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Rhein-Maas-Delta – Wikipedia

Rhein-Maas-Delta

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die mittleren und nördlichen Teile des Rhein-Maas-Deltas
Die mittleren und nördlichen Teile des Rhein-Maas-Deltas

Das Rhein-Maas-Delta liegt nahezu vollständig in den Niederlanden und stellt dessen zentrale Landschaft dar. Da das rheinische Flusssystem überwiegt, wird es oft auch einfach Rheindelta genannt, muss dann aber vom Rheindelta am Bodensee unterschieden werden. In gewisser Weise ist auch das Delta der Schelde miteinbezogen, daher der seltene Ausdruck Rhein-Maas-Schelde-Delta.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ist das Rhein-Maas-Delta ein Delta?

Nordöstliche Region des Deltas im Bereich der (Gelderschen) Issel
Nordöstliche Region des Deltas im Bereich der (Gelderschen) Issel

Ältere geographische Definitionen verstehen unter einem Delta einen durch Verzweigungen von Flüssen gebildeten und sich konvex über eine Küstenlinie hinaus erstreckenden Bereich von Flussablagerungen. Diese ursprüngliche Definition wird mittlerweile erweitert dadurch, dass unter einem Delta prinzipiell endgültige Fluss-Sedimente in einem Wasserbecken (Meeres- oder Seebecken) an einer Flussmündung verstanden werden. Ein Delta liegt demnach dann vor, wenn fluviale (durch Flüsse gebildete) Ablagerungen ohne Rücksicht auf ihre Form (meist Schwemmkegel) sowie ohne Rücksicht auf Ort oder Beschaffenheit des Wasserbeckens (offenes Meer, Meeresbucht, Ästuar, Binnensee) vorliegen. Daher kann ein Delta auch aus Fluss-Sedimenten bestehen, die sich nicht ins offene Meer erstrecken oder deren Rand sogar eine konkave, zurückspringende Küstenlinie bildet. Deltas müssen ferner keine Verzweigungen aufweisen (vgl. Arno) und können auch unter Wasser liegen. Dennoch lehnten es manche Autoren ab, den Mündungsbereich von Rhein und Maas als Delta anzusehen (so Van De Plassche 1980 oder De Jong 1960).[1] Mündungsverzweigungen können auch - wie beim Rheindelta - bereits vor der Sedimentfläche, die im ehemaligen Stillwasserbecken liegt, beginnen, so dass sich die beiden Abgrenzungskriterien Sedimentfläche und Verzweigung widersprechen können.

Um den Beginn eines Deltas bestimmen zu können, muss man also die Lage der ehemaligen Wasserbecken kennen. Im Falle des Rheindeltas ist dies die Lage früherer Küstenlinien, Ästuare, Lagunen oder Binnenseen, und sie ist nicht einfach zu bestimmen. Vermutlich drang das Meer nach dem Abschmelzen des Eises des letzten Glaziales maximal bis zu einer Linie Groningen-Utrecht-Breda vor.[2] Die überall östlich der heutigen Küstenlinie großflächig vorhandenen Meeresablagerungen weisen zumindest auf das Vorhandensein von Meeresbuchten, Lagunen oder Ästuaren hin. In der hier zu beschreibenden Deltalandschaft findet sich auch durch die Wirkung des Meerwassers gebildetes Land. Dazu gehören vor allem die Stranddünenwälle entlang der Küste und die Meerkleigebiete.

[Bearbeiten] Zusammenfassung

Gewässerkarte des Rhein-Maas-Deltas und Umgebung
Gewässerkarte des Rhein-Maas-Deltas und Umgebung

Wenn man sowohl das Abgrenzungskriterium Sedimentfläche im Bereich ehemaliger Meeresbecken als auch das der Verzweigung berücksichtigt, die durch das Meer gebildeten Gebiete miteinbezieht und die Ergebnisse der historischen Geographie berücksichtigt, dann kann das Rheindelta in etwa folgendermaßen begrenzt werden: im Osten durch Waal-Maas-Kanal, Rheinteilung, Issel, IJsselmeer, Vlieland, im Norden und Westen durch die Nordseeküste und im Süden durch Westerschelde, Scheldedelta, Hollands Diep und Maas.

Im Delta sind drei wichtigste Stromverläufe zu unterscheiden. Der größte und südliche Hauptarm wird durch die Linie Waal - Merwede - Noord - Neue Maas gebildet, der mittlere durch Nederrijn und Lek, der nördliche durch die (Geldersche) Issel.

Daneben sind weitere drei Stromverläufe aufgrund ihrer hohen Abflussmenge von Bedeutung. Die Neue Merwede, ein Abzweig des südlichen Hauptarms, die Alte Maas, ein Seitenfluss des südlichen Hauptarms sowie das Dordtse Kil, ein Abzweig der Alten Maas.

An der Rheingabelung in unmittelbarer Nähe der niederländisch-deutschen Grenze teilt sich der Rhein in die beiden nach Westen fließenden Ströme Waal und Nederrijn. Größte und bedeutendste Stromlinie des Deltas ist der südliche Hauptarm (Waal usw., 67% des Rheinwassers), der westlich von Rotterdam im Nieuwe Waterweg in die Nordsee mündet. Von der Merwede zweigt nach Süden die Neue Merwede ab, die südlich von Dordrecht mit etwa 44% des Rheinwassers in die Hollands Diep mündet. Der Nederrijn heißt bald Lek (22% des Rheinwassers) und mündet in die Noord bzw. Neue Maas. Vom Nederrijn zweigt nach Norden die Issel ab (11% des Rheinwassers), die bei Zwolle in das IJsselmeer mündet. Ebenfalls vom Nederrijn zweigte der seit langem abgedämmte Oude Rijn („Alter Rhein“) ab. Er zählt nicht zu den Deltahauptarmen, übernimmt aber vom Nederrijn den Namen „Rhein“. Er mündete bei Katwijk in die Nordsee.

Gegenwärtig mündet noch an fünf Stellen Rheinwasser ins Meer (bzw. zuerst in vorgeschaltete ehemalige Meeresbuchten), und zwar an den Mündungen von Neuer Merwede, Neuem Wasserweg, Dordtse Kil, Spui und Issel.

Das Rheindelta ist ursprünglich ein Gezeitendelta, da seine Unterläufe stark von Ebbe und Flut geprägt waren. Das heutige Rheindelta kann aufgrund des Meeresspiegelanstiegs nach der letzten Glaziale nicht älter als etwa 6000 Jahre sein; ältere Deltabereiche wurden vom Meer überschwemmt. Die Frage nach vor- oder interglazialen Deltabereichen bleibt hiermit noch unbeantwortet. Die Mächtigkeit der Deltasedimente beträgt bis zu 60 Metern.

[Bearbeiten] Heutige Situation

Rheingabelung bei Millingen: nach links die Waal, nach rechts der Nederrijn
Rheingabelung bei Millingen: nach links die Waal, nach rechts der Nederrijn

Die Schwemmlandebene des Rheins ist Teil des norddeutschen Tieflandes und beginnt bereits bei Bonn. Inwieweit Teile dieses Tieflands im Bereich ehemaliger Meeresbecken entstanden ist, also als ältere und älteste Rheindeltagebiete aufgefasst werden könnten, ist offen. Als Beginn des Deltas wird in der Regel die Gegend um Schenkenschanz und Lobith betrachtet, wo sich der Hauptweg des Rheinverlaufs viele Jahrhunderte in zwei Arme geteilt hatte. Seit dem 18. Jahrhundert liegt dieser Punkt bei Millingen. In früheren und vorgeschichtlichen Zeiten verzweigte sich der Rhein bei Rees, bei Wesel und noch weiter flussaufwärts.

An der heutigen Rheinteilung, in unmittelbarer Nähe der niederländisch-deutschen Staatsgrenze, gabelt sich der Rhein in zwei nach Westen orientierte Hauptarme, den nördlichen Nederrijn („Niederrhein“, im Folgenden stets Nederrijn genannt, um Verwechslungen mit der anderen Bedeutung von „Niederrhein“ zu vermeiden) und die südliche Waal. Beide Arme verzweigen sich teilweise wieder in ihrem Unterlauf, zudem variieren ihre Namen. Beide Faktoren zusammen machen die Beschreibung des Deltas etwas kompliziert. Dazu kommt, dass Verzweigungen, Namen und auch Küstenverläufe in der Geschichte manche Veränderung erfahren haben. Kurz unterhalb der Rheinteilung zweigt vom Nederrijn der dritte, nach Norden fließende Hauptarm ab, die Issel (Geldersche Issel).

Die Maas mündete früher bei Gorinchem in die Waal, seit 1904 ist sie mit dem Rheinsystem jedoch eigentlich nicht mehr verbunden und fließt über Bergse Maas und Amer in die ehemalige Meeresbucht Hollands Diep („Holländische Tiefe“). Bis 1421 floss die Maas etwas südlich der heutigen Linie Merwede-Oude Maas Richtung Nordsee und bildete mit Waal und Lek einen gemeinsamen, archipelhaften Mündungsbereich, dessen Zustand durch zahlreiche Meeresbuchten, ästuarartig erweiterte Flussläufe und Inseln sowie laufende Küstenveränderungen schwer fassbar ist. Der westlichste Mündungsbereich, auf Höhe der hier unterbrochenen Dünenketten, hieß bereits spätestens in der Antike und heißt auch heute noch Maasmündung (Maasmond). Dadurch lässt sich vielleicht die Verwendung des Namens Maas für Unterläufe des rheinischen Systems sowohl vor als auch nach der Flutkatastrophe von 1421 erklären.

Die Hydrographie des heutigen Deltas ist geprägt von den Delta-Hauptarmen, weiteren Stromarmen und kleineren Flüssen und Bächen. Viele Fließgewässer wurden „stillgelegt“ („abgedämmt“) und dienen wie die zahlreich angelegten Kanäle zur Entwässerung der Polder.

[Bearbeiten] Waal, Merwede, Neue Merwede (Nieuwe Merwede)

Die Waal bei Loevestein
Die Waal bei Loevestein

Die Waal ist der Hauptstrom des Deltas und führt etwa 67% des ursprünglichen Rheinwassers. Ohne die Rheinwasserregulierung würde die Waal noch weitaus mehr Wasser führen. Der erste Waalabschnitt bis etwa Gendt und der Rheinabschnitt vor der heutigen Rheinteilung, flussaufwärts bis Schenkenschanz, wird auch Bijlandscher Kanal genannt - ein künstlich ausgebauter Flussabbschnitt, der oberhalb der Rheinteilung im Bereich der dort ehemals fließenden Waal verläuft. Bei Heerewaarden kommen sich Waal und Maas sehr nahe (Flussnäherung), bei Hochwasser und vermutlich auch darüber hinaus haben sich hier früher beide Ströme vermischt. Gegenüber Gorinchem mündete bis 1904 von links die Maas, der verbliebene Arm heißt Afgedamte Maas („Abgedämmte Maas“). Ab dieser ehemaligen Maas-Einmündung heißt der rheinische Hauptdeltaarm Merwede. Die Bezeichnung Waal erstreckte sich früher weiter stromabwärts – einen Hinweis darauf gibt die Bezeichnung Waal für den kleinen Flusslauf zwischen Noord und Alter Maas nordwestlich von Dordrecht im Bereich eines früheren Verlaufs des Deltahauptarms.

Zwischen Gorinchem und Dordrecht heißt der Deltahauptarm Merwede. Die östliche Hälfte, oberhalb von Werkendam, wird auch Boven Merwede (Obere Merwede), die westliche, früher unter Gezeiteneinfluss stehende Hälfte, auch Beneden Merwede (Untere Merwede) genannt. Bei jenem Werkendam zweigt nach Süden die Neue Merwede ab. Diese erhält 65%, die Untere Merwede 35% der Wassermenge der Oberen Merwede. Bei Dordrecht zweigt sich nach links die Alte Maas ab, der sich für eine kurze Strecke nach Norden wendende Hauptstrom heißt ab dieser Stelle Noord, später Neue Maas und Maasmond („Maasmündung“). Im unmittelbarsten Mündungsbereich des rheinischen Deltas wird also hauptsächlich der Name der Maas verwendet, was seine Gründe im historischen Verlauf der Maas hat (siehe Kapitel Das Delta in seiner Entwicklung).

Die bei Werkendam von der Merwede abzweigende Neue Merwede (Nieuwe Merwede) leitet etwa 44 % des Rheinwassers zum Meer und damit mehr als jede andere der insgesamt fünf Mündungen des rheinischen Systems (als da noch sind: Neuer Wasserweg, Issel, Spui, Dordtse Kil). Die Neue Merwede wurde künstlich zu ihrer heutigen Bedeutung erweitert, fließt durch den Westteil des Biesbosch und mündet in den ehemaligen Meeresarm Hollands Diep.

[Bearbeiten] Noord, Neue Maas (Nieuwe Maas) und Maasmündung (Maasmond)

Ab dem Abzweig der Alten Maas bei Dordrecht heißt der Hauptdeltastrom Noord. Von ihm zweigt auf etwa halber Strecke nach links ein Fluss namens Waal ab, einen früheren Verlauf eines Deltahauptarms markierend. Bei Krimpen aan de Lek mündet von rechts die Lek, der mittlere Deltahauptarm. Von hier an heißt der Strom Neue Maas. Kurz unterhalb der Einmündung des Lek mündet ebenfalls von rechts, bei Krimpen aan den IJssel, die Holländische Issel. Im Gebiet des alten Rotterdamer Hafens mündet von Süden kommend die Alte Maas. Zwischen Rotterdam und der Nordsee bildet die Neue Maas Rückgrat und Nordgrenze einer der größten Hafenanlagen der Welt. In diesem Zusammenhang wurden die letzten Kilometer der Neuen Maas, ab etwa Maassluis, zum Nieuwe Waterweg („Neuer Wasserweg“) ausgebaut. In der Gegend von Maassluis wird der Flussverlauf zudem auch Scheur genannt. Der Mündungsbereich der Neuen Maas heißt Maasmond („Maasmündung“, selten auch Mond van de Maas) und stellt die Einfahrt zu den Rotterdamer Häfen dar. Die jüngsten Anlagen des Rotterdamer Hafens wurden im Bereich der Maasmündung gebaut (Maasvlakte, Europoort).

