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Íngrid Betancourt – Wikipedia

Íngrid Betancourt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Íngrid Betancourt Pulecio (* 25. Dezember 1961 in Bogotá, Kolumbien) ist eine französisch-kolumbianische Politikerin, die zu den Präsidentschaftswahlen in Kolumbien 2002 angetreten war und am 23. Februar 2002 von FARC-Rebellen entführt wurde.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Íngrid Betancourts Tochter Mélanie bei einer Kundgebung zur Freilassung ihrer Mutter
Íngrid Betancourts Tochter Mélanie bei einer Kundgebung zur Freilassung ihrer Mutter

Íngrid Betancourt ist die zweite Tochter von Gabriel Betancourt (1919–2002) und Yolanda Pulecio (* 1938). Ihre ältere Schwester ist Astrid Betancourt (* 1960). Sie wuchs in Paris auf, wo ihr Vater Gabriel Betancourt Kolumbien bei der UNESCO vertrat. In den fünfziger Jahren war er kolumbianischer Bildungsminister. Ihre Mutter Yolanda Pulecio ist eine ehemalige Schönheitskönigin und frühere Abgeordnete in Kolumbien.

1980 ging Íngrid Betancourt an die Elitehochschule Institut d’études politiques de Paris und studierte Politikwissenschaften. Nachdem Luis Carlos Galán, der dem kolumbianischen Drogenkartell den Kampf angesagt hatte, 1989 ermordet wurde, entschloss sich Íngrid Betancourt zum Umzug in ihr Heimatland. Sie arbeitete zunächst im Finanzministerium, bevor sie sich mit dem Versprechen, gegen die Korruption im Land zu kämpfen, um ein Mandat im kolumbianischen Parlament bewarb.

Von 1994 bis 1998 war sie Abgeordnete im Repräsentantenhaus. Nach einer mehrstündigen Rede vor dem Parlament im Juni 1996 fand Íngrid Betancourt in ihrer Post das Foto einer zerstückelten Kinderleiche. Nur wenige Wochen später wurde ihr Wagen in einen Hinterhalt gelockt, und jemand versuchte, auf sie zu schießen.

Ende der neunziger Jahre machte Íngrid Betancourt erstmals Bekanntschaft mit den Guerilleros. Im Dschungel traf sie auf FARC-Anführer Manuel Marulanda. 1997 hatte sie ihre eigene Partei, Oxígeno Verde (deutsch: Grüner Sauerstoff), gegründet. Seit dem 20. Juli 1998 saß sie als Abgeordnete im Senat. Für die Präsidentschaftswahlen in Kolumbien 2002 meldete sie ihre Kandidatur an. Kurz vor Abbruch der Friedensgespräche traf sie sich am 14. Februar 2002 erneut mit den Guerilleros. Gemeinsam mit anderen Präsidentschaftskandidaten diskutierte sie mit den Rebellen über Bedingungen für den Frieden.

[Bearbeiten] Entführung durch die FARC

Am 23. Februar 2002 wurden Íngrid Betancourt und ihre Wahlkampfleiterin Clara Rojas von linksgerichteten Farc-Rebellen entführt, als sie sich in die Nähe des von den Rebellen kontrollierten Gebietes begaben. Íngrid Betancourt und ihre Begleiter waren in einem Geländewagen ohne Begleitschutz unterwegs. Wenige Kilometer vor der Stadt Villa San Vicente de Caguán stießen sie auf eine Straßensperre der Guerilleros. Die beiden Frauen wurden auf ein Fahrzeug geladen und in den Dschungel verschleppt. Das erste Lebenszeichen der Geiseln war ein Video vom 15. Mai 2002.

Der Lebensgefährte von Íngrid Betancourt, Juan Carlos Lecompte, nahm am 13. Dezember 2002 den ihr verliehenen Petra-Kelly-Preis in Berlin entgegen. Die internationale Jury hatte ihr am 7. Oktober 2002 diese Auszeichnung zuerkannt. Nach ihrer Entführung wurde sie in über 1000 Kommunen – darunter in Belgien, Kanada und Frankreich – zur Ehrenbürgerin ernannt.

Am 30. August 2003 wurde ein weiteres Video veröffentlicht. In ihm appellierte Íngrid Betancourt, sich für ihre Freilassung einzusetzen. Sie befand sich körperlich in guter Verfassung. Am 16. Mai 2007 erklärte Jhon Frank Pinchao, ein am 1. November 1998 entführter Polizist, nach seiner Flucht, dass er gemeinsam mit Íngrid Betancourt in einer Gruppe gefangen gehalten worden sei. Am Tag seiner Flucht – dem 28. April 2007 – habe er sie das letzte Mal gesehen. Die kolumbianische Armee stellte am 30. November 2007 bei festgenommenen FARC-Rebellen Videobänder sicher, auf denen Íngrid Betancourt zu sehen war. Die Aufnahmen wurden laut Regierungsangaben auf den 24. Oktober 2007 datiert, damit waren die Bilder das erste Lebenszeichen von Íngrid Betancourt nach über vier Jahren.

