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Landeskriminalamt Niedersachsen – Wikipedia

Landeskriminalamt Niedersachsen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Anschrift
Landeskriminalamt Niedersachsen

Schützenstr. 25
30161 Hannover
Telefon: +49 (0) 511 / 26262-0

Das Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA NI) ist eine Polizeibehörde des Landes Niedersachsen mit Sitz in der Landeshauptstadt Hannover.

Sie ist in kriminalpolizeilichen Angelegenheiten die Zentralstelle der Landespolizei. Die Behörde verfügt über ein ständig besetztes Lage- und Führungszentrum. Als Servicedienststelle für die gesamte niedersächsische Polizei unterstützt das Amt andere Polizeibehörden mit Spezialisten und Technik. Das LKA NI stellt das Bindeglied zu den anderen Landeskriminalämtern und zum Bundeskriminalamt dar. In besonderen Fällen sowie bei überregionalen Taten wird es auch strafverfolgend tätig und führt eigene Ermittlungen durch.

Das LKA NI ist dem Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport nachgeordnet und hat rund 900 Mitarbeiter (2006). Das Haupthaus befindet sich in der Schützenstraße 25 am Welfenplatz im Stadtbezirk Vahrenwald-List. Teilbereiche des Amtes sind ausgelagert und an verschiedenen Standorten in Hannover untergebracht.

Behördenschild am Eingang
Behördenschild am Eingang

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Gliederung

Das LKA NI ist seit einer Umorganisierung am 1. Januar 2006 neben der Behördenleitung in fünf Abteilungen mit 28 Dezernaten gegliedert. Darunter unterteilt es sich weiter in Sachgebiete und Fachgruppen.

  • Behördenleitung
    • Direktor
    • Dezernat (D) 01: Zentrale Aufgaben, Grundsatz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    • Frauenbeauftragte
  • Abteilung 1 - Personal, Recht und Logistik
  • Abteilung 2 - Einsatz- und Ermittlungsunterstützung
  • Abteilung 3 - Analyse, Prävention und Ermittlung
  • Abteilung 4 - Polizeilicher Staatsschutz
  • Abteilung 5 - Kriminaltechnisches Institut (KTI)

[Bearbeiten] Aufgaben

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Entstehung

Vorläuferorganisation des heutigen Landeskriminalamtes war das "Regional Records Bureau". Die britische Besatzungsmacht richtete es am 1. Januar 1946 in Hannover ein und unterstellte es dem Kriminalpolizeiamt für die Britische Zone in Hamburg. Die deutsche Bezeichnung der Polizeibehörde lautete "Kriminalpolizeizentrale für die Region Hannover". Das Zuständigkeitsgebiet waren die ehemaligen Länder Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und die preußische Provinz Hannover, aus denen am 1. November 1946 das Land Niedersachsen hervorging. Erst 1951 war die Behörde unter dem Namen LKPA Nds. gegenüber anderen Polizeibehörden in Niedersachsen weisungsbefugt und erhielt als Landeszentralbehörde für die Verbrechensbekämpfung weitere Aufgaben. Die Kriminalpolizeieinrichtung mit Zentralstellenfunktion hatte von Anfang an ihren Sitz in Hannover und verfügte zunächst über 32 Mitarbeiter. Ihre Aufgaben waren:

Auch in anderen Teilen der britischen Besatzungszone im heutigen Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg "Regional Records Bureaus" (Landeskriminalpolizeistellen). Sie unterstanden dem Kriminalpolizeiamt für die Britische Zone in Hamburg, dem Zonal Bureau. Die Notwendigkeit dieser Polizeieinrichtungen ergab sich aus den chaotischen Nachkriegsverhältnissen mit umherziehenden Banden und Straftätern, oft Displaced Persons aus osteuropäischen Ländern.

[Bearbeiten] Namensänderungen

  • Am 1. Januar 1946 wurde das "Kriminalpolizeiamt für die Region Hannover" gegründet
  • Ab 1947 hieß die Behörde rund 34 Jahre lang "Landeskriminalpolizeiamt Niedersachsen" (LKPA Nds.)
  • Seit 1981 trägt die Behörde den Namen "Landeskriminalamt Niedersachsen" (LKA NI)