[Bearbeiten] Alte Maas (Oude Maas) und Brielsche Maas (Brielse Maas)

Die Alte Maas beginnt bei Dordrecht als linker Abzweig der Merwede. Bereits kurz unterhalb von Dordrecht zweigt nach links der Dordtse Kil ab, der nach wenigen Kilometern in das Hollands Diep mündet. Bei Heerjansdam mündet von rechts ein kleiner, Waal genannter Fluss, einen früheren Verlauf der Waal bzw. eines Deltahauptarmes markierend. Bei Oud-Beijerland zweigt nach links die Spui ab, die durch die ehemalige Insel Putten fließt und in den Haringvliet ausmündet. Bei Spijkenisse zweigt nach Westen die Brielsche Maas ab. Zwischen der Spui und der Brielschen Maas fließt die Bernisse.

Die Brielse Maas zweigt bei Spijkenisse von der Alten Maas ab. Ihre Mündung in die Nordsee wurde abgesperrt und verbaut, so dass sie nunmehr den Charakter eines Stillgewässers hat. Im ehemaligen Mündungsbereich finden sich nun die Binnengewässer Brielsemeer („Brielscher See“) und Oostvoornse Meer („Oostvoornscher See“). Die Brielse Maas floss parallel zur Neuen Maas und bildet im Wesentlichen die Südgrenze der Rotterdamer Hafenanlagen.

[Bearbeiten] Nederrijn und Lek

Der Nederrijn bei Arnheim
Der Nederrijn bei Arnheim

Zwischen Millingen und der Einmündung des Oude Rijn („Alter Rhein“) wird der Nederrijn auch Pannerdenscher Kanal genannt, ein künstlich angelegter Flussabschnitt des 18. Jahrhunderts. Der bei Loo einmündende Altarm Oude Rijn markiert einen früheren Verlauf des Nederrijn, als die Rheinteilung weiter flussaufwärts lag. Bei Pannderden zweigt vom Pannerdenschen Kanal nach links die Linge ab. Bei Arnhem zweigt die Issel ab. Die Landschaft nördlich des Nederrijn und westlich der Issel heißt Veluwe, die Landschaft südlich des Nederrijn Betuwe. Von Wageningen zieht sich nach Norden zur ehemaligen Zuiderzee das Gelderse Vallei („Geldersche Tal“), durch das in vorhistorischer Zeit eventuell ein Rheindeltaarm floss. Bei Wijk bij Duurstede zweigte der heute abgedämmte Krumme Rhein ab, der Hauptstrom ändert seinen Namen in Lek.

Der Lek bei Lekkerkerk
Der Lek bei Lekkerkerk

Auch wenn der Flussdeich bereits ab Amerongen Lekdijk („Lekdeich“) heißt – erst ab dem Abzweig des Krummen Rheins heißt der mittlere Hauptdeltaarm Lek. Bei Nieuwegein zweigt die Holländische Issel ab. Bei Krimpen aan de Lek mündet der Lek in den Hauptstrom des Deltas, der hier jedoch nicht mehr Waal, sondern Noord bzw. Nieuwe Maas heißt.

[Bearbeiten] (Geldersche) Issel

Die Issel bei Deventer
Die Issel bei Deventer

Die Issel wird zur Unterscheidung von der Holländischen Issel (Seitenfluss des Lek) auch Geldersche Issel (Gelderse IJssel) genannt. Von rechts münden in Schleusen einige längere Nebenflüsse ein: die Oude IJssel („Alte Issel“, im Rheinland nur Issel genannt), die Berkel und die Schipbeek. Bis zur Einmündung der Alten Issel wird die Issel auch Neue Issel (Nieuwe IJssel) genannt. Die Issel mündet in das süße IJsselmeer und bildet ein eigenes aktives Delta, dessen Hauptarm Keteldiep heißt. Der Mündungsbereich der Issel überschneidet sich mit dem der Vechte, dessen Hauptdeltaarm Zwarte Water („Schwarzes Wasser“) genannt wird. Bis zur Abdeichung der Zuiderzee stand die Issel bis Katerveer (bei Zwolle) unter Gezeiteneinfluss.

[Bearbeiten] IJsselmeer, IJ und Haarlemmermeer

Das IJsselmeer („Isselsee“) stellt den Südteil der früheren Meeresbucht Zuiderzee („Südersee“, „Südliches Meer“) dar. Zur Zeit der Römer wurde der Bereich „Flevosee“ (Lacus Flevo) genannt – es ist aber unklar, ob es hier zur römischen Zeit einen Binnensee gab, der so genannt wurde, oder eine mehr oder weniger mit dem Meer verbundene Meeresbucht. Im Mittelalter wurde das Gewässer Almere oder Eemmeer genannt. Im Südwesten stellten IJ und Oer eine Verbindung über Amsterdam zur Nordsee her. Aus der Meeresbucht der Zuiderzee wurde durch den Bau des Abschlussdeiches 1932 das süße IJsselmeer. Anschließend wurde etwa die Hälfte des IJsselmeeres im Rahmen der Zuiderzeewerke trockengelegt.

Im Bereich von IJ und Oer, der früheren Verbindung zwischen Zuiderzee und Nordsee, befindet sich heute der Nordseekanal (Noordzeekanaal). In den Moorgebieten zwischen Amsterdam und Oude Rijn führte der Torfabbau dazu, dass die vorhandenen Moorseen immer größer wurden. Die wichtigsten waren Haarlemmermeer („Haarlemmer See“) und Leidsemeer („Leidscher See“). Überwiegende Teile wurden mittlerweile trockengelegt; der Amsterdamer Flughafen Schiphol befindet sich einem Bereich des früheren Haarlemmermeer.

[Bearbeiten] Kromme Rijn, Oude Rijn, Vecht

Krummer Rhein
Krummer Rhein

Der Oude Rijn (im Folgenden zur Unterscheidung zu diversen Altrheinarmen nicht übersetzt) wird in seinem Oberlauf bis kurz vor Utrecht meist Kromme Rijn („Krummer Rhein“) genannt, bei Leiden auch Leidense Rijn. Entgegen den Erwartungen, die sein Name „Rhein“ erzeugt, ist der bei Wijk bij Duurstede vom Nederrijn abzweigende Oude bzw. Krumme Rhein nur ein kleines Flüsschen. Er hat sogar eher den Charakter eines Stillgewässers bekommen, da er seit dem Mittelalter abgedämmt ist und nur bei sehr niedrigem Wasserstand Wasser aus dem Nederrijn zugeführt bekommt. Ansonsten dient er als Entwässerer für die umgebenden Polder. Bei Utrecht zweigt nach Norden die Vecht (auch „Utrechter Vecht“) ab, die in das IJsselmeer mündet. Bei Katwijk durchstieß der Oude Rijn die Dünenkette und mündete in die Nordsee. Heute folgt diesem Weg durch die Dünen ein Kanal. Die ursprüngliche Verbindung zwischen Kromme und Oude Rijn ist vollständig gekappt – das Wasser des Krummen Rheins fließt ganz in die Vecht. Warum der Name „Rhein“ auf diesem vergleichsweise unbedeutenden Nebenarm liegt, ist unklar. Eventuell hängt die Namensgebung mit der möglichen früheren größeren Bedeutung und Wassermenge dieses Deltaarms oder mir seiner Orientierung (wie der Rhein oberhalb seiner Teilung nach Nordwest) zusammen. Die Landschaft am Unterlauf des Oude Rijn heißt Rijnland. Wenig nördlich des Oude Rijn beginnt die Amstel, ein ehemaliger Moorfluss, der früher vielleicht einmal einen Deltaarm bildete und in Amsterdam in die IJ mündet.

[Bearbeiten] Holländische Issel

Die Holländische Issel bei IJsselstein
Die Holländische Issel bei IJsselstein

Die an ihrem Beginn abgedämmte Holländische Issel zweigte vom Lek bei Nieuwegein nach Norden ab und mündet bei Krimpen an der Issel in die Neue Maas. Bei Gouda zweigt von der Issel nach Norden die Gouwe ab, die bei Alphen in den Oude Rijn mündet. Die Issel zwischen Lek und Gouda erhält kein Wasser mehr vom rheinischen System, sondern dient hier nur als Entwässerer.

[Bearbeiten] Linge

Gegenüber Pannderden zweigt vom Nederrijn (Pannerdenscher Kanal) nach links die Linge ab. Früher zweigte die Linge hier vom Waal nach rechts ab. Die Linge begleitet über viele Kilometer, nördlich parallel fließend, die Waal. Unterhalb von Gorinchem mündet die Linge in die Merwede.

[Bearbeiten] Maas

Zwischen Maas und Waal kommt es bei Heerewarden zu einer Flussnäherung, die nicht nur bei Überschwemmungen früher auch Ort des zeitweiligen Zusammenflusses beider Ströme war. Ab Heusden fließt die Maas seit 1904 im künstlich ausgebauten Bett der Bergschen Maas und im Bereich des Biesbosch als Amer, um kurz darauf, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Mündung der Neuen Merwede, in die Hollands Diep zu fließen. Bis 1904 floss die Hauptmenge des Maaswassers bei Heusden nach Norden, um bei Gorinchem in die Waal zu münden. Davon zeugt der Altarm der „Afgedamten Maas“ („Abgedämmte Maas“). Zwischen der Bergse und der Afgedamte Maas wurde der Heudens Kanal angelegt.

[Bearbeiten] Biesbosch

Biesbosch. Im Vordergrund die Maas (Amer), im Mittelgrund die Neue Merwede
Biesbosch. Im Vordergrund die Maas (Amer), im Mittelgrund die Neue Merwede

Der Biesbosch („Binsenwald“) stellt neben dem Isseldelta den zweiten noch halbwegs aktiven Deltabereich dar und liegt zwischen Merwede im Norden und Amer im Süden. Durch den Westteil des Biesbosch fließt die künstlich erweiterte Neue Merwede. Der Biesbosch wird überwiegend durch Rheinwasser (Merwede) gespeist, zu einem sehr kleinen Teil aber auch durch Maaswasser (Amer, Bergse Maas).

[Bearbeiten] Südwestliche Ästuare und Schelde

Mündungsbereich der Schelde um Antwerpen
Mündungsbereich der Schelde um Antwerpen

Zwischen der belgisch-niederländischen Staatsgrenze im Süden und der sogenannten Maasmündung im Norden ist der küstenbegleitende Dünenwall vor allem während der vorgeschichtlichen Transgressionsphasen an vielen Stellen durchbrochen oder aber nie geschlossen worden. Das hängt auch mit den hier mündenden Strömen und Flüssen zusammen (Rhein, Maas, Schelde u.a.), die das Vordringen des Meeres hinter den Dünenwall erleichtert haben. Von Nord nach Süd kann man vier große Einschnitte feststellen: Haringvliet und Hollands Diep im Norden, dann Grevelingen, Oosterschelde und Westerschelde. In die Westerschelde mündet die Schelde. Zwischen den Einschnitten liegen Inseln oder ehemalige Inselbereiche. Im Osten gibt bzw. gab es also eine Wasserverbindung zwischen den Einbuchtungen. Diese Wasserverbindung wurde teilweise im Rahmen von Landgewinnung beseitigt, durch den Rhein-Schelde-Kanal zwischen Antwerpen im Süden und dem Volkerak (Grevelingen) im Norden ist jedoch weiterhin Schiffsverkehr möglich. Das ganze Gebiet erfuhr wiederholt massive Umgestaltungen durch Sturmfluten und menschliche Eingriffe, zuletzt durch die Deltawerke. Bis auf die Westerschelde wurden vor allen Meeresbuchten große Dammbauwerke angelegt, was die Umwandlung der Meeresbuchten zu Süß- bzw. Brackwassergewässern zur Folge hatte. Die zwischen den Buchten liegenden Inseln verwuchsen teilweise durch Landgewinnung untereinander oder mit dem Festland. Die frühere extreme Abgeschiedenheit vor allem der seeländischen Inseln wurde durch die Verwendung der Dammkronen für den Straßenbau aufgehoben. Zu den südwestlichen Ästuaren gehörte lange Zeit auch die Maasmond genannte Meeresbucht nördlich des Haringvliet. Sie wurde im Lauf der Zeit größtenteils trockengelegt, in seinem Bereich befinden sich heute die Rotterdamer Hafenanlagen.

[Bearbeiten] Die wichtigsten Schiffskanäle

Nordseekanal bei IJmuiden
Nordseekanal bei IJmuiden

Der Amsterdam-Rhein-Kanal verbindet Amsterdam über Utrecht und den Lek mit der Waal. Der Merwede-Kanal zieht von der Merwede über den Lek nach Utrecht. Der Waal-Maas-Kanal verbindet die beiden namengebenden Ströme bei Nimwegen. Der Schelde-Rhein-Kanal beginnt bei den Antwerpener Hafenanlagen und erstreckt sich nach Norden zum Volkerak, von wo eine Verbindung zum Hollands Diep besteht. Der Nordseekanal ermöglicht Amsterdam den direkten Zugang zur Nordsee. Der bereits von den Römern angelegte Rhein-Schie-Kanal (teilweise kurz Vliet genannt) verbindet heute Neue Maas und Oude Rijn und zieht sich von Schiedam über Voorburg bei Den Haag zum Oude Rijn bei Leiden (seine drei Hauptabschnitte werden von Süd nach Nord Delftse Schie, Delftse Vliet und Vliet genannt).

