B-Gendarmerie. Einige Quellen sprechen von Bereitschafts-Gendarmerie, andere von B-Gendarmerie als Zusatzeinheit zur "normalen" (A-)Gendarmerie.
Die österreichische Bundesregierung wollte bereits kurz nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches, dass sich das befreite Österreich in Zukunft selbst verteidigen kann. Nach anfänglicher Skepsis zeigten auch die Alliierten Westmächte Interesse an diesem Vorhaben. Vor allem die kommunistische Machtübernahme in Budapest im Jahr 1947 und in Prag im daraufolgenden Jahr bewirkten dieses Umdenken.
Als 1950 die Streiks und die Arbeiterunruhen durch die Kommunisten auf Ostösterreich überschwappten, führte das dazu, dass die West-Alliierten eine vollkommene Freiheit von einer eigenen Verteidigung abhängig machten. Man kannte im Vorhinein nicht die Reaktion der Sowjets, deshalb bediente man sich der bereits bestehenden Bundesgendarmerie und bewaffnete diese mit amerikanischen und englischen Waffen. Da aber diese Gendarmen keine militärische Ausbildung hatten, wurden sie in den Gendarmerieschulen ausgebildet. Diese so ausgebildete Truppe, die am 1. August 1952 aufgestellt wurde, wurde in der Folge als B-Gendarmerie bezeichnet. Diese Truppenaufstellung wurde zwar im Geheimen betrieben, war aber den Sowjets sehr wohl bekannt.
Befehlsmäßig war sie direkt dem Bundesministerium für Inneres unterstellt. Für die Verwaltung waren die jeweiligen Landesgendarmiekommanden zuständig. Am 28. Oktober 1953 wurde im Innenministerium eine eigene Abteilung für die B-Gendarmerie geschaffen, wodurch sie von der zivilen Bundesgendarmerie komplett getrennt wurde. Ende 1953 bestand die B-Gendarmerie aus etwa 100 Offizieren und 4000 Mann.
Die westlichen Besatzungsmächte hatten aber auch Rekrutierungslisten und Pläne, nach denen die Mitglieder der B-Gendarmerie im Falle eines kommunistischen Putsch außer Landes, vor allem nach Norditalien, gebracht werden sollten und dort ein österreichisches Exilheer bilden sollten.
Nach dem Abschluss des Staatsvertrages war es durch diese Mannschaft relativ schnell möglich, das Bundesheer aufzubauen, das ja bereits 1956 beim Ungarn-Aufstand seine erste Bewährungsprobe zu bestehen hatte, indem es die österreichische Staatsgrenze sicherte.
Die Soldaten, die schon Mitglied bei der B-Gendarmerie waren, trugen auch später im Bundesheer als Kennzeichen einen roten Winkel mit der brennenden Granate am rechten Ärmel.
[Bearbeiten] Literatur
- B-Gendarmerie, Waffenlager und Nachrichtendienste, Walter Blasi, Erwin A. Schmidl, Felix Schneider - Böhlau verlag ISBN 3-205-77267-9
- Christian Stifter, Die Wiederaufrüstung Österreichs. Die geheime Remilitarisierung der westlichen Besatzungszonen 1945-1955 (Wiener Zeitgeschichte-Studien ; 1 ), Innsbruck – Wien: Studien-Verlag, 1997. ISBN 3-7065-1176-2