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Voigtländer – Wikipedia

Voigtländer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen werden unter Voigtländer (Begriffsklärung) aufgeführt.

Voigtländer war ein bedeutendes Traditionsunternehmen der Fotoindustrie mit Sitz in Braunschweig und ist noch heute eine Handelsmarke für Fotoapparate.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Ehemalige Voigtländer-Fabrik in Braunschweig in der Campe-Straße
Ehemalige Voigtländer-Fabrik in Braunschweig in der Campe-Straße

Das Unternehmen Voigtländer wurde bereits im Jahre 1756 in Wien von Johann Christoph Voigtländer gegründet und stellte zunächst optische Instrumente her, darunter optische Messgeräte und Operngläser. Ab 1839, dem Jahr, als die Erfindung der Fotografie veröffentlicht wurde, kamen Objektive und ab 1840 vollständige Kameras für die Fotografie dazu. Die Objektive Voigtländers waren revolutionär, denn sie waren die ersten mathematisch berechneten Präzisionsobjektive der Photographiegeschichte, berechnet von dem ungarischen Professor Jozef Maximilián Petzval. Sie haben eine zuvor ungekannt hohe Lichtstärke von 1/3,5 und wurden deshalb zur Verkürzung der damals noch nötigen langen Belichtungszeiten vor allem auch für Portraitaufnahmen eingesetzt.

1849 entstand in Braunschweig das Zweigwerk Voigtländer & Sohn, Optische Anstalt, später wurde die Firmenzentrale nach Braunschweig verlegt (Campe-Straße/ Ecke Adolfstraße). Das Familienunternehmen Voigtländer wurde 1898 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, an der 1925 die Schering AG die Mehrheit erwarb. 1915 machten steigende Absatzzahlen einen Neubau der Fabrik und Umzug in den Stadtteil Gliesmarode erforderlich. 1929 wurde die Produktionskapazität erweitert. 1956 verkaufte die Schering AG die Voigtländer AG an die Carl-Zeiss-Stiftung, in der gleichzeitig auch Zeiss-Ikon und das Braunschweiger Zett-Werk aufgingen. 1957 wurde für die optische Fertigung ein Neubau bezogen. 1965 wurde die Zeiss-Ikon/Voigtländer-Vertriebsgesellschaft gegründet. Ab Mitte der sechziger Jahre geriet Voigtländer zusammen mit der Muttergesellschaft Zeiss-Ikon in eine immer größere Absatzkrise, die schließlich am 4. August 1971 zur Schließung des Voigtländer-Werks (2.037 Mitarbeiter) führte.

Anschließend ging das Unternehmen in die Auffanggesellschaft Optische Werke Voigtländer über, an der sich Carl Zeiss, das Land Niedersachsen und der Braunschweiger Kamerahersteller Rollei zu je einem Drittel beteiligten; später übernahm Rollei alle Anteile. Die Auffanggesellschaft fertigte noch ein Jahr lang Objektive für Zeiss-Ikon und Rollei. 1974 wurden die Optischen Werke Voigtländer aufgelöst und die Voigtländer Vertriebsgesellschaft mbH gegründet, die Rollei-Kameras Made in Singapore unter dem Namen Voigtländer vertrieb.

Mit dem Konkurs und der Aufsplittung von Rollei 1982 wurden die Rechte an dem Namen Voigtländer für 100.000 D-Mark 1983 an die Plusfoto GmbH & Co verkauft, die wiederum 1997 mit der Ringfoto-Gruppe fusionierte. Und so ist die Voigtländer GmbH mit Sitz in Fürth heute eine Tochtergesellschaft der Vertriebsgesellschaft Ringfoto GmbH & Co. ALFO Marketing KG.

[Bearbeiten] Produkte

Voigtländer Superb (1935), zweiäugige Spiegelreflex-Kamera
Voigtländer Superb (1935), zweiäugige Spiegelreflex-Kamera
Voigtländer Bessa II (1952), Faltkamera Rollfilm 6x9
Voigtländer Bessa II (1952), Faltkamera Rollfilm 6x9
Sucherkamera: Vitoret DR
Sucherkamera: Vitoret DR
Spiegelreflexkamera: Bessamatic
Spiegelreflexkamera: Bessamatic
Spiegelreflex VSL 1
Spiegelreflex VSL 1

Beliebt auch bei Amateuren waren um 1905 Platten-Kameras wie die "Alpin", und ab etwa 1910 die schon in größeren Stückzahlen produzierten Platten- und Rollfilm-Kameras "Bergheil" und "Avus".

Berühmte Objektive, die auch mit Wechselanschlüssen verkauft wurden, waren im frühen 20. Jahrhundert das fünflinsige Heliar von 1900 und das Skopar.

Zu den bedeutendsten traditionellen Produkten von Voigtländer zählen die Mittelformatkameras Bessa von 1930 und die Brillant von 1931. Dem Kleinbildformat wandte sich Voigtländer verhältnismäßig spät zu, 1939 mit der Vito.

Nach dem Krieg hatte man mit Kleinbild-Sucherkameras, Modellen wie der Vitessa von 1953, Dynamatic (1960) und Vitrona (1963) große Erfolge, auch im Export. Die Voigtländer-Werbung zielte nicht zuletzt auf die überlegene optische Qualität ab: "Voigtländer - weil das Objektiv so gut ist".

