Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs
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Der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs (kurz ASBÖ; im heutigen Sprachgebrauch meist nur mehr Samariterbund) ist eine österreichische Hilfsorganisation, die vor allem im Rettungsdienst und Krankentransport tätig ist. Historisch gesehen geht der Arbeiter-Samariter-Bund auf Initiativen von Arbeitern und Handwerkern zur Selbsthilfe im Bereich der Notfallrettung und der Ausbildung in Erster Hilfe zurück. Der ASBÖ ist weiters Gründungsmitglied des Internationalen Samariterbundes (SAINT).
Die Mitarbeiter beim Arbeiter-Samariter-Bund sind großteils ehrenamtliche Mitarbeiter und Zivildienstleistende, aber natürlich auch hauptberuflich beschäftigte Mitarbeiter. Um im Rettungs- und Krankentransportdienst tätig zu werden, muss man die Ausbildung zum Rettungssanitäter absolviert haben.
Um die politische Unabhängigkeit zu demonstrieren werden auf Uniformen, Rettungsautos und diversen Unterlagen meist nur mehr Samariterbund oder Die Samariter verwendet, lediglich auf den Logos (u. ä.) wird der volle Name Arbeiter-Samariter-Bund verwendet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Die Zeit vor dem Samariterbund
Zur Zeit der Industriellen Revolution, also im späten 18. Jahrhundert, und davor war die Sanitätsversorgung von Kranken und Verunglückten abhängig vom sozialen Stand. Je nach Stand konnte man von Wund- oder Sprengelärzten versorgt werden, von städtischen Bürgerspitälern oder lediglich von karitativen kirchlichen Einrichtungen. Beim Militär, wo die Versorgung verletzter Soldaten äußerste Priorität hatte, trug man ebenfalls Wissen über die Versorgung Verletzter und Kranker zusammen.
Nach und nach formierte sich jedoch ein öffentliches Rettungswesen, das jedoch für die ständig wachsende Bevölkerung nicht ausreichte. So war man auf private Rettungsgesellschaften angewiesen, so wie die 1881 gegründete Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft
[Bearbeiten] 1927: Der Österreichische Arbeiter-Samariterdienst wird gegründet
In Deutschland wurde bereit 1888 der Arbeiter-Samariterbund Deutschlands gegründet, der sein Ziel primär bei der Versorgung von verletzten Arbeitern sah. In Österreich jedoch wurde der Samariterbund, im Gegensatz zur Deutschen Schwesterorganisation, aus den Arbeiterzusammenschlüssen der Ersten Republik gegründet.
Innerhalb des Arbeiterbundes für Sport und Körperkultur (ASKÖ) wurde 1927 der Österreichischer Arbeiter-Samariterdienst gegründet. Hauptaufgabe war die Versorgung und Erste-Hilfe-Leistung von Verletzten bei Sport- und Freizeitunfällen. Kurz darauf wurde bereits eine Wasserrettung gegründet. Vor 1927 waren Samariter-Sanitätskräfte nur innerhalb des bewaffneten republikanischen Schutzbundes bekannt.
Jedoch durch Unterstellung zum Republikanischen Schutzbund konnte der damalige Arbeiter-Samariterbund seine Erste-Hilfe-Leistungen nicht bei politischen Gegnern (Konservative etc.) vollbringen, weswegen 1932 die Auslösung aus dem Republikanischen Schutzbund mit der Gründung des zivilen Arbeiter-Samariter-Bundes beschlossen und durchgeführt wurde. Die sollte eine Entpolitisierung zur Folge haben.
Wie andere sozialdemokratische Einrichtungen wurde 1934 der Arbeiter-Samariter-Bund von den Organen des Ständestaates verboten und verlor dabei auch sein ganzes Vermögen.
