Urdolmen
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Der Typ des Urdolmen wurde von Ernst Sprockhoff definiert und Ewald Schuldt übernahm diesen Begriff bei der Publikation seiner Ausgrabung von 106 Megalithanlagen in Mecklenburg-Vorpommern. Er steht am Anfang der Entwicklung der Megalithanlagen der Trichterbecherkultur (TBK) und kommt um 3.500 v. Chr. beinahe im gesamten Verbreitungsraum der steinernen Kultbauten des Nordkreises vor, allerdings nicht in den Niederlanden und in Niedersachsen nicht westlich der Weser und nur ein Mal in Schweden (Lejeby Laholm).
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[Bearbeiten] Entwicklungen
Die kleinsten Urdolmen liegen auf der dänischen Insel Seeland, wo die Längen-Breitenverhältnisse der südlichen Inselhälfte (von nur 1,7 x 0,6 m) im Nordteil noch unterboten werden. Diese Kleinheit veranlasst einige Forscher, dem Urdolmen den Status einer Megalithanlage zu verweigern. Ob die ebenfalls kleinen Monolithgräber die Voraussetzungen erfüllen ist noch offen.
Man kann am Urdolmen jedoch die Entwicklung, die für die frühen Baumeister ein Lernvorgang war, Schritt für Schritt nachvollziehen und erkennen, wie sie der gestellten Anforderung mit immer ausgereifteren (und größeren) Lösungen begegneten. Dies gilt auch beim Ausbau des Urdolmens zum Erweiterten Dolmen (bzw. Rechteckdolmen), zu seiner runden Variante, dem Polygonaldolmen und zum Großdolmen.
Der Prototyp des Urdolmens ist die allseits geschlossene und in den Boden eingetiefte, so genannte Blockkiste. Sie hat keinen Zugang und ist, einmal verschlossen, durch die technisch weniger geschulten Nutzer schwerlich noch einmal zu öffnen und wiederzuverwenden. Auf der Insel Sylt in Schleswig-Holstein wurden bereits zwei Urdolmen in einem Hünenbett gefunden. Sie liegen meistens in Langhügeln (Hünenbetten) und zwar stets parallel zur Längsachse, als so genannte "Parallellieger". Nördlich der Eider ist der Urdolmen bei etwa 20% der Monumente von einem Rundhügel bedeckt.
Erste Fortschritte - im Sinne der Mehrfachnutzung - erfolgen durch die Schaffung eines Zugangs. Bei weiterhin eingetieften Exemplaren bot sich dafür zunächst (in Dänemark und Mecklenburg-Vorpommern belegt - z.B. Eversdorfer Forst) die Oberseite an. Durch eine Teilung der Decke in einen größeren und einen handhabbaren Stein wurde eine Einstiegsmöglichkeit von oben geschaffen. Diese Variante ist aber wenig verbreitet.
Dieser Pfad wurde im Verlauf der Entwicklung zugunsten unterschiedlicher axialer Lösungen aufgegeben. Der Urdolmen wurde weniger tief eingesenkt und eine kurze Seite oder die obere Hälfte einer der Schmalseiten wurde als Zugang genutzt. Diese Form findet sich bei den Hünenbetten von Grundoldendorf. Die Last des immer noch einzigen Decksteins wurde auf drei Steine verteilt.
Dieser Vorgang stellt die Entdeckung der Stabilität einer Dreipunktauflage dar.
Diese immer noch parallel liegenden offenen Urdolmen sind mit 2,2 m — 2,6 m Länge und 1,0 m bis 1,8 m Breite größer als die geschlossenen. Für Schleswig-Holstein stellt die kleine Kammer von Dobersdorf, Kreis Plön, (1,8 m Länge x 0,5 m Breite) in dieser Hinsicht eine Ausnahme dar. Von den 20 Urdolmen Schleswig-Holsteins können 12 der allseits geschlossenen, 5 der an der Schmalseite geöffneten Variante zugerechnet und 3 (zerstörte) Urdolmen nicht näher bestimmt werden. Von den einst etwa 88 Urdolmen in Mecklenburg-Vorpommern gibt es noch 51.
In der Folge wurden (immer noch eingetieft in Gruben) bereits erste Rechteckdolmen (Steinkammer von Grammdorf in der Gde. Wangels) und Ganggräber (Steinkammer von Deinste) errichtet. Im nächsten Schritt verstand man es die Fundamentierung, der bei Urdolmen stets auf ihrer längsten Seite liegenden vier Tragsteine so vorzunehmen, dass die Anlagen oberflächennah aufgeführt werden konnte. Die hohe Platzierung ermöglichte den Vorbau eines Ganges, der ebenerdig in die Kammer mündete (im Bild unten rechts). Nun wurde jedoch ein Schwellenstein erforderlich, der Kammer und Gang (mehr symbolisch] trennt.
Dieser Aufwand wird betrieben, um die Verschlussplatte, des nun für Mehrfachbestattungen nutzbaren Urdolmens, auf eine für die Siedlungsgemeinschaft händelbare Größe zu reduzieren. Der Urdolmen mit Gang leitet zu den erweiterten Dolmen über, die länger sind, in der Regel mehr als eine Deckenplatte haben und - bis auf den Übergangstyp von Neu Gaarz, Kr. Bad Doberan – Tragsteine haben, die auf einer ihrer beiden kleinsten Flächen stehen, also einen größere Höhenausbau der Kammer erlauben.
Urdolmen lagen einst in Hünenbetten oder unter Rundhügeln, die allerdings zum größten Teil abgetragen sind. Der Urdolmen von Lindeskov auf Fünen liegt im mit 168 m zweitlängsten Hünenbett Dänemarks (nach der Kardybdysse - mit 185 m). Zum Vergleich das längste deutsche Hünenbett misst 160 m. In Polen ist die Einfassung eines kammerlosen Hünenbettes 130 m lang.[1]
[Bearbeiten] Siehe auch
Nordische Megalitharchitektur, Dolmen, Dolmenzugang, Rechteckdolmen, Großdolmen und Polygonaldolmen
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Staatliches Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Oldenburg J. A. Artymowski: Zur Ur- und Frühgeschichte Polens In: Altertümer aus Polen S. 11
[Bearbeiten] Literatur
- Mamoun Fansa: Großsteingräber zwischen Weser und Ems. Isensee, 3. Auflage 2000. ISBN 3895987417
- Michael Schmidt: Die alten Steine. Hinstorff, 1998. ISBN 3-356-00796-3
- Walkowitz J.E.: Das Megalithsyndrom. Band 36 in Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas, 2003. ISBN 3-930036-70-3