Voigtländer stellte 1952 das erste apochromatisch korrigierte Objektiv für Mittelformatkameras normaler Lichtstärke her, das 4.5/105 mm Apo-Lanthar. Mit dem Ultron 2.0/50 mm (Gauss-Typ) hatte man eines der besten Kleinbildobjektive seiner Zeit im Programm, das als Vorlage für die Weiterentwicklung vieler anderer Hersteller diente. Das Nokton 1.5/50 mm, ebenfalls berechnet von A.W. Tronnier (Göttingen), gehörte 1951 zu den lichtstärksten Objektiven. 1959 stellte man mit dem Zoomar das erste Zoom-Wechselobjektiv für Kleinbildkameras der Welt vor.

In den 50er Jahren baute man im gehobenen Marktsegment Mittelformat-Faltkameras (Bessa-II), Messsucher-Kleinbildkameras mit wechselbaren Objektiven (Prominent) und Spiegelreflexkameras mit Zentralverschluss (Bessamatic - 1957). 1959 und 1963 wurden SLR-Prototypen mit Schlitzverschluss entwickelt, die beide vom Konzernvorstand verworfen wurden, stattdessen produzierte man die Zentralverschluss-SLRs weiter, obwohl deren sinkende Verkaufszahlen bereits das nahende Ende dieser Kameragattung signalisierten. Die letzte in Braunschweig gebaute Voigtländer-SLR war die Ultramatic-CS (1965). Sie war eine der ersten SLR-Kameras mit TTL-Belichtungsmessung und Blendenautomatik, erwies sich aber als zu kompliziert, reparaturanfällig, zu teuer und zu schwer. Die Wechselobjektive für Zentralverschluss waren lichtschwächer als die Konkurrenz - z.B. konnte das Nokton nicht eingebaut werden. Und im Gegensatz zu Pentax, die sehr erfolgreich den "offenen Standard" M42-Objektivgewinde unterstützten, markenrechtlich geschützt und inkompatibel zu anderen Systemen. Zudem war das Angebot an Wechselobjektiven viel kleiner. Die Ultramatic verkaufte sich schlecht und wurde 1968 eingestellt.

Ein Prototyp von 1963 mit Schlitzverschluss (Bessaflex) wurde drei Jahre später schließlich leicht verändert unter dem Logo Zeiss-Ikon bzw. als Zeiss-Ikon-Voigtländer Icarex gebaut, doch dann fehlte die inzwischen marktübliche TTL-Belichtungsmessung. Es ist die einzige bekannte SLR, die parallel mit zwei verschiedenen Objektivanschlüssen gefertigt wurde: mit einem markenspezifischen Bajonettanschluß und mit dem Gewinde M42. Erfolgreich waren beide nicht, obwohl deren Objektive hochwertige Carl-Zeiss-Konstruktionen bzw. -Lizenzen waren.

Verglichen mit der japanischen Konkurrenz war das Produktprogramm von Voigtländer ab Mitte der sechziger Jahre veraltet und zu teuer. Die technologische Führerschaft hatten Firmen wie Pentax und Nikon übernommen. In den nach 1971 folgenden Jahren der Marken-Inhaberschaft bei Rollei waren Voigtländer-Kameras, nun im Rollei-Werk Singapore gefertigt, größtenteils technisch identisch mit Rollei-Kameras, bzw. wichtige Baugruppen wurden gemeinsam verwendet und die Voigtländer-Kameras mit einer in Details sparsameren Ausstattung in einem niedrigeren Level positioniert. Wichtigste Kameras dieser Ära waren die mit dem QBM-Bajonett ausgestatteten Rollei- und Voigtländer-Parallelmodelle VSL 1/Rollei SL 35 M, VSL 2/Rollei SL 35 ME und VSL 3/Rollei SL 35 E sowie zuvor die Voigtländer-VSL 1 mit M42-Schraubgewinde, Drehlage-sicherndem Anschlag und einer axialen mechanischen Übertragung des Blendenwertes vom Objektiv an die Kamera für die Offenblendmessung.

Diese Kameras konnten sich ebenfalls am Markt nicht behaupten. Nach der Schließung des Singapore-Werkes und dem Konkurs von Rollei 1981 gab es auch keine Kameras unter dem Namen Voigtländer mehr.

Seit der Übernahme durch die Ringfoto-Gruppe 1997 werden unter der Marke „Voigtländer“ moderne Kompaktkameras, Objektive, Speicher, Filme u.a. vertrieben. Seit 1999 entwickelt und fertigt nun die japanische Firma Cosina recht erfolgreich qualitativ ansprechende und preisgünstige Messsucherkameras der Serie "Bessa" und dazugehörige Objektive unter dem Namen Voigtländer, zunächst mit Objektivgewinde, seit 2002 auch mit Objektivbajonett. Dem deutschen Unternehmen Leica ist damit ein ernstzunehmender Konkurrent erwachsen.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Claus Prochnow: Voigtländer Report 1, Kleinbild-Sucherkameras 1939 bis 1982, Lindemanns Verlag 2003, ISBN 3-00-011867-5
  • Claus Prochnow: Voigtländer Report 2, Spiegelreflex- und StereoKameras 1902 - 1982, Lindemanns Verlag 2005, ISBN 3-89506-251-0
  • Gerd Spies (Hrsg.): Ausstellungskatalog Voigtländer in Braunschweig 1849-1972. Firmenchronik und Führungsblätter zur Ausstellung vom 05.03.-21.05.1989. Städtisches Museum Braunschweig, 1989
  • Udo Afalter "Voigtländer Kameras & Objektive" Lindemanns Verlag

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Voigtländer-Kameras – Bilder, Videos und Audiodateien


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