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Willy Messerschmitt – Wikipedia

Willy Messerschmitt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Willy Messerschmitt, Porträt von Günter Rittner 1978
Willy Messerschmitt,
Porträt von Günter Rittner 1978

Wilhelm Emil Messerschmitt (* 26. Juni 1898 in Frankfurt am Main; † 15. September 1978 in München) war ein deutscher Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer. Er gilt als ein Pionier der Luftfahrt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

'Willy' Messerschmitt wurde 1898 in Frankfurt am Main als Sohn von Baptist Ferdinand Messerschmitt und seiner zweiten Ehefrau Anna Maria, geb. Schaller, geboren. Er wuchs in Bamberg auf, wo seine Eltern eine große Weinhandlung mit Weinstube betrieben. Bereits mit 10 Jahren baute er Flugzeugmodelle und später, noch als Schüler, echte Gleitflugzeuge, die er mit Freunden selber ausprobierte. Als 13-jähriger Schüler lernte er den Segelflugpionier und Regierungsbaumeister Friedrich Harth kennen, der seinen Lebensweg entscheidend beeinflussen sollte. Unmittelbar nach seinem Abitur wurde Messerschmitt 1917 zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen.

[Bearbeiten] 1920er Jahre – Aufbruch in eine neue Ära

Nach Kriegsende studierte er von 1918 bis 1923 Ingenieurwissenschaften an der Technischen Universität München und gründete noch während seines Studiums die Messerschmitt Flugzeugbau GmbH in Bamberg, die neben Segelflugzeugen das Sportflugzeug „M 17“ und das motorisierte Verkehrsflugzeug „M 18“ entwickelte. 1923 gewann er mit seiner Konstruktion S 14 den Segelflug-Wettbewerb auf der Rhön. Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit nahm er ab 1930 einen Lehrauftrag an der Technischen Hochschule München wahr.

Mitte September 1925 suchte Messerschmitt dringend einen Geldgeber, um das Leichtflugzeug M17 mit einem Motor ausstatten zu können. Theo Croneiß, Jagdflieger im Ersten Weltkrieg und der ältere Bruder von Carl Croneiß, Messerschmitts Testpilot, war Chef der Sportflug GmbH Ober- und Mittelfranken, einer Tarnfirma der Reichswehr. Croneiß bemerkte in einem Gasthaus, wie Messerschmitt mit einem interessierten Finanzier verhandelte. Messerschmitt ging dabei so weit, dass er bereit war, auf alle seine Patentrechte zu verzichten. Während einer Gesprächspause überreichte ihm Theo Croneiß einen Scheck in Höhe von 4.000 Reichsmark und bewahrte ihn somit vor einer Aufgabe seiner unternehmerischen Selbständigkeit. Croneiß sollte Messerschmitts erster und einziger Freund bleiben. Später wurde er Direktor in den Regensburger Messerschmitt-Werken. Mit dem Motorflugzeug M17 gewann er 1925 einen Preis von 10.000 Reichsmark.

1927 verlegte Messerschmitt sein 1923 in Bamberg gegründetes Unternehmen nach Augsburg. Der Flugplatz Gersthofen-Gablingen war Ausgangspunkt zahlreicher Flugversuche. Alle wichtigen Flugzeugtypen wurden in der Fuggerstadt gebaut.

Ab 1926 arbeitete sein Unternehmen mit der Bayerische Flugzeugwerke AG zusammen, das von einer Finanzgruppe um Freiherr Michel-Raulino übernommen worden war. Im Zuge dieser Kooperation wurde Messerschmitt 1926 in den Vorstand berufen und erhielt die Position des Chefkonstrukteurs. Nachdem infolge der Weltwirtschaftskrise und unternehmerischer Fehlentscheidungen Messerschmitts die Bayerische Flugzeugwerke AG Konkurs ging, wandelte er sie zusammen mit seiner Messerschmitt Flugzeugbau GmbH in die Messerschmitt AG um.

