Absolute Stetigkeit
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In der Mathematik heißt eine auf einem Intervall I definierte reellwertige Funktion f absolut stetig, falls für jede Zahl eine Zahl δ > 0 existiert, welche klein genug ist, so dass für jede Folge paarweise disjunkter Intervalle , die in I enthalten sind und der Bedingung
genügen, die folgende Beziehung gilt:
- .
Jede absolut stetige Funktion ist gleichmäßig stetig und damit insbesondere stetig. Andererseits ist jede Lipschitz-stetige Funktion auch absolut stetig.
Die Cantor-Lebesgue-Funktion ist ein Beispiel für eine überall stetige, aber nicht absolut stetige Funktion.
Absolut stetige Funktionen sind fast überall differenzierbar und diese Ableitung stimmt mit der schwachen Ableitung überein.
[Bearbeiten] Absolute Stetigkeit von Maßen
Sind μ und ν Maße auf der σ-Algebra , so bezeichnet man μ als absolut stetig (oder kurz: stetig) bezüglich ν, falls für alle gilt:
- .
Man schreibt kurz und spricht auch alternativ davon, dass ν das Maß μ dominiert.
Ein Maß μ auf der reellen Zahlengerade ist genau dann absolut stetig bezüglich des Lebesgue-Maßes auf den Borel-Mengen der reellen Zahlen, wenn für jedes endliche Intervall I die Einschränkung von
auf I eine absolut stetige reelle Funktion ist.
[Bearbeiten] Anwendungsbereiche
- In der Theorie der optimalen Steuerungen wird bislang gefordert, dass die Lösungstrajektorien absolut stetig sind.
- Der Satz von Radon-Nikodym besagt, dass, falls das Maß μ absolut stetig bezüglich eines Maßes ν ist und ν σ-endlich ist, dann μ eine Dichtefunktion, manchmal auch Radon-Nikodym-Ableitung genannt, bezüglich ν besitzt, d.h. es gibt eine messbare Funktion f in , die wir mit bezeichnen, so dass für jede messbare Menge A gilt:
- .
Dieser Zusammenhang ist in der Wahrscheinlichkeitstheorie von fundamentaler Bedeutung.