[Bearbeiten] Wasserverteilung und Wassermengen

Das Wasser des Rheins (100%) verteilt sich wie folgt auf die Hauptdeltaarme: an der Rheingabelung bei Millingen erhält der Waal 67% und der Nederrijn 33% des Rheinwassers. Nach dem Abzweig der Gelderschen Issel führt diese 11%, der Nederrijn-Lek-Strom noch 22% des Rheinwassers. Vom Strom Waal-Obere Merwede fließen 65% in die Neue Merwede (das sind 44% des Rheinwassers) und 35% in die Untere Merwede (23% des Rheinwassers). An fünf Stellen fließt Rheinwasser ins Meer bzw. in vorgeschaltete ehemalige Meeresbuchten: Neue Merwede, Neuer Wasserweg, Dordtse Kil, Spui und Issel. Neue Merwede, Dordtse Kil und Spui münden in die ehemaligen Meeresbuchten Hollands Diep bzw. Haringvliet, der Neue Wasserweg in die Nordsee und die Issel in die ehemalige Meeresbucht des IJsselmeers.

Die normale Verteilung des Rheinwassers auf Waal, Nederrijn und Issel im Verhältnis 67:22:11 verändert sich bei Niedrigwasser zu 75:16:9 und bei starker Wasserführung zu 66:11:23. Das durchschnittliche Gefälle der Deltaarme beträgt etwa 10 cm/km.

Die Mittlere Abflussmenge des Rheins, der vom Tomasee bis Hoek van Holland 1320 km misst, ist kurz vor seiner Teilung bei Millingen 2200 m³/sec, Minimum 510 m³/sec (1921), Maximum über 10.000 m³/sec, die der Maas (925 km) 100 m³/sec (Maastricht), Minimum 30 m³/sec, Maximum 2900 m³/sec (beide Lüttich), die der Schelde (430 km) kurz vor der Mündung 80 m³/sec, Maximum 2300 m³/sec.

[Bearbeiten] Hydrographische Entwicklung

[Bearbeiten] Bis zum Beginn des Pliozäns

Nach der Bildung des Mondes und der Entstehung des Wasserkreislaufs im Hadaikum (4570-3800 mya) bildeten sich vermutlich im Archaikum (3800-2500 mya) die Kontinente, gezeitenbeeinflusste Ozeane und Fließgewässer. Unter anderem die verschiedenen Klimata, das Driften der Kontinente und andere tektonische Vorgänge sorgten für verschiedene Meeresspiegelstände. Gebirge wurden gebildet und abgetragen. Inwieweit Vorläufer des Rheins hierbei ihre Größe und Lage veränderten, ist schwer zu bestimmen, jedoch sind die Anlagen vieler Flussläufe älter als manche Gebirge und Kontinente. So geht der "Rheindurchbruch" des Mittelrheins nicht auf ein Durchbrechen in ein schon vorhandenes Gebirge zurück, sondern auf das Einschneiden des Rheins in ein sich hebendes Gebirge, das Rheinische Schiefergebirge. Dieses hatte sich während der variszischen Orogenese durch den Anprall der afrikanischen Platte gebildet, genauer etwa 370 mya, im Devon (416-359 mya). Vor etwa 150 mya teilte sich der Kontinent Laurasia, in der Folge entstand der Nordatlantik und seine Randmeere, unter anderem die Nordsee. Langsam formten sich die heutigen Grundrisse der Kontinente. Ein erneuter Anprall der Afrikanischen Platte sorgte für die Auffaltung der Alpen (seit 100 mya), in denen der Rhein derzeit seine Quellen hat.

[Bearbeiten] Pliozän (5,3 - 1,8 mya)

Das Tiefland zwischen Artois und Baltikum
Das Tiefland zwischen Artois und Baltikum

Am Ende des Pliozäns (5,3 - 1,8 mya) verlief die Küstenlinie in etwa vom Artois östlich bis Maastricht. Von hier zog sie in nördliche Richtung in den Bereich des heutigen Isselmeeres. Im Mittelpliozän lag die Mündung des Proto-Rheins noch bei Köln.[3] Nördlich von Ardennen und Rheinischem Schiefergebirge, die im Jura (200 - 145 mya) noch Meeresinseln gebildet hatten, baute sich eine große Schwemmlandebene auf. Diese Schwemmlandebene, in der auch das Rheindelta liegt, zieht sich heute vom Artois und Nordbelgien über Norddeutschland und Polen bis nach Lettland und Weißrussland. Am Rhein beginnt diese Großlandschaft bei Bonn, an der Maas erst bei Nimwegen. Ihre größten westlichsten Teile sind die Niederrheinische Bucht (heutiges Deltagebiet und Umgebung), die Kölner Bucht, das Münsterländer Becken und das Niedersächsisches Tiefland. Beim Eintritt in die Schwemmlandebene verändern sich die Flüsse von einschneidenden in sedimentierende Flüsse. Pliozäne Deltas des Rheins bzw. seiner Vorgänger (landerzeugende Flussablagerungen im Bereich des Meeres oder anderer Stillgewässer) wären daher vor allem im Rheinland und im Limburgischen zu suchen.

Seit 2,7 mya findet auf der Erde eine sechste Eiszeit statt, das heißt der in seiner Entwicklung meist eis- und frostfreie Planet ist an seinen Polkappen vereist. In dieser Eiszeit, der Quartären Eiszeit, wechselten vor allem in den letzten etwa 1 Million Jahren Kaltzeiten und Warmzeiten einander ab.

[Bearbeiten] Pleistozän (1,8 mya bis etwa 12.000 v.h.)

Das Pleistozän dauerte von 1,8 mya bis etwa 12.000 Jahre vor heute, also etwa 10.000 vor unserer Zeitrechnung.

Die Funde von Maasschottern im Bereich der Gelderschen Issel weisen darauf hin, dass die Maas im Mittleren Pleistozän (etwa 780.000 – 130.000 Jahre vor heute) in der Kölner Bucht oder im Limburgischen in den Rhein mündete. Die Geographie von Flussablagerungen aus dieser Zeit lässt ferner auf eine Rheinteilung in der Nähe dieser Maaseinmündung in zwei nach Nordnordwest fließenden Rheinarmen schließen, der westliche im Bereich der heutigen Maas, der östliche im Bereich des heutigen Rheins, sowie auf Rheinmündungen im Bereich der heutigen Rheinteilung und südwestlich davon. Die erwähnte, weit nördlich gelegene Einmündung der Maas in den Rhein bricht irgendwann ab, die Maas fließt dann im Bereich des westlichen Rheinhauptarms ins Deltagebiet und wird dort zu einem eigenständigen Faktor. Nach dem Aufschütten weiterer Deltabereiche im Osten der Nehrungskette sind pleistozäne Rheinhauptarme im Bereich von Issel-Flie, Vecht, IJ und Nederrijn-Oude Rijn zu suchen, wobei sich ihre Verläufe oft änderten.

Die vorletzte Kaltzeit, die Saale-Kaltzeit (230.000 - 130.000 Jahre v.h.), brachte den weitesten Vorstoß von Gletschern aus dem Norden. Die Südgrenze der größten Vereisung (Amersforter Stadium) verläuft quer durch das heutige Deltagebiet, etwa, von Ipswich kommend, über Haarlem, Utrecht und Nimwegen und weiter nach Krefeld und Essen. Noch sichtbare Reste der Gletschertätigkeiten sind die End- und Stauchmoränen, die vor allem in der Veluwe, im Utrechter Hügelland und bei Nimwegen – zwischen Waal und Maas – zu finden sind. Während der Saale-Kaltzeit mäandrierten Rhein und Maas in einem gemeinsamen Hochwasserbett (Urstromtal), danach brach sich der Rhein durch den Endmoränenwall und das Tal der Gelderschen Issel nach Norden, nur ein Teil der Hochwässer floss vor den Veluwe-Wällen nach Westen ab. In dieser Zeit floss der Rheinstrom oder ein Hauptstrom ab Wesel entlang der heutigen (Alten) Issel (Hamminkeln, Isselburg u.s.w.) nach Norden. [4] Wie lange dieser Zustand erhalten blieb, ist unklar. Der Name des Zuflusses Alte Issel könnte auf eine Umbenennung der unteren Issel von Rhein in Issel deuten. Auch bei Rees zweigten in vorgeschichtlichen Zeiten Rheinhaupt- oder Rheinnebenströme aus dem heutigen Talweg nach Norden ab.

Seit der vorletzten Warmzeit (Eem-Warmzeit, 126.000 - 115.000 v.h.), in der der Meeresspiegel zeitweise höher lag als heute und daher das Meer weit auf das Festland transgrediert hatte, wanderte der Hauptstrom auf einem Schwemmlandkegel gegen den Uhrzeigersinn nach Südwesten (Vecht, Oude Rijn, Lek, Waal), unterstützt durch die Verlandung alter Talwege, die tektonische Hebung der nördlichen und ebensolche Senkung der westlichen und südlichen Niederlande sowie das Vordringen des Meeres besonders im Südwesten (Tieferlegung der Erosionsbasis).

[Bearbeiten] Weichsel-Kaltzeit (115.000 - 10.000 v.h.)

Während der Weichsel-Kaltzeit, der letzten Kaltzeit (115.000 - 10.000 v.h., also 8000 v.u.Z.), reichte das Eis bis etwa zu einer Linie, die von Nordengland über Norddänemark nach Nordpolen reichte. Im heutigen Deltagebiet herrschte Tundrenvegetation vor. Der Meeresspiegel lag im Durchschnitt 100 bis 200 Meter niedriger als heute. Der Kontinentalschelf lag also größtenteils über dem Meeresspiegel, die nächstgelegene Küstenlinie zog sich von Irland nach Süden in den Golf von Biscaya. Der Rhein strömte zeitweise nach Norden, östlich an Schottland vorbei, bei größeren Eismassen aber vermutlich nicht in den im südlichen Nordseebereich befindlichen Eisstausee, sondern Richtung Südwesten, durch die heutige Straße von Dover, durch den Kanal und mündete zwischen der Bretagne und Cornwall in den Atlantik. Zuvor hatte er die Themse und die Seine aufgenommen.

[Bearbeiten] Holozän (seit etwa 12.000 Jahren)

Die letzten 2000 Jahre der Weichsel-Kaltzeit (12.000 - 10.000 Jahre vor heute) sind von der Erwärmung des Klimas auf das heutige Niveau geprägt. Der Beginn dieser Erwärmungsphase (12.000 Jahre vor heute) markiert den Wechsel vom Pliozän ins Holozän, der jüngsten Epoche der Erdgeschichte. Im Deltagebiet breitete sich Waldvegetation aus, Wasser und Boden wurden dadurch besser festgehalten. Die an die Weichsel-Kaltzeit anschließende, bis heute vorherrschende Flandrische Warmzeit (siehe nächstes Kapitel) nimmt den größten Teil des Holozäns ein.

[Bearbeiten] Überblick über die Flandrische Warmzeit (seit etwa 10.000 Jahren)

Gebiete unter dem Meeresspiegel (entspricht grob den um 4000 v.u.Z. vom Meer bedeckten Gebieten, den späteren Moorgebieten)
Gebiete unter dem Meeresspiegel (entspricht grob den um 4000 v.u.Z. vom Meer bedeckten Gebieten, den späteren Moorgebieten)

Seit dem Ende der Weichsel-Kaltzeit herrscht bis heute eine Warmzeit, die Flandrische oder Neo-Warmzeit. Ihr Beginn wird etwa auf 10.000 Jahren vor heute, also 8000 v.u.Z. datiert. Bis 4000 v.u.Z. stieg der Meeresspiegel gegenüber der Kaltzeit um 100 Meter an. Die Küstenlinien und damit die Mündungsbereiche der Flüsse wurden dabei immer weiter zurückverlegt. Die dem heutigen Delta gegenüberliegenden britischen Inseln wurden vom Festland abgetrennt. Die Küstenlinie lag schließlich um einiges weiter östlich als heute, etwa der Linie Groningen-Utrecht-Breda folgend [5]. Gleichzeitig aber werden im Bereich der heutigen Küstenlinie (anfangs vielleicht sogar noch weiter westlich davon) zwischen Artois und Jütland durch Wind und Wellen aus Meeressedimenten Nehrungen und Nehrungsinseln gebildet (Strandwallküste). Zwischen den Nehrungsgebieten und dem Festlandsufer lagen mehr oder weniger große Haffgebiete („Rheinhaff“ [6]) Lagunen oder Meeresbuchten. Nach 4000 v. Chr. stieg der Meeresspiegel insgesamt gesehen (unberücksichtigt verschiedener Anstiegs- und Absenkungsphasen) nur noch relativ langsam an, in den letzten 2000 Jahren um etwa 50-70 Zentimeter.

Obgleich Teile des Deltas tektonisches Absenkungsgebiet darstellen, wurden die zwischen den Nehrungsgebieten und dem Festlandsufer liegenden Meeresgebiete durch Fluss- und Meeressedimente (Gezeiten!) verfüllt. Die heute unter dem Meeresspiegel bzw. unter einem Meter liegenden Gebiete markieren grob dieses ehemalige Haff- und Lagunengebiet. In diesen relativ seichten Gewässern kam es zu Verschlickung, Versüßung und einer raschen und umfangreichen Moorbildung. Im Bereich der großen Flussmündungen bildeten sich Ästuare. Der Gezeitenstrom in die Ästuare bewirkte zu einem, dass sich die Dünenkette nicht überall schließen konnte und zum anderen, dass die Ästuare von Verfüllung freigehalten, ja sogar erweitert wurden. Dies geschah bis ins 20. Jahrhundert vor allem in den Mündungsbereichen von Schelde, Maas, Waal und Lek im Südwesten (Seeland, Südholland), aber auch von Issel bzw. Flie im Norden (Friesland). Hier wie dort konnten einerseits die Landbildungsprozesse möglicherweise nicht in dem Maße stattfinden, andererseits Flutkatastrophen größere Auswirkungen erreichen und zum Abspülen des Landes und Vordringen des Meeres führen.