[Bearbeiten] Dienstgebäude

Bisheriges Hauptgebäude am Welfenplatz
Bisheriges Hauptgebäude am Welfenplatz

Die 1946 von der britischen Militärregierung eingerichtete Behörde mit 32 Beschäftigten hatte anfangs ihren Sitz in einem älteren Gebäude in der Prinzenstraße 21 in Hannover. Innerhalb weniger Jahre verdoppelte sich die Mitarbeiterzahl auf 64. Daher entstand 1953 auf dem Grundstück Am Welfenplatz 4 ein Neubau. Dies war seit dem Zweiten Weltkrieg ein Trümmergelände, auf dem eine der früheren Militärkasernen (Artilleriekaserne IV von 1857) des Welfenplatzes stand. Sie fiel einem Bombenangriff bei Kriegsende zum Opfer. Auf diese Weise wandelte sich das frühere Militärviertel Welfenplatz mit seinen teilweise zerstörten Kasernen zu einem Standort für Polizeieinrichtungen in Hannover. In den 1960er Jahren mit der ständigen Zunahme an Aufgaben und inzwischen rund 200 Mitarbeitern wurden die Räumlichkeiten im LKPA Nds. zunehmend eng. 1965 erfolgte der erste Erweiterungsbau, 1981 ein weiterer. Das Dienstgebäude der Behörde entwickelte sich zu einem viereckigen Gebäudekomplex mit geschlossenem Innenhof. Heute (2008) sind die etwa 900 Mitarbeiter der Behörde neben dem Standort am Welfenplatz auch im "Behördenhaus", dem früheren Dienstgebäude der Bezirksregierung Hannover, am Waterlooplatz untergebracht. Ein weiterer Standort für das Kriminaltechnische Institut des LKA NI soll bis 2010 in Hannover-Limmer entstehen.

[Bearbeiten] Kunst am Bau

Skulptur Der Schild
Skulptur Der Schild

Seit 1989 ziert eine Skulptur aus zwei 6 m hohen Cor-Ten-Stahlplatten das Dienstgebäude als Kunst am Bau. Die absichtlich nicht beschichteten Platten oxydierten im Laufe der Zeit und wurden rot-braun. Das Kunstwerk trägt den Namen "Schild" und wurde vom Eisen-Bildhauer Hannes Meinhard aus Ronnenberg-Benthe geschaffen. Laut dem Künstler vermittelt sein Werk "Kraft, Schutz und Geborgenheit".

[Bearbeiten] LKA-Direktoren

Direktor Amtszeit
Alfred Hager 1946 - 1947
Friedrich Peter 1948 - 1950
Wilhelm Gansweidt 1950 - 1953
Dr. jur. Georg Schulz 1953 - 1970
Hans-Heinrich Huelke 1970 - 1974
Waldemar Burghard 1974 - 1983
Paul Berke-Müller 1983 - 1984
Wilfried Kusber 1984 - 2000
Rüdiger Butte 2001 - 2005
Uwe Kolmey seit Juli 2005

[Bearbeiten] Besondere Organisationseinheiten und Zentralstellen

[Bearbeiten] Lagezentrum

Das LKA NI verfügt über ein rund um die Uhr besetztes Lage- und Informationszentrum (LIZ), ähnlich den Kriminaldauerdiensten anderer Polizeidienststellen. Das Lagezentrum ist landesweit für die Aufnahme, Bewertung und Steuerung polizeilicher Informationen zuständig. Von dort werden überregionale Fahndungen, so genannte Landesalarmfahndungen, und Öffentlichkeitsfahndungen koordiniert.

[Bearbeiten] Kriminaltechnisches Institut (KTI)

Die Abteilung 5 hat sich mit der Behörden-Neuorganisierung des LKA NI am 1. Januar 2006 in das "Kriminaltechnische Institut" (KTI) umgewandelt. Diese Einrichtung der Kriminaltechnik und -wissenschaft fertigt für Strafverfahren wissenschaftlich fundierte Gutachten an. In diesem Rahmen wirken die Mitarbeiter auch als Gerichtssachverständige in Strafprozessen mit. Bei Anforderung durch örtliche Dienststellen sichern sie bereits am Tatort Spurenmaterial, wie DNA-Material, Mikrospuren als Textilfasern, Brand- und Explosionsspuren, Kraftfahrzeuguntersuchungen bei Verkehrsunfällen. Das KTI erreichen jährlich rund 40.000 Untersuchungsanträge. Das Aufgabenfeld umfasst unter anderem die Bereiche:

