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Theodora I. – Wikipedia

Theodora I.

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Theodora; Mosaik aus Ravenna
Theodora; Mosaik aus Ravenna

Theodora (* um 500; † 28. Juni 548 in Konstantinopel) war die Ehefrau des oströmischen Kaisers Justinian I.

[Bearbeiten] Leben

Theodoras frühe Jahre liegen im Dunkeln, da als Quelle fast nur Prokop zur Verfügung steht, der die Kaiserin aber ausgesprochen negativ schildert und zudem wenig Substantielles zu berichten hat. In der späteren orientalischen Überlieferung wird Theodora hingegen zur Heiligen verklärt, was die Angaben dieser Quellen für die Frühzeit fast völlig entwertet. In seinen Anekdota (der „Geheimgeschichte“), einem sonderbaren Werk, das den Genreregeln der antiken Schmähschrift zu folgen scheint, berichtet Prokop jedenfalls, dass Theodoras Vater Akakios Bärenwärter bei den Grünen (einer der beiden großen Zirkusparteien) gewesen sei und sie noch zwei Schwestern gehabt habe. Nach dem Tod des Vaters verdingte sich Theodora, deren Schönheit gelobt wurde, offenbar als Schauspielerin – was nach spätantiker Auffassung weitgehend mit einer Prostituierten gleichzusetzen war. Auch wenn Prokop in seiner bösartigen, teilweise pornographische Züge tragenden Darstellung gewiss übertreibt, so darf man doch annehmen, dass Theodoras Vorleben tatsächlich nicht ganz „makellos“ war und sie daher Angriffspunkte bot. Nach Aufenthalten im Orient und in Nordafrika kam sie um 520 in Konstantinopel in Kontakt mit Petrus Sabbatius, dem Neffen Kaiser Justins I, der später als Justinian seinem Onkel nachfolgen sollte.

524/25 heiratete sie Justinian, wozu eine Gesetzesänderung nötig war (vgl. Codex Iustinianus 5,4,23), da Senatoren keine Schauspielerinnen heiraten durften, zumal Euphemia, die Ehefrau Kaiser Justins, strikt gegen die Verbindung gewesen sein soll – die Heirat wurde auch erst nach Euphemias Tod vollzogen.

Als Justinian im Sommer 527 Alleinherrscher wurde, ließ er Theodora den Titel einer Augusta verleihen, den auch einige andere spätantike Kaisergattinnen getragen hatten. Zudem wurde ihr im Rahmen des Hofzeremoniells derselbe Rang zugesprochen wie dem Kaiser selbst. Theodora hatte mithin wohl einen nicht zu ignorierenden Einfluss auf Justinian, der sie gelegentlich als seine gottgegebene Partnerin bezeichnete, doch ging dies alles wohl – anders als die ältere Forschung annahm – nicht über das hinaus, was bereits früher üblich gewesen war.

Spätere Geschichtsschreiber beschrieben Theodora als Justinians Mitregentin. Diese Behauptung geht nicht zuletzt auf eine angebliche Äußerung zurück, die Theodora während des Nika-Aufstands 532 getätigt haben soll, als sich die Zirkusparteien gegen Justinian verbündeten und gemeinsam mit einigen Senatoren Flavius Hypatius zum Gegenkaiser ausriefen: Justinian soll bereits dazu entschlossen gewesen sein, die Stadt zu verlassen, als Theodora angeblich in einer flammenden Rede seinen Widerstandswillen entfachte: „Das Kaisertum (basileia) ist das schönste Leichentuch“ (Prokop, Bella, I 24, 37). Allerdings ist diese effektvolle Rede vermutlich nur ein Stilmittel Prokops, der in dieser Beziehung nicht weniger Freiheiten genoss als alle anderen antiken Historiker auch, und damit wohl nicht historisch. Theodora war nach dem Aufstand jedoch weiterhin eine der engsten Beraterinnen ihres Mannes und verstand es, ihr Privatvermögen sehr zu vermehren.

Theodora setzte sich zeitlebens für den „Monophysitismus“ ein. Vermutlich war sie während ihres langen Aufenthalts im Orient mit ihm in Berührung gekommen; vielleicht war ihre Protektion der Monophysiten aber auch Resultat einer Art Arbeitsteilung mit Justinian, der sich zwar einerseits als rechtgläubiger Kaiser inszenieren, aber andererseits einen unnötigen Konflikt vermeiden wollte. Es ist jedenfalls bezeugt, dass Theodora mehrmals zu Gunsten der Monophysiten intervenierte und die Glaubensrichtung aktiv förderte; dadurch bedingt erscheint sie in den entsprechenden (zumeist syrischen) Quellen eben auch in einem deutlich positiveren Licht als bei Prokop. Inwiefern sie jedoch gezielt Einfluss auf ihren Mann nehmen konnte, ist umstritten. Zumindest in der Außenpolitik dürfte ihr Anteil jedenfalls gering gewesen sein, auch wenn sie gelegentlich Delegierte empfing. Gewiss versuchte sie jedoch, das Bild einer vorbildlichen Kaiserin abzugeben. Theodora versuchte immer wieder, sich in die Regierungsgeschäfte einzuschalten; besonders in Personalfragen war sie dabei mitunter recht erfolgreich. So konnte sie schließlich die Entmachtung Johannes des Kappadokers herbeiführen. Auch war sie wohl für die Zurechtweisung Belisars verantwortlich, mit dessen Frau Antonina sie befreundet war, dessen Einfluss sie aber fürchtete. Im Gegenzug förderte sie Belisars Konkurrenten Narses.

Es war möglicherweise Theodoras Initiative zu verdanken, dass Justinian Gesetze gegen die Prostitution und den Mädchenhandel erließ. Außerdem war sie demonstrativ karitativ tätig. Eine größere Einflussnahme auf ihren Mann und seine Politik wird man aber wohl nicht annehmen können (siehe oben). Bis heute wird das Bild der Augusta wesentlich von der feindseligen Schilderung in Prokops Anekdota geprägt – wohl zu Unrecht. Theodora, die zweifellos eine der großen Frauengestalten der Antike gewesen ist, verstarb am 28. Juni 548 in Konstantinopel – vermutlich an einem Krebsleiden – und wurde in der Apostelkirche beigesetzt.

[Bearbeiten] Literatur

  • Hans-Georg Beck: Kaiserin Theodora und Prokop: der Historiker und sein Opfer. München 1986, ISBN 3-492-05221-5. (Zur Bewertung der Quellen recht nützlich, aber nicht mehr auf dem aktuellen Forschungsstand.)
  • Robert Browning: Justinian und Theodora. Glanz und Größe des byzantinischen Kaiserpaares. Bergisch Gladbach 1981.
  • Paolo Cesaretti: Theodora. Herrscherin von Byzanz. Düsseldorf 2004. (Populärwissenschaftliches Werk, das sich an ein breites Publikum richtet, aber nicht den Forschungsstand widerspiegelt.)
  • James A. S. Evans: The empress Theodora. Partner of Justinian. Austin 2002. (Leicht romantisierend, dennoch eine nützliche und solide Einführung, die dem populärwissenschaftlichen Werk von P. Cesaretti auf jeden Fall vorzuziehen ist.)
  • Hartmut Leppin: Theodora und Iustinian. In: Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum (Hrsg.): Die Kaiserinnen Roms. Von Livia bis Theodora. München 2002, S. 437–481. (Sehr guter und knapper Überblick, der deutlich macht, dass Theodoras Rolle nicht über die anderer spätantiker Kaiserinnen hinausging.)

[Bearbeiten] Weblinks


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