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Trickster – Wikipedia

Trickster

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Wort Trickster (engl. „Gauner“, „Schelm“, „jemand, der mit Tricks arbeitet“, auch „Halunke“, „Bauernfänger“) bezeichnet eine göttliche oder mit übernatürlichen Eigenschaften ausgestattete, und meist männliche Mythengestalt, die sich vor allem durch ihren Listenreichtum, aber auch durch ihre Tölpelhaftigkeit auszeichnet. Ins Deutsche wird der Begriff oft sinngemäß mit „Göttlicher Schelm“ übertragen. Er wurde 1868 von dem Mythensammler Daniel Garrison Brinton in seinem Buch Myths of a New World eingeführt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ambivalenz

Der Trickster ist eine ambivalente Figur. Er verkörpert das Prinzip der Vereinigung von Gegensätzen. Er ist weder gut noch böse, er ist listenreich und zugleich ein Tölpel. In jeder Facette seines Wirkens wird er zu einem Repräsentanten der Vieldeutigkeit des Lebens. Nach William J. Hynes (1993) können sechs grundlegende Charakteristiken festgestellt werden, die bei vielen Tricksterfiguren vorkommen (wobei nicht alle Eigenschaften bei einer Ausprägung vorhanden sein müssen):

  • Ambiguität (Zweiseitigkeit), Anomalie (Abweichung von der Norm) und Polyvalenz (Vieldeutigkeit)
  • Betrüger und Falschspieler
  • Veränderbar in der Gestalt
  • Umkehrer einer Situation (v.a. Umkehr von Sakralem in Profanes)
  • Bote und Imitator von Gottheiten
  • "Bricoleur" (Terminus von Lévi-Strauss).

[Bearbeiten] Der Trickster als Gestaltenwandler

Meist besitzt der Trickster Tiergestalt (Hase, Spinne, Kojote, Krähe). Er ist aber ein Meister der Metamorphose (Verwandlung) und kann sich so auch in alle anderen erdenklichen Lebensformen verwandeln und in alter und junger Gestalt auftreten. Tokwaj, der Trickster der Mataco verwandelt sich sogar in einen Diarrhö-Erreger, um den Verlobten seiner Angebeteten durch ihre Krankheit zu vertreiben. Da der Trickster auch sein Geschlecht umwandeln kann, ist ihm – oder in Einzelfällen ihr – keine sexuelle Erfahrung fremd. Als Frau erlebt der in seiner Urgestalt männliche Trickster sogar Menstruation (Ture), Schwangerschaft und Geburt.

Oft muss man über die Dreistigkeit und ungewöhnlichen Ideen des Tricksters, aber auch über seine Ungeschicklichkeit lachen und über das Pech, das er in Situationen hat, in denen er sich als der Stärkere und Klügere wähnte. Zum Beispiel wird ihm der Streich eines Kolibris, der behauptet ihm das Fliegen beibringen zu können, zum tödlichen Verhängnis. So ist er oft selber der Betrogene oder wird zum Opfer seiner eigenen Ideen und Streiche.

Spannungszustände kann der Trickster kaum ertragen. Er ist in jeder Beziehung gierig: nach Nahrung, nach Leben, nach Wissen und – er besitzt eine enorme Libido. An all das gerät er meist durch Gewalt und Betrug. So sind die Mythen des Tricksters nicht nur erheiternd, sondern können auch sehr brutal sein, wenn er zum Beispiel mordet, vergewaltigt, Kinder als Mahlzeit betrachtet oder rücksichtslos experimentiert.