Am 10. Januar 2008 wurden ihre frühere Wahlkampfleiterin Clara Rojas und die am 10. September 2001 entführte Kongressabgeordnete Consuelo González von der FARC freigelassen, nachdem der venezolanische Präsident Hugo Chávez monatelang zwischen den Rebellen und der kolumbianischen Regierung vermittelt hatte. Weitere vier Geiseln, die Politiker Gloria Polanco, Luis Eladion Pérez, Orlando Beltrán und Jorge Eduardo Géchem, wurden am 27. Februar 2008 von den FARC freigelassen. Der früherer Kongressabgeordnete Luis Eladio Pérez berichtete, dass Íngrid Betancourt „körperlich sehr, sehr krank und seelisch erschöpft“ sei. Er habe sie zuletzt am 4. Februar 2008 gesehen.

Nach Aussagen des katholischen Priesters Manuel Mancera sei Íngrid Betancourt am 20. Februar 2008 in El Capricho, einem Dorf in der Provinz Guaviare, zur Behandlung durch einen Arzt in die Krankenstation gebracht worden. Sie leide an Hepatitis B und der Tropenkrankheit Leishmaniose, sagte der Geistliche weiter.

Nach weiteren Meldungen über den lebensbedrohlichen Gesundheitszustand von Íngrid Betancourt starteten am 2. April 2008 Frankreich, Spanien und die Schweiz eine humanitäre Mission, um sie aus der Gewalt der FARC zu befreien.[1] Die französische Regierung und ihr Sohn Lorenzo Delloye-Betancourt appellierten an die Entführer, ihr Leben nicht aufs Spiel zu setzen und sie statt dessen französischen Ärzten zu übergeben. Die FARC lehnte aber eine Freilassung ohne den Austausch von Gefangenen ab, weshalb die Rettungsaktion am 9. April 2008 abgebrochen wurde.[2]

Ende Mai 2008 gab der kolumbianische Präsident Álvaro Uribe Vélez bekannt, dass sich mehrere Chefs der FARC-Guerilla zur Freilassung von Íngrid Betancourt und anderer Geiseln bereiterklärt hätten.

[Bearbeiten] Reaktionen im Ausland

Íngrid Betancourt (Graffito in Paris)
Íngrid Betancourt (Graffito in Paris)

International rückte der bewaffnete Konflikt in Kolumbien durch diesen Entführungsfall wieder stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Nicht zuletzt, weil sie auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt, wird Íngrid Betancourts Schicksal in Frankreich mit besonderer Anteilnahme verfolgt. In vielen Pariser Métrostationen hängen auf Werbetafeln Plakate mit einem Appell („L'oubli tue“, zu deutsch: „Tod durch Vergessen“), um auch nach Jahren der Gefangenschaft Íngrid Betancourt nicht zu vergessen. Sie ist seit 2002 Ehrenbürgerin von Paris.

Auch in anderen europäischen Staaten, darunter in Deutschland, hat das Schicksal von Íngrid Betancourt Solidarität ausgelöst. Zum vierten Jahrestag ihrer Entführung forderten die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Reinhard Bütikofer und Claudia Roth, die Guerillaorganisation FARC auf, „Íngrid Betancourt freizulassen und ihr jahrelanges Martyrium endlich zu beenden“.

[Bearbeiten] Familie

Íngrid Betancourt war zunächst seit 1981 mit dem französischen Diplomaten Fabrice Delloye verheiratet. Aus dieser Ehe gingen die beiden Kinder Mélanie (* 1985) und Lorenzo Delloye-Betancourt (* 1988) hervor. 1990 ließ sich das Paar scheiden. 1996 heiratete sie Juan-Carlos Lecompte, Mitbegründer der Grünen Partei Kolumbiens Oxígeno Verde.

Der Vater von Íngrid Betancourt, Gabriel Betancourt, starb genau einen Monat nach ihrer Entführung, am 23. März 2002, im Alter von 83 Jahren an einem Herzinfarkt.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Basler Zeitung: Kolumbien: Mission zur Befreiung der FARC-Geiseln begonnen vom 2. April 2008.
  2. Kurier: Hilfsaktion für Betancourt abgebrochen vom 9. April 2008.

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Íngrid Betancourt – Bilder, Videos und Audiodateien
Wikinews
 Wikinews: Íngrid Betancourt – Nachrichten


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