  • Schusswaffen(vergleichs)-, Schmauchspuren- und ballistische Untersuchungen an Waffen und Geschossen zur Identifizierung von Tatwaffen, Bestimmung von Schussrichtungen, beispielsweise bei Verbrechen oder Jagdunfällen
  • Schuh- und Reifenprofiluntersuchungen, zum Beispiel zur Feststellung von Marke und Modell (Mustersammlungsvergleich) und Durchführung von Tatortspurenvergleichen sowie vergleichenden Untersuchungen von möglichen Spurenverursachern (Schuhe, Reifen) mit bestimmten Tatortspuren zur Feststellung von individuellen Gleichheiten mit dem Ziel der Identifizierung
  • Forensische IUK mit Beweissicherung bei Computeranlagen, Datenträgern, Internetdarstellungen
  • Bildtechnik zur Untersuchung von Videoaufzeichungen (beispielsweise Bankraub), Kriminalfotografie und zentrales Polizei-Fotolabor in Niedersachsen für Beweissicherungsfotos
  • Entschärfung von Brand- und Sprengsätzen (siehe Absatz Entschärfer)

[Bearbeiten] DNA-Analyse (zum KTI gehörig)

Seit 1990 werden im LKA NI DNA-Analysen zur Überführung von Straftätern vorgenommen. In der Organisationseinheit "Forensische Molekulargenetik" untersuchen Wissenschaftler und Laborkräfte Spurenmaterial auf ihren genetischen Fingerabdruck hin, das sog. Fingerprinting. Mitte 2005 hatte das LKA NI rund 30.000 DNA-Muster von Personen in die bundesweite Gen-Datenbank des BKA eingegeben. Mit etwa 1.800 Treffern nahm das LKA Niedersachsen bundesweit einen Spitzenplatz ein. Auf diese Weise konnten einige, zum Teil viele Jahre zurückliegende, Tötungsdelikte und weit mehr Diebstahls-, Raub- und Sexualstraftaten geklärt werden.

Anlass zur Einführung der bundesweiten Gen-Datenbank war 1998 auch der Mord an einem jungen Mädchen im Raum Cloppenburg in Niedersachsen. In der Mordsache Nelly fand seinerzeit der erste Gen-Massentest der Bundesrepublik mit ca. 18.000 Speichelproben statt. 2003 wurden auf Initiative des niedersächsischen Innenministers die DNA-Untersuchungskapazitäten des LKA NI erheblich ausgeweitet, die aber in Anbetracht eines hohen Spurenaufkommens noch nicht ausreichend sind.

[Bearbeiten] Entschärfer (zum KTI gehörig)

Nach den ersten Anschlägen der linksterroristischen Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF) richtete das Landeskriminalamt 1972 eine Organisationseinheit zur Entschärfung von Brand- und Sprengsätzen ein. Ihre Mitarbeiter delaborieren seither unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen (USBV), im Gegensatz zu konventionellen, militärischen Vorrichtungen (wie Bomben, Minen). Das LKA-Entschärferteam ist von der Bundeswehr und der hier ehemals stationierten britischen Rheinarmee im Umgang mit Sprengsätzen ausgebildet worden. Als Hilfsmittel wird u. a. ein fernsteuerbarer Roboter (Fernlenkmanipulator) in Form eines Minibaggers eingesetzt. 1985, 1986 und 1996 kam es bei Entschärfungen zu Unfällen, bei denen Delaborierer zum Teil lebensgefährlich verletzt wurden.

Besondere Entschärfungen waren: (alle in Hannover)

  • 1987 Delaborierung von Sprengsätzen in der Wohnung und im Pkw von zwei Polizistenmördern
  • 1989 Delaborierung einer Autobombe der irischen Terrorvereinigung IRA, wobei zuvor ein britischer Soldat von einem Sprengsatz getötet wurde
  • 1992 Durchsuchung des Sprengstofflagers des "Altstadt-Bombenlegers"

[Bearbeiten] Polizeizeichner

Polizeidienststellen in Niedersachsen können den im LKA NI ansässigen Polizeizeichner anfordern. Anhand der Beschreibungen von Straftatenopfern oder Zeugen fertigt er Phantombilder. Die Bilder entstehen durch handgezeichnet oder computergestützt. Die Einführung des Polizeizeichners geht auf Straftaten eines "Liebespaar-Attentäters" um 1968 im Raum Celle - Braunschweig - Gifhorn zurück. Erst durch ein Phantombild des Täters konnte eine Sonderkommission den Verdächtigen 1971 festnehmen. Seit 1994 verfügt das LKA NI über zwei Zeichner.