[Bearbeiten] Kreativität und Neuerung

Der Trickster ist aber auch als Kulturheros ein Stifter von Kultur und ein Medium kultureller Veränderung. Er sieht die Dinge aus einer anderen Perspektive und hat daher die Möglichkeit sie kreativ umzudeuten. Er ist ein Bricoleur, eine Person, der kreatives Problemlösen gelingt, indem die Definition und die Funktion des gerade zur Hand Liegenden überschritten wird und die zur Verfügung stehenden Mittel erfinderisch umgedeutet und dann genutzt werden. Das passt auch zu seiner Eigenschaft als einem professionellen Tabubrecher, der sich über alle Regeln der Gemeinschaft hinwegsetzt, dennoch aber Teil dieser Gemeinschaft bleibt. Der Preis für diesen Tabubruch ist aber meistens Isolation. Andererseits genießt der Trickster oft eine gewisse Immunität und kann sich der Höchststrafe entziehen. Auf seine Sexualität bezogen, bedeutet Tabubruch Inzest, Homosexualität (in vielen Kulturen eine geächtete Normverletzung) und Geschlechtswechsel (Transgender, ebenfalls in vielen Kulturen eine geächtete Normverletzung). Ein gutes Beispiel für diese Erneuerung ist im Winnebago-Zyklus zu finden: Wakdjunkaga will ein Eichhörnchen in einem hohlen Baumstamm mit seinem überlangen, losen Penis (den er sonst in seinem Rucksack trägt) erschlagen. Immer mehr lässt er den Penis in das Loch hinab, es gelingt ihm aber nicht, das Eichhörnchen zu töten, sodass er seinen Penis wieder hinauszieht. Dieser wurde vom Eichhörnchen in Stücke zernagt. Das ist der Grund, wieso der Penis heute eine normale Größe hat. Aus den Stücken des Penis machte der Trickster in seiner Schöpfungskraft verschiedene Gemüsesorten, die es vorher nicht gab (Radin/Kerényi/Jung 1954).

[Bearbeiten] Im Christentum

Auffällig ist, dass gerade in christlichen Ländern die Einordnung des Tricksters zu einem Problem gerät. Hier ist er mit der Zeit auf seine rein negativen Eigenschaften beschränkt und zum Teufel gemacht worden. Laut Stein hat sich in vielen – vor allem osteuropäischen – Märchen, die Gestalt des Tricksters wahrscheinlich in der Gestalt des „geprellten Teufels“ erhalten. Seine schöpferischen Taten sind aus der Sicht der Menschen nur noch durchweg negativ.

[Bearbeiten] Beispiele

  • Abbu-Nawwas (Kulturheros-Züge fehlen) (Nordafrika, außerdem in Südarabien, Eritrea, Äthiopien, Somalia)
  • Anansi (bei den Akan-Ashanti; spinnengestaltig) (Westafrika, Karibik)
  • Bamapama (bei den Murngin, Australien)
  • Chinesische Schelmengestalt beschrieben von dem Beamten Hsü Wen-Ch’ang (Kulturheros-Züge fehlen / sexuelle, skatologische Züge)
  • Coniraya Huirakocha (bei den Inka)
  • Enki (sumerische Religion)
  • Eshu, auch Exu, Esu (bei den Yoruba; spielt auch im afroamerikanischen Bereich eine große Rolle)
  • Fuchs (bei den Toba, Südamerika)
  • Goha (Ägypten, Teile Arabiens und Syriens bis in den Irak) (Kulturheros-Züge fehlen)
  • Guahayona (bei den Taino-Indianern) (führt die Menschen in neue Lebensgebiete und besiegt Feinde der Taino)
  • Hase und Schildkröte (Typus „clever hero“, agieren kaum als Kulturheroen setzen Geschicklichkeit und List eher zu ihrem eigenen Nutzen ein) (Afrika, südlich der Sahara)
  • Hermes (Götterbote, Gott der Diebe, Reisenden und Kaufleute) (griechische Mythologie)
  • Iktomi (Lakota, USA)
  • Kantjil, „the Mouse-deer” (malayo-indonesischer Bereich)
  • Kokopelli, bei den Pueblo-Indianern
  • Kutka (Sibirien, für die Itelmenen auch der Weltschöpfer)
  • Lay (bei den Iraku, Ostafrika)
  • Legba, bei den Ewe (Togo) und Fon (Benin)
  • Loki (germanische Mythologie, Europa)
  • Manannan, der Meeresgott und erste Clown, bei den Iren
  • Mantis (weibliche Trickster-Gestalt!) hat die Gestalt einer Heuschrecke/Gottesanbeterin, bei den Khoisan (Südafrika)
  • Maui-of-the-thousand-Tricks (Hawaii)
  • Olofat (Mikronesien)
  • anabozho (bei den algonkin-sprachigen Völkern) (östl. Nordamerika)
  • Pan (arkadischer Hirtengott)
  • Prometheus (Titanengeschlecht) (Aspekt des Kulturbringers steht im Vordergrund. Bringt den Menschen das Feuer, die Schrift, die Heilkunst, die Baukunst, die Metallurgie, die Schifffahrt und die Reitkunst; überlistet die Götter)
  • Quikinnaqu (der Große Rabe) (sibirische Koriaken)
  • Saci Exu (afroamerikanischer Bereich)
  • Sug (überwiegend als Trickster, Kulturheros-Züge fehlen) (nördliches Thailand)
  • Syrdon (ist Loki sehr ähnlich, Ossetien/Zentralkaukasus)
  • Taugi (Kalapalo-Indianer, Brasilien)
  • Tawk’wax bei den Mataco (Südamerika)
  • Tezcatlipoca (mesoamerikanische Hochkulturen)
  • Tompa (es dominieren sexuelle und skatologische Motive, Tibet)
  • Ture (spinnengestaltig, Azande)
  • Staalo (Lappland)
  • Wakdjunkaga (bei den Winnebago)