[Bearbeiten] 1947: Neuformierung nach dem Zweiten Weltkrieg
Gruppenanzahl | |
---|---|
Datum | Gruppen |
1947 | 1 |
1948 | 5 |
1949 | 7 |
1950 | 9 |
1954 | 17 |
1956 | 20 |
1960 | 21 |
1962 | 24 |
1964 | 22 |
1970 | 23 |
1975 | 32 |
1982 | 42 |
1985 | 48 |
1992 | 57 |
2007 | 47 |
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der ASBÖ in Wien neu formiert. Die Initiative ging von Schweizer Samaritern aus, da lediglich in der Schweiz und in Schweden der Arbeiter-Samariter-Bund vor und während des Zweiten Weltkrieges nicht aufgelöst wurde. Schweizer Samariter wollten also in Wien nach dem Krieg ein Lebensmittellager errichten, kontaktierten ihnen bekannte Samariter und formierten den ASBÖ in Wien 1947 neu. Da aber außer den russischen alle Besatzungsmächte Einwände gegen eine Neugründung hatten, wurde vorerst nur in dieser Besatzungszone ein Samariterbund gegründet.
Bereits 1948 ging in Eichgraben das erste Rettungsfahrzeit in den Dienst. Schnell konnte man an seine früheren Tätigkeiten anschließen, so waren 1950 neun Gruppen in Wien und Niederösterreich aktiv. 1954 wurde der neu formierte Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs bereits auf eine Bewährungsprobe gestellt: Beim Donau-Hochwasser bewährte man sich in der Katastrophenhilfe, wo man seine internationalen Kontakte zum Wohle der Bevölkerung einsetzte. 1956, während der Ungarn-Krise, war der ASBÖ ein großer Teil der Organisation und koordinierte unter anderem die Hilfsgütertransporte. 300.000 Flüchtlinge konnten bereits an der Grenze medizinisch versorgt und verpflegt werden.
[Bearbeiten] Anfang der 60er-Jahre: Der ASBÖ wird bekannter
Aufgrund des großen Einsatzes des ASBÖ währen der Ungarnkrise war man auch in breiteren Bevölkerungsschichten bekannt geworden. Nun konnte man sich einer größeren Öffentlichkeit präsentieren. Man versuchte dies unter anderem, indem man Erste-Hilfe-Kurse für Führerscheinwerber anbot, der damals noch nicht gesetzlich notwendig war. Als 1973 diese Kurse für "Sofortmaßnahmen am Unfallort" gesetzlich verpflichtend wurden, konnte der Gesetzgeber bereits auch auf die Erfahrungen des Samariterbundes diesbezüglich zurückgreifen.
Nach und nach wurde der Samariterbund zu einem immer wichtiger werdenden Ansprechpartner in Sachen Katastrophenhilfe, Strahlenschutz oder dem ordentlichen Zivildienst.
1971 wurde in Wien XV in der Pillergasse 24 die neue Bundeszentrale des Arbeiter-Samariter-Bundes Österreichs eröffnet.
[Bearbeiten] 80er- und 90-er Jahre: Man wächst
Mit der rapiden Entwicklung der Gesellschaft gegen Ende des 20. Jahrhunderts musste auch der ASBÖ sich den neuen Gegebenheiten anpassen.
Die Leistung im sozialen Bereich wurde immer wichtiger, die Tätigkeiten stiegen weit über den Krankentransport hinaus. Man profilierte sich bei der Einrichtung des so genannten Seniorenalarms und der Unterstützung Behinderter. Auch im Bereich der Sport- und Freizeitveranstaltungen wuchsen die Anforderungen. So betreute man in den 80er- und 90er-Jahren den Wiener Stadtmarathon. Ebenso seit damals leitet man die Sanitätsüberwachung beim alljährlichen Donauinselfest.
Doch auch andere Veranstaltungen, wie Musikveranstaltungen, die Papstbesuche in Österreich oder das Jazzfest Wiesen standen unter der Sanitätsleitung des ASBÖ.
1992 konnte in der Hollergasse 2-6 in Wien XV ein neues Bundesgebäude eröffnet werden.
[Bearbeiten] Seit 2000
Heutzutage ist der Samariterbund in Österreich gut etabliert. Man ist in allen neun Bundesländern, jedoch unterschiedlich stark, aktiv. Am stärksten ist die Präsenz in Wien, wo bis zu 1000 Tansporte täglich zu tätigen sind. Ähnlich stark ist man in Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg vertreten. Die einzelnen Ortsgruppen sind als eigenständige Vereine konstituiert und vergleichsweise lose in einer föderalen Struktur mit einem Bundesverband und neun Landesverbänden organisiert.
