Terroir
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Terroir (franz.: terroir m. = Gegend), ein aus Frankreich stammender Begriff aus dem Agrarbereich, beschreibt die naturgegebenen Faktoren eines bestimmten Stückes Land, die den Charakter der dort angebauten Agrarerzeugnisse beeinflussen, also das Zusammenspiel von (Mikro-)Klima, Geologie, Topographie und Bodenbeschaffenheit. Der Begriff beurteilt somit den Charakter und Wert des entsprechenden Gebiets und seiner Erzeugnisse.
Als solcher wird er in der französischsprachigen Welt für regionaltypische kulinarische Erzeugnisse verwendet. War er dabei bis in die 1920er Jahre Erzeugnissen wie Käse, Fleisch und Fleischwaren, Kräutern oder Ölen vorbehalten, begann man in Frankreich im Rahmen der Klassifizierung von Lagen und Weingütern, den Begriff auch im Weinbau zu verwenden. Er erfasst hierbei alle natürlichen Voraussetzungen, die die Biologie des Rebstocks und demzufolge die Zusammensetzung der Traube selbst beeinflussen. Im Sinn der Definition nach Pierre Laville bestimmen das Terroir folgende Faktoren:
- Klima (Temperatur und Niederschlag)
- Sonnenenergie und -einstrahlung
- Bodenrelief (Topographie)
- Geologie (physikalische und chemische Zusammensetzung des Bodens)
- Hydrologie (Bodenfeuchtigkeit)
Terroir ist somit das Zusammenspiel von Klima und Boden unter dem Einfluss einer Vielzahl von Faktoren, wie Nacht- und Tagestemperaturen, Niederschlagsverteilung, Sonnenscheinstunden, Hangneigungen, Bodenbeschaffenheit usw.
Der französische Winzer Bruno Prats, Besitzer des Château Cos d'Estournel im Médoc, beschreibt den Begriff folgendermaßen: „Der ganz und gar französische Begriff Terroir erfasst alle natürlichen Voraussetzungen, die die Biologie des Weinstocks und demzufolge die Zusammensetzung der Traube selbst beeinflussen. Terroir ist das Zusammentreffen von Klima, Boden und Landschaft, das Zusammenwirken einer unendlichen Anzahl von Faktoren: Nacht- und Tages-Temperaturen, Niederschlags-Verteilung, Sonnenschein-Stunden, Hangneigung und Boden-Durchlässigkeit, nur um einige wenige zu nennen. Alle diese Faktoren reagieren miteinander und bilden in jedem einzelnen Teil eines Weinbaugebietes das, was der französische Winzer Terroir nennt.“[1]
In Deutschland – wo es keine deutsche Entsprechung des Wortes gibt – wurde der Begriff erst wesentlich später eingeführt und bald zu einem reichlich strapazierten und oft falsch verwendeten Modewort.
[Bearbeiten] Literatur
- Commision I: Viticulture. Resolution VITI 2/93, Bull. OIV. 751–752, 734 de l’OIV (Office International de la Vigne et du Vin): Criteria for differentiating and delimiting vitivinicultural zones and regions and examination of the role played by natural and human factors (engl.).
- Pierre Laville: Unités de terroir naturel et terroir. Une distinction nécessaire pour redonner plus de cohérence au système d’appellation d’origine. Bull. O.I.V. 745–746, 227–251 de l’OIV (franz.).
[Bearbeiten] Weblinks
- Reinhard Löwenstein: Die Zukunft liegt im Terroir, FAZ 17.12.2005 (PDF-Datei)
- Was ist Terroir? – Kolumne über den Modebegriff
- Beschreibung der Faktoren, die eine bestimmte Lage zu einem eindeutig abgegrenzten „Terroir“ machen und die Philosophie, die hinter diesem Begriff steckt
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ ErnestoPauil.ch: Goût de terroir – Geschmack des Bodens?