Auch in den letzten 6000 Jahren des relativ konstanten Meeresspiegels kam es auch im Bereich des Rheindeltas zu vergleichsweise geringen, aber wirkungsvollen Anstiegen (Transgressionen, Ingressionen) und Absenkungen (Regressionen) des Meeresspiegels. Die Tatsache, dass große Teile des Deltas in einem tektonischen Senkungsgebiet liegen, spielt in diesem Zeitraum zwar keine große Rolle, ist aber nicht zu vernachlässigen. Die jüngsten Transgressionen und Regressionen sind jedoch vor allem in Klimaveränderungen begründet. In kühleren Jahrhunderten (Temperaturpessima) kam es zu Regressionen, in wärmeren (Temperaturoptima) zu Transgressionen. Auch andere Einflussfaktoren haben sich ständig verändert (Golfstrom, Strömungen vor der Küste, Niederschlagshäufigkeit u.a.). In Transgressionsphasen drang das Meer vor und durchbrach vorhandene Dünenketten, dahinter kam es vor allem zur Ablagerung von maritimen Sedimenten, die Bewohner bauten vermehrt Wurten und Terpen. In den Regressionsphasen bildeten und verstärkten sich die Dünengürtel, in deren Schutz dominierten die Flussablagerungen. Zur Deltabildung im engeren Sinn kam es also vor allem während der Regressionsphasen. Eher unabhängig davon finden sich die Phasen stärkerer Sturmfluten und Hochwasser, in denen es zu großflächigen Erosionen im Deltabereich kam.

Übersicht über die wichtigsten Transgressionen, Regressionen, Optima und Pessima des Holozäns:

Hendrick Avercamp (1585-1634), IJsvermaak. Solche Gemälde sind nur aus der frühneuzeitlichen „Kleinen Eiszeit“ bekannt.
Hendrick Avercamp (1585-1634), IJsvermaak. Solche Gemälde sind nur aus der frühneuzeitlichen „Kleinen Eiszeit“ bekannt.
  • 10.000 - 6.000 v.u.Z.: Flandrische Transgression
  • 6.000 - 2.000 v.u.Z.: Klimahauptoptimum (holozänes Hauptoptimum), Meerespiegelhöchststand
  • 1800 - 1400 v.u.Z.: Bronzezeitliches Pessimum (Regression)
  • um 1000 v.u.Z.: Calais-Transgression
  • um 700 v.u.Z.: Im Südwesten und Norden wurden hinter den Stranddünen entstandene Moore vom erneut ansteigenden Meer wieder abgespült, es bleiben dort nur noch Inseln übrig.
  • 300 v.u.Z. - 400 n.u.Z.: Römerzeitliches Optimum
  • 250 - 400: Spätrömische Transgression
  • 400 - 600: Pessimum der Völkerwanderung, Regressionsphase mit starken Sturmfluten
  • 800 - 950: Karolingische Transgression
  • 1230 - 1550: Übergangsphase
  • 1850 - heute: Neuzeitliches Optimum, beeinflusst durch künstlichen Treibhauseffekt

Das Rhein-Maas-Delta ist eine Küstenregion und als solche Teil einer relativ ähnlich aufgebauten Küstenlandschaft, die sich vom Artois bis Dänemark erstreckt. Diese Küstenart wird Marschenküste oder Wattenküste genannt. Sie besteht aus bis zu 30 Kilometern ins Landesinnere reichenden Marschengebieten, denen Watten- und Dünengebiete vorgelagert sind. Watten finden sich noch von Texel bis Fano, bis zum 20. Jahrhundert gab es Watten auch in den bis dahin unter Gezeiteneinfluss stehenden Gebieten in Seeland und Südholland. Im Bereich größerer Flüsse finden sich trichterförmige Einbuchtungen (unter Gezeiteneinfluss entstandene Ästuare), von Nordost nach Südwest die Ästuare von Elbe, Weser, Ems, Issel, Rhein, Maas und Schelde.

Der Springtidenhub im Deltabereich beträgt zwischen einem Meter im Norden (vor dem heutigen IJsselmeer) und 4 Meter im Süden (Osterschelde). Die Hauptmeeresströmung vor dem heutigen Delta zieht von Südwest nach Nordost die Küste entlang, es existiert also eine longshore drift, ein sogenannter strandparalleler Materialversatz.

Die geologischen Voraussetzungen des gegenwärtigen Deltas sind geprägt durch eine Dreiteilung von Ost nach West. Das östliche Altsiedelland der Flussrückenlandschaften wird von relativ hoch gelegenem und trockenen Geest-Landschaften geprägt. Die jungbesiedelten Moorlandschaften der Westhälfte zeigen den Bereich früherer Meeres- und Seebecken an. Entlang der Küste dominieren altbesiedelte Dünenketten mit Strandwallsystemen.

Die höher gelegenen Deltagebiete (über 1 Meter) werden von jüngerer Marsch und älterer Geest eingenommen. Die unter 1 Meter liegenden Regionen sind vor allem während des Holozäns, also in den letzten 12.000 Jahren entstanden. Diese holozäne Bodenbedeckung wird vor allem von den folgenden Bodenarten gekennzeichnet, die sich an der Oberfläche und in tiefer liegenden Bodenschichten finden:

  • Watten: während der Ebbe über dem Meeresspiegel liegend.
  • Dünen: vor oder entlang von Küsten durch Meeresströmungen entstanden.
  • Meerklei („Zeeklei“): Meeresablagerungen, v.a. in Küstennähe.
  • Torf („Veen“): In Süß- oder Brackwasserbecken entstanden. Weitenteils entweder vom Meer weggespült oder vom Menschen abgebaut.
  • Flusssedimente („Rivierklei“): im Bereich jetziger oder ehemaliger Flussläufe.

Meerklei- und Sandschichten stammen aus einer Zeit, in der das betreffende Fundort vom Meer bedeckt war oder von Meerwasser überflutet wurde.

[Bearbeiten] Antike (etwa 50 v.u.Z. bis 600 n.u.Z.)

Lek bei Jaarsveld
Lek bei Jaarsveld

Thesen über den Zustand des Deltas in der Antike (Römerzeit und Völkerwanderungszeit) lassen sich sowohl aus archäologischen, also vorgeschichtlichen, als auch aus schriftlichen, frühgeschichtlichen Quellen ableiten.

Die wichtigsten Elemente der römischen Quellen sind der Flevosee, drei rheinische Deltaarme, drei Mündungen und die Maas.

Der Flevosee (Lacus Flevo) gilt als der Vorläufer der heutigen IJsselmeer. Über seinen Umfang und seine Verbindung zum Meer gibt es verschiedene Meinungen. Möglicherweise handelte es sich um ein brackiges Becken, das dem Meer über eine schmalere Verbindung (Ästuar?) angeschlossen war.

Die drei Deltaarme der römischen Quellen sind der Rhein, der Waal und ein „nördlicher“ Arm:

  • Der Rhein (Rhenus) wird als der Deltaarm beschrieben, der zwar viel kleiner sei als die anderen beiden Arme, aber den Namen Rhein beibehalte. Hierbei handelt es sich vermutlich um den Oude Rijn oder um die Vecht. Die Vecht war zur Römerzeit von herausragender Bedeutung für Handel und Militär. Sie, nicht die Issel, war der Hauptverkehrsweg aus dem Delta nach Norden, auch im Mittelalter. Der Oude Rijn war damals ziemlich sicher wasserreicher und bedeutender als heute, dennoch sicher kein Hauptdeltaarm. Sedimentuntersuchungen zeigen, dass die Vecht bereits in der Antike mehr Wasser als der Oude Rijn führte.
  • Vom Waal (Vacalus, Vahalis) wurde geschrieben, dass er sich mit der Maas verbindet und in vielen Mündungen in den Ozean fließt. Der Waal wurde selten auch Rhenus genannt.
  • Vom letzten zu nennenden Deltaarm ist kein Name überliefert, nur seine Lagebestimmung als „nördlich“. Man geht davon aus, dass damit die Issel oder die Vecht gemeint ist. Beide mündeten in den Flevosee.

Von den drei genannten Mündungen werden nur zwei mit einem eigenen Namen versehen:

  • Flevum oder Ostium Flevum wird eine Mündung im Norden bezeichnet. Möglicherweise handelt es sich dabei um die Verbindung zwischen dem Flevosee nördlich zur Nordsee (später Vliestroom oder Vlie genannt, zwischen den heutigen Inseln Vlieland und Terschelling ins Meer mündend) oder aber um die Mündung des IJ westlich des Flevosees.
  • Helinium oder Ostium Helinium wird als die gemeinsame Mündung oder Mündungsbucht von Maas und Rhein bzw. Waal beschrieben. Die Mündung bzw. der Mündungsästuar wird aber auch Maas genannt. Bereits hier kann man also die Bevorzugung des Maas-Namens vor dem Namen des Waal bzw. des Rheins feststellen. Die Waal war zur Römerzeit möglicherweise noch nicht so wasserreich wie in späteren Zeiten.
  • Die Mündung des Rheins wird in römischen Quellen als sehr viel kleiner als Helinium und Flevum beschrieben.

Sedimentuntersuchungen belegen die Existenz der folgenden Arme, die in den römischen Quellen jedoch nicht genannt sind: Lek, Holländische Issel, Maas-Waal-Arm zwischen Heusden und Gorinchem (heutige Afgedamte Maas), Verbindung zwischen Waal und Lek (heute etwa nördliche Hälfte des Noord). Die Lek führte weniger Wasser als heute (sie bekam erst durch die spätere Absperrung des Krummen Rheins mehr Wasser).

Oft wird in den Quellen ein nicht lokalisierbarer „Drususkanal“ erwähnt. Diese wasserbautechnische Maßnahme hängt vermutlich mit dem Zug des Drusus durch den Flevosee entlang der Nordseeküste um 12 v.u.Z. zusammen. Prinzipiell ging es wohl darum, einen zum Flevosee führenden Wasserlauf mit mehr Wasser zu versorgen. Eine These sagt, dass Drusus einen Teildamm über die Waal gebaut haben könnte, um den Nederrijn bzw. die Issel mit mehr Wasser zu versehen. Eine andere These geht davon aus, dass unter dem Drususkanal eine mit mehr Wasser versehene oder ausgebaute (weil in Gefahr der Versandung stehende) Vecht gemeint ist. Der Drususkanal könnte auch ein echter kurzer Kanal zwischen Rhein und Vechte bzw. Issel gewesen sein. Früher glaubte man, dass die Verbindung zwischen Rhein und Issel erst durch den Drususkanal hergestellt wurde. Noch heute wird die Strecke von Westervoort bis zur Einmündung der Alten Issel in die Issel bei Doesburg Drususgracht genannt.

Tatsächlich einen Kanal bauten die Römer zwischen dem Oude Rijn bei Leiden und dem Ostium Helinium bei Schiedam. Die noch heute erhaltenden Reste des Kanals werden Vliet genannt.

In der Antike lag der Meeresspiegel noch etwa 30-70 cm niedriger als heute. Der Deichbau entlang der Flüsse begann bereits spätestens mit den Römern. Torfabbau förderte den Landverlust bei Flussüberschwemmungen und Meeresfluten und führte zum steten Anwachsen der Moorseen, vor allem in Nordholland.

[Bearbeiten] Mittelalter bis 1421

Aus dem Frühmittelalter (etwa 600 - 1000) ist die Überlieferung noch spärlicher als aus der Römerzeit. Die erste bekannte Nennung des Lek findet sich in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 777, die der Holländischen Issel (Isla) geht auf 944 zurück.

Vor dem Deichbau, der bereits spätestens in der Römerzeit begonnen hatte, waren vor allem Holland und die Betuwe von zahlreichen Flussarmen durchzogene Landschaften; ihr Erscheinungsbild glich dem einer Ansammlung von Inseln, die niederländisch Waard genannt wurden. Bis zum Beginn des Deichbaus waren Flussverlagerungen die Regel, mit den Deichen wurden die Flussverläufe fixiert.

Während des Mittelalterlichen Klimaoptimums und der damit zusammenhängenden Dünkirchen-Transgression bildete sich die heutige jüngere, etwa 20-40 Meter hohe Dünenkette entlang der Küste.

Der fortgesetzte Abbau der Torfschichten der Moorgebiete (als Brennmaterial verwendet) bewirkte die Ausbreitung der Seen (vor allem Nordholland) und Meeresbuchten (vor allem Seeland), ferner machte er es dem Meer und den großen Flüssen leichter, bei Flut oder Überschwemmungen Landgebiete zu zerstören und auf Dauer unter Wasser zu setzen. In den östlichen Nicht-Moorgebieten wird mit dem Deichbau erst im 13. Jahrhundert begonnen.

Die Erhebung von Zöllen kann einen Hinweis auf die Bedeutung und damit Schiffbarkeit oder Größe eines Gewässers geben. Zölle wurden erhoben an Nederrijn, Waal, (Gelderscher) Issel, Lek, Vecht, Vlie, Maas und Schelde. Reichszölle wurden erhoben an der Vecht bei Utrecht und Muiden. Die Tatsache, dass am Oude Rijn im Mittelalter keine Zölle erhoben wurden, kann ein Hinweis darauf sein, dass er bereits damals keine Bedeutung als Verkehrsweg hatte.

