Wege zu Kraft und Schönheit
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Filmdaten | |
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Originaltitel: | Wege zu Kraft und Schönheit – Ein Film über moderne Körperkultur |
Produktionsland: | Deutschland |
Erscheinungsjahr: | 16. März 1925 (UFA-Palast am Zoo, Berlin) |
Länge (PAL-DVD): | 104/90 Minuten |
Originalsprache: | Deutsch |
Stab | |
Regie: | Wilhelm Prager, Nicholas Kaufmann |
Drehbuch: | Wilhelm Prager, Nicholas Kaufmann, Ernst Krieger |
Produktion: | Alfred Stern, Ufa-Kulturfilmabteilung |
Musik: | Giuseppe Becce |
Kamera: | Eugen Hirsch, Friedrich Paulmann, Friedrich Weinmann, Max Brink, Jakob Schatzow (Zeitlupe), Erich Stöcker (Zeitlupe), Gerhard Riebicke, Helmy Hurt |
Besetzung | |
(in alphabetischer Folge)
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Wege zu Kraft und Schönheit ist ein deutscher Dokumentarfilm von Wilhelm Prager aus dem Jahr 1925.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Handlung
Das als Kulturfilm konzipierte abendfüllende Werk zeigt Sport- und Gymnastikszenarien und andere Formen der Körperertüchtigung wie Tanz, aber auch Szenen aus der Badekultur, um einen gesunderen Umgang mit dem eigenen Körper im Einklang mit der Natur zu propagieren. Ästhetisch inszeniert der Film den menschlichen Körper im Stil der Antike (unter anderem indem er zahlreiche antike Szenarien nachstellt) und zeigt ihn für die damalige Zeit außerordentlich freizügig: „Der nackte Mensch steht, wie es nicht anders sei kann, im Mittelpunkt dieses Films. Der nackte, nicht der ausgekleidete. Der ungezwungen und rhythmisch sich bewegende, dem die Gelöstheit der Glieder eine Selbstverständlichkeit ist, nicht der seines Körpers ungewohnte, der von den ihm verliehenen körperlichen Gaben keinen Gebrauch zu machen weiß.“[1] In einer Szene lässt sich sogar eine Domina von ihren Sklavinnen bedienen.
Der Film gliedert sich in den Teilen:
- Erster Teil: Die alten Griechen und die neue Zeit
- Zweiter Teil: Körper-Training um der Gesundheit willen. Hygienische Gymnastik
- Dritter Teil
- Vierter Teil: Der Tanz
- Fünfter Teil: Sport
Im letzten Teil werden zahlreiche Sportler dieser Zeit gezeigt, z.B.
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- Hoschsprung: Brown (USA), Olympische Spiele 1924 in Paris, 1,96 Meter
- Charlie Paddock, Amerikas bester Sprinter beim Training
- Houben (D) schlägt im 100 Meter-Lauf die Olympia-Sieger Paddock und Murchison (USA) sowie Poritt und Carr (Australien)
- H. H. Meyer, Amerikas bester Hürdenläufer
- Fechten: Die Nadis aus Livorno, eine Familie von berühmten Fechtern
- Aldo Nadi, der italienische Meister
- Nedo Nadi, der Weltmeister, Gewinner der Olympischen Spiele in Stockholm 1912 und Antwerpen 1920
Daneben auch einige prominente Persönlichkeiten, wie
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- Lord Balfour beim Tenis
- Lloyd George beim Golfspiel
- John D. Rockefeller mit 85 Jahren
- Die norwegische königliche Familie auf Skiern
- der deutsche Dichter und Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann und Frau Hauptmann am Strand von Rapallo
[Bearbeiten] Hintergrund
Als Aufruf zu einem Körperkult, der in den 1920er Jahren unter anderem in Form der Freikörperkultur, der Lebensreformbewegung und des Naturismus allgemeine Popularität genoss, erreichte der Film ein Massenpublikum und wurde als „Werbefilm großen Stils“[2] rasch populär. Während er in zeitgenössischen Rezensionen weitgehend kritiklos aufgenommen wurde, gilt er heute aufgrund seiner „Vergötzung“[3] des menschlichen Körpers als ideologischer Vorläufer des nationalsozialistischen Körperkultes, wie er nicht zuletzt in den späteren Propagandafilmen Leni Riefenstahls zelebriert wurde, die in Wege zu Kraft und Schönheit auch einen Auftritt als Statistin hatte. Michael Töteberg, Autor des Metzler Filmlexikons, schreibt, dass die gesamten Anfangssequenzen beider Teile von Riefenstahls Olympia geradezu „eine Kopie von Wege zu Kraft und Schönheit“[4] darstellten.
Neben der damals unbekannten jungen Riefenstahl hat auch der italienische faschistische Diktator Benito Mussolini einen Auftritt im Film.
Aufgrund seiner expliziten und erotisierten Körperdarstellungen unterlag der Film der Zensur und musste um einige Szenen geschnitten werden.[5]
[Bearbeiten] Kritiken
„Historischer Dokumentarfilm über die Entstehung der rhythmischen Gymnastik als Massensport, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen so grundlegenden Wandel des Bewegungsverhaltens markierte, daß sie Auslöser einer neuen Körperkultur mit teilweise irrationaler Vergötzung des Leibes wurde. In seiner ideologischen Tendenz stilisiert der Film Leibesübungen als Weg zur rückwärtsgewandten Erneuerung der Menschheit; insofern ist er auch ein Indiz für den bereits in den 20er Jahren verankerten Rassenmythos der Nationalsozialisten. Ein filmhistorisch interessantes Dokument.“
[Bearbeiten] Zitatnachweise
- ↑ Siegfried Kracauer, Frankfurter Zeitung (Stadt-Blatt), 21.5.1925, zit. n. Filmportal.de.
- ↑ Kracauer, ebd.
- ↑ So das Lexikon des internationalen Films in seiner Besprechung von Wege zur Kraft und Schönheit.
- ↑ Michael Töteberg (Hg.): Film-Klassiker. 120 Filme, Stuttgart: Metzler 2006, S. 104.
- ↑ Vgl. die Sammlung von Zensurgutachten beim Deutschen Filminstitut.