In dieser Zeit lernte er Lilly Stromeyer, eine geborene Freiin von Michel-Raulino und Tochter des Finanziers Michel-Raulino aus der Bamberger Tabakdynastie kennen,[1] die allseits „Die Baronin“ genannt wurde. Sie selbst verhalf ihm später mehrmals mit Bürgschaften in Millionenhöhe aus finanziellen Notlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg legalisierten sie ihre Beziehung und heirateten.

1928 entstand die zwölfsitzige M 20, mit 220 Kilometer pro Stunde das schnellste Verkehrsflugzeug jener Jahre.

[Bearbeiten] NS-Diktatur und Zweiter Weltkrieg

1934 entwarf er neben der Me 108 (M 37), die neue Maßstäbe im Leichtbau setzte und als Vorbild für modernen Flugzeugbau gilt, den von der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg eingesetzten Jäger Me 109. 1937 wurde Messerschmitt zum Professor berufen. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurde er mit der Entwicklung und Produktion von Kampf- und Jagdflugzeugen beauftragt; er entwickelte u.A. das Rekordflugzeug Me 209 und die Me 262, das erste serienproduzierte Flugzeug mit Turbinen-Luftstrahltriebwerk.

Während des Nationalsozialismus avancierte Messerschmitt zum Wehrwirtschaftsführer und wurde Vizepräsident der Deutschen Akademie für Luftfahrtforschung. 1938 wurde Messerschmitt neben Ferdinand Porsche und Fritz Todt mit dem 1937 von Adolf Hitler neu gestifteten Deutschen Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet, den er sich mit Ernst Heinkel zur Hälfte (50 000 Reichsmark) teilte.

Nach Differenzen mit der Luftwaffenführung legte Messerschmitt 1942 den Vorstandsvorsitz seines Unternehmens nieder und wurde in das Entwicklungsbüro zurückversetzt. Ursache waren zwei gravierende Mängel, die Messerschmitt selbst durch Verkleinerung des Fahrgestells und durch Verkürzung des Flugzeugrumpfs der Me 210 zu verantworten hatte. Generalluftzeugmeister Udet forderte ihn zur Änderung dieser Mängel auf, da dies reihenweise Abstürze dieses Flugzeugtyps zur Folge hatte. Udet hielt jedoch dem Druck durch Göring nicht mehr stand und erschoss sich im November 1941. Nachfolger wurde Erhard Milch, der schon zuvor für eine Stornierung der Luft Hansa-Aufträge gegenüber den Messerschmittwerken gesorgt hatte. Durch die Entwicklung der Me 262 gewann er jedoch die Begeisterung von Hitler, was Messerschmitt wiederum vor weiteren Angriffen Milchs bewahrte. Dennoch wurde er auf Druck Milchs am 30. April 1942 von der Firmenleitung der Messerschmitt AG entbunden. Er war ab dann offiziell nur noch für Entwicklung und Konstruktion verantwortlich.

Trotz seiner Entbindung von der Firmenleitung forderte Messerschmitt selbst zur Aufrechterhaltung der Produktion den Einsatz von Zwangsarbeitern und begrüßte ausdrücklich die teilweise Verlagerung der Produktion in das Konzentrationslager Dachau.[2] Das KZ unterstand nicht unmittelbar der Firmenleitung, sondern der SS. Die von der SS in Konzentrationslagern eingesperrten Zwangsarbeiter wurden gegen Bezahlung an die Unternehmen „vermietet“. Bei der rücksichtslosen Ausbeutung durch die SS kamen Zehntausende durch Erschöpfung, Unterernährung und schlechte Behandlung ums Leben beziehungsweise wurden in den Konzentrationslagern ermordet, wenn ihre SS-Bewacher mit ihrer Arbeitskraft kein Geld mehr verdienen konnten. Gegen Kriegsende beschäftigte die deutsche Kriegswirtschaft mehr als zwei Millionen Zwangsarbeiter. Fritz Sauckel als der politisch Verantwortliche für das Zwangsarbeiterprogramm wurde deswegen im Nürnberger Prozess nach dem Krieg zum Tode verurteilt. [3] Inwieweit Messerschmitt darüber hinaus in das Unrechtssystem der Zwangsarbeit involviert war, ist unklar. Jedenfalls zeigte er keine kritische Distanz zum nationalsozialistischen Unrechtsregime, sondern bemühte sich auch nach seiner Entbindung von der Firmenleitung am 30. April 1942 weiterhin aktiv darum, in leitende Position zurückzukehren.