Österreichweit ist der Samariterbund, nach dem Roten Kreuz, die zweitgrößte Rettungsorganisation, in einigen städtischen Ballungsräumen ist er jedoch führend. Das Spektrum der Einsatzbereiche heutzutage reicht hiebei vom klassischen Rettungsdienst und Krankentransport, über Hauskrankenpflege, Seniorenalarm und Essen auf Rädern („Vitalmenüs“) bis hin zur Wasserrettung, Katastrophenhilfe, Flüchtlingsbetreuung und Rettungshundestaffeln.
Während in Teilen Nieder- und Oberösterreichs der ASB die alleinige rettungsdienstliche Versorgung übernimmt, führen andere Ortsgruppen den Rettungsdienst gemeinsam mit anderen Organisationen durch oder beschränken sich auf Krankentransporte, Fahrtendienste oder einzelne soziale Dienste bzw. die Ausbildung in Erster Hilfe.
Trotz des teilweise heftigen Widerstandes anderer ortsansässiger Rettungs- und Krankentransportdienste werden laufend weitere Gruppen in allen Bundesländern gegründet bzw. deren Tätigkeitsfelder ausgedehnt, insbesondere in Tirol und der Steiermark.
Der derzeitige Präsident des ASBÖ ist der ehemalige Generalinspektor der Wiener Sicherheitswache und nunmehrige Sicherheitschef des Magna-Konzerns Franz Schnabl.
Ebenso stark steigend sind die Dienste im Bereich Altenpflege. So existieren alleine in der Steiermark bereits vier so genannte Seniorenkompetenzzentren, die allesamt unter der Leistung des Arbeiter-Samariter-Bundes Gruppe Graz stehen.
2007 konnte der Samariterbund sein achzigjähriges Bestehensjubiläum feiern.
[Bearbeiten] Leistungen
- Ambulanzdienste
- Auslandshilfe
- Behindertenfahrtdienst
- Essen auf Rädern
- Ferntransporte
- Heimnotruf
- Katastrophenhilfe
- Krankentransporte
- Medikamentenentsorgung und -notdienst
- Public Access Defibrillation
- Rapid Response Teams
- Rettungsdienst
- Rettungshundestaffel
- diverse Schulungen
- Soziale Dienste
- Vitalmenüs
- Wasserrettung
- Zivildienstberatung
- Ärztefunkdienst
[Bearbeiten] ASBÖ-Landesgruppen
[Bearbeiten] Burgenland
Im Burgenland existiert die Gruppe Andau sowie die Stützpunkte Andau, Hornstein und Weppersdorf.
[Bearbeiten] Kärnten
Kärnten hat mit der Gruppe Villach eine Dienststelle.
[Bearbeiten] Niederösterreich
Niederösterreich hat die meisten Gruppen zu verzeichnen, nämlich 24:
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An allen Standorten außer Mödling, Purkersdorf und St. Pölten hat der ASBÖ die alleinigen Rettungsverträge mit der Gemeinde.
[Bearbeiten] Oberösterreich
In Oberösterreich bestehen bislang fünf Gruppen:
- Gruppe Alkoven
- Gruppe Bad Ischl
- Gruppe Feldkirchen
- Gruppe Linz und
- Gruppe Weissenbach
Die Gruppe Linz besteht schon seit vielen Jahren als etwa gleich große Organisation wie das Rote Kreuz Linz-Stadt. Von drei Dienststellen in den Stadtteilen Urfahr, Neue Welt und Keferfeld bedient die Organisation mit ihren rund 35 Fahrzeugen den Großraum Linz. Der Fuhrpark besteht aus einem NEF (Notarzteinsatzfahrzeug, aufgrund der Gesetzgebung dem RK Linz unterstellt), 3 RTWs davon ein Allrad, 4 KTWs, 14 NKTWs und 7 Behindertentransportern. Bis auf die KTWs basieren die Fahrzeuge auf dem VW LT 35. Die Fahrzeuge für den Behindertentransport sind mit einer Rampe und fixiermöglichkeiten für alle Arten von Rollstühlen ausgerüstet.