[Bearbeiten] Norden

Der Flevosee, der nun Almere oder Eemmeer genannt wird, vergrößerte sich. Das anfangs noch vor allem von Friesen beherrschte heutige Nordholland bildet eine Halbinsel zwischen der Nordsee und dem Almere. Bekannte Inseln im Almere sind Urk und Schokland. Die Verbindung vom Almere nach Norden zur Nordsee wird anfangs Vlie, dann Flie genannt. Auch das Flie vergrößert und verbreitert sich und mündet nach wie vor zwischen Vlieland und Terschelling in die Nordsee. Es ist offen, ob die Flie anfangs ein reines Fließgewässer war oder bereits ein schmaler Meeresbuchtteil. Jedenfalls entwickelte sich der Almere vermutlich zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert von einem See mit Binnencharakter (Süßwasser oder Brackwasser) zu einer reinen salzigen Meeresbucht. Dies war ein sehr langsamer Prozess, ähnlich der Entwicklung an der nordfriesischen Halligenküste. Vermutlich erfolgte im 13. Jh. der Durchbruch der Nordsee zum Almere, die ihre größte Ausdehnung um 1250 hat. Ab dem 14. Jahrhundert wird in hanseatischen Überlieferungen der Name Zuiderzee („Sudersee“, „Südsee“) als Sammelbezeichnung für eine Gruppe von Hansestädten an oder in der Nähe der Almere gebräuchlich. Im 15. Jahrhundert überträgt sich der Ausdruck zuerst auf den Südteil der Almere (Nordteil der Bucht immer noch Flie genannt), dann auf die gesamte Bucht. Zwischen Vlieland und dem Festland befand sich die Insel Grind, auf der später eine Stadt entstand (1877 wurde Grind endgültig verlassen). Die südwestliche Ausstülpung der Almere wurde IJ genannt, die Verbindung vom Almere bzw. IJ nach Westen zur Nordsee hieß Oer (im Bereich des heutigen Nordseekanals).

Oude Rijn bei Bunnik
Oude Rijn bei Bunnik

Der Krumme Rhein erhielt im Verlaufe des Mittelalters immer weniger Wasser, Hauptursache war möglicherweise anfangs eine schleichende Versandung, jedenfalls wurde er 1122 bei Wijk vom Nederrijn abgedämmt. Von Utrecht zur Lek wurde im 12. Jahrhundert ein Vaartse Rijn genannter Kanal gebaut. Zu den größten Moorseen Hollands entwickelten sich das Haarlemmer Meer und das Leidse Meer, die über verschiedene Gewässer mit dem Almere verbunden waren. In einem vermutlich mehrere Jahrhunderte dauernden Prozess, vielleicht vor allem im 9. Jahrhundert, versandete auch die Mündung des Oude Rijn in die Nordsee, die Dünenkette schloss sich. Nach dem Mündungsschluss wich das Wasser nach Süden und Norden aus, die nach Süden fließenden Bäche wurden abgedämmt. Nach Norden entwickelten sich zwischen dem Oude Rijn und dem Leidse Meer zahlreiche Flussverbindungen (Aa, Heemswatering, Does, Zijl, Mare). Diese stellten eine besondere Gefahr dar, da das Leidse Meer über das Haarlemmer Meer mit der Zuiderzee verbunden war und so der Meereseinfluss (Gezeiten, Fluten) wirken konnte. In diesen Gewässern konnte das Wasser in beide Richtungen fließen, je nach dem, ob der Druck des Rheinwassers oder der der Zuiderzee größer war. Die gesamte Gegend an Oude und Kromme Rijn wird Rijnland genannt.

Der Nederrijn wird in der Regel lediglich Rijn (Rhein) genannt. In einer Urkunde Friedrich Barbarossas von 1165 wird u.a. der Bau eines Hochwasserkanals vom Nederrijn durch das Gelderse Vallei zur Zuiderzee bestimmt. Die Anordnungen der Urkunde wurden jedoch nicht umgesetzt. [7]

[Bearbeiten] Süden

Die Teilung des Hauptstroms des Rheins in Waal und Nederrijn fand bei Schenkenschanz statt. Jedoch zeigen die zahlreichen Flusschlingen von Rhein und Waal unterhalb von Rees an, dass es hier öfter zu Verlagerungen von Hauptstrom und Nebenströmen kam.

Die Linge, ursprünglich in ihrer ganzen Länge ein Seitenfluss der Waal, wurde 1304 in ihrem unterhalb von Tiel gelegenen Teil in einen besonders abgedämmten, begradigten Entwässerungsgraben transformiert. Oberhalb Tiels verbleibt die Linge bis heute trotz Abdämmung ein relativ naturnahes Gewässer mit Mäandern und Überschwemmungsflächen.

Bei Heerewaarden, im Bereich der heutigen Flussnäherung zwischen Waal und Maas, flossen beide Flüsse partiell zusammen. Die Flussbette von Waal und Maas waren hier dauerhaft miteinander verbunden, wenn auch keine volle Einmündung der Maas in die Waal stattfand (dies vielleicht in vorgeschichtlicher Zeit). Hauptsächlich an zwei Stellen konnte Wasser vom höhergelegenen Maasbett in die Waal strömen: nördlich von Heerewaarden und zwischen S. Andries und Rossum. Deiche oder Dämme wurden hier erst in der Neuzeit errichtet.

Der Ästuar Westerschelde
Der Ästuar Westerschelde

Alle Unterläufe der Deltaflüsse waren in den Moor- und Dünengebieten ästuarartig verbreitert. Der Mündungstrichter von Maas und Rhein hieß im Mittelalter Masamuda oder Ostium Mase (niederländisch Maasmond) und stellte im Mittelalter einen tiefen Einschnitt dar, vergleichbar den südlich folgenden Einschnitten Haringvliet (auch Westerleek genannt), Grevelingen, Ooster- und Westerschelde. Südlich und östlich davon befand sich eine unübersichtliche Inselwelt, durch die die Unterläufe der großen Flüsse sich einen Weg suchten, unter öfter wechselnden Bezeichnungen. Diese Bezeichnungen gauklen eine strenge Hierarchie zwischen dem rheinischen System und dem der Maas vor. Die tatsächlichen Zu- und Abflussverhältnisse zwischen den beiden Fluss-Systemen lassen sich aber nur schwer darstellen, auch weil sie sich ständig änderten. Im Folgenden die durch die Namensgebungen erzeugte hydrologische Hierarchie jedoch der Einfachheit halber übernommen.

Die Ästuare vergrößerten sich bei Sturmfluten und Flusshochwasser und verkleinerten sich durch Verschlickung und Trockenlegung. Teile der Inseln sind im Hochmittelalter eingepoldert worden, so im Süden des Maasmündungstrichters Voorne und Putten und im Osten die Zwijndrechtwaard nordwestlich von Dordrecht.

Ab Dordrecht floss der bereits stark unter Meereseinfluss stehende Merwede-Strom nördlich um die Zwijndrechtswaard herum, zuerst bis Oostendam nach Norden (heutige Südhälfte des Noord), dann nach Südwesten um hierbei seinen Namen wieder in Waal zu ändern (im Bereich des heutigen Baches namens Waal zwischen Oostendam und Heerjansdam). Bei Oostendam zweigte eine anfangs unbedeutendere Verbindung nach Norden ab zum nahegelegenen Lek (heutige Nordhälfte der Noord), die nach Absperrung der Waal bei Oostendam bedeutender und ebenfalls Merwede genannt wurde (der Waalabschnitt zwischen Oostendam und Heerjansdamm wurde spätestens 1332 abgedämmt). Der Lek hieß in seinem Unterlauf ebenfalls Merwede (oder Merwe). Der Name Merwede galt also für den heutigen Abschnitt Neue Maas (ab Vlaardingen) – Noord – Merwede, und zwar seit dem 11. Jahrhundert.

Ebenfalls bei Dordrecht zweigte nach Südwest die Dort ab (heutiger Beginn der Oude Maas), die nur wenig später bei Dubbeldam in den Maas-Seitenarm Dubbel floss (heutige Oude Maas). Die Dubbel führte westlich des Zwijndrechtswaard das Dortwasser wieder in die Waal (ebenfalls heutige Oude Maas). Diese floss am damaligen Ostrand der Insel Putten (beim heutigen Goidschalkxoord, damaliger Ort Puttensteyn) mit der Maas zusammen, und der so entstandene, Maas genannte Stromabschnitt (im Bereich der heutigen Oude Maas) ergoss sich wenig später gegenüber von Vlaardingen in das Ostium Mase. In unmittelbarer nördlicher Nachbarschaft mündete die Lek-Merwede (heutige Neue Maas, siehe oben). Die damaligen Abschnitte der heutigen Oude Maas zwischen Dordrecht und Rotterdam hießen also Dord – Dubbel – Waal – Oude Maas.

Die Maas gabelte sich bei Heusden in zwei Arme, der eine ging nach Norden (heutige Afgedamte Maas), wurde auch Neue Maas genannt und mündete bei Woudrichem in die Waal; der andere, heute verschwundene Arm wurde auch Oude Maas genannt und floss nach Westen, durch den „Großen Südholländischen Waard“, ein für damalige Verhältnisse recht umfangreiches einheitliches Poldergebiet. Etwa in der Mitte des heutigen Biesbosch zweigte von dieser früheren Oude Maas nach rechts die südwestlich von Dordrecht in die Waal (heutige Oude Maas) fließende Dubbel ab (siehe oben). Die Maasteilung bei Heusden bzw. Bokhoven in westlichen und nordwestlichen Arm bestand bereits in der Antike. Der Beginn des westlichen Maasarms an der Ostgrenze des Südholländischen Waards wurde um 1270 abgedämmt und kurz darauf (1296 Ersterwähnung) wohl daher „Oude Maas“, der nordwestliche Arm „Neue Maas“ genannt. Der nordwestliche Maasarm ist jedoch möglicherweise älter als der Westarm. Dieser floss leicht südlich der heutigen Bergse Maas (noch heute bestehende Reste werden Oude Maasje genannt), dann in der Gegend von Amer und Biesbosch Richtung Nordnordwest (Reste zwischen Maasdam und Westmaas), ab etwa Goidschalxoord in etwa identisch mit dem heutigen Verlauf, nördlich von Spijkenisse in das Ostium Mase mündend.

Die Nordgrenze des Ostium Mase kann in etwa beschrieben werden mit dem Verlauf des Neuen Wasserwegs und der Scheur, die Südgrenze mit dem der Brielschen Maas. Die gesamten Rotterdamer Hafenanlagen zwischen Rotterdam über Europoort bis zur Maasvlakte liegen also im Bereich des ehemaligen Ostium Mase, dem Helinium der Römer.

Der Südholländische Waard wurde im Norden von der Strecke Merwede-Dord-Dubbel begrenzt, im Osten von der Neuen Maas. Im Süden erstreckte sich die Waardgrenze von Heusden über Geertruidenberg weiter in den Bereich des heutigen Hollands Diep, der Ort Maasdam bezeugt die Lage der westlichen Grenze des Waards.

1285 wird die Holländische Issel an ihrem Abzweig vom Lek bei Hopenesse/Geni auf Veranlassung des Grafen Floris V. von Holland abgedämmt.

[Bearbeiten] Deichbau und Einpolderung

Die Moorgebiete wurden seit dem 10. Jahrhundert mit Deichbau und Einpolderung erschlossen. Die Moorgebiete lagen vor allem in der Grafschaft Holland (die Grafen von Holland wurden daher auch „Wassergrafen“ genannt) und im weltlichen Herrschaftsgebiet des Bistums Utrecht (vgl. heutige niederländische Provinzen), letzteres hatte sich um 950 entwickelt. Zahlreiche Ortsnamen auf -dam wurden in Nordholland vergeben, da dort viele Bäche zwischen dem Almere und den nordholländischen Seen abgedämmt wurden. Die Ersterwähnung eines Deiches in einem Ortsnamen findet sich 984 (IJsendijk in Seeland).

Die Trockenlegung der Moorgebiete bewirkte wegen der Wasserentnahme, einsetzender Oxydation und der mechanischen Belastung die mehrere Meter umfassende Absenkung der Landoberfläche, so dass die Poldergebiete im Schnitt bis 2,5 Meter unter Normalnull liegen, stellenweise noch darüber hinaus. Das Niveau der Flussbette stieg dagegen aufgrund Sedimentation gleichzeitig an, so dass zum einen der Deichbau entlang der Flüsse eine immer größere Notwendigkeit, zum anderen die Wirkung von Deichbrüchen immer fataler wurde. Am Lek beginnen diese besonders gefährdeten Gebiete etwa ab Wijk bij Duurstede, am Waal bei Ochten. Wichtig für die Poldergebiete ist die regelmäßige Entfernung von Grund- und Regenwasser. Für diesen Zweck wurde und wird das Wasser in kleinen Kanälen (Slooten) gesammelt, die etwa 4-10% der Polderoberfläche einnehmen. Das Wasser wurde bei Ebbe in die Flüsse abgegeben. Bei tiefergelegeneren Poldern wurde die Anhebung des gesammelten Wassers in höhergelegene Becken oder Sammelkanäle notwendig, die Boezemwater („Busenwasser“), notwendig. Diese Leistung wurde seit dem 15. Jahrhundert von Windmühlen erbracht (Maximalleistung etwa 3,5 bis 4 Meter), zuletzt von größeren Schöpfwerken, die zuerst von Dampf, dann durch Elektrizität betrieben wurden. Ein Boezemgebied besteht aus denjenigen Poldern, die über ein gemeinsames Boezemwater zusammenhängen. Als Boezemwater dienten vor allem Gewässer, in denen das Wasser von zu hohem Wasserstand abgeschirmt werden kann: Seen (Südholland, Friesland), Kanäle (auch Ringkanäle wie die Ringvaarten) oder zu Kanälen umgebildete Fließgewässer (hierfür vom Meer oder Hauptflüssen abgedämmt). Vor allem im 13. Jahrhundert werden große Ringdeiche angelegt und auf Veranlassung der holländischen Grafen für die Entwässerung zuständige Wassergenossenschaften gegründet.

Nachdem die Flussgebiete durch Deiche geschützt worden waren, lagerten sich die Flusssedimente verstärkt im Flussbett ab, was zu deren Erhöhung führte. Dies und die Zunahme der Regenmenge seit dem 14. Jahrhundert führten zu Instandhaltungsproblemen bei den Deichen und verheerenden Flussüberschwemmungen. Die Flüsse bzw. die Polderdeiche hatten eine immer stärker trennende Wirkung zwischen den einzelnen Landesteilen.