[Bearbeiten] Literatur

  • Ballinger, Franchot (2004): Living Sideways: Tricksters in American Indian Oral Traditions. University of Oklahoma Press.
  • Babcock-Abrahams, Barbara: A Tolerated Margin of Mess: The Trickster and his Tales Reconsidered. In Journal of the Folklore Institute 11. S. 147-186
  • D.G. Brinton: Library of Aboriginal American Literature. 8 Bände (1882-90)
  • D.G. Brinton: American Hero-Myths. (1882)
  • Hyde, Lewis (1998): Trickster makes this worrld: Mischief, myth, and art. New York: Farrar Straus Giroux.
  • W.J. Hynes und W.G Doty (Hg.): Mythical Trickster Figures. (Tuscaloosa und London 1993)
  • Hundt, Stefanie: The trickster in contemporary native American literature. Marburg 2000
  • Kloppenburg, Michelle R: Contemporary trickster tales. Essen 1999
  • Kuper, Michael (Hg.): Wie der Widerspruch in die Welt kam, von der Spinne und anderen Trickstern in Afrika. Reihe Documenta Etnographica Bd.7, Berlin 1998
  • Pelton, Robert D. (1980): The Trickster in West Africa. A Study of Mythic Irony and sacred Delight. Berkeley: University of California Press.
  • Paul Radin / Karl Kerényi / C. G. Jung: Der göttliche Schelm, ein indianischer Mythen-Zyklus. Hildesheim 1979 (enthalten sind außerdem: Der Schelmenzyklus / aufgezeichnet von Sam Blowsnake. - Die Winnebago und ihr Schelmenzyklus / von Paul Radin. - Mythologische Epilegomena / von Karl Kerényi. - Zur Psychologie der Schelmenfigur / von C. G. Jung.) ISBN 3-8067-0801-0. Signatur Deutsche Bibliothek: D 79/6348
  • Stein, Wolfgang: Der Kulturheros-Trickster der Winnebago und seine Stellung zu vergleichbaren Gestalten in den oralen Traditionen nordamerikanischer Indianer: eine Kritik an der Kulturheros-Trickster-Konzeption Paul Radins. Bonn 1993, zugl. Diss. Univ. München 1990.
  • Weber, Ingeborg und Wolfgang: Auf den Spuren des göttlichen Schelm. Stuttgart, Bad Cannstatt 1983

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks


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