[Bearbeiten] Weitere Organisationseinheiten

[Bearbeiten] Ehemalige Ermittlungsgruppe Pferd

Zwischen 1999 und 2005 fahndete die "Ermittlungsgruppe Pferd" (EG Pferd) des LKA NI nach dem "Pferderipper". Der bis heute (2008) unbekannte Täter tötete bei bisher 50 Taten über 100 Pferde mit Stich- und Schusswaffen. Bis ins Jahr 1993 lässt sich die Straftatenserie in Norddeutschland zurückverfolgen. Die Tatorte mit Schwerpunkt in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt liegen im Städteviereck Bremen-Hamburg-Schwerin-Hannover, in Einzelfällen aber auch in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. Durch die operative Fallanalyse ist ein Täterprofil [1] erstellt worden. Danach soll es sich um eine männliche Person im Alter von etwa 50 Jahren mit kräftiger Statur handele, die aus den neuen Bundesländern kommen soll. 2004 wurde der Pferderipper durch Aktenzeichen XY … ungelöst gesucht. 550 Anrufe gingen ein, von denen 150 Hinweise als ernsthafte Spuren weiterverfolgt wurden. Die zur Ergreifung des Täters ausgesetzte Belohnung beträgt seit 2004 (nach Erhöhung durch private Geldgeber) rund 120.000 Euro.

[Bearbeiten] Schießstand

Beim Neubau eines fünfstöckigen Gebäudekomplexes 1981 wurde in das LKA NI ein 20 m langer Schießstand integriert. In der Raumschießanlage trainieren Polizeibeamte (insbesondere aus dem Personenschutz) den Schusswaffeneinsatz. In der ursprünglichen Form wurde auf Zielscheiben und feste Ziele geschossen. Nach einem Umbau 2001 erlaubt die Anlage interaktives Schießen. Dabei werden (kombinierbare) Filme mit polizeilichen Alltagssituationen, wie die Überprüfung einer Person in einem Fahrzeug, vorgespielt, bei denen der Schütze den Schusswaffengebrauch oder -nichtgebrauch übt.

[Bearbeiten] Tatort-Krimi

Seit 2002 löst die Tatort-Kommissarin Charlotte Lindholm (Schauspielerin Maria Furtwängler) fiktive Mordfälle für das Landeskriminalamt Niedersachsen. In der Fernsehserie Tatort des NDR ist sie laut Drehbuch die "Frau für spezielle Einsätze". Ausgehend von ihrer Dienststelle in Hannover ermittelt Hauptkommissarin Lindholm in ganz Niedersachsen und dabei überwiegend in Kleinstädten. Bisher gab es in nahezu allen Landesteilen Dreharbeiten. Absicht des NDR ist dabei offensichtlich, Land und Leute des Flächenlandes Niedersachsen den Zuschauern näher zu bringen. Filmaufnahmen an ihrem drehbuchbedingten Dienstsitz im LKA fanden bis 2006 erst einmal statt. Verfilmt worden sind bisher zehn Folgen.

Titel Ausstrahlung
Lastrumer Mischung 2002
Hexentanz 2003
Sonne und Sturm 2003
Heimspiel 2004
Märchenwald 2004
Dunkle Wege 2005
Atemnot 2005
Schwarzes Herz 2006
Pauline 2006
Das namenlose Mädchen 2007
Wem Ehre gebührt 2007
Erntedank e. V. 2008

[Bearbeiten] LKA-Logo

Seit 2003 besitzt das LKA NI ein eigenes Logo. Es besteht aus dem rot unterstrichenen Schriftzug "LKA Niedersachsen" neben einer Landkarte des Bundeslandes. Das Logo entstand kostenneutral in einem Wettbewerb, an dem alle Behördenbeschäftigten und die Schüler von 200 niedersächsischen Gymnasien beteiligt waren. Gewinner wurde eine Schulklasse des Wirtschaftsgymnasiums in Friesoythe. Der Preis war ein Einblick in die Dreharbeiten sowie das Mitspielen als Komparsen bei einer Tatort-Folge mit der LKA-Tatortkommissarin Charlotte Lindholm.

In dienstlichen Schriftstücken des Landeskriminalamtes wurde bis 1990 und wird seit 2003 wieder das von der Landesverwaltung benutzte Logo mit einem weißen Niedersachsenross im roten Kreis verwendet. Dazwischen wurde ein rotes "Strich-Punkt-Bogen"-Signet eines stilisierten Pferdekopf verwendet, das die damalige Landesregierung nach dem Regierungswechsel von 1990 für die Landesverwaltung eingeführt hatte

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellen

  1. Artikel Neue Presse

Koordinaten: 52° 23' 8" N, 9° 44' 18" O


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