[Bearbeiten] 1421 bis 17. Jahrhundert

Im November 1421 überschwemmte die (zweite) St.-Elisabeth-Flut weite Teile des Deltagebietes. Die Meeresbucht des Haringvliet schiebt sich tief nach Osten ins Landesinnere, es entsteht das Hollands Diep, das anfangs weitaus größere Gebiete als heute einnahm. Die Waalmündung ins Meer lag anfangs bei Gorinchem. Große Gebiete können nicht mehr vom Wasser zurückgewonnen werden, dies betrifft vor allem den Großen Südholländischen Waard. An den verschwundenen Wasserläufen sind vor allem der Maaslauf zwischen Heusden und Putten sowie die Dubbel oberhalb Dordrechts zu nennen. Das heutige Altwasser zwischen Maasdam und Westmaas sowie das Oude Maasje südlich der heutigen Bergse Maas sind ein letzter Rest dieses untergegangenen Masslaufs. Dordrecht befand sich fortan auf einer Insel zwischen Hollands Diep im Süden und Merwede-Waal im Norden. 72 Kirchdörfer wurden zerstört, davon 23 nie wieder aufgebaut. Die Flut von 1421 veränderte nachhaltig den hydrogeographischen Zustand des Deltas und führt zu zahlreichen Namensänderungen einzelner unterer Flussabschnitte. In vielerlei Hinsicht überdauert die Namensgeschichte jedoch die Naturgeschichte.

1437 wird etwas oberhalb ihrer Mündung, an der Grenze zwischen dem Bistum Utrecht und dem gräflich-holländischen Amstelland (noch heute Provinzgrenze) die Vecht bei Hinderdam abgedämmt. 1439 wird der Rest des zerstörten westlichen Maasarms bei Westmaas abgedämmt. Die Oer wird ebenfalls abgedämmt.

Die östlichen Deltabereiche um 1645
Die östlichen Deltabereiche um 1645

Das Maaswasser fließt trotz der unmittelbaren Nähe der neuen Meeresbucht Hollands Diep an der Maasgabelung bei Heusden nun überwiegend in den nun nur Maas genannten nordwestlichen Arm (heutige Afgedamte Maas) und von dort in die Merwede. Dessen Wasser fließt zwischen Gorinchem und Dordrecht nun zu einem großen Teil in die Hollands Diep und führt so zur Entstehung eines Deltas im Delta, dem Biesbosch (Binsenwald), auch Bergse Veld (Bergsches Feld) genannt. Durch das Entstehen des Hollands Diep wurde die Mündungsbasis der Waal bzw. der Merwede vorverlegt, daher, und wegen der Verschlickung der Flussbette, floss an der Rheinteilung immer mehr Wasser in die Waal und immer weniger in Nederrijn und Issel. Westlich von Heusden entsteht ein neuer Maasarm, der Bergse Maas und Amer genannt wird und in das Hollands Diep mündet. Er führt jedoch weitaus geringere Wassermengen als der zur Waal führende Strom. Ende des 15. Jahrhunderts wurden die beiden Flusschlingen der Maas bei Heusden durchstochen (bei Well und bei Neder-Hemert).

Der „Lek-Waal-Ästuar“ (Maasmond) um 1769, mit der Insel Rozenburg, der Scheur nördlich davon, und dem Hoek van Holland, durch den später der Nieuwe Waterweg gegraben wird
Der „Lek-Waal-Ästuar“ (Maasmond) um 1769, mit der Insel Rozenburg, der Scheur nördlich davon, und dem Hoek van Holland, durch den später der Nieuwe Waterweg gegraben wird

Der Name Oude Maas wird auf die Strecke Dord-Dubbel-Waal übertragen, die Bezeichnungen Dubbel und Dord verschwinden. Zwischen Dordrecht und der Hollands Diep wird der Dordtse Kil angelegt, anfangs Vaart oder De Kil genannt. Die Strecke zwischen Dordrecht und Heerjansdam (ehemalige Benennung Dord bzw. Dubbel) wird jedoch noch lange Zeit mal Maas, mal Merwede genannt. Der Abschnitt der Merwede zwischen Dordrecht und Krimpen am Lek wird zunehmend Noord genannt, die Bezeichnung setzte sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch (Ersterwähnung 1537 als ´t noort diep). Durch das Einfließen großer Wassermengen der Merwede in die Hollands Diep erhielt der Noord weniger Wasser, es bildeten sich zahlreiche Sandbänke und Flussinseln, oord genannt. Der Noord hat ihren Namen eventuell von diesen oord. [8] Aber: vom zentralen Dordrecht aus gesehen ist der Noord ein nach Norden fließender Stromabschnitt, und „Norden“ auf heißt im Niederländischen „Noord“. Der Merwede-Abschnitt ab dem Zusammenfluss mit dem Lek wird etwa ab dem 17. Jahrhundert Neue Maas genannt. Im Ostium Mase wird Landgewinnung betrieben, die Insel Rozenburg entsteht. Am Südrand der Meeresbucht entsteht die Brielse Maas / das Brielse Diep, als Äquivalent zur nach Westen wandernden Neuen Maas am Nordrand. Ein nördlich Rozenburgs gelegener Seitenarm der Neuen Maas wird Scheur genannt.

Durch den fortschreitenden Torfstich geht das Leidse Meer im Haarlemmer Meer auf. Im 17. Jahrhundert setzt hinsichtlich der Moorseen aber eine Kehrtwende ein. Vor allem die nordholländischen Moorseen werden mit Hilfe von Windmühlen zumindest teilweise trockengelegt. 1673 wird die Vecht an ihrer Mündung abgedämmt.

[Bearbeiten] 18. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert verschwinden die letzten Urwälder der Flussauen, um der Landwirtschaft und der Besiedlung Platz zu machen. Vom Oude Rijn erfolgt entlang seines alten Verlaufs ein Kanaldurchstich durch die Dünenkette zur Nordsee. Durch die Insel Putten entsteht zwischen Oude Maas und Haringvliet die Spui. Der Nederrijn wird nach wie vor zumeist nur Rijn genannt.

Zwischen 1706 und 1708 wird zwischen Waal und Nederrijn der Pannerdens Kanaal (zwischen Pannerden und Peppelgraat) errichtet (anfangs Den Nuwe Rijn - Neuer Rhein - genannt), der Beginn des Nederrijns bei Schenkenschanz wird abgesperrt (Bild des Pannerdens Kanaal). Der verbliebene Altarm zwischen Elten und Loo wird Oude Rijn, De Jezuitenwaai oder De Keel genannt (heute teilweise im Bereich der niederländisch-deutschen Staatsgrenze). Somit verlagert sich die Rheinteilung um etwa sieben Kilometer waalabwärts. Gleichzeitig wird in zwischenstaatlichen Verträgen die Verteilung des Rheinwassers auf die drei Deltahauptarme geregelt (siehe Kapitel Wasserverteilung und Wassermengen). Ohne den Pannerdenschen Kanal würde eventuell kein Wasser mehr in den Nederrijn fließen, da dessen Oberlauf dann bereits längst versandet wäre. Der Waalabschnitt oberhalb des Pannerdenschen Kanals wird anfangs Boven Waal genannt, der Abschnitt unterhalb Beneden Waal.

Mit dem Durchstich de Pleij bei Weestervoort wird 1773-1776 der Abzweig der Issel vom Nederrijn verkürzt. Ohne diesen Eingriff wäre der Zustrom von Rheinwasser in die Issel durch Versandung abgebrochen.

Zwischen Schenkenschanz und Gendt wird 1775 der Bijlands Kanaal angelegt. Er stellt eine Begradigung (und teilweise leichte Nordverlegung) des Waal im Bereich der Rheinteilung dar. Zwischen Warbeyen bzw. Griethausen und Keeken finden sich noch Reste des früheren Waalverlaufs, heute „Alter Rhein“ genannt.

[Bearbeiten] 19. Jahrhundert

Bis weit ins 19. und 20. Jahrhundert hinein, bis zu den verschiedenen großen Regulierungs- und Landgewinnungsmaßmahmen des Industriezeitalters, waren die Unterläufe der großen Flüsse kaum als regelrechte Flussläufe zu bezeichnen. Durch den Gezeitenstrom waren sie meist so verbreitert, dass sie schwer von Meeresabschnitten zu unterscheiden waren. Die Gezeitenflut wirkte weit die Flussläufe hinauf, dazu kam die durch die Flut ausgelöste Stauung und damit einhergehende Erhöhung des Flusswasserniveaus. Alle diese Effekte wurden durch Sturmfluten oder Flussüberschwemmungen verstärkt. Im Lek stieß die Gezeitenflut bis Schoonhoven vor, die Stauung ging bis Vianen. In der Waal reichte die Gezeitenflut bis Gorinchem, die Stauung bis Bommel. Im Bereich der Noord war die Gezeitenbewegung sogar in beide Richtungen möglich.

Im 19. Jahrhundert finden zahlreiche Flussregulierungen statt, indem man an den Ufern Buhnen (Krib) baut und die Fahrrinnen in der Mitte ausbaggert. Waal und Maas werden in ihrem partiellen Zusammenfluss bei Heerewaarden voneinander getrennt.

Die Mündungen der Linge in die Waal bzw. in die Merwede werden 1793 bzw. 1810 mit Sperrschleusen versehen. 1819 wird die Lingemündung etwa 20 km merwedeabwärts nach Steenenhoek verlegt.

1830 wird der Kanaal door Voorne gegraben, der Kanal von der Brielschen Maas zum Haringvliet durch die Insel Voorne.

Die Windschöpfwerke der Polder werden seit der zweiten Hälfte des 19. und im 20. Jahrhundert durch motorisierte Schöpfwerke ersetzt, die zuerst mit Dampfkraft, dann mit Diesel und schließlich elektrisch angetrieben werden. Sie helfen die noch immer weiter absinkenden Polder trocken zu halten und erlauben die Trockenlegung sehr tief gelegener Gebiete zwischen Rotterdam und Amsterdam. Nördlich von Rotterdam entsteht der niedrigste Landpunkt mit 6,7 Metern unter Normalnull. In einem ersten staatlichen Trockenlegungsprojekt und mit Hilfe von Dampfmaschinen wird 1852 das Haarlemmermeer zur Trockenlegung eingepoldert.

Der Unterlauf der Neuen Maas, der ehemalige Nordrand des Maasmond-Ästuars, wird 1866-1872 vor allem für Zwecke der aufkommenden Großschiffahrt, zum Nieuwe Waterweg (Neuer Wasserweg) ausgebaut. Der Name Scheur, Bezeichnung eines ursprünglichen kurzen nördlichen Seitenarms der Neuen Maas um die Insel Rozenburg, bleibt dabei erhalten. Der Neue Wasserweg ist 33 km lang, 250 m breit und 10,5 bis 12 m tief.

Um einer weiteren Versandung des Noord und des Neuen Wasserwegs sowie der von der Waal ausgehenden Hochwassergefahr entgegenzuwirken, wird 1869 zwischen Merwede und Hollands Diep die etwa 20 Kilometer lange Nieuwe Merwede (Neue Merwede) ausgehoben. Die Neue Merwede führt seitdem durchschnittlich 65% des Waalwassers (entspricht 44% des Rheinwassers) zum Meer.

[Bearbeiten] 20. Jahrhundert

Die vom Schiffsverkehr benutzten Flussläufe wurden 1900-1920 gegebenenfalls kanalisiert, also ausgebaggert.

1904 erfolgt die Verlegung der Maasmündung. Der nordwestliche Maashauptarm wird bei Heusden abgedämmt. Das gesamte Maaswasser fließt seitdem über Bergsche Maas und Amer, die beide hierfür vorher ausgebaut worden waren, direkt zum Hollands Diep. Seit dieser Maßnahme besteht keine oberflächliche Fließwässer-Verbindung mehr zwischen den Systemen von Rhein und Maas.

Der Abschlussdeich am IJsselmeer
Der Abschlussdeich am IJsselmeer

Die Meeresbucht Zuiderzee wird 1932 mit dem sogenannten „Abschlussdeich“ abgedämmt, es entsteht das süße IJsselmeer. In ihm werden zwischen 1930 und 1968 vier große Gebiete mit einer Gesamtfläche von 165.000 Hektar eingepoldert und trockengelegt. Die Inseln Urk und Schokland gehen im Noordoostpolder auf. Die geplante Trockenlegung der Wattbereiche wurde aufgegeben. Der für 1980 geplante Markerwaardpolder wird nicht mehr angelegt, der Markerwaarddijk bleibt aber bestehen.

Utrecht und Umgebung: während der Amsterdam-Rhein-Kanal gut zu sehen ist, sind Krummer Rhein, Oude Rijn und Vecht schwer auszumachen
Utrecht und Umgebung: während der Amsterdam-Rhein-Kanal gut zu sehen ist, sind Krummer Rhein, Oude Rijn und Vecht schwer auszumachen

Der Amsterdam-Rhein-Kanal (Amsterdam-Rijnkanaal) zwischen dem Hafen von Amsterdam und der Waal bei Tiel wird 1952 eröffnet.

Durch die Hollandsturmflut 1953 überschwemmtes Gebiet
Durch die Hollandsturmflut 1953 überschwemmtes Gebiet

Die groß angelegten Deltawerke (auch „Deltaplan“ oder „Deltaprojekt“) wurde zwischen 1950 und 1997 umgesetzt. Die Ideen zu ihnen war also bereits vor der Hollandsturmflut 1953 geboren. Ziel war vor allem der bessere Schutz vor Sturmfluten. Die Umsetzung der Deltawerke begann 1950 mit der Abdämmung der Brielschen Maas. 1958 wurde das Sturmflutwehr an der Holländischen Issel errichtet. Danach wurden zwischen 1960 und 1987 mit hohem Aufwand im Bereich der südwestlichen Ästuare vier meerseitige Hauptabschlussdämme und fünf weiter landeinwärts gelegenere Sekundardämme gebaut (1960 Zandkreekdam, 1961 Veerse Gatdam, 1965 Grevelingendam, 1970 Volkerakdam, 1971 Haringvlietdam, 1972 Brouwershavense-Gat-Damm, 1986 Oosterscheldedamm, 1986 Oesterdam, 1987 Philipsdam, 1987 Bathse Spuisluis). Nicht alle der abgesperrten Buchten wurden aber zu Süßwasserseen transformiert. Aus Gründen des Naturschutzes blieben der Grevelingen und die Oosterschelde als Salzwasserbecken erhalten. Die Oosterschelde blieb sogar zusätzlich dem Einfluss der Gezeiten bewahrt. Westerschelde und Nieuwe Waterweg blieben aufgrund des starken Schiffsverkehrs nach Rotterdam und Antwerpen ohne Abschlussdeich. Zum Ausgleich wurden die Deiche entlang der Westerschelde verstärkt und 1997 ein Sturmflutwehr über den Nieuwe Waterweg, das Maeslant-Sturmflutwehr, angebracht. Gleichzeitig mit dem Maeslantwehr wurde zwischen Rotterdamer Hafen (Hartelkanal) und Oude Maas das Hartel-Sturmflutwehr errichtet.