[Bearbeiten] Nachkriegszeit

Nach Kriegsende 1945 und einer vorübergehenden Internierung wurde er im Entnazifizierungsverfahren 1948 als „Mitläufer“ eingestuft und musste zunächst von seinem wichtigsten Lebensziel, dem Flugzeugbau, aus politischen Gründen Abstand nehmen. Während dieser Zeit ließ er in seinem Bamberger Werk Fertighäuser, Nähmaschinen, Bügeleisen und den bekannten Messerschmitt Kabinenroller herstellen.

Ab 1951 ging er als Berater nach Spanien, wo er CASA bei Modifikationen der dort gefertigten Hispano HA 1112 (Lizenzbau der Bf 109) beratend zur Seite stand. Es folgten die Entwicklung und der Bau des einmotorigen Schulflugzeuges Hispano HA 100, der strahlgetriebenen Hispano HA 200 und des Überschalljägers Hispano HA 300 (dem leichtesten jemals gebauten). Eine weitere berufliche Station war Ägypten.

Ab 1955 baute er wieder für die deutsche Luftwaffe Flugzeuge (Lizenzbau der Fiat G.91). Auch für die NATO übernahm er später Aufträge. 1968 fusionierte die Messerschmitt AG auf massiven politischen Druck mit der Bölkow-Gruppe und wenig später mit der Luftfahrtabteilung des Hamburger Konzerns Blohm (HFB). Diese drei Unternehmen bildeten die Messerschmitt-Bölkow-Blohm-Gruppe, kurz MBB genannt, deren Teilhaber Messerschmitt wurde. Hier plante der Konstrukteur unter anderem einen Senkrechtstarter, die EWR VJ 101, der aber nicht in Produktion ging.

Der Tod seiner Frau Lilly († 1972) stellte eine letzte schwere Zäsur in seinem Leben dar. Messerschmitt verstarb am 15. September 1978 in München und wurde in Bamberg in der Familiengruft seiner Ehefrau Lilly, geb. Freiin von Michel-Raulino bestattet.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Tabakfabrik Joh. Pet. Raulino & Comp.
  2. „Umstrittene Ehrung für Flugzeugbauer; Gedenktafeln sollen an Wissenschaftler erinnern“, Süddeutsche Zeitung, 11.04.2006, S.34.
  3. Willy Messerschmitt – Pionier der Luftfahrt und des Leichtbaues, Festschrift zum 100. Geburtstag von Prof. Willy Messerschmitt und die Einweihung des „Fliegenden Museums Willy Messerschmitt in Manching am 26. Juni 1998, Seite 20

[Bearbeiten] Film

  • Lebensträume. Willy Messerschmitt - Flugzeuge für Krieg und Frieden, 45 Min., Dokumentation und Doku-Drama, Buch und Regie: Bertram von Boxberg, Produktion: NDR, Erstausstrahlung: 10. Juli 2006 [1], [2]

[Bearbeiten] Literatur

  • Hans J. Ebert, Johann B. Kaiser, Klaus Peters: Willy Messerschmitt, Pionier der Luftfahrt und des Leichtbaues. Eine Biographie. Bonn, Bernard & Graefe 1992, ISBN 3-7637-6103-9
  • Frank Vann: Willy Messerschmitt. First full biography of an aeronautical genius. Sparkford, Stephens 1993, ISBN 1-85260-439-5
  • Karl-Heinz Artmann, Rainer Pippig: Auf den Spuren der Familie Messerschmitt im Weltkulturerbe Bamberg. Bamberg, Selbstverlag 2003
  • Martin Pabst: Willy Messerschmitt. Zwölf Jahre Flugzeugbau im Führerstaat. Aviatic-Verl., Oberhaching 2007, ISBN 978-3-925505-87-4

[Bearbeiten] Weblinks


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