[Bearbeiten] Salzburg
Salzburg hat zwei Gruppen vorzuweisen:
- Gruppe Salzburg und
- Gruppe Zell/See
[Bearbeiten] Steiermark
In der Steiermark bestehen bis dato zwei Gruppen:
- Gruppe Graz mit den Außenstellen in Rohrbach-Steinberg und in Gössendorf
- Gruppe Langenwang (Mürzzuschlag)
Die Gruppe Graz wurde ursprünglich in Rohrbach-Steinberg als Gruppe Hitzendorf/Rettung Liebochtal gegründet. 2004 verlegte man den Hauptsitz nach Graz, Rohrbach wurde zur ersten Grazer Außenstelle. Heutzutage besteht die Gruppe Graz aus einer Flotte von 9 Fahrzeugen: Vier NKTWs (davon drei vom Typ VW-T4 und einer vom Typ VW-T5, allesamt mit Hochdach), zwei KTWs (VW-T4 mit Flachdach), ein Kommandofahrzeug, ein BTW (Typ VW-LT) sowie ein Mannschaftsbus (ebenso VW-T4). 2007 eröffnete man die zweite Grazer Außenstelle in Gössendorf.
Weiters leitet die Gruppe Graz eine Höhenrettungsstaffel, die speziell für Bergungen aus Höhen und Tiefen geschult ist. Ebenso existiert eine Hundestaffel, die bislang aus vier voll ausgebildeten Hunden besteht, die primär für Flächen- und Trümmersuche eingesetzt werden. Auch eine Wasserrettungsstaffel kann die Gruppe Graz vorweisen.
Die Gruppe Langenwang in Mürzzuschlag wurde am 20. Mai 1989 gegründet. Der Fuhrpark umfasst fünf Fahrzeuge: ein PKW, drei RTW und ein BTW.
[Bearbeiten] Tirol
Tirol kann bislang nur eine Gruppe vorweisen, die Dienststelle Tiroler Unterland.
[Bearbeiten] Vorarlberg
Auch in Vorarlberg existiert bislang nur die Gruppe Feldkirch.
[Bearbeiten] Wien
In Wien verfügen Bundes- und Landesverband über eigene Fuhrparks, wodurch die einzelnen Gruppen weniger Fahrzeuge benötigen. Der Samariterbund als größte Rettungsorganisation der Stadt stellt - in enger Zusammenarbeit mit dem städtischen Rettungsdienst MA 70 (Wiener Rettung) - täglich einen Notarztwagen, bis zu fünf Rettungswagen und um die 70 Krankentransportwagen, welche zu einem großen Teil mit hauptamtlichen Mitarbeitern und Zivildienern, aber auch ehrenamtlichen Mitarbeitern besetzt werden.
Der 1954 gegründete Arbeiter-Samariter-Bund Floridsdorf-Donaustadt (kurz ASBÖ 921) mit seinem Stützpunkt an der Wiener Donaucity ist - gemessen an der Zahl der aktiven Freiwilligen - mit Abstand die größte Gruppe des Wiener Samariterbundes und eine der größten in Österreich. Mit einer fast ausschließlich auf rund 300 ehrenamtlichen Mitarbeitern und 100 Zivildienern basierenden Struktur stellt dieser täglich - zusätzlich zu den Fahrzeugen des Bundesverbandes - bis zu zehn Fahrzeuge für den Krankentransport ab. Außerdem kooperiert die Gruppe 921 eng mit der Wiener Berufsrettung und stellt an zwei Standorten rund um die Uhr zwei Rettungswagen für die Wiener Rettung, die insbesondere die Donauinsel sowie die Bezirke 2, 20, 21 und 22 versorgen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Paul Meihsl: Von der Selbsthilfe zur Einsatzorganisation: ISBN 3-85431-071-4