Durch die Deltawerke verkürzte sich die Küstenlinie zwischen den Westspitzen von Walcheren und Voorne von 800 auf 80 Kilometer. Haringvliet, Hollands Diep, Volkerak und ein kleiner Teil im Osten der Oosterschelde wurden zu Süßwasserseen. Der Abfluss der Flusswassers von Rhein und Maas erfolgt in diesem Gebiet ausschließlich durch die Entwässerungsschleusen des Haringsvlietdamm. Ursprünglich war geplant, alles Wasser von Rhein und Maas durch den Neuen Wasserweg ins Meer zu führen. Da dies aber für Hochwasser und Eisgang nicht umsetzbar erschien, wurden in den Haringsvlietdamm Abzugsschleusen eingebaut. Es handelt sich um 17 riesige Tore mit einem maximalen Abfluss von 21.000 m³ pro Sekunde.

Seit 1975 verbindet der Schelde-Rhein-Kanal den Volkerak mit Antwerpen.

Auch im 19. und 20. Jahrhundert waren Deichbrüche und Überschwemmungen keine Seltenheit. Die großen Eindeichungs- und Absperrprojekte haben den von den Flüssen und vom Meer drohenden Fluten ihren Schrecken mittlerweile weitestgehend genommen. Dennoch wird auch aufgrund der tektonischen Senkungslage (bei Vlissingen 26 cm in 100 Jahren), der Lage vieler Gebiete unter dem Grundwasserspiegel sowie dem zu erwartenden Meeresspiegelanstieg die Beherrschung des Wassers im Rheindelta und in den Niederlanden wohl niemals zu einem abgeschlossenen Fall werden. Das mögliche Abschmelzen allen Eises auf der Erde (vergleiche auch Eiszeitalter) würde zu einem Anstieg des Meeresspiegels um 60 bis 75 Meter führen.

[Bearbeiten] Politische Geschichte, Grenzen

Germania Inferior im Rahmen der römischen Provinzen, hier mit einem wohl nie existierenden Grenzverlauf entlang des Lek
Germania Inferior im Rahmen der römischen Provinzen, hier mit einem wohl nie existierenden Grenzverlauf entlang des Lek

Während des Gallischen Krieges Julius Caesars fiel das Deltagebiet um 55 v.u.Z. unter römische Herrschaft. Seit den Feldzügen Drusus´ richteten die Römer eine dauernde militärische Präsenz ein. Bei der Ankunft der Römer lebten im Deltagebiet verschiedene Bevölkerungsgruppen, vor allem Bataver im Osten, Cananefaten im Westen und Friesen im Norden. Durch den Deltabereich zog sich der Grenzsaum zwischen keltischer Bevölkerung in Südmitteleuropa und germanischer in Nordeuropa. Vor allem in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts pendelte die Reichsgrenze zwischen Rhein und Elbe, wurde zeitweise entlang der Ems fixiert. Vom Deltagebiet aus wurden Feldzüge nach Osten unternommen. 72 n.u.Z. wird die Linie Rhein-Nederrijn-Oude Rijn Reichsgrenze, die rechten Ufer bilden einen Grenzsaum. Entlang der Grenze werden zahlreiche Kastelle und Legionslager (Niedergermanischer Limes), südlich davon Civitates errichtet. 89 n.u.Z. wurde die Provinz Germania Inferior (Niedergermanien) gegründet, deren Hauptstadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln) war.

276 zerstören mit dem Sammelnamen Franken bezeichnete Germanen den niedergermanischen Rheinlimes, die Römer weichen fortan auf ein System der Tiefenverteidigung aus. Die Nordgrenze der späteren Provinz Germania I lag etwas südlicher als die von Niedergermanien, fand sich entlang von Rhein und Waal bis Heerewaarden und folgte dann der Maas sowie dem Ostrand der südwestlichen Ästuare zur Scheldemündung. Die Reichsgrenze verlor aber ihre schützende Funktion, was zu einem starken Bevölkerungsrückgang im Delta führt. Um 350 erfolgte die Invasion und Ansiedlung von fränkischen, später Salfranken (Salier) genannten Bevölkerungsgruppen anstelle der Bataver im östlichen Delta sowie südlich des Deltas. Die Salier werden römische Bundesgenossen und entwickeln sich so zu einem germanischen Soldatenstand mit der Hauptaufgabe der Verteidigung der gesamten nordöstlichen Reichsgrenze.

Während der bis um 400 dauernden römischen Herrschaft lebten in den Dörfern des Deltas germanische, keltische und römische Siedler. In den Marschgebieten wurde vor allem Viehzucht betrieben, in der weiter landeinwärts gelegenen Geest dagegen überwiegend Ackerbau. Zwischen Marsch bzw. Cananefaten oder Saliern im Westen und Geest bzw. Batavern im Osten befanden sich vielerorts nahezu siedlungsfreien Moore. Die Reichsgrenze entlang des Oude Rijn bis 276 hat wirtschaftlich wohl keine große Wirkung gehabt, denn nördlich wie südlich davon lebten Cananefaten mit beidseitig gleicher materieller Kultur. Bataver und Friesen (beides Germanen) waren zeitweise römische Bundesgenossen.

Zwischen 400 und 450 übernehmen die Salier die politische Macht, dehnen sich in der Folge nach Süden bis zur Somme aus und vereinigen die diversen entstandenen fränkischen Königreiche Ende des 5. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt der fränkischen Macht wird aus dem Deltabereich weg nach Süden verlegt (Tournai an der Maas). Im Deltabereich ist bereits ab 450 ein erneuter starker Bevölkerungsrückgang und die Ausbreitung des Waldes feststellbar. Erst im 7. Jahrhundert nimmt die Bevölkerung in diesem nördlichen Grenz-Schutz-Saum der Salier-Franken wieder zu. Das westliche Delta war bereits seit dem 6. Jahrhundert von aus dem Norden kommenden Friesen besiedelt, vielleicht auch von Dänen (Saxones Eucii) und Warnen (Varini). Im frühen 8. Jahrhundert brachten die Franken die Friesen bis zur Flie unter ihre Kontrolle.

Von den fränkischen Reichsteilungen war das Deltagebiet unmittelbar betroffen. Bei der Reichsteilung von 843 kam das Delta zum Mittelreich (Lotharingien). Westerschelde und Schelde bildeten die Grenze zum Westreich, die Issel teilweise jene zum Ostreich. Nach der Reichsteilung von 870 verlief die Grenze zwischen Ost- und Westfranken durch das südwestliche Deltagebiet (Maas, Ostteil Haringsvliet, Oude Maas, Almere), 879 wurde diese Grenze an Schelde und Westerschelde verlegt, wo schon 843-870 die Grenze zwischen West- und Mittelreich verlief.

Das Rhein-Maas-Delta zur Zeit der Vereinigten Niederlande um 1658
Das Rhein-Maas-Delta zur Zeit der Vereinigten Niederlande um 1658

Im 10. und 11. Jahrhundert gehörte das südliche Deltagebiet zum Herzogtum Niederlothringen, das nördliche zu Friesland. Im Südwesten reichte die französische Grafschaft Flandern in das Deltagebiet hinein. Im 11. Jahrhundert wird die Grafschaft Holland (ursprünglich „Grafschaft Westfriesland“) von Friesland, das längere Zeit bis zur heutigen belgischen Grenze gereicht hatte, abgetrennt. Neue Westgrenze Frieslands wird das Almere. Im Laufe der Zeit entwickeln sich die folgenden wichtigen politischen Territorien: Herzogtum Brabant, Grafschaft Seeland, Bistum Utrecht, Herzogtum Geldern, Grafschaft Kleve. Im 16. Jahrhundert kommt nahezu das gesamte Gebiet unter die Herrschaft der spanischen Habsburger. Nördlich der heutigen belgisch-niederländischen Grenze trennen sich bald die unabhängigen Vereinigten Niederlande ab, südlich davon etablieren sich die Spanischen Niederlande, ab 1714 Österreichische Niederlande.

Im 17. Jahrhundert wird die „Holländische Wasserlinie“ angelegt. Sie wurde mittels absichtlichem Überschwemmen der Moorgebiete durch Deichdurchstich erzeugt und diente zur Verteidigung Innerhollands in Kriegsfällen. Sie wurde weiter ausgebaut und 1939/1940 letztmals benutzt.

1795 fallen die Österreichischen Niederlande an Frankreich, die Vereinigten Niederlande werden von der Revolutionsregierung in Paris durch die Batavische Republik ersetzt. 1798 fallen die restlichen Gebiete westlich des Rheins an Frankreich. 1806 wird anstelle der Batavischen Republik das Königreich Holland eingerichtet, 1810 wird das Kaiserreich Frankreich jedoch auf ihr Gebiet und das des heutigen Norddeutschlands ausgedehnt. 1815 wird vom Wiener Kongress das Vereinigten Königreich der Niederlande geschaffen, das in etwa die heutigen Staaten Belgien und Niederlande umfasst. Die Grenze zu Preußen wird im Bereich der früheren Herzogtümer Kleve und Jülich einen Kanonenschuss östlich der Maas eingerichtet. 1831 wird südlich der früheren Nordgrenze der Spanischen Niederlande das Königreich Belgien gegründet, nördlich das Königreich der Niederlande. Somit sind im Wesentlichen die heutigen Staatsgrenzen erreicht.

Die Lage der niederländischen Provinzgrenzen im Vergleich zu den Flussläufen des Deltas
Die Lage der niederländischen Provinzgrenzen im Vergleich zu den Flussläufen des Deltas

Die heutigen Niederlande sind in mehrere Provinzen eingeteilt, deren Grenzen sich an denen früherer Territorien orientieren. So entsprechen die Provinzen Nordholland und Südholland der früheren Grafschaft bzw. Staat Holland und die Provinz Utrecht dem früheren Bistumsstaat.

Weite Teile des östlichen Deltabereiches liegen in der Provinz Gelderland; die Issel bildet auf weite Strecken die Grenze zur Provinz Overijssel, die Maas zur Provinz Nordbrabant. Die Waal bildet in Gelderland bemerkenswerterweise nirgendwo die Provinzgrenze. Zentrale Teile des westlichen Deltabereiches werden von der Provinz Südholland eingenommen; der Grevelingen bildet die Grenze zur Provinz Seeland, Hollands Diep und Neue Merwede jene zu Nordbrabant. Die Provinz Utrecht liegt mitten im Delta, ihre Südgrenze (zu den Provinzen Gelderland und Südholland) verläuft entlang von Nederrijn und Lek. Für den nördlichen Deltabereich sind noch zu nennen die Provinzen Nordholland zwischen Nordsee und IJsselmeer, Flevoland im Bereich der Neulandflächen der Zuiderzee und Friesland nordöstlich des IJsselmeer. Von den 12 niederländischen Provinzen haben somit nur drei keinen Anteil an der Deltalandschaft, nämlich Limburg, Drenthe und Groningen. Während der Anteil Nordrhein-Westfalens verschwindend gering ist und sich auf kleine Flächen im Bereich der Rheinteilung beschränkt, ist der Anteil Belgiens etwas größer und erstreckt sich von der Provinz Westflandern an der Nordseeküste über die Provinz Ostflandern zur Provinz Antwerpen um die Scheldemündung.

[Bearbeiten] Geschichte von Siedlung, Verkehr und Wirtschaft

Wendemanöver auf der Schelde in Antwerpen
Wendemanöver auf der Schelde in Antwerpen

Erste schriftliche Überlieferungen über die Deltagegend stammen aus der römischen Zeit. Sie berichten von keltischen und germanischen Bewohnern, und auch von bernsteinsuchenden griechischen Kaufleuten. Mela und Plinius berichten von den Oenoern, die sich von Vogeleiern und Hafer ernähren. [9] Die Menschen lebten jedoch vermutlich vor allem von Fischerei und Viehzucht. Zum Schutz vor erhöhtem Wasserstand bauten sich die Bewohner Tausende von Zufluchtshügeln (Terpen oder Wurten genannt).

In der Römerzeit herrschte ein duales Wirtschaftssystem aus der einheimischen Subsistenzwirtschaft mit Naturaltausch und der römischen hierarchischen Markt- und Geldwirtschaft.

Zu den wichtigsten Römerorten im Rheindelta zählen:

  • Noviomagus (das heutige Nimwegen), an der oberen Waal, Hauptort des Civitas Batavorum.
  • Fletio (das heutige Vechten, Gemeinde Bunnik), am Abzweig der Vecht vom Oude Rijn, Hafen und Standort der Flotte für Niedergermanien. Später wurden diese Funktionen an den Kanal zwischen dem Oude Rijn und dem Helinium verlegt, nach Praetorium Agrippinae.
  • Praetorium Aggripinae (beim heutigen Voorburg), Hauptort der Civitas Cananefatium.
  • Rossum.

Bereits in der Antike und womöglich bereits davor hatte das Rheindelta für den Schifffahrtsverkehr und für den Transport von Gütern eine überragende Bedeutung. Dennoch hatten die Deltaflüsse für die Bevölkerungsgruppen eine trennende Wirkung. Die wichtige Funktion als Handelskorridor zwischen Britannien und Rheinland behielt das Delta jedenfalls durch alle politischen Veränderungen der Antike hindurch bis ins 5. Jahrhundert.

Zwei frühe Stadtentstehungsphasen können im Deltabereich und seiner Umgebung unterschieden werden:

  1. Ende 7. – Mitte 9. Jahrhundert: Handelsplätze (Emporien): Quentovic, Domburg, Witla, Dorestad. Für diese Orte war bedeutend, dass die Maas die nördliche Fortsetzung der bis ins 7. Jahrhundert wichtigen Rhône-Saône-Achse bildete. Darünerhinaus war der Nordseehandel wichtig, es gab vergleichbare Emporien auf den britischen Inseln, in Skandinavien und im nördlichen Mitteleuropa (wie Haithabu und Birka). Im 9. Jahrhundert gehen die Emporien meist unter, vermutlich u.a. wegen des Wegfalls königlicher Schutzmacht.
  2. Mitte 9. – Anfang 10. Jahrhundert: Portus“: Maastricht, Lüttich, Huy, Namur und Dinant an der Maas, vielleicht Antwerpen, sicher aber Gent, Tournai, Valenciennes an der Schelde, Deventer an der Issel, Tiel an der Waal. Die Portus sind Vor- und Frühformen der „klassischen“ mittelalterlichen Stadtentwicklung des 10. und 11. Jahrhunderts. Bei den Portus spielte eine Burg oder eine Abtei als Konsumzentrum eine wichtige, den Handel stimulierende Rolle. Durch besondere Rechtsstatuten (Stadtrecht), Ummauerung und Entwicklung zu Fernhandelszentren bildeten sich die Portus zu mittelalterlichen Vollstädten weiter.

Um 900 wurde im Osten vor allem im Gebiet der Kleiablagerungen der Uferwälle und Stromrücken gesiedelt. Ferner gab es an den Mündungsbereichen und an der Küste entlang zahlreiche Siedlungen, von denen sich einige im heutigen Meeresgebiet befunden haben. Im 10. Jahrhundert wurden die bereits in der Antike besiedelten Gebieten wiederbesiedelt.

Bei der Kultivierung der Moore werden meist Moorhufendörfer angelegt. Die Fluren sind in lange schmale Parzellen mit dazwischen liegenden Entwässerungskanälen aufgeteilt, weswegen man die Lage der ehemaligen Moorgebiete auf einer Landkarte oder aus der Luft sehr gut erkennen kann. Um 1300 sind die Kultivierungsmaßnahmen in den Mooren abgeschlossen. Seit dem Spätmittelalter wird in den ehemaligen Moorgebieten überwiegend Viehzucht betrieben.

Wichtige Handelsstädte des Mittelalters waren Dorestad, Deventer, Stavoren am Ostufer der Flie, Medemblik am Westufer der Flie, Tiel (kurzzeitig), Dordrecht und Vlaardingen. Geertruidenberg verlor nach der Flut von 1421 rasch an Bedeutung.

Nach der großen Überschwemmung von 1421 wurde in Jahrhunderten das verlorene Land teilweise wieder trockengelegt. Dabei bildeten auch die verschwundenen Flussläufe weiterhin die Basis für die Ziehung von politischen und kirchlichen Grenzen. Das traditionelle Namensregime war noch immer von rechtlicher, politischer und wirtschaftlicher Bedeutung. Bei der Neulandgewinnung kam es zu Zwistigkeiten, wenn alte Grund- und Bodenrechte eingefordert wurden oder der Verlauf früherer Grenzen festgestellt werden sollte.

Rotterdam mit den älteren Hafenanlagen und Umgebung
Rotterdam mit den älteren Hafenanlagen und Umgebung

1868 wurde mit der Mannheimer Akte die freie Rheinschiffahrt aller Anrainerstaaten festgelegt. Den Konkurrenzkampf der niederländischen Häfen entschied Rotterdam auch aufgrund der Entwicklung der Industrie im Ruhrgebiet und der Fertigstellung des Nieuwe Waterweg für sich. Die Industrie- und Hafenanlagen von Rotterdam entwickelten sich zu den bedeutendsten der Welt. Nach 1945 wurde der Bereich des ehemaligen, Maasmündung genannten Ästuars westlich von Rotterdam grundlegend umgestaltet. Hafen- und Industrieanlagen wurden auf einer Fläche von über 25 Kilometern Länge zwischen Rotterdam und der Küste angelegt. 1931 war bereits der Waalhaven angelegt worden. Neben der traditionellen Transitfunktion bekam der Rotterdamer Hafen nun auch die Funktion als Standort von Betrieben, die Güter verarbeiten, gerade auch Massengüter wie Erdöl und Erze. Zuerst wurde 1957 zwischen Rotterdam und der ehemaligen Insel Rozenburg der Botlek-Komplex fertiggestellt, 1967 der Eemhaven. Westlich von Rozenburg entstand vor allem in den 1960er-Jahren der Europoort-Komplex, der im Süden vom Brielse Meer (ehemalige Brielse Maas) und dem Hartelkanal, im Norden vom Calandkanal und dem Neuen Wasserweg begrenzt wird. Die westlichste Hafenerweiterung, die Maasvlakte („Maasfläche“), wurde in den 1970ern aufgeschüttet und liegt größtenteils bereits im Meer, also westlich des ehemaligen Ästuarbereiches. Maasmond wird heute noch der kleine Meeresbereich der Maasvlakte und dem Damm bei Hoek van Holland genannt. Am Kap bei Hoek van Holland endet mit Kilometer 1032 auch die Kilometrierung von Rhein, Waal, Merwede, Noord und Neuer Maas, die an der Konstanzer Brücke über den Seerhein beginnt.

Maasfähre Meeswijk-Berg
Maasfähre Meeswijk-Berg

Heute gibt es nur noch einige wenige Flussfähren, vor allem an Rhein, Lek und Maas. 1940 existierten davon noch 21. Die heutigen zentralen Orte des Deltabereiches sind Zwolle, Apeldoorn, Arnheim, Nimwegen, ’s-Hertogenbosch, Middelburg, Rotterdam, Dordrecht, ’s-Gravenhage, Utrecht, Amsterdam, Haarlem, Alkmaar, Breda und Antwerpen. Alle diese Orte liegen mit Ausnahme Antwerpens in den Niederlanden. Der stärkste Binnenschiffsverkehr findet heute auf den Strecken Rotterdam-Noord-Waal-Rhein und auf dem Schelde-Rhein-Kanal statt.

Das Bewusststein, dass es sich beim Maasmond bzw. der Region um Rotterdam eigentlich um das Mündungsgebiet des Rheins handelt, kam im Namen der am 5. November 1960 gegründeten Planungsgemeinschaft Rijnmond („Rheinmündung“) zum Ausdruck. Rijnmond ist eine aus 23 Gemeinden bestehende öffentlich-rechtliche Körperschaft und umfasst 536 km² (davon Rotterdam: 186 km²).

[Bearbeiten] Nach Deltaflüssen benannte Orte

Eine Betrachtung der nach Deltaarmen benannten Ortsnamen verstärkt noch das Namenschaos, da einige der Namen weit weg vom scheinbar namensgebenden Gewässer liegen und verweist darauf, dass im Delta über die Jahrhunderte viele hydrographische und onomastische Änderungen erfolgten.

[Bearbeiten] Kulturgeschichte

[Bearbeiten] Nach Deltaflüssen benannte Personen

  • Rembrandt, mit vollem Namen Rembrandt Harmenszoon van Rijn (geboren in Leiden am Oude Rijn)

[Bearbeiten] Zitate

Gott schuf die Welt, die Niederländer die Niederlande

Niederländisches Sprichwort

The Rhine is the river about which all the world speaks but no one studies, which all the world visits but no one knows, which one sees as it passes but forgets as it flows, which everyone skims but no one plumbs. Still, its ruins lift the imagination and its destiny preoccupies serious minds; and below the surface of its current, this admirable river reveals to the poet and statesmen alike the past and future of Europe.

Victor Hugo 1845

[Bearbeiten] Literatur, Quellen

[Bearbeiten] Standardwerke

  • Hendrik J.A. Berendsen u. Esther Stouthamer, Palaeogeographic development of the Rhine-Meuse delta, Assen 2001

[Bearbeiten] seit 1990

  • Piet H. Nienhuis, Environmental History of the Rhine-Meuse Delta, Dordrecht 2008
  • Niederländisches Ministerium für Wasserwirtschaft, Bestandsaufnahme Bearbeitungsgebiet Deltarhein, 2005 (Link zur pdf-Version auf den Websites der Internationale Kommission zum Schutz des Rheins - IKSR)
  • Wolfgang Schirmer u. Wolfgang Boenigk, Landschaftsgeschichte im europäischen Rheinland, Münster 2004
  • K.-E. Behre, Eine neue Meeresspiegelkurve für die südliche Nordsee: Transgressionen und Regressionen in den letzten 10.000 Jahren, in: Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 28 (2003), S. 9-63.
  • Mark Cioc, The Rhine. An Eco-Biography 1815-2000, Seattle u. London 2002
  • H. Engel, Fortschreibung der Monographie des Rheingebietes für die Zeit 1971-1990, 1997
  • Henk J.T. Weerts, Complex confining layers. Architecture and hydraulic properties of Holocene and Late Weichselian deposits in the fluvial Rhine-Meuse delta, Utrecht 1996
  • Henk Meijer, Die Niederlande und das Wasser, Utrecht u. Den Haag 1996
  • Der Rhein – le Rhin – de Waal. Ein europäischer Strom in Kunst und Kultur des 20. Jahrhunderts, hrsg. von Hans M. Schmidt u.a., Köln 1995, Katalog der gleichnamigen Ausstellung
  • Henk Meijer, Kleine Geographie der Niederlande, Utrecht u. Den Haag 1994
  • Manfred Fenzl, Der Rhein, Hamburg 1994
  • Torbjörn E. Törnqvist, Fluvial sedimentary geology and chronology of the Holocene Rhine-Meuse Delta, Utrecht 1993
  • Rudolf Strasser, Die Veränderungen des Rheinstroms, Düsseldorf 1992
  • Oskar Bär, Geographie Europas, 1991
  • K.-R. Nippes, Bibliographie des Rheingebietes, 1991

[Bearbeiten] 1945-1989

  • Siedlungsforschung, Band 7, Bonn 1989, mehrere Aufsätze zum Rhein-Maas-Delta
  • Dieter Kelletat, Physische Geographie der Meere und der Küsten, Stuttgart 1989
  • Waldo H. Zagwijn, Nederland in het Holoceen, ´s-Gravenhage 1986
  • Dieter Kelletat, Deltaforschung. Verbreitung, Morphologie, Entstehung und Ökologie von Deltas, Darmstadt 1984
  • Hendrik J.A. Berendsen, Geological changes in the western Netherlands during the period 1000-1300 A.D., Leidschendam u.a. 1984
  • Orson van de Plassche, Sea-level change and water-level movements in the Netherlands during the Holocene, in: Mededelingen Rijks Geologische Dienst 36(1), 1982, S. 1-93
  • Ingo Buhlmann, Der Deltaplan, Paderborn 1981
  • Orson Van De Plassche, Holocene water-level changes in the Rhine-Meuse-Delta..., in: Geologie en Mijnbouw, Vol. 59, Nr. 4, 1980, S. 343-351
  • Internationale Kommission für die Hydrologie des Rheingebiets (CHR/KHR), Das Rheingebiet. Hydrologische Monographie, Den Haag 1978
  • Hermann Hambloch, Die Beneluxstaaten, Darmstadt 1977, S. 16-21 u. 49-55
  • Leendert P. Louwe Kooijmans, The Rhine/Meuse delta. Four studies on its prehistoric occupation and holocene geology, Leiden 1974
  • Franz Xaver Michels, Entstehungsgeschichte, in: Beiträge zur Rheinkunde 25 (1973), S. 3-24
  • Jack Bax u. J. Breadvelt, Die Mündung des Rheins, in: Welt am Oberrhein 10,4 (1970), S. 198-206
  • C. Kruit, Is the Rhine Delta a delta?, in: Verhand. Kon. Nederl. Geol. Mijnb. Gen., Vol. 21, 1963, S. 259-266
  • Atlas van Nederland, ´s-Gravenhage 1963 ff.
  • De Jong, in: Geologie en Mijnbouw, Vol. 39 (1960), S. 654-660
  • J.P. Bakker, in: Verhandlungen des dt. Geographentages 1957 (31)
  • Samojlov, Die Flussmündungen, Gotha 1956

[Bearbeiten] vor 1945

  • Lucien Febvre, Der Rhein und seine Geschichte, 1931 (Übersetzung 2006 u.a.)
  • Geschiedkundige Atlas van Nederland, 1 Kartenwerk und mehrere Textbände, 's-Gravenhage 1913 ff.
  • Arnold Norlind, Die geographische Entwicklung des Rheindeltas bis um das Jahr 1500, Lund 1912 (Nachdruck Osnabrück 1985)
  • F. Andriessen, Die Verlegung der Maasmündung, in: P.M. (Petermanns Mitteilungen) 1891, S. 195-197, mit Karte
  • H. Blink, Der Rhein in den Niederlanden, Stuttgart 1889

[Bearbeiten] Sonstige

  • Aktuelle, amtliche topographische Karten der Niederlande in den Maßstäben 1:25.000 und 1:50.000 (Topographischer Dienst Delft)
  • Beiträge zur Rheinkunde. Mitteilungen des Vereins Rhein-Museum e.V., Koblenz, Koblenz 1926 ff. (Zeitschrift)

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Kelletat 1984, S. 7-8.
  2. Meijer 1994, S. 6
  3. Cioc 2002, S. 13
  4. Hambloch 1977, S. 49: Die Alte Issel „erreicht bei Doesburg in einem alten Rheinarmbett die Gelderse Issel“.
  5. Meijer 1994, S. 6.
  6. Norlind 1912, S. 8.
  7. Norlind 1912, S. 149-153.
  8. Norlind 1912, S. 200.
  9. Norlind 1